Hermann [2]

Hermann [2]

Hermann, 1) Nikolaus, Cantor in Joachimsthal, wo Joh. Matthesius, Luthers Freund u. Tischgenosse, zugleich Pfarrer war; er st. 1561. Seine geistlichen Lieder sind mehr volksthümlicher Natur, als objective Kirchenlieder; von ihm ist z.B.: Wenn mein Stündlein vorhanden ist, Lobt Gott ihr Christen allzugleich etc. Er schr.: Evangelia auf alle Sonn- u. Festtage im ganzen Jahr in Gesängen, Wittenb. 1560; Die Historien von der Sündfluth, Joseph, Mose etc., Lpz. 1563; er hat auch Melodien zu Kirchenliedern gesetzt. Vgl. Ledderhose, Matthesius u. Nik. Hermann, Halle 1855. 2) Paul, geb. 1646 in Halle, war 1671–79 Arzt in Ceylon u. st. 1695 als Professor der Medicin in Leyden; er schr.: Paradisus batavus, herausgeg. von Sherard, Leyd. 1698–1705; Cynosura materiae medicae, herausgeg. von J. S. Henninger, Strasb. 1710, vermehrt von I. Böcler, ebd. 1726, 1731, 3 Bde.; Museum ceylan., Leyd. 1714. 2) Johann Gottfried, geb. 1707 in Altjeßnitz bei Bitterfeld in Sachsen, studirte in Leipzig, wurde 1731 Diakonus in Rahnis, 1734 in Pegau, 1738 Superintendent in Plauen u. 1746 Oberhofprediger u. Oberconsistorialrath in Dresden, wo er 1791 st.; von ihm ist das Lied: Geht hin, ihr gläubigen Gedanken. 4) Johann Gottfried Jakob, geb. den 28. Nov. 1772 in Leipzig, studirte in Jena u. Leipzig die Rechte u. Philologie, wurde 1794 Privatdocent daselbst, 1798 außerordentlicher Professor der Philosophie, 1803 ordentlicher Professor der Beredtsamkeit u. erhielt 1809 zugleich die Professur der Poesie; er st. den 31. Dec. 1848 in Leipzig u. schr.: Handbuch der Metrik, Lpz. 1799; De emendanda ratione gr. grammaticae. ebd. 1801; Elementa doctrinae metricae, ebd. 1816; Epitome doctrinae metricae, 2. Aufl. ebd. 1844; mit Creuzer: Briefe über Homer u. Hesiodos, Heidelb. 1818; Böckhs Behandlung der griechischen Inschriften, Lpz. 1826; seine kleineren Schriften, als Opuscula, ebd. 1827 ff., 6 Thle.; gab heraus den Viger, Homers Hymnen, Orpheus (s.d. a.), mehrere Tragödien des Euripides u. vollendete Erfurdts Ausgabe des Sophokles (s. b.), gab auch Lustspiele des Aristophanes u. Plautus u. des Aristoteles Ars poetica heraus. Nach seinem Tode wurden die Bukoliker Bion u. Moschus (Lpz. 1849) u. die Recension des Äschylus (ebd. 1852, 2 Bde.) von Haupt herausgegeben. Vgl. H. Jahn, Eine Gedächtnißrede, ebd. 1840. 5) August Leber., geb. 1783 zu Kämerswaldau im Sächsischen Erzgebirge, wurde 1812 Lehrer u. dann Professor am Cadettenhaus in Dresden u. st. 1847; er schr.: Elementarbuch der mittleren Geschichte, Lpz. 1822; Franz I., König von Frankreich, ebd. 1824; Frankreichs Religions u. Bürgerkriege im 16. Jahrh., ebd. 1828; Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte, Meiß. 1833, 6. Aufl. 1843; Die Geschichte Rußlands, Dresd. 1826, 4 Bdchn.; Geschichte Frankreichs (nach Bodin), 2. Aufl. ebd. 1827, 2 Bdchn.; Geschichte Neapels u. Siciliens, ebd. 1832, 3 Bdchn.; Geschichte von Genua, ebd. 1832, 2 Bdchn.; Geschichte des Königsreichs Sachsen, 1845, u. m. a. 6) Frau, Rudolf, geb. 1787 in Wien, st. 1823 in Breslau; er schr.: Die Nibelungen, Lpz. 1819; Rittersinn u. Frauenliebe, ebd. 1820; Ideen über das antike, romantische u. deutsche Schauspiel, Bresl. 1820. 7) Friedrich Benedict Wilhelm, geb. 1795 in Dinkelsbühl, wurde 1821 Lehrer der Mathematik am Gymnasium in Erlangen u. 1823 Privatdocent daselbst u. Professor der Mathematik in Nürnberg, 1828 außerordentlicher u. 1833 ordentlicher Professor der Staatswirthschaft in München, 1836 Inspector der technischen Lehranstalten in Baiern u. 1837 Mitglied des obersten Kirchen- u. Schulraths, 1845 Ministerialrath im Ministerium des Innern, wurde 1848 Mitglied der Deutschen Nationalversammlung, wo er im Centrum saß u. einer der Führer der großdeutschen Partei war; er schr. u.a.: Lehrbuch der Arithmetik u. Algebra, Nürnb. 1826; Über polytechnische Institute, ebd. 1826–28, 2 Hefte; Staatswirthschaftliche Untersuchungen, Münch. 1832; ist. auch Mitherausgeber des Archivs der politischen Ökonomie u. Polizeiwissenschaft. 8) Karl Heinrich, geb. 1802 in Dresden, Historienmaler, bildete sich in Dresden unter Hartmann u. unter Cornelius in München u. Düsseldorf. Seine Zeichnung ist zwar etwas trocken, allein sehr correct u. charakteristisch, seine Kunstbildung gründlich. 1841 folgte er einem Rufe nach Berlin, die Ausführung der Schinkelschen Entwürfe für das Museum al fresco zu übernehmen, trat indeß 1842 von dieser Arbeit zurück. Werke: Die Theologie, großes Frescobild in der Aula zu Bonn, Ludwig der Baier in den Arkaden des Hofgartens zu München, Die Himmelfahrt Christi in der protestantischen Kirche u. Die Fahrten des Parcival im neuen Königsbau daselbst u. m. a. 9) Karl Friedrich, geb. 4. Aug. 1804 in Frankfurt[275] a. M., wurde 1826 Privatdocent der Philologie in Heidelberg, 1832 Professor in Marburg, 1834 auch zweiter Universitätsbibliothekar u. Prof. eloquentiae, 1842 an O. Müllers Stelle Professor in Göttingen u. st. daselbst 31. Decbr. 1855; erschr.: Lehrbuch der griechischen Staatsalterthümer, Heidelb. 1831, 3. Aufl. als Lehrbuch der griechischen Antiquitäten, ebd. 1841–52, 3 Bde., 4. A. 1855 (unvollendet); Geschichte u. System der platonischen Philosophie, ebd. 1838; gab auch heraus Lucian, De conscribenda historia, Frkf. 1827. 10) H. von der Hardt, s.u. Hardt.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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