- Nikolāus [1]
Nikolāus (gr., eigentlich Nikolāos, d.i. Volkssieger, lat. Nicolaus, deutsch Niklas, Nikel, Klaus, Claus, französisch Nicole, dänisch Niels, wendisch Niklot, italienisch Nicŏlo etc.). I. Heilige: 1) St. N., geb. zu Patera in Lykien, von angesehenen Eltern; von Jugend auf wohlthätig, widmete er sein Vermögen den Armen u. wurde später Bischof von Myra in Lykien. Unter Diocletian verfolgt, wurde er erst unter Constantin dem Großen aus dem Kerker befreit u. war auf dem ersten Nikäischen Concil Gegner der Arianer. Er wurde bereits mehre Jahrhunderte im Orient als Heiliger verehrt, als italienische Kaufleute von Bari 1087 seinen Leichnam aus der Kirche zu Myra entwendeten u. in ihre Vaterstadt brachten, wo er in der Kirche zu St. Stephan beigesetzt wurde. Tag: der 6. Dec., an welchem ihm zu Ehren das Nikolaifest gefeiert wird; N. zieht des Abends mit dem Knecht Ruprecht herum, droht den unfolgsamen Kindern mit der Ruthe u. gibt den folgsamen Äpfel u. Nüsse. Es wurde im Mittelalter bes. in Hamburg mit Maskerade u. Schmaus gefeiert; auch jetzt noch hier u. da.
II. Fürsten: A) Kaiser: 2) N. I. Pawlowitsch, dritter Sohn des Kaisers Paul I. u. dessen zweiter Gemahlin, Maria Feodorowna geb. Prinzessin von Württemberg, geb. 7. Juli (25. Juni) 1796 auf dem Schlosse Gatschin bei Petersburg, wurde mit seinem Bruder Michael durch den Grafen Lambsdorf erzogen, welchem der Collegienrath Storch, der Sprachforscher Adelung, Murawiew u. Dupuget zur Seite standen; Kriegswissenschaft, namentlich Befestigungskunst, sowie auch Musik, trieb er mit Vorliebe u. zeigte viel Anlage zur Erlernung neuerer Sprachen, war aber den eigentlichen Wissenschaften weniger zugethan. Nach Beendigung des Kriegs gegen Napoleon machte er verschiedene Reisen im Auslande, sowie in den Provinzen Rußlands. Ernst von Charakter hielt er sich von dem rauschenden Hofleben entfernt u. lebte während der Regierung seines Bruders Alexander I., wo er wenig zur Theilnahme an Staatsgeschäften gelangte, im häuslichen Kreise im Anitschkowschen Palaste zu Petersburg. Als Alexander 1. Dec. 1825 zu Taganrog gestorben war, drohte ihm eine schon früher vorbereitete u. namentlich in der Armee weitverbreitete Verschwörung den Thron zu rauben, der ihm nach der Resignation seines ältern Bruders, des Großfürsten Constantin, zugefallen war; doch mit Muth u. Festigkeit unterdrückte er den bereits zum Ausbruch gekommenen Aufstand, der selbst sein Leben in Gefahr brachte, u. stellte mit Energie die Ruhe her. Nicht ohne Einfluß war dies Ereigniß auf N-s Charakter geblieben, der, früher mehr sanft u. mild, nun eine Strenge u. Unbeugsamkeit annahm, die sich in seiner Staatspolitik u. Herrscherweise offenbarte. Zuerst begann er eine Untersuchung gegen die Mißbräuche, welche unter seinen Vorgängern sich eingeschlichen hatten, u. ergriff energische Maßregeln, um denselben zu steuern; dem schloß sich eine neue Controle der Ausgaben u. Einnahmen des Staates u. 1827 eine Reorganisation des russischen Gesetzbuches an, die erst 1846 ihre Vollendung fand. Die Verhältnisse der hörigen Bauern suchte N. thunlichst