Cambray

Cambray

Cambray (spr. Kangbräh, deutsch Camerik), Arrondissement im französischen Departement Nord; 161/3 QM., 167,560 Ew.; in 7 Cantons getheilt; 2) befestigte Hauptstadt darin, am rechten Ufer der Schelde u. der Mündung des St. Quentin-Kanals, mit einer starken Citadelle, alte Bauart, breite, aber unregelmäßige Straßen. Sitz eines Bischofs, Handelsgericht, Obertribunal; Kathedrale mit schöner Orgel u. Glockenthurm u. Denkmal Fénélons, der hier Erzbischof war; Palast, Kasernen, Collége, Theologisches Seminar, Zeichenschule, Theater, öffentliche Bibliothek (über 30,000 Bände); Fertigung von Baumwollen- u. Leinenzeugen (Linon u. Batist, Cambray od. Cambrik genannt), ferner von Gaze, Zwirn, Tapeten, Leder, Tabak, Seife; Zuckerraffinerien, Gerbereien; Handel mit Baumwollen- u. Leinenzeugen, Wolle, Hopfen, Lein, Vieh, Butter; 20,000 Ew. Geburtsort von Aimé Bourdon, Balthasar u. Kaspar Marsi, General Dumouriez u. Marschall Mortier; Sterbeort Fénélons. – C. war das Camaracum der Alten; es war eine Stadt der Nervier im Belgischen Gallien; erhielt später eine römische Colonie u. war Sitz der Proconsuln, welche Paläste, Wasserleitungen, Amphitheater etc. anlegten. 370 wurde C. von dem Usurpator Maximus zerstört u. später von den Vandalen u. Alanen genommen. Dann nahmen es die Gothen u. machten es zur Hauptstadt des dortigen Landes. Von den Römern wieder erobert, kam es unter Chlodio an die Franken 437 (444). Es gehörte zu Austrasien u. war ein fester Ort, wo Chilperich Zuflucht gegen seine Brüder fand. Nach Ludwig des Frommen Tode kam C. mit Austrasien an Lothringen; 880 wurde es von den Normännern erobert u. verbrannt. C. u. sein Gebiet (Cambresis, Theil des j. Departements Nord), war inzwischen eine Grafschaft geworden; der erste Graf war Isaac, der in dem Streite zwischen Ludwig übers Meer u. dem Kaiser Otto für Letzteren Partei nahm. Mit Arnulf starben die Grafen von C. aus, u. Kaiser Heinrich I. gab die Grafschaft den Bischöfen von C. Erbliche Castellane von C. waren die Herren von Crevecoeur; nach deren Aussterben 1309 mit Hugo kam die Würde durch Hugo's Schwester Hildegard an die Herren von Montmirail, u. deren Enkelin Marie verkaufte Crevecoeur nebst der Castellanei von C. an Otto von Dampierre; 1430 wurde dieselbe an Philipp von Valois verkauft, u. nun wurden gewöhnlich die Dauphins Castellane von C. Darüber, daß Ludwig IX. die von Karl VII. an Burgund verpfändete Castellanei von C. u. Crevecoeur wieder einzog, entstand ein langer Streit, bis Kaiser Karl V. 1543 die streitigen Güter an die rechtmäßigen Erben, die Herren von Beures, ertheilte. Hier wurde 1508 die Cambrayer Ligue zwischen dem Kaiser Maximilian König Ludwig XII. von Frankreich, Ferdinand dem Katholischen von Spanien u. dem Papst gegen Venedig (s. Frankreich [Gesch.] u. Venedig [Gesch.]), u. 1529 der Friede (Damenfriede) geschlossen, welcher den zweiten Krieg zwischen Spanien u. Frankreich beendigte (s. Frankreich [Gesch.]). 1510 wurde C. zum Herzogthum u. der Bischof als deutscher Reichsfürst zum Herzog u. 1559 das Bisthum in C. zu einem Erzbisthum erhoben. 1581 trat C. der Sache der Niederländer bei u. wurde deshalb von den Spaniern belagert, aber entsetzt. Johann von Monluc, Herr zu Baligny, zum Gouverneur eingesetzt, machte sich zum unabhängigen Herrn von C., doch wurde die Stadt 1595 von den Spaniern erobert u. das Herzogthum kam unter spanische Hoheit. 1677 wurde es den Spaniern von den Franzosen wieder abgenommen u. im Nimweger Frieden förmlich an Frankreich abgetreten. Am 25. Juni 1815 wurde es von den Engländern erstürmt, die Besatzung zog sich in die Citadelle u. capitulirte den 26. Juni. C. war auch die erste französische Stadt, die den zurückkehrenden Ludwig XVIII. 1815 empfing. 1815–18 war bei der Occupation Frankreichs durch die Alliirten hier Wellingtons Hauptquartier; 3) Inseln der schottischen Grafschaft Bute; Large-C., gut angebaut, guter Hafen beim Dorfe Milnport. Südlich Little-C., hat Leuchtthurm u. verschiedene Höhlen.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • cambray — CAMBRAY, Cambresiens. Le pays de Cambresis, vulgo Cameracum, et Cameracensis. Sunt qui contendant esse Samarobrinam: ad quod nonnihil alludit ipsum nomen Cambray, si pro c, protuleris S …   Thresor de la langue françoyse

  • cambray — (De Cambray, ciudad de Francia). m. Especie de lienzo blanco y sutil …   Diccionario de la lengua española

  • Cambray [1] — Cambray (Cangbräh), Cambrik, franz. Stadt im Depart. du Nord, an der Schelde, 22000 E., Festung, Sitz eines Erzbischofs, herrliche Kathedrale mit dem Grabmale Fenelons, ausgezeichnete Industrie, besonders in Wolle, Baumwolle und Leinen. C. war… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Cambray [2] — Cambray (Cangbräh), Cambrik, Kammertuch, feinste Leinwand oder Batist, ursprünglich in C. gefertigt; jetzt ein leinenartiger Baumwollenstoff aus 40er–100er Garn …   Herders Conversations-Lexikon

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  • cambray — {{#}}{{LM C06794}}{{〓}} {{[}}cambray{{]}} ‹cam·bray› {{◆}}(pl. cambrayes){{◇}} {{《}}▍ s.m.{{》}} Tela de algodón blanca y muy fina: • La lencería fina se hace con cambray.{{○}} {{★}}{{\}}ETIMOLOGÍA:{{/}} Por alusión a la ciudad francesa de Cambray …   Diccionario de uso del español actual con sinónimos y antónimos

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  • Cambray-Digny — (spr. kangbrä dinji), Luigi Guglielmo, Graf von, ital. Staatsmann, geb. 8. April 1820 in Florenz, studierte in Paris und Pisa, kehrte 1845 nach Florenz zurück und suchte den Großherzog Leopold II. zu liberalen Zugeständnissen und zur Aufgebung… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

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