Frank [1]

Frank [1]

Frank, 1) Sebastian, geb. um 1500 in Donauwörth (daher er sich S. F. von Wörd od. von Wert nennt), verheirathete sich 1528 in Nürnberg mit Ottilie Behaim, war Anfangs ein Anhänger Luthers (welcher auch zu seiner Übersetzung der Beschreibung der Türkei aus der Hand eines Siebenbürgen, 1530, eine Vorrede schrieb), bald aber gab er sich pantheistischen u. idealistischen Ansichten hin, verließ Nürnberg u. ging 1531 nach Strasburg, wo er zwar an Zell einen Gönner, aber an Butzer einen Gegner fand; 1532–33 lebte er als Seifensieder in Eßlingen u. Geißlingen u. erhielt 1534 das Bürgerrecht in Ulm; hier schriftstellerte er u. druckte auch seine Bücher selbst; aber bald zog er sich durch seine freisinnigen Schriften, namentlich durch die Paradoxa, Ungelegenheiten u. wegen seiner Hinneigung zu Schwenkfeld 1539 die Vertreibung aus Ulm zu; er zog nun unstät in Süddeutschland umher u. starb 1543 (1545) in Basel als Buchdrucker, nachdem er noch erlebt hatte, daß senie Lehre auf dem Convent zu Schmalkalden, 1540, mit der Schwenkfelds verurtheilt worden war. Er ist einer der besten deutschen Prosaiker seiner Zeit; er schr.: Von dem grewlichen Laster der Trunkenheit, Nürnb. 1529, Pfortzh. 1559; Chronika, Zeitbuch u. Geschichtbibel von anbegyn bis 1531, Strasb. 1531, Ulm 1535, Fol., fortgesetzt von einem Ungenannten bis 1551, o. O. 1551, holländisch Bolswart 1549 (vielleicht die erste Weltgeschichte in deutscher Sprache); Weltbuch, Spiegel u. Bildnis des ganzen Erdbodens, 1534; Güldne Arch, u. Aufl. 1558; Germania, von des ganzen Teutschlands, aller teutschen Völker Herkommen etc., 1539; Paradoxa u. 280 Wunderreden, 1535; Sprüchwörter, Schöne, Weise, Herrliche Clugreden u. Hoffsprüch, Frkf. 1541 u. ö. n.A. von B. Guttenstein, ebd. 1831; übersetzte Erasmus Encorium moriae. Vgl. Wald, De vita etc. Franci, Erl. 1793; Ch. K. am Ende, Nachlese zu F-s Leben u. Schriften, Nürnb. 1796; Hermann Bischof, Tüb 1856 (Preisschrift). 2) Salomon, geb. 1559 in Weimar, starb daselbst 1725 als Consistorialsecretär; ein sehr fruchtbarer Kirchenliederdichter; von ihm u.a.: Ach Gott verlaß mich nicht; er schr.: Geistliche u. weltliche Poesien, Jena 1711 u. 1716, 2 Thle. 3), Melchior, geb. um 1580 in Zittau, studirte in Nürnberg Musik, wurde 1604 Kapellmeister bei Herzog Johann Casimir von Sachsen-Koburg u. st. 1639 in Koburg; berühmter Tonkünstler; er schr.: Geistliche Gesänge u. Melodien, Kob. 1608; Rosetulum musicum; von ihm die Melodie: Jerusalem, du hochgebaute Stadt. 4) Michael, geb. 1609 in Schleusingen in Sachsen, besuchte erst die Schule seiner Vaterstadt, ergriff aber nach dem frühen Tode seines Vaters das Bäckerhandwerk, beschäftigte sich jedoch noch fort mit den Wissenschaften der Dicht- u. Tonkunst, hatte in den Bedrängnissen des Dreißigjährigen Krieges mit bitterer Noth zu kämpfen, wurde dann 1644 Lehrer an der Stadtschule in Koburg, 1659 als Dichter gekrönt u. von dem kaiserlichen Pfalzgrafen Rist in den Elbschwanenorden aufgenommen; er st. 1667 u. schr.: Altes, sicheres u. in Sünden schlafendes Deutschland, Kob. 1651; Geistliches Harfenspiel, ebd. 1657; Geistlicher Lieder erstes Zwölf, ebd 1662. Auch seine beiden Brüder 5) Sebastian, geb. 1606 in Schleusingen, st. 1668 als Diakonus in Schweinfurt, u. 6) Peter, geb. 1616, gest. 1675 als Pfarrer in Gleussen im Koburgischen, haben geistliche[466] Lieder gedichtet. 7) Johann, geb. 1618 in Guben in der Niederlausitz, studirte seit 1637 in Königsberg die Rechte, wo Sim. Dach großen Einfluß auf ihn ausübte, wurde dann Rechtsanwalt in seiner Vaterstadt, 1648 Rathsherr, 1661 Bürgermeister daselbst u. 1670 Landesältester der Markgrafschaft Niederlausitz u. st. 18. Juni 1677. F. ist nach Paul Gerhard der ausgezeichnetste Kirchenliederdichter; von ihm ist u.a.: Schmücke dich o liebe Seele; Herr ich habe mißgehandelt; er schr.: Deutsche Gedichte, bestehend im geistlichen Sion od. neuen geistlichen Liedern u. Psalmen, wie auch irdischer Helikon etc., Guben 1674, 2 Bde.; seine geistlichen Lieder bes. herausgeg. von J. L. Pasig, Grimma 1846. 