zu verbessern u. nahm sich derselben gegen die Grundherren kräftig an, ohne jedoch die Leibeigenschaft selbst abzuschaffen. Mit Persien in einen zwei Jahre dauernden Krieg verwickelt, brach er durch Paskiewitschs Siege die Macht dieses Reichs u. erlangte durch den Frieden von Turkmantschai am 28. Febr. 1828 die Abtretung der Provinzen Eriwan u. Nachitschewan; in dem Kriege gegen die Türken, welchen Diebitsch-Sabalkanski u. Paskewitsch führten, gewann er ein türkisches Paschalik am Kaukasus, sowie freie Schifffahrt auf dem Schwarzen u. Mittelländischen Meere u. der Donau; den Aufstand der Polen 1830 unterdrückte er nach neunmonatlichem blutigem Kampfe u. verwandelte das bisherige Königreich in eine russische Provinz. Die Folge dieses Aufstandes war ein Mißtrauen, welches sich seiner gegen seinen ganzen Staat bemächtigte, namentlich wurden von da an die Nichtrussen des Slaats in ihrer Nationalität, die Protestanten u. Katholiken im Fortbestehen ihrer Kirchen bedroht, u. 1840 mußte auch die griechisch unirte Kirche mit der orthodoxen Kirche sich vereinigen. Den Kampf gegen die Kaukasischen Bergvölker ließ er nach Polens Besiegung fortführen, der jedoch erst unter seinem Nachfolger beendigt wurde; den gegen britische Interessen gerichteten Zug nach Khiwa unter Perowsky vereitelten natürliche Hindernisse. 1845 bereiste N. Italien, wo er auch 13.– 18. Dec. in Rom war u. den Papst besuchte. Bei den politischen Bewegungen von 1848 u. 49 betheiligte sich N. anfänglich nicht, erst bei den Vorgängen in den Donaufürstenthümern schritt er, aus Besorgniß für die Ruhe seines Landes, ein u. half in Ungarn die Herrschaft Österreichs wiederherstellen. In Schleswig-Holstein trug er, durch seinen Einfluß auf die deutschen Königshöfe, sowie durch die drohenden Bewegungen seiner Ostseeflotte unter Lazarew, dazu bei, daß die dortige Erhebung scheiterte u. Dänemark den Sieg davon trug. Bei den zwischen Preußen u. Österreich entstandenen Zerwürfnissen in den deutschen, kurhessischen u. dänischen Fragen von Letzterm zum Schiedsrichter aufgerufen, trat N. entschieden gegen Preußen auf u. vermochte dasselbe auf den Conferenzen zu Warschau u. Olmütz zum Nachgeben. Wenn er auch anfänglich der Thronbesteigung Napoleons III. abgeneigt war u. allein unter allen europäischen Herrschern demselben nicht den gewöhnlichen Titel als Frère in Zuschriften ertheilen wollte, so erklärte er sich doch bald mit seiner Regierungsweise einverstanden, da er darin einen Sieg des monarchischen über das republikanische Princip erblickte. Sein Hauptaugenmerk war auf die Türkei gerichtet, u. obgleich er zur Ausführung seiner Plane auf dieses Land weder Frankreich noch England gewinnen konnte, ging er dennoch, auf die Zustimmung Österreichs u. Preußens rechnend, immer mehr gegen den Sultan vor, dem er einen Vertrag vorlegen ließ, durch den dieser factisch seine Herrscherrechte über seine christlichen Unterthanen an Rußland abtreten sollte; auf dessen Ablehnen wurden die diplomatischen Verhandlungen abgebrochen, u. N. ließ die Moldau u. Walachei besetzen, die Donau überschreiten u. vernichtete durch Nachimow die türkische Flotte bei Sinope; sein Manifest an sein Volk rief nun eine formelle Kriegserklärung der Westmächte hervor, u. da auch Österreich aufs bestimmteste die Räumung der Donaufürstenthümer forderte u. sein Heer eine drohende Stellung einnahm, mußte N.