Hermann [1]

Hermann [1]

Hermann (männlicher Taufname, der Tapfere). I. Fürsten. A) Cheruskerfürst: 1) (Arminius), Sohn des Cheruskerfürsten Sigimer, geb. 16 v. Chr.; bildete sich (als Geißel) in Rom u. dann im römischen Kriegsdienst aus u. erhielt von Augustus das römische Bürgerrecht u. die Ritterwürde. Als die Römer nach den Siegen des Drusus unter Quinctilius Varus Deutschland römisch machen wollten, entwarf H. den Plan zur Befreiung seines Vaterlandes von den Römern; er vereinigte alle Stämme bis zur Elbe u. vernichtete 9 n. Chr. die Römer in einer dreitägigen Schlacht im Teutoburger Walde, s. Deutschland (Gesch. I.). Er hatte die Tochter des Fürsten Segestes, Thusnelda, entführt, gerieth deshalb mit diesem in Krieg u. belagerte ihn 15 n. Chr. Doch entsetzte denselben sein Freund Germanicus, nahm die schwangere Thusnelda gefangen u. führte sie zu Rom im Triumph auf. Hier gebar sie den Thumelicus, welcher in Ravenna römisch erzogen wurde (er ist der Held des Dramas: Der Fechter von Ravenna). Durch den Verlust seiner Gemahlin noch mehr erbittert, lieferte H. den Römern an der Ems ein Treffen, welches unentschieden endigte. Den zurückziehenden Cäcina belagerte H. im Lager u. hätte ihn vernichtet, wenn es nicht Inguiomer verhindert hätte. 16 n. Chr. verlor H. die Hauptschlacht gegen Germanicus auf dem Gefilde Idistavisus (s.d.) an der Weser; 17 besiegte er den Markomannen Marbod. Da er nach dem Abzuge der Römer u. der Vertreibung Marbods nach dem Königthume strebte, hatte er den Freiheitssinn seiner Landsleute gegen sich, kämpfte angegriffen mit abwechselndem Glück u. fiel durch die Hinterlist seiner Verwandten 21 n. Chr. Über sein beabsichtigtes Denkmal auf der Grothenburg, s.d. Vgl. Roth, H. u. Marbod, Stuttg. 1817; Maßmann, Armin, Fürst der Cherusker, Lemgo 1839. B) Deutsche Gegenkönige: 2) H., Herzog von Schwaben u. Elsaß, Sohn Udo's, Grafen vom Rheingau, folgte 997 seinem Oheim Konrad I. als Herzog von Elsaß u. Schwaben u. wurde 1002 Gegenkönig Heinrichs II.; s. Deutschland (Gesch. V.) u. Schwaben (Gesch.); da er aber sich nicht gegen Heinrich halten konnte, so unterwarf er sich demselben, behielt seine Herzogthümer u. st. 1004; seine Gemahlin war Gerberga, Cousine des Kaisers Heinrich. 3) H. von Luxemburg (Clufloch, Knobloch, wegen seines Aufenthaltes in dem knoblochreichen Eisleben), Sohn des Grafen Giselbert; wurde 1081 von den Schwaben u. Sachsen bei Hochstädt an der Donau zum König gegen Heinrich IV. gewählt, s.u. Deutschland (Gesch.) VI. Als die Sachsen sich 1088 Heinrich IV. unterwarfen, legte H. den königlichen Titel nieder, begab sich mit Heinrichs Erlaubniß auf seine Erbgüter u. wurde kurz darauf, da er, um die Wachsamkeit der Besatzung eines dortigen Schlosses zu prüfen, die Thore sprengte, unerkannt getödtet. C) Markgrafen von Baden: 4) H., zweiter Sohn Bertholds I., Herzogs von Zähringen, Markgraf von Verona u. Stammvater der Markgrafen von Baden, ohne dies Land besessen zu haben; er verheirathete sich mit Judith, Tochter Adalberts, Grafen von Kalw, u. erhielt als Heirathsgut die Grafschaft Uffgau; 1073 ging er in das Kloster Clugny u. st. hier 1074. 5) H. I. des Vorigen Sohn, folgte 1078 seinem Großvater Berthold in einem Theile der Zähringschen Güter, nahm den Namen Markgraf von Baden auf dem Reichstage zu Basel 1130 an u. starb in demselben Jahre. 