- Vaudeville
Vaudeville (fr. spr. Wohdwihl), eine Gattung des französischen Liedes, welches durch den Mund des Volkes geht, mehre Couplets (Strophen) hat, oft satirischen Inhalts ist u. sich meist auf ein komisches Tagesereignis eine lächerliche Sitte der Zeit, auf eine Thorheit bezieht, auch wohl speciell eine lebende Person angreift. Das V. muß eine gefällige, leichte Melodie haben u. der Hauptgedanke des Liedes am Ende jedes Couplets wiederholt werden. Der Name soll von dem normannischen Städtchen Vau de Vire (s. Vire) herkommen, wo im 15. Jahrh. der Walkmüller Olivier Basselin (s.d.) lebte u. solche lustige Lieder sang, welche Beifall u. Verbreitung fanden. Aus einer Sammlung solcher Lieder, mit einem kleinen, auf augenblickliche Unterhaltung u. Erheiterung berechneten Lustspiel od. Posse verbunden, bestellt das Vaudevillestück (Comédie-V., Folie-V., Drame-V.), dessen Erfinder le Sage war u. welches seit 1791 im Théâtre des Vaudevilles in Paris seinen Repräsentanten hat. In das zuletzt ganz auf Charaktere gerichtete V., welche nur noch als langweilige Convenienzen erschienen, führte Scribe ein neues Genre ein, indem er Zustände u. Verhältnisse des wirklichen Lebens auf die Bühne brachte u. das Sujet des V. aus den Dorf- u. Stadtschenken in die Salons u. bürgerlichen Wohnungen verlegte. Von seiner großen Productivität in V-s, wobei er Dufrene, Brazier, Carmouche, Melesville, Saintine, Moreau, Dumerson, Dupety, Théaulon, Mazères u.a. zu Gehülfen hatte, s.u. Scribe. In Deutschland gab Martin Opitz etwas ähnliches in seinen Volksliederspielen, auch Reichardt suchte das V. durch sein Liederspiel Liebe um Liebe aufzubringen, später haben Angely, K. Blum u. von Holtei in Die Wiener in Berlin, Sieben Mädchen in Uniform, Schiffscapitän, Der alte Feldherr u. dgl. eine Art von V. auf die Bühne gebracht, obgleich diese Stücke mehr leichte komische Opern als Vaudevillestücke sind. Vgl. Sédaine, La vaudeville (ein Lehrgedicht), Par. 1756; Heiberg über das V., Kopenh. 1826.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.