[956] seine Armee über den Pruth zurückrufen. N. stand, da auch Preußen sich an Österreich anschloß, nun vereinsamt, u. die ungünstige Wendung, welche der Krieg auf der Krim für ihn nahm, blieben nicht ohne Einfluß auf seinen Geist, wodurch auch sein sonst so kräftiger Körper leiden mußte. Schon seit dem Herbst 1854 kränklich, fuhr er dennoch fort sich persönlich an den Zubereitungen zur Fortsetzung des Kampfes zu betheiligen; mit dieser seiner Sorge u. Anstrengung wuchs seine Krankheit; nachdem er noch, in Manifest erlassen hatte, welches eine allgemeine Volksbewaffnung anordnete, legte er am 24. Febr. die Regierungsgeschäfte in die Hände des Cäsarewitsch u. st. am 2. März (18. Febr.) 1855. Das Nähere über seine Regierung s.u. Russisches Reich (Gesch.). Er war seit 13. Juli 1817 mit Alexandra (vorher Charlotte, s. Alexandra 5), ältester Tochter des Königs Friedrich Wilhelm III. von Preußen, vermählt, welche ihm vier Söhne: Alexander II., seinen Nachfolger, u. die Großfürsten Constantin, Nikolaus u. Michael, u. die Großfürstinnen Maria, Olga u. Alexandra gebar, s.u. Rußland (Geneal.). Vgl. Korff, Die Thronbesteigung des Kaisers N. I., Berl. 1858. B) Könige u. andere Fürsten: a) König von Dänemark: 3) (Niels), Sohn Suenos III., regierte in der ersten Hälfte des 12. Jahrh., s.u. Dänemark (Gesch.) II. B); er war vermäht mit Margarethe, Wittwe des norwegischen Königs Magnus. C) Graf von Holstein: 4) N., zweiter Sohn des Grafan Gerhard II. (III.), folgte 1340 mit seinem Bruder Heinrich II. gemeinschaftlich seinem Vater in der Regierung u. regierte nach Heinrichs Tode allein bis 1400, wo erstarb, s.u. Holstein (Gesch.) I. B). D) Herzog von Lothringen: 5) Sohn Johanns II. u. der Marie von Bourbon, regierte 1470–73, s.u. Lothringen (Gesch.). 6) N. Franz, jüngerer Sohn des Grafen Franz von Vaudemont u. der Christine, Gräfin von Salm, geb. 1609; Bischof von Toul u. 1627 Cardinal. Sein Bruder, Karl III. (IV.), gebrauchte ihn mehrmals als Gesandten zu Ludwig XIII. von Frankreich u. übergab ihm 1634 sein Herzogthum Lothringen. N. vermählte sich mit seiner Schwägerin u. Cousine Claudia, Tochter des Herzogs Heinrich II. von Lothringen u. Bar. Der König von Frankreich aber, unzufrieden mit dieser Heirath, ließ Beide gefangen nehmen u. nach Nancy bringen, von wo sie aber, den Scherz, am 1. April jemand anzuführen, zur Täuschung der Wache benutzend, glücklich entkamen, worauf sie sich nach u. nach zu Florenz, Wien u. München aufhielten. Als 1654 sein Bruder sich in spanischer Gefangenschaft befand, übertrugen ihm die Spanier, um sich die Lothringer geneigt zu machen, den Oberbefehl in Flandern; allein er verließ sie bald wieder, trat in französische Dienste, ohne sich mit dem Könige versöhnt zu haben, zeichnete sich in der Schlacht auf den Dünen aus u. st. 1670 in Nancy. E) Herzöge von Mecklenburg: 7) N. (Niklot), Sohn Wratislaws, stritt mit seinem Cousin Heinrich Burewin I. um Mecklenburg u. erhielt dann Rostock; er verband sich mit den Dänen u. fiel 1201 in einer Schlacht gegen den Grafen Adolf von Holstein, s. Mecklenburg (Gesch.). 