6) H. II. der Große, Sohn des Vorigen, folgte seinem Vater 1130 in der Markgrafschaft Baden, stand 1140 mit dem Kaiser Konrad III. vor Weinsberg, machte 1147 den Kreuzzug mit, war 1158 auf dem Reichstage zu Augsburg einer der Richter in dem Streit zwischen dem Bischof Otto von Freisingen u. Heinrich dem Löwen u. zog 1158 mit dem Kaiser Friedrich I. nach Italien; er st. 1160. 7) H. III., Sohn des Vorigen, folgte demselben 1160, war ein Freund Heinrichs des Stolzen von Baiern u. st. 1190 auf dem Kreuzzuge begriffen in Cilicien. Seine beiden Söhne von Bertha, H. u. Heinrich, theilten das väterliche Land. 8) H. IV. der Kriegerische, Sohn des Vorigen; er u. sein zweiter Bruder Heinrich theilten 1190, u. H. gründete die Linie Baden-Baden; er vertheidigte die Sache des Kaisers Friedrich II. gegen dessen rebellischen Sohn Heinrich u. st. 1243; er war vermählt mit Ermengarde, Tochter des Pfalzgrafen Heinrich. Über seine Regierung s. Baden (Gesch.). 9) H. V., des Vorigen Sohn; heirathete 1248 Gertrud, die Enkelin Leopolds VI., Herzogs von Österreich u. Steyermark, Erbin Österreichs. Er trat seinem Bruder Rudolf seine badischen Lande ab u. begnügte sich mit Österreich. Er st. 1250 u. hinterließ als Erben einen einjährigen Sohn, Friedrich I., der mit Konradin in Neapel enthauptet wurde; s. ebd. 10) H. VI., Neffe des Vorigen u. ältester Sohn u. seit 1288 Nachfolger Rudolfs I., starb 1291; er war vermählt mit Gräfin Agnes von Waiblingen. 11) H. VII., dritter Sohn des Vorigen, regierte nach dessen Tode mit seinen Brüdern Friedrich II. u. Rudolf V. gemeinschaftlich u. st. 1300. 12) H. VIII., Neffe des Vorigen u. Sohn Friedrichs II., folgte seinem Vater 1333 u. residirte gewöhnlich in Eberstein; als Vogt des Klosters Alba wurde er von dem Propste beim Kaiser Ludwig der Bedrückung verklagt; der Kaiser schickte den Grafen Ulrich von [272] Württemberg gegen ihn u. nach achtjährigem Kriege mußte er 1346 auf die Klostervogtei verzichten; er st. 1353 ohne Erben. 13) H. Fortunat, zweiter Sohn Eduard Fortunats, erhielt nach seines Oheims Philipp III. Tode 1615 Rademachern u. st. bald kinderlos. D) Markgraf von Brandenburg: 14) H., Sohn Ottos V., folgte diesem 1298, erwarb 1303 die Niederlausitz, wirkte für den Flor des Handels in seinen Landen u. blieb 1308 in einer Fehde gegen Erich VIII. von Dänemark, s. Brandenburg (Gesch.); seine Gemahlin war Anna, Tochter des Kaisers Albrecht I. E) Herzöge von Elsaß, so v.w. Herzöge von Schwaben, unten P). F) Grafen von Henneberg: 15) H. I., zu Anfang des 13. Jahrh., regierte mit seinem Bruder Heinrich III. gemeinschaftlich, s. Henneberg (Gesch.). 16) H. II., Graf von Henneberg-Ascha, 1274 bis zu Ende des 13. Jahrh., s. ebd. 17) H. V. (H. III. u. IV. kamen nicht zur Regierung), nahm den Titel Graf von Henneberg-Römhild an, s. ebd. G) Landgraf von Hessen: 18) H. der Weise od. der Gelehrte, Sohn des Landgrafen Ludwig, dessen Mitregent er schon 1367 gewesen war; er kämpfte 1372 gegen die Sternergesellschaft, die er bei Hersfeld schlug, dann 1381 gegen die Hörnergesellschaft, welche sich gegen ihn empörte, u. st. 1413, s.u. Hessen (Gesch.); er war vermählt mit Johanne von Nassau-Saarbrücken, dann mit Margarethe, Tochter des Burggrafen Friedrich III. von Nürnberg, aus letzter Ehe stammte sein Nachfolger Ludwig I. H) Herzog von Kärnten: 19) H., Sohn Ulrichs I., folgte seinem Bruder Heinrich IV. 1161–1181, wo er starb u. seinen Sohn Ulrich II. zum Nachfolger hatte, s. Kärnten (Gesch.). I) Markgraf von Meißen: 20) H., ältester Sohn des Markgrafen Eckard I.; er wurde 