Moreau

Moreau

Moreau (spr. Moroh), 1) Jacques Nicolas, geb. 1717 in St. Florentin; war Rath bei dem Rechnungs- u. Finanzhof der Provence, gab diese Stelle auf, redigirte seit 1755 in Paris den Observateur hollandais, schr. mehre satyrische Schriften u. für das Ministerium, bes. für den Kanzler Maupeou, um Beschlüsse desselben zu vertheidigen; wurde Rath, Bibliothekar der Königin u. Historiograph von Frankreich; erhielt 1766 den Auftrag, alle Actenstücke, welche sich auf die Legislation Frankreichs bezögen, zu sammeln, u. st. 1803 in Chombourel bei St. Germain. Er schr. u.a.: Nouveau mémoire pour servir à l'hist. des Cacouacs, Amsterd. 1757; Principes de morale politique et de droit public, Par. 1777–89, 2 Bde. 2) Jean Victor, geb. 11. Aug. 1761 zu Morlaix in der Bretagne, Sohn eines Advocaten, wurde Soldat, jedoch von seinem Vater losgekauft u. studirte seit 1778 in Rennes die Rechte. Als 1787 Unruhen in Rennes über Veränderungen in der Magistratur ausbrachen, bedienten sich die Behörden seiner, um diese zu stillen. Zu Anfang der Revolution bildete er eine Artilleriecompagnie der Nationalgarde u. commandirte diese bis 1792 als Capitän, trat dann in ein freiwilliges Bataillon, welches zu Dumouriez stieß, wurde bald Bataillonschef, 1793 Brigadegeneral u. 1794 unter Pichegru Divisionsgeneral, führte das Corps, welches gegen Niederflandern operirte, u. nahm dort mehre Festungen. Wegen der Hinrichtung seines Vaters in Brest verabscheute er das Schreckenssystem noch mehr als bisher. Im Winterfeldzuge von 1794 befehligte er den rechten Flügel von Pichegru's Armee, unterwarf Holland u. erhielt das Commando der Nordarmee u. 1796 an Pichegru's Stelle den Oberbefehl über die Rhein- u. Moselarmee. Er drängte Wurmser nach Manheim, überschritt den Rhein bei Rastadt, drängte den Erzherzog Karl im August bei Rastadt, Heidenheim u. Etlingen zurück u. drang durch den Schwarzwald auf dem rechten Ufer der Donau bis in die Gegend von Regensburg vor, mußte sich jedoch dann vor dem Erzherzog zurückziehen, schlug auf diesem meisterhaften Rückzug die ihn erreichenden Österreicher am Lech, bei Biberach etc., ging durch das Höllenthal des Schwarzwaldes u. erreichte, obgleich bei Emmendingen u. Schlingen geschlagen, den Rhein Ende October, überschritt ihn bei Breisach, diese Feste u. Kehl besetzt haltend, u. beschäftigte durch deren Belagerung den Erzherzog Karl. 1797 hatte er den Rhein. schon wieder überschritten, Kehl genommen u. die Österreicher geschlagen, als der Präliminarfriede ihn aufhielt. Er hatte im vorigen Feldzug die Correspondenz Pichegru's mit dem Prinzen Condé in einem österreichischen Bagagewagen gefunden, solches aber aus Freundschaft für Ersteren dem Directorium nicht angezeigt. Dies wurde jetzt bekannt u. gab dem Directorium Anlaß, ihn im Sept. 1797 abzuberufen. Erst Ende 1798 erhielt er als Inspecteur général wieder Anstellung u. wurde dem General Scherer im April 1799 zum Beistand gegen dir Österreicher u. Russen nach Italien geschickt. Hier nahm er endlich auf Bitten der Generale den Oberbefehl über die schon auf dem Rückzuge begriffene Armee an, zog von der Adda über den Tessino zurück, schlug dann die Russen bei Bassiguano, wich aber endlich in die Gebirge bei Genua zurück. Noch war aber der in Unteritalien abgeschnittene General Macdonald zu retten; deshalb drang M. plötzlich im Rücken der Österreicher vor, schlug Bellegarde u. Seckendorf bei Alessandria, zog dadurch Suworow von der Verfolgung Macdonalds ab u. nahm ihn bei Novi auf. In dieser Lage erhielt er seine Bestimmung als Chef der Rheinarmee wieder; blieb aber doch noch während der Schlacht von Novi in Italien u. befehligte den Rückzug des Heeres. Er ging nun auf dem Wege zur Rheinarmee über Paris. Hier stand das Directorium auf