- Shrapnels
Shrapnels (spr. Schräpnels, eigentlich Shrapnel shells, Spherical case shots), von dem 1824 in Southhampton verstorbenen englischen Artillerieoberst Shrapnel 1795 bei der Belagerung von Dünkirchen erfundene Hohlkugeln, welche im Innern neben einer Pulverladung eine größere Anzahl Bleikugeln enthalten. Dieses Anfangs wenig zuverlässige Geschoß ist durch zahlreiche Verbesserungen in neuester Zeit ein höchst wirksames geworden. Die Wände der S. müssen möglichst schwach sein, damit sie viele Geschosse aufnehmen können u. von einer geringen Sprengladung zerrissen werden. Die Sprengladung wird entweder zwischen die Bleikugeln ungetrennt von ihnen eingeschüttet od. in einen besonderen Raum eingebracht, auch legt man die Bleikugeln in eine Sprengladung, welche mit einer flüssigen Mischung eingebracht, nach dem Walken erhärtet. Der Zünder muß so construirt sein, daß das Geschoß an einem bestimmten Punkte seiner Flugbahn zerspringt. Dieser Punkt muß jedesmal vor dem Ziele u. in einer solchen Höhe über dem Erdboden liegen, daß die, die ursprüngliche Bahn des Geschosses fortsetzenden Bleikugeln das Ziel in möglichst großer Zahl zu treffen vermögen. Die Höhe des genannten Punktes über dem Erdboden nennt man die Sprenghöhe, die horizontale Entfernung desselben von dem Ziele das Intervall; erstere muß bei den gewöhnlichen Schußentfernungen zwei bis drei Manneshöhen, letztere 75 bis 100 Schritt betragen, wenn man ein günstiges Ergebniß erwarten will. Um dies zu erreichen, bedarf man für die verschiedenen Entfernungen entweder verschiedener Zünder od. man muß dieselben vor dem Gebrauch tempiren, d.h. dieselben so herstellen, daß sie der erforderlichen Brennzeit entsprechen. Letzteres geschieht auf mehrfache Weise, z.B. durch Seitwärtsanbohren, Freilegen eines Theiles der oberen Satzschicht etc., s. Zündungen. Die gebräuchlichsten Shrapnelzünder sind der 1835 vom belgischen Hauptmann Bormann erfundene, ferner der Siemensche, der Splingardsche, Nelborigsche, Serraische, französische Zünder, welche den alten hölzernen Zünder verwerfen u. metallene mit mehr od. weniger complicirten Einrichtungen an ihre Stelle setzten. Den Verbesserungen der Handfeuerwaffen in neuester Zeit gegenüber hat die Artillerie in den S-s ein Geschoß erhalten, welches der bedeutend erweiterten Wirkungssphäre der ersteren eine vermehrte Wirksamkeit entgegenzusetzen gestattet, denn die S-s bilden einen ergiebigen Kartätschenschuß auf bedeutend größere Entfernungen als diese selbst, nämlich bis 1200 Schritt, während die Wirkung der gewöhnlichen Kartätschen auf 5 bis 600 eine wenig ertragsfähige ist u. wesentlich von der Gestaltung des Bodens zwischen Geschütz u. Ziel abhängt. Die S-s benutzt man aus allen Geschützen.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.