8) N. I. (Niklot), zweiter Sohn Heinrich Burewins I. u. Bruder Heinrich Burewins II., erhielt 1228 in der Theilung Mecklenburg u. starb in demselben Jahre. 9) N. II., Enkel des Vorigen, Sohn Johanns des Friedfertigen, regierte von 1284–1316, s. ebd. c) bb). 10) N. III., Sohn Johanns, Fürst von Werle-Goldberg, regierte von 1352–54, s. ebd. 1 11) N., Fürst von Güstrow, regierte 1337–60, s. ebd. 12) N. IV. das Kind (od. das Kind zu Rostock), Enkel Heinrich Burewins III., Sohn Woldemars, Herzog von Rostock von 1290–1314, s. ebd. b). 13) N. V., Sohu Johanns, folgte 1395 mit seinem Bruder Christian, u. st. 1408, s. ebd. c). F) Herzöge von Schlesien a) zu Troppau u. Jägerndorf: 14) N. I., natürlicher Sohn des Königs Ottokar von Böhmen, regierte 1252–1318, s. Schlesien (Gesch.). 15) N. II., Sohn des Vor., regierte 1318–1367, wo er in Italien starb, s. ebd. 16) N., Enkel des Vorigen, Sohn von Przemislaw, folgte seinem Vater mit seinem älteren Bruder Wenzel 1433 u. st. 1441 ohne Söhne zu hinterlassen, s. ebd.; b) zu Jägerndorf: 17) Urenkel des Vor., Sohn Johanns I., Herzogs von Troppau u. Jägerndorf, stiftete die Speziallinie Jägerndorf u. st. 1452, s. ebd.; c) von Ratibor: 18) Sohn Wenzels, erbte 1489 Ratibor mit seinem Bruder Valentin gemeinschaftlich u. st. 1500, s. ebd.; d) zu Münsterberg: 19) N. der Kleine, Sohn Bolcos II., regierte 1341–69, wo er auf der Rückreise aus Palästina starb, s. ebd.; e) zu Oppeln: 20) N. I., Sohn Boleslaws V., erhielt nach dessen Tode 1437 Oppeln u. hinterließ seinen Bruders Söhnen Johann II. u. 21) N. II. dies zur gemeinschaftlichen Regierung. Als dieser auf einem Fürstentag zu Neiße 1497 gegen den Oberhauptmann von Schlesien, Kasimir IV. von Teschen, sich thätlich verging u. den Dolch gegen denselben zückte, wurde er von den versammelten Fürsten zum Tode verurtheilt u. zu Neiße enthauptet, s. ebd.
III. Päpste: 22) St. N. I. der Große, geb. in Rom, früher Diaconus daselbst, wurde 858 nach Benedict III. Papst; er war der erste Papst, welcher die Pseudisidorischen Decretalen in das Staatsrecht der Römischen Kirche einführte; er schaffte die Gewohnheit ab, die Papstwahl von der Genehmigung des Kaisers abhängig zu machen, brach die Metropolitangewalt in Deutschland u. öffnete dem päpstlichen Einflusse dort ungemessenen Spielraum, that den griechischen Patriarchen Photius 863 in den Bann, wodurch er die Veranlassung zu der Trennung der Morgenländischen von der Abendländischen Kirche gab; unter ihm wurden auch die Bulgaren mit ihrem König Bogoris zum Christenthum bekehrt u. unterwarfen sich der Abendländischen Kirche; N. st. 13. Nov. 867 u. wurde später canonisirt. Von ihm hat man, außer einigen andern Schriften, gegen 100 Briefe, herausgeg. im 15. Bde. der Sammlung von Mansi; vgl. Lämmer, N. I. u. die Byzantinische Staatskirche seiner Zeit, Erl. 1857. 