- Serös
Serös (v. lat.), wässerig, blutwässerig. Seröse Arterien (Serosae arteriae), die feinsten Endigungen der Arterien, welche nur noch Blutwasser aufnehmen. Seröses System (Serosum systema), führt nur uneigentlich den Namen eines Systems, indem es nur isolirt vorkommende, häutige, andern Organen zur Befestigung u. zum Schutz dienende Gebilde sind, welche diesen Namen erhielten. Den bestimmteren Namen Seröse Häute (Serosae membranae) bekamen diese Gebilde um deswillen, weil sie fast ganz aus einem Netze, Blutwasser aushauchender u. einsaugender Gefäße bestehen. Überhaupt verhalten sie sich organisch ganz wie das Zellgewebe u. sind eigentlich nur als ein verdichtetes, festere u. große Blätter bildendes Zellgewebe zu betrachten; sie sind daher auch nervenlos u. erlangen nur in krankhaftem Zustande, wo mit blutführenden Gefäßen wahrscheinlich auch Nervensubstanz in sie gelangt, Empfindlichkeit. Sie bilden überhaupt, mit Ausnahme der auch zu ihm gehörigen Falopischen Röhren (s.u. Gebärmutter), völlig geschlossene Säcke. Eine eigne Unterscheidung bilden die Synovialhäute (s.d.), obgleich nach allgemeinem Begriff auch diese zu ihm gehören. Ihr eigner Charakter ist der, daß sie das Ansehn eines umgestürzten Sacks haben, zwischen dessen Außen- u. Innentheile ein freier Raum bleibt, welcher im natürlichen Zustande Feuchtigkeit enthält, die sich in Krankheitszuständen zuweilen widernatürlich vermehrt. In dem Innentheile ist immer ein Organ aufgenommen, dem es zur eignen äußeren Haut dient. Auf diese Weise ist der Herzbeutel, das Brust- u. Bauchfell, auch die Scheidenhaut der Hoden (s.d.) gebildet. Außerdem bilden sich aber theilweise zwischen beiden Theilen eigne Verdoppelungen, welche zu besonderen Zwecken dienen, wie bei der Bildung des Gekröses u. der Netze. Immer ist die innere Fläche dieser so sich bildenden Säcke glatt, die äußere hingegen, welche durch Zellgewebe an benachbarte Theile, od. an umschlossene Organe angeheftet ist, meist rauh. Hier tritt sie zum Theil mit fibrösen Häuten (s.d.u. Fibern 1) in Verbindung u. wird zur fibrös-serösen Haut. Immer sind auch die eigentlich serösen Häute verhältnißmäßig dünn, durchscheinend, weißlich, aber weniger glänzend, als die fibrösen Organe, mit denen sie in Verbindung stehen. Sie sind dabei in hohem Grade ausdehnbar, gegenseitig aber auch der Zusammenziehung fähig, in krankhaftem Zustande nehmen sie an Masse zu u. metamorphosiren sich dann auf mancherlei Art.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.