1004 Markgraf über das Bolislav Chrobri entrissene Bautzen, gerieth mit dem Markgrafen Gunzelin über Meißen in Fehde, wurde nach dessen Absetzung 1010 Markgraf von Meißen u. starb kinderlos 1131. K) Herzog von Österreich: 21) H., so v.w. Hermann 9). L) Graf von der Ostmark: 22) H., Sohn des Grafen Hermann von Winzenburg; ergriff gegen Kaiser Heinrich V. 1115 die Waffen, erhielt nach Heinrichs II. von Eilenburg Tode die Ostmark, wurde jedoch durch Herzog Lothar von Sachsen vertrieben. Er ließ den Grafen der Friesen, Burkhard von Lochem, seinen Lehnsmann u. Liebling des Kaisers Lothar, hinterlistiger Weise umbringen, wurde 1130 von Lothar II. entsetzt, 1130 gefangen, auf der Blankenburg in Hast gesetzt u. nach seiner Freilassung bald ermordet. Sein Nachfolger Ludwig II. wurde Landgraf von Thüringen, daher man auch dessen Vorfahren unter den Landgrafen von Thüringen aufgeführt hat. M) Pfalzgrafen am Rhein: 23) H. I., Sohn des Herzogs Arnulf von Baiern, seit 948 Statthalter in Lothringen, wurde 966 vom Kaiser Otto I. zum Pfalzgraf bei Rhein erwählt, residirte in Aachen u. st. 996, nach Andern viel früher. 24) H. II., folgte 1061 auf seinen Vetter Heinrich dem Rasenden; weil er ein treuer Anhänger des Kaisers Heinrich IV. war, so gerieth er mit demselben in den Bann; er soll 1085 gestorben sein. 25) H. III., Graf von Stahleck, folgte 1141 auf Heinrich IV. von Österreich; wegen seiner argen Händel mit dem Erzbischof Arnulf von Mainz wurde er 1155 zur Strafe des Hundetragens verurtheilt, wodurch er so gebeugt wurde, daß er in ein Kloster ging u. bald darauf starb, s. ebd. z vermählt war er mit Gertrud, Tochter des Markgrafen Konrad des Großen von Meißen. N) Grafen von Ravensberg: 26) H. I., erster Graf von Ravensberg, starb gegen das Ende des 11. Jahrh.; er war vermählt mit Ethelinge, Tochter des Herzogs Otto von Baiern. 27) H. II., Sohn u. Nachfolger des Vor., verband sich 1115 mit den sächsischen Großen gegen Kaiser Heinrich V. u. st. nach 1134. 28) H. III., Enkel des Vor. u. Sohn Ottos I., folgte diesem um 1173, stand auf der Seite der Ghibellinen gegen die Guelfen, belagerte 1181 Braunschweig mit, hielt es in dem Kaiserstreit 1198 mit Philipp von Schwaben u. st. 1226; er war vermählt mit Jutta, Tochter Ludwigs des Eisernen von Thüringen. O) Herzog von Sachsen: 29) H. Billungen, Billungs Sohn, zog 939 mit dem Kaiser Otto I. gegen die Böhmen u. wurde deshalb um 940 zum Herzog von Sachsen ernannt, s. Sachsen (Gesch.); er st. 973. P) Herzöge von Schwaben: 30) H. I., Sohn des Herzogs Gerard od. Gebhard von Ostfranken, erhielt 926 nach Burkhard I. die Herzogthümer Elsaß u. Schwaben, nachher noch die Grafschaft Rhätien u. st. 949; er war vermählt mit Burkhards Wittwe Regilinde u. hatte zu seinem Nachfolger seinen Schwiegersohn Ludolf. 31) H. II., s. Hermann 2). 32) H. III., Sohn u. Nachfolger des Vor. in zartem Alter; er st. 1012 u. ihm folgte sein Schwager Ernst I. 33) H. IV., zweiter Sohn Ernsts I. u. Stiefsohn Konrads des Saliers, folgte unmündig 1030 seinem Bruder Ernst II. unter Vormundschaft des Bischofs Warman von Constanz, begleitete 1038 seinen Stiefvater nach Italien u. starb hier, s. Schwaben (Gesch.). Q) Landgrafen von Thüringen: 34) H. I., Sohn Ludwigs des Eisernen u. der Judith von Schwaben, Schwester des Kaisers Friedrich I., zog 1180 gegen Heinrich den Löwen u. wurde gefangen, aber 1181 freigegeben; er erhielt 1181 von seinem Bruder Ludwig die Pfalzgrafschaft