23) N. II., geb. zu Chevron in Savoyen, früher unter dem Namen Gerhard Bischof von Florenz; wurde im Dec. 1058 nach dem Tode Stephans IX., mit Beibehaltung seines Bisthums, zum Papst erwählt u. im Jan. 1059 gekrönt, welches die erste Krönung eines Papstes war; er st. 1061. 24) N. III., aus dem Geschlecht der Orsini; bestieg als Cardinaldiaconus den Päpstlichen Stuhl 1277 u. st. 1280 zu Sucri. Er erwarb durch den Kaiser Rudolf von Habsburg der Kirche viele, von den früheren Kaisern entrissene Güter u. befleckte seine Regierung durch Nepotismus. 25) N. IV., geb. zu Arcoli im Kirchenstaat, trat in den Franciscanerorden, wurde 1274 General des Ordens u. Cardinal, 1288 Papst u. st. 1292; unter ihm wurde [957] Aragonien zu einem Lehn des Päpstlichen Stuhls erklärt, s. ebd. 26) N. (V.) Pietro Rainaluci auch Peter von Corbière od. de Corberia, früher Minorit, Gegenpapst Johanns XXII., vom Kaiser Ludwig dem Baier 1328 eingesetzt. Als aber die Franzosen, von Johann veranlaßt, in Deutschland einfielen, mußte der Kaiser seine Truppen aus Italien ziehen u. N. unterwarf sich Johann u. starb im Gefängniß, s. ebd. 27) N. V. Thomas di Sarzano od. Parentucelli, geb. 1398 in Pisa, studirte in Bologna, wurde, nachdem er früher mehre Reisen nach Deutschland in päpstlichen Aufträgen gemacht hatte, als Cardinalbischof zu Bologna im März 1447 zum Papst erwählt u. regierte bis 1455, wo er, aus Kummer über die Einnahme Constantinopels durch die Türken, starb, s. ebd. Er vermehrte die Bibliothek des Vatican namentlich mit Manuscripten griechischer u. lateinischer Schriftsteller u. zog viele griechische Gelehrte in seine Staaten.
IV. Ordensmeister: 28) N. Cotoner, 1663–1680 Großmeister der Johanniter, s. Johanniterorden; er befestigte bes. die Insel Malta sehr. 29) N. Lorgue, 1278–89 Großmeister des Johanniterordens, s. ebd.
V. Gelehrte, Künstler etc.: 30) N. von Damask (N. Damascenus), Peripatetiker, war beim Kaiser Augustus sehr bliebt u. schr.: 'Ιστορία καϑολική (allgemeine Geschichte) u. eine dem Herodes gewidmete Συναγωγὴ παραδόξων ἠϑῶν, Fragmente herausgegeben von Orelli, Lpz. 1804, Supplement, ebd. 1811. Einige haben die aristotelische Schrift: Περὶ κόσμου dem N. ohne Grund beigelegt; das ihm ebenfalls beigelegte Drama Sofanis (Sofannes) hat wahrscheinlich Johannes von Damask zum Verfasser. 31) N. von Methone, im 11. od. 12. Jahrh. Bischof von Methone od. Medon; er schr. u.a.: Ἀνάπτυξις τῆς ϑεολογικῆς στοιχειώσεως Πρκλου Πλατωνικοῦ, herausgegeben von Vömel, Frkft. 1825, u. von der Gegenwart Christi im Abendmahl, Par. 1560. 32) N. Myrepsus (N. Alexandrinus), griechischer Arzt aus Alexandrien; lebte im 13. Jahrh. am Hofe des Kaisers Johannes Dukas Vatakes in Nikäa; bekannt durch ein Apothekerbuch in griechischer Sprache, welches aber nur in lateinischer Übersetzung, zuerst von Nikolaus von Reggio unter dem Titel: De compositione medicamentorum secundum loca, Ingolst. 1531, dann als Medicamentorum opus von Leonhard Fuchs, Basel 1549, auch Leyd. 1550, auch als Theatrum medico-practicum, Frankf. 1626, erschien, letztere Übersetzung ist auch in die Sammlung von Stephanus aufgenommen. 