- Sephiroth
Sephiroth (hebr., d.i. Zahlen), ein mystischer Begriff in der Kabbala: a) im Buch Jezira die Zehnzahl als Signatur des Weltalls, nämlich: 1 = der göttliche Geist als Princip des Schaffenden, worin noch alles Sein u. Werden verschlossen ist; 2 = Geist aus Geist od. das schaffende Princip, insofern die Urformen od. Ideen alles zu Schaffenden in ihm vorhanden gedacht wird; 3 = Wasser; 4 = Feuer; 5–10 = Höhe, Tiefe, Ost, West, Nord u. Süd. Aus diesem Grunde der Dinge, als in Gott seienden, gehen dann die wirklichen Dinge hervor, welche in 22 Buchstaben aufgeführt werden; b) im Buche Sohar sind die 10 S. die Attribute der aus der Absolutheit herausgetretenen u. sich offenbarenden Gottheit, welche die Mittelglieder zwischen dem Unendlichen u. Endlichen od. der realen Schöpfung bilden; sie sind gewissermaßen Gefäße des Unendlichen, das Unendliche ihr Inhalt; das Werden der S. geschieht durch Emanation. Zur Veranschaulichung des gegenseitigen Verhältnisses der S. dient z.B. der Mensch, daher heißen die 10 S. in ihrer Gesammtheit auch Adam Kadmon (der Urmensch), gleichsam die ideale Gestalt der Gottheit, worin sich dieselbe offenbart. Sie zerfallen in drei Trinitäten: aa) Krone (als Inbegriff des Unendlichen), Weisheit u. Verstand, am Menschen dem Haupt u. den Schultern u. den hebräischen Gottesnamen Ehjeh, Jah u. Jehevi entsprechend; bb) die obere od. ethische Trinität mit einem thätigen (männlichen), einem passiven (weiblichen) u. einem vermittelnden Princip, am Menschen den Armen u. dem Herzen, an Gott der Gnade, dem Recht u. der Schönheit entsprechend, dafür die Gottesnamen El, Elohim u. Jehovah (Schadai); cc) die untere od. physische Trinität, am Menschen die Hüften u. das Zeugungsglied, in der Gottheit[855] Sieg (Glanz), Herrlichkeit u. Grund darstellend, mit den Gottesnamen Jehovah Zebaoth, Elohe Zebaoth u. El Chaj; dazu kommt dd) die 10. Sephire: das Reich od. Königthum als Gesammtbegriff der übrigen od. der Begriff der Verwirklichung alles in Gott ideal Verschlossenen u. aus ihm Emanirenden, mit dem Gottesnamen Adonai.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.