- Simeon
Simeon, Joseph Jerome, Baron von S., geb. 1749 in Aix, war beim Ausbruch der Revolution daselbst Advocat, flüchtete wegen Verfolgung 1794 nach Genua, kehrte aber bald zurück, trat 1795 als Deputirter der Rhonemündungen in den Rath der Fünfhundert u. zeigte sich gemäßigt, wurde aber deshalb der Mitwirkung zur Übergabe Toulons an die Engländer angeklagt, jedoch freigesprochen. Im Mai 1797 wurde er Präsident der Gesetzgebenden Versammlung, aber 1799 vom Directorium von seiner Stelle verjagt, floh er nach Oleron, wurde aber bald zurückgerufen u. 1800 im Tribunal angestellt. Er stimmte für das lebenslängliche Consulat u. für die Kaiserwürde Bonapartes, wurde deshalb zum Staatsrath u. Baron ernannt u. wurde nun einer der eifrigsten Lobredner u. Schmeichler des Kaisers. 1807, nach der Errichtung des Königreichs Westfalen, wurde er Mitglied der dortigen Regierungscommission u. dann vom König Jerome zum Justizminister u. Grafen ernannt, wo er mit strenger Ordnungsliebe die französische Gesetzgebung in Westfalen einführte. 1813 nahm er seine Entlassung u. hinterließ im ganzen Königreich den Ruf eines rechtschaffenen Mannes. Nach Napoleons Fall wurde er Präfect im Norddepartement. 1815 wurde er vom Rhonedepartement u. nach des Königs Wiederkehr vom Valdepartement zum Deputirten gewählt u. wirkte, zum Staatsrath ernannt, in der Deputirtenkammer sehr zum Besten der königlichen Regierung. Er wurde 1820 Unterstaatssecretär im Justizministerium u. im Febr. 1820 an Decazes' Stelle Minister des Innern; 1821 zog er sich mit den übrigen Ministern zurück, wurde 1828 Generaldirector der Schönen Künste im Ministerium des Innern, 1837 Erster Präsident des Rechnungshofs u. st. 1842. Er schrieb mehre Vaudevilles.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.