Sachsen, folgte nach dessen. Tode 1190 als Landgraf von Thüringen, war ein Anhänger Philipps von Schwaben, welcher ihm Mühlhausen, Nordhausen, Saalfeld, Rahnis u. das Land an der Orla schenkte; nachher verließ er denselben u. schlug sich zur Partei Otto's; da Philipp in sein Land einfiel u. auch die Hülfe des Königs Ottokar von Böhmen ihm nichts half, so söhnte er sich mit Philipp aus, worauf Otto Thüringen verwüstete. H. st. 1216 in Gotha; er war erst vermählt mit Sophie, Tochter des Pfalzgrafen Friedrich von Sachsen (st. 1195); dann mit Sophie, Tochter des Herzogs Otto von Baiern; aus zweiter Ehe war sein Nachfolger Ludwig IV. Unter ihm war 1207 der Sängerkrieg auf der Wartburg. 35) H. II. der Jüngere, Enkel des Vor., Sohn Ludwigs des Heiligen u. der Sta. Elisabeth, folgte seinem Vater 1227 unter Vormundschaft seines Vatersbruders Heinrich Raspe; durch seine Vermählung mit Helena, Tochter des Herzogs Otto I. von Braunschweig, wurde H. 1238 Herr des Landes an der Leine, er trat jedoch 1238 die Regierung theilweise ab u. starb 1241, ohne Kinder zu hinterlassen, weshalb ihm Heinrich Raspe folgte, s. Thüringen (Gesch.). R) Markgrafen von Verona sind die Markgrafen von Baden, oben C). S) Graf von Waldeck: 36) H., Sohn Volkwins,[273] folgte seinem Bruder Widekind 1193 bis um 1230; s. Waldeck (Gesch.).

II. Ordensmeister: A) Deutsche Ordensmeister: 37) H. Bart, 1206–1210, s. Deutscher Orden. 38) H. von Salza, stammte aus dem thüringischen Geschlecht derer von Salza (jetzt Langensalza), zog mit in das Gelobte Land u. wurde dort nach H-s von Bart Tode 1210 zum Hochmeister des Deutschen Ordens gewählt; er nahm 1219 an der Eroberung Damiette's Theil u. diente 1221–23 dem Kaiser Friedrich II. in Italien; nachdem er 1223 wieder bei seinem Orden gewesen war, kam er 1224 nach Italien zurück, vermittelte 1225 zu Germano zwischen Papst u. Kaiser u. machte eine Rundreise an den Fürstenhöfen in Deutschland, um zur Theilnahme an dem Kreuzzug aufzufordern; 1228 wohnte er dem Kreuzzug mit dem Kaiser bei u. schloß den Waffenstillstand mit dem Sultan El Kamel; 1234 war er mit dem Kaiser in Deutschland u. versöhnte denselben mit seinem rebellischen Sohne Heinrich, freilich nur auf kurze Zeit. Noch einmal ging er 1237 für den Kaiser zu dem Papste, um dessen Verwendung gegen die Empörer in der Lombardei anzusprechen. Für seine dem Kaiser u. dem Papste geleisteten Dienste wurde der Deutsche Orden mit vielen Privilegien u. Schenkungen ausgestattet, u. er selbst für sich u. seine Nachfolger im Hochmeisterthum in den deutschen Reichsfürstenstand erhoben. Nachdem schon seit 1226 die Hülfe des Deutschen Ordens der Herzog Konrad von Massovien gegen die heidnischen Preußen in Anspruch genommen, u. H. 1228 mehrere Ordensritter aus Thüringen u. Sachsen unter Hermann Balck dahin gesendet hatte, wurde 1237 der Schwertbrüderorden dem Deutschen Orden einverleibt. H. selbst war 1238 noch einmal in Deutschland gewesen, kehrte krank nach Verona zurück u. st. 20. März 1239 in Salerno, wo er ärztliche Hülfe gesucht hatte. Er war der Begründer der Größe u. der Ausbreitung des Deutschen Ordens, s.d. (Gesch.). Vgl. Karl von Salza, Die edlen Herren von Salza, Lpz. 1838; er ist auch der Held in Zach. Werners, Das Kreuz an der Ostsee; K. Hentschel, Die Bekehrung der Preußen durch H. v. Salza (Gedicht). B) Heermeisterin Livland: 39) H. Balck, s.u. Balck. 40) H. von Bruggeney, genannt Hasenkamp, 1535–49 Heermeister, s.u. Livland.

