- Schwinden
Schwinden, 1) vergehen; 2) an körperlichem Umfange od. auch an Kraft abnehmen; bes. vom Holze, wenn es durch Zusammentrocknen in einen kleineren Raum zusammenzieht, s.u. Holz 1); kann das Holz nicht in allen seinen Theilen gleichmäßig schwinden u. quellen, so wirst od. verzieht es sich od. es bekommt auch Risse; vom Thon od. Lehm, wenn er mit Wasser angeknetet beim Trocknen in der Hitze sich zusammenzieht; das S. ist um so größer, je nässer der Thon war u. in je größerer Hitze er getrocknet wurde; wird das Wasser zu schnell od. ungleichmäßig ausgetrieben, so reißt der Thon od. er verzieht sich; Gegenstände von geringer u. ungleicher Dicke verziehen sich am leichtesten, sehr dicke reißen leicht; beim Trocknen an der Luft beträgt das S. bei Ziegeln 11–13 Proc. ihrer Länge, beim Brennen der lufttrockenen Waare schwindet diese in der Länge 10–15 Proc bei ordinärer Fayence, 8–10 Proc. bei Steinzeug, 7–17 Proc. bei Porzellan (s.d.), vgl. Schwindung; von Gußstücken aus Metall, welche in Folge des Zusammenziehens beim Erkalten stets etwas kleiner ausfallen, als der hohle Raum der Form war; soll das Gußstück eine genau bestimmte Größe haben, so muß die Form um so viel größer gemacht werden, als das S. beträgt. Das Schwindmaß.[691] d.h. die Größe der Schwinden, ist bei verschiedenen Metallen verschieden, in der Länge beträgt es im Durchschnitt z.B. bei Gußeisen, 1/97, Messing, 1/64, Glockenmetall 1/63, Statuenbronze 1/77, Kanonenmetall 1/130, Zink 1/80, Blei 1/92, Zinn 1/147. Nach dem Schwindmaß fertigt man sich einen Schwindmaßstab, auf welchem z.B. für Gußeisen eine Elle = 244 Zoll gewöhnliches Maß betragen muß. 3) Abnehmen der Muskeln irgend eines Theils, ohne daß das Thier mager wird. Die Muskeln, welche davon ergriffen werden, trocknen gleichsam nach u. nach aus, werden zu ihren natürlichen Verrichtungen ungeschickt u. die Folge davon ist Hinken u. Steifigkeit. Am häufigsten trifft man das S. am Schulterblatte, an der Hüfte u. an den Lenden; bei Pferden bemerkt man indessen zuweilen auch ein S. unten am Fuß, wobei nicht allein die Muskeln einschrumpfen, sondern selbst der Huf sich zusammenzieht u. trocken wird. Die nächste Ursache einer solchen Abmagerung liegt in einer Stockung der für den Theil bestimmten Säfte u. in einem verminderten Einfluß der Nerventhätigkeit auf denselben. Als veranlassende Ursachen sind äußere Verletzungen, zu starke Anstrengungen, Verstauchungen, Verschiebung eines Muskels, Knochen- u. Gelenkleiden mannigfacher Art zu nennen. Zuweilen ist das Übel unheilbar. Nächst Berücksichtigung der bedingenden Ursachen, bedient man sich bes. stark reizender Mittel zur Belebung der Nerventhätigkeit, so des Glüheisens, scharfer Salben etc.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.