dem Punkte zu fallen. Man bot M. an, sich an die Spitze des Staats zu stellen; er schlug dies aber aus, willigte indeß ein, unter Bonaparte zum Sturz des Directoriums beizutragen, u. der 18. Brumaire erfolgte. In seiner Eigenschaft als Befehlshaber der Donau- u. Rheinarmee kreuzten sich M-s Pläne mit denen Bonapartes, u. dies gab zu Eifersüchteleien zwischen Beiden Anlaß. Indessen erfolgte eine Aussöhnung zu Paris, u. M. erhielt die Mittel, den Feldzug unabhängig zu führen. Er überschritt den Rhein Ende April 1800 bei Stein, schlug den General Kray bei Stockach, Engen u. Möskirch, drang in Schwaben ein, siegte bei Biberach u. warf die Österreicher in das verschanzte Lager bei Ulm, wodurch er sie von Tyrol trennte u. den Übergang Bonapartes über den St. Bernhard möglich machte. Er sendete hierauf Bonaparte 12,000 Mann zur Verstärkung u. zwang durch Manoeuvres den General Kray, sein festes Lager zu verlassen, ging über die Donau, schlug die Österreicher bei Höchstätt, Nördlingen u. Neuburg, drang bis Regensburg vor, besetzte München u. nöthigte die Gegner zu dem Waffenstillstand. Nach dessen Aufkündigung siegte er über den Erzherzog Johann am 3. December bei Hohenlinden u. Laufen u. drang in Salzburg u. die österreichischen Erbstaaten ein. Bis 10 Meilen vor [450] Wien vorgedrungen, schloß er am 25. December den Waffenstillstand von Steyer, worauf der Lüneviller, Friede folgte. M. lebte nun in Zurückgezogenheit zu Grosbois, mit seiner jungen Gemahlin (Madem. Hulot). Da wurde Georges u. Pichegru's Verschwörung bekannt, u. zugleich von der geheimen Polizei bei dem Abbé David, dem Freund Pichegru's u. M-s, ein Brief an Letztern, welcher Beide zu versöhnen strebte, gefunden, auch die Antwort M. s. aufgefangen; M. wurde deshalb im Februar 1864 verhaftet, nach dem Tempel gebracht u. angeklagt, daß er die Bourbons habe wieder herstellen u. sich der Dictatur anmaßen wollen. Die bonapartische Partei versuchte nun alles Mögliche, um M. schuldig darzustellen, jedoch am 10. Juni erklärten ihn von den 12 Richtern 7 für unschuldig, 5 für schuldig. Da ihn jedoch Napoleon schuldig gesprochen wissen wollte, so mußten Real, Savary u.a. die Richter nochmals bearbeiten, u. endlich verurtheilte ihn, dem höhern Impuls folgend, das Gericht zu zweijähriger Haft. Doch versprach ihn der Kaiser freizulassen, wenn er nach Amerika auswanderte u. nicht ohne Erlaubniß nach Frankreich zurückkehrte. Er ging 1805 mit seiner Gattin über Spanien nach Nordamerika u. kaufte sich zu Motrisville am Delaware bei Philadelphia an; im Winter lebte er in New York. Er folgte dann einer Einladung des Kaisers Alexander, mit ihm Napoleon zu bekämpfen, landete am 26. Juli 1813 in Gothenburg, ging über Stralsund u. Berlin nach Prag, wo er den Kaiser Alexander besuchte. Er trat nun in russische Dienste u. trug die Uniform eines kaiserlichen Generaladjutanten. Gegen seinen Willen unternahm man den Angriff auf Dresden. Beim Rückzug von da, den 27. August, bemerkte M., daß Napoleon den linken Flügel der Alliirten umging, u. eilte, dies zu melden, zum Kaiser Alexander. Er traf ihn im Centrum hinter einer preußischen Batterie. Indem M. mit ihm sprach, traf ihn eine französische Kanonenkugel u. zerschmetterte ihm beide Beine. Rach der Amputation wurde er über das Gebirg getragen u. st. am 2. September zu Laun in Böhmen. Ein Denkmal auf der Höhe von Recknitz, wo er gefallen, vom Fürsten Repnin 1814 errichtet, deckt seine abgelösten Füße, der Körper ruht in Petersburg, wo er feierlich beerdigt wurde. Ludwig XVIII. ließ ihm 1819 in Paris ein Denkmal errichten, eine andere Statue wurde 1844 auf der großen Treppedes Palaisdu Luxembourg aufgestellt.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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