III. Geistliche Fürsten: A) Erzbischöfe u. Kurfürsten von Köln: 41) H. I. der Fromme, 890 Erzbischof, reclamirte vergebens das Bisthum Bremen von Hamburg, vermittelte einen Streit zwischen Karl dem Einfältigen u. Heinrich dem Vogelsteller u. st. 925. 42) H. (Herimann) II. der Edle, Sohn des Pfalzgrafen Egon, durch seine Mutter Mathilde Enkel des Kaisers Otto II., war erst Archidiakon in Köln u. wurde 1036 Erzbischof u. st. 1056; Lebensbeschreibung von Binterim, Düsseld. 1851, s. ebd. 43) H. III. der Reiche, Sohn des Herzogs Heinrich von Sachsen, Bruder der Kaiserin Richsa, war Erzbischof 1089–99. 44) H. IV. von Hessen, Sohn des Landgrafen Ludwig I. zu Hessen, Anfangs Domherr in Aachen, 1473 Administrator des Erzstifts Köln, 1480–1508 Kurfürst, s. ebd. 45) H. V., vierter Sohn des Grafen Friedrich I. von Wied, geb. 14. Jan. 1477, war erst Domherr in Köln, seit 1515 Erzbischof u. Kurfürst, 1532 auch Bischof von Paderborn. Er war Anfangs ein Widersacher Luthers, war aber doch seit 1529 für eine Reformation der Kirche u. des kirchlichen Lebens u. hielt mit seinen Bischöfen 1536 eine Provinzialsynode in Köln, in welcher Beschlüsse wegen einer Zuwendung zur evangelischen Lehre beschlossen wurden; er lernte Melanchthon kennen, berief diesen u. Bucer 1542 u. 1543 zu Unterredungen nach Köln u. legte bereits Hand an das Reformationswerk in seiner Diöcese: da aber erklärte sich der Clerus dagegen u. auch der Kaiser forderte H. auf, von seinem Beginnen abzustehen. Er wurde nach Rom zur Verantwortung gefordert, u. da er dort nicht erschien, durch Breve vom 8. Jan. 1546 suspendirt u. durch eine Bulle vom 16. April d. J. abgesetzt. Darauf zog sich H. 1547 in seine Grafschaft zurück u. st. dort 15. Aug. 1552, s. ebd. B) Bischof von Würzburg: 46) H. von Ladenberg, Bischof 1225–54; unter ihm begannen die Streitigkeiten zwischen dem Bischof u. der Stadt; s. Würzburg (Gesch.).

