- Dumourĭez
Dumourĭez (spr. Dümuriëh), Charles Franç., geb. 1739 in Cambray, wurde 1757 Cornet u. 1761 Capitän; 1763 erhielt er den Abschied, trieb sich, Dienste suchend, in Corsica u. Spanien herum u. wurde endlich Generalquartiermeisteroberst bei der französischen Armee, welche Corsica eroberte, vertrug sich jedoch nicht mit seinen Vorgesetzten. 1770 nach Polen geschickt, machte er den Feldzug der Polen 1771 gegen die Russen mit, führte 1773 in Hamburg eine Unterhandlung mit Schweden, überschritt seine Vollmachten u. wurde deshalb in die Bastille gesetzt. 1776 war er bei der Commission, welche die Nordküste zur Ausforschung eines Kriegshafens untersuchte, wurde 1778 Commandant von Cherbourg, 1788 Brigadier u. 1789 Gouverneur der Nieder-Normandie. In der Revolution trat er mit den Jacobinern in Verbindung u. erhielt unter Luckner als Generallieutenant ein Commando im Elsaß, wurde 1792 Minister des Auswärtigen (unter ihm wurde der Krieg an Österreich erklärt) u. war 4 Tage lang Kriegsminister. Er übernahm dann im Aug. den Oberbefehl der Armee in Flandern, hemmte das Vordringen der Preußen u. Österreicher durch die Stellung bei Grandpré u. im Argonner Walde u. schloß die Capitulation, der gemäß sich die Alliirten aus Frankreich zurückzogen. Er schlug die Österreicher bei Jemappes u. drang im Winter von 1792 auf 1793 bis an die Maas vor. Im Febr. 1793 belagerte er Mastricht u. versuchte, von Breda u. Klundert aus, Holland zu überfallen. Nach dem Entsatz von Mastricht u. bei Neerwinden geschlagen, sah er seinen Sturz voraus; er erließ vergebens an seine Truppen eine Proclamation zu Gunsten der Monarchie, worauf er zu den Österreichern floh. Er hielt sich nun eine Zeit lang in Brüssel, Köln, in der Schweiz u. in England auf u. ließ sich endlich bei Hamburg nieder. 1805 ging er, nachdem er eine Weile bei der österreichisch-russischen Armee in Mähren gewesen war, nach London, wo er eine Pension genoß u. 1823 st. Er schr.: Mémoires, 2 Bde. (deutsch von Girtanner, Berl. 1794), u. politische Flugschriften im Geiste fast aller Parteien.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.