8) Joh. Georg, geb. 1705 zu Tennstädt in Thüringen; st. 1784 als Superintendent zu Hohenstädt im Fürstenthum Kalenberg; er schr.: Novum systema chronologiae fundamentalis, Gött. 1778. Fol.; Praelusio chronologiae fund., ebd. 1774, u.a.m. 9) Jakob, Baron F., geb. 1712 in Polen, jüdischer Schwärmer u. Kabbalist, hielt sich für eine neue Incarnation des Messias u. verband äußerlich die Römisch-katholische Religion mit dem Judenthum. Er kam 1750 aus dem Orient zurück, siedelte sich in Podolien an, stiftete die Secte der Sohariten od. Contra-Talmudisten, nach ihm auch Frankisten genannt, wurde von den Rabbinern verfolgt u. als Irrlehrer verklagt; dann aus seiner mehrjährigen Haft auf der Festung Czenstochau durch die Russen bei ihrem Einfall in Polen entlassen, ging er nach Wien, wo er einen fürstlichen Aufwand machte, von da weggewiesen, nach Brünn u. endlich 1788 nach Offenbach, wo er auf einem, dem Grafen von Isenburg gehörenden Schloß residirte. Hier hatte er öfters gegen 1000 Personen aus Polen um sich, unter denen er die strengste Sittenzucht hielt. Als aber für deren Ernährung u. die Pracht seines Hofstaates die Geldquellen nicht mehr zureichten, wurde das Vermögen vieler Juden u. Christen durch seine u. ihre kühnen Hoffnungen auf seine Person verschlungen, u. obgleich er für unsterblich gehalten wurde, starb er doch am 10. Dec. 1791. Er wurde unter einem Geleite von mehr denn 800 der Seinigen, die sein Wiederaufleben erwarteten, begraben. Nach seinem Tode brach der förmliche Concurs aus. Er hinterließ 2 Söhne u. 1 Pflegetochter. Seine Secte ist in Polen noch vorhanden; s. P. Beer, Geschichte der jüdischen Secten, u. von Meyer, Blätter für höhere Wahrheit II., 381 ff., VII., 306. 10) Joh. Peter, geb. 1745 zu Rotalben in der Herrschaft Grävenstein; wurde 1769 Hof- u. Garnisonsarzt in Rastadt, 1772 Leibarzt in Bruchsal, 1784 Professor der Klinik in Göttingen u. 1785 Professor der Medicin in Pavia, 1786 Protophysikus u. Generaldirector des Sanitätswesens der Lombardei u. 1788 Gubernialrath, 1795 nach Wien berufen, um das Militärsanitätswesen zu reguliren, zugleich kaiserlicher Hofrath u. Generaldirector des Civilhospitals in Wien; 1804 Professor der Klinik in Wilna, später Staatsrath, zog sich mit einer Pension nach Freiburg im Breisgau zurück; 1811 ging er wieder nach Wien u. st. hier 1821; er schr.: System einer medicinischen Polizei, Manh. 1779–1819, 6 Bde., u. Suppl. 1812–27, 3 Bde.; Epitome de curandis hominum morbis, ebd. 1792–1821, 6 Thle. (unvollendet), deutsch ebd. 1794–1811, 3. Ausg. ebd. 1839, Berl. 1840 ff.; einen 7. Theil der Epitome hat Eyerel, Wien 1821 beigefügt; seine Opuscula gab sein Sohn F. 13), Wien 1824, heraus; Selbstbiographie, ebd. 1821. 11) Michael Sigismund, geb. 1770 in Nürnberg, erlernte die Porzellanmalerei in seiner Vaterstadt u. war von Jugend auf eifrig bemüht, die verlorene Kunst der Glasmalerei wieder zu entdecken. Erst 1804 gelang es ihm, Bilder auf Glas in ähnlicher Weise, wie die alten, herzustellen, u. von dem Kammerpräsidenten von Stauffenberg unterstützt, führte er für diesen eine Reihe von Wappen in Glas aus, welche die Kapelle des Schlosses Greifenstein zu schmücken bestimmt waren. Durch das 1808 auf Glas gemalte Hauswappen der Wittelsbacher erwarb er sich die Gunst des Königs Max I., wodurch er in den Stand gesetzt wurde, seine Erfindung in größerem Maßstabe auszubeuten u. zu vervollkommnen. Nachdem er seit 1814 auf dem Schlosse des Fürsten Wallerstein gearbeitet hatte, folgte er einem Rufe nach München, wo er an der königlichen