IV. Andere Geistliche: 47) H. der Gichtbrüchige (Hermannus Contractus), Sohn des Grafen Wolfrat von Weringen in Schwaben, geb. 18. Juli 1013, wurde Mönch im Kloster Reichenau, studirte hier die Wissenschaft u. st. 1054 in Reichenau; er schr.: Chronicon ab orbe condito ad ann. 1054, herausgeg. Bas. 1529 u. 1536, von Ussermann ebd. 1790, 2 Thle., u. im 5. Bd. von Pertz' Monum. hist. germ. deutsch von K. Nobbe; auch schreibt man ihm noch die Kirchengesänge: Salve Regina, Alma redemptoris u. Veni Sancte Spiritus etc. zu. 48) H., Abt zu Nieder-Altaich 1242, resignirt 1273; er st. 1275; war sehr beliebt am Hofe des Herzogs Heinrich von Niederbaiern; er schr.: Annalen von 1147–1273, bei Ösel 1. Thl. S. 656 ff. 49) H. von Lehnin, Mönch in Lehnin, angeblich um 1234 od. später Verfasser einer Prophezeihung über das Kloster Lehnin, das Haus Brandenburg (Vaticinium Lehninense, Lehninsche Weissagung) in 100 lateinischen Hexametern. Das Manuscript soll von dem Großen Kurfürsten, welcher aus den Ruinen des Klosters Lehnin ein Schloß bauen wollte, in einer alten Mauer gefunden worden sein. Darin wird, im Interesse der römischen Hierarchie, der Untergang des Askanischen Hauses in Brandenburg u. das Aufkommen des Hohenzollerschen daselbst beklagt, namentlich weil dieses Haus zur Protestantischen Kirche übergegangen ist, jeder Regent des letzteren charakterisirt, die Zeit des Untergangs der Hohenzollern bestimmt u. dann die Einheit Deutschlands u. die Wiederherstellung der Katholischen Kirche prophezeit. Die erste sichere Spur dieses Gedichts fällt in das Jahr 1693. Zuerst herausgeg. in Lilienthals Gelehrtem Preußen, Königsb. 1723, wieder 1741, Berl. u. Wien 1745, Bern 1758, Lpz. 1807, auch in Frankreich 1827 u. 1830, in Gfrörers Prophetiae vett. 1840, von W. Meinhold (mit metrischer Übersetzung), Lpz. 1849, E. Rösch, Stuttg. 1849; Gieseler, Die Lehninsche Weissagung, Erf. 1849; Guhrauer, Die Weissagungen von Lehnin, Bresl. 1850; M. Heffter, Geschichte des Klosters Lehnin, Brandenb. 1851. Widerlegungen: Berl. 1746, von Wilken 1847; benutzt zu Parteizwecken in L. de Bouverots Extrait d'un manuscrit rélatif à la prophétie du frère H. de Lehnin (deutsch von W. von Schütz, Würzb. 1847); J. A. Boost, Die Weissagungen des Mönchs H. zu Lehnin, Augsb. 1848. Diejenigen,[274] welche die Weissagung für unecht u. nicht sowohl für eine Prophezeihung der Zukunft, als für eine in mysteriöse Verse gebrachte Geschichte der Vergangenheit halten, nennen als Verfasser entweder den Kammergerichtsassessor M. F. Seidel (st. 1693 in Berlin), od. den Consistorialrath Andr. Fromm (st. 1688 in Prag), od. Nikolaus von Zitzwitz, Abt von Huysburg, u. zwar verfaßt 1692; od. den Jesuiten Friedrich Wolf, welcher 1685–1686 Caplan beim österreichischen Gesandten in Berlin war u. 1708 starb; od. den Rittmeister Ölven in Stettin (st. 1727).

V. Minnesänger u. Dichter: 50) H. der Damen, Minnesänger aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrh., ein älterer Zeitgenosse Heinrichs von Meißen (s.d.), war wahrscheinlich wie dieser ein Obersachse u. gehörte zu den wandernden Sängern. Eine Anzahl seiner Lieder, worunter einige von Werth, haben sich in von der Hagen's Minnesängern erhalten. 51) H. von Fritzlar, einer der bessern Prosaisten seiner Zeit, wahrscheinlich ein Dominicaner, welcher viele u. weite Reisen gemacht hatte; verfaßte zwischen 1343–49 das Buch von der Heiligen Leben, ein ascetisches mit Predigten untermischtes Sammelwerk, das bis jetzt nur aus Bruchstücken (u.a. in Wackernagels Altdeutschem Lesebuch, 3. Aufl. Bas. 1859) bekannt ist. Nach Gervinus ist H. auch Verfasser eines Gedichts von der Tochter von Syon, welches in Graffs Diutiska, Bd. 3, abgedruckt ist. 52) H. von Sachsenheim, ein Dichter des 15. Jahrh., der 1458 in hohem Alter starb. Er ist Verfasser der Mohrin (um 1453), eines größeren allegorisirenden erzählenden Gedichtes, das einem baierischen Fürstenpaar gewidmet ist u. in der ersten Hälfte des 16. Jahrh. (zuerst in Strasb. 1512, Fol.) gedruckt wurde. Einige Jahre (1455) vor seinem Tode dichtete er noch Den goldenen Tempel, ein Gedicht zu Ehren der Jungfrau Maria.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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