Porzellanmanufactur eine Anstellung erhielt. Die immer größeren Fortschritte F-s bewogen den König Ludwig 1827 eine eigene Anstalt für Glasmalerei in München, in welcher F. die technische Leitung übernahm, zu gründen. Von der Gründung dieser Anstalt datirt der Aufschwung, den nun die wiedererstandene Kunst nahm. Das erste größere Werk, welches F. mit Hülfe tüchtiger Maler zu Stande brachte, waren die neuen Fenster im Dome zu Regensburg. Nachdem er jüngere Künstler zur Ausübung seiner Kunst befähigt hatte, trat er selbst von der Anstalt zurück u. st. 1847 in München. 12) Othmar, geb. 1770 in Bamberg; lehrte als Benedictiner seit 1795 in Banz Philosophie, Physik, Mathematik u. Theologie, wurde 1800 Erzieher eines Neffen des Fürstbischofs Christoph Franz von Buseck, 1802 Professor der Philosophie an der Universität u. 1803 am Lyceum in Bamberg, privatisirte 1805 bis 1817 in Nürnberg, München, Paris u. London, wurde 1817 Akademiker in München, 1821 Professor der Persischen u. Indischen Sprachen in Würzburg u. 1826 dasselbe in München u. st. 1840 in Wien; er schr.: Das Licht vom Orient, 1801, 1. Thl.; De Persidis lingua et genio, 1810; Persien u. Chili, als Pole der physischen Erdbreite etc., 1813; Bemerkungen über die orientalischen Handschriften in der Bibliothek in München, Münch. 1814; Fragmente eines Versuches dynamischer Spracherzeugung, 1815; Chrestomathia sanscr., Münch. 1820–24, 2 Bde.; Philosophie der Hindu, ebd. 1835; Über das Bild des Wisvakarman etc., ebd. 1835; gab heraus: Vyacaranam schostratshuk, ebd. 1823, u. die Zeitschrift über Philosophie, Mythologie, Literatur u. Sprache der Hindu, ebd. 1826, 4 Hefte. 13) Jos., Sohn von F. 10), geb. 1771 in Rastadt; wurde 1795 Repetitor u. Gehülfe in der medicinisch-klinischen Schule in Pavia, 1796 Primärarzt des allgemeinen Hospitals in Wien, 1804 Professor der Pathologie in Wilna u. 1805 Professor der medicinischen Praxis u. Klinik; nahm 1824 seinen Abschied u. privatisirte in Wien, am Comersee u. in Dresden, bereiste dann den Ohiostaat u. st. 17. Dec. 1842 in Como. Er war früher ein thätiger Förderer des Brownianismus u. schr.: Ratio instituti clinici ticinensis, Wien 1797 (deutsch von F. Schäffer, ebd. 1797); Erläuterung der Brownischen Arzneilehre od. der Erregungstheorie, 2. Aufl. Rothenburg 1797, 3. Aufl 1808; Grundriß der Pathologie nach den Gesetzen[467] der Erregungstheorie, Wien 1803; Acta instituti clinici Caes. universitatis Vilnensis, Lpz. 1808 bis 1813; Praecepta praxeos med., ebd. 1817–1825. 14) Ludwig, Neffe von F. 10), geb. in Lauterburg; wurde Arzt des Prinzen von Khevenhüller in Mailand u. 1789 öffentlicher Arzt am großen Spital daselbst. Beim Einrücken der französischen Armee in Italien folgte, er dem Prinzen nach Florenz u. ging 1797 nach Ägypten, um die dortigen Krankheiten zu studiren. Nach der Einnahme von Kairo wurde er Arzt der Armee des Orients u. blieb bei dem großen Militärspital in Kairo angestellt. Nach Wiedereinschiffung der französischen Armee blieb er noch kurze Zeit in Alexandrien, kam dann nach Paris zurück u. ging 1802 auf ein Jahr nach Tunis; 1804 wurde er Arzt des Militärspitals in Alexandrien, bald aber erster Arzt von Ali Pascha von Janina, wo er 6 Jahre lang blieb. Nun bekam er von der französischen Regierung die Stelle eines Oberarztes in Korfu, die er aber 1814 verlor, worauf er bei der Herzogin von Parma als Leibarzt eine Anstellung erhielt; er schr.: Mémoire sur le commerce des nègres au Caire et les maladies, auxquelles ils sont exposés en y arrivant, Par. 1802; Collection d'opuscules de médec. pratique, ebd. 1800 (deutsch 1817); De peste, dysenteria et ophthalmia aegyptiaca, Wien 1812 (deutsch von Rincocini, Brünn 1817).


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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