33) N. von Pisa, s. Pisano. 34) N. de Lyra (N. Lyranus), genannt Doctor planus et utilis, aus Lyre in der Normandie, trat 1291 in den Franciscanerorden in Verneuil, studirte in Paris u. lehrte Exegese in einer Klosterschule daselbst; er war 1325 Ordensprovinzial in Burgund u. st. 23. Oct. 1340; er schr. u.a.: Postillae perpetuae in universa biblia (Commentar über die Bibel), Rom 1471 f., 5 Bde., Ven. 1480, 4 Bde.; Lyon 1590, Antw. 1634, 6 Bde., Fol. Er drang, abgesehen von der traditionellen Exegese, auf Erklärung des Urtextes u. Normalität des Wortsinnes. 35) N. von Strasburg, deutscher Mystiker, war zu Anfang des 14. Jahrh. Lector im Dominicanerkloster in Köln, predigte in Strasburg u.a. Orten u. wurde 1326 Visitator der deutschen Dominicanerklöster; 13 von seinen Predigten, welche in reiner oberrheinischen Sprache geschrieben sind u. frei von Speculation auf Herzensreinheit u. frommes Leben dringen, stehen im 1. Band von Pfeifers Deutschen Mystikern. 36) N. von Basel, Sohn eines reichen Basler Kaufmanns, mit welchem er früher große Reisen machte, nach dessen Tode er aber mit einem jungen Edelmann auf Abenteuer auszog; nachdem er eine Vision gehabt hatte, welche ihm gebot der Welt zu entsagen, verband er sich mit vier andern zur Gründung der mystischen Secte der Gottesfreunde (s.d.) u. lebte in Basel, seit 1340 in Strasburg u. seit 1367 tiefer in der Schweiz, wo sie ein Kloster hatten; seit 1383 verschwinden sie; er schr. auch mehres. 37) N. von Clemanges (N. de Clemagiis), geb. um 1360 in Clémanges in der Champagne, studirte in Paris, bes. seit 1386, die Theologie unter Gerson, wurde 1391 Lehrer an der Universität u. 1393 Rector, als welcher er den thätigsten Antheil an den Verhandlungen der Universität während des Schisma zwischen dem König u. den Päpsten nahm, dann Geheimschreiber Benedicts XIII.; nachdem 1407 die Universität Paris in den Bann gethan war, verließ er den päpstlichen Hof u. wurde erst Canonicus zu Langres; beschuldigt die Bannbulle gegen die Universität verfaßt zu haben, wurde er verfolgt u. floh in das Karthäuserkloster zu Fontaine du Bosc; nachher wurde er Canonicus zu Bayeux, endlich 1425 wieder Lehrer der Beredtsamkeit u. Theologie im Navarrischen Collegium zu Paris; sein Todesjahr ist unbekannt. Er war einer der freimüthigsten Streiter für die Reinheit der Kirche, strafte bes. in seiner Schrift: De ruina ecclesiae scharf die Habsucht, Simonie u. Unwissenschaftlichkeit der Geistlichkeit u. wies auf eine nothwendige Reformation hin, als deren Vorläufer er mit zu betrachten ist, zumal da er in seiner Schrift: De studio theologiae das Studium der Heiligen Schrift oben an stellt; Opera, herausgeg. von Lydius, Leyd. 1631, 2 Bde.; Lebensbeschreibung von Ad. Müntz, Strasb. 1846. 38) N. Präpositus (N. Salernitanus), aus Salerno, lebte in der ersten Hälfte des 12. Jahrh. u. ist Verfasser eines Apothekerbuchs (Antidotarium), welches im Mittelalter in hoher Geltung stand u. Vened. 1471, Rom 1476, Neapel 1478 u.ö. mit Mesues Werken erschien. 39) N. aus Smyrna, griechischer Mathematiker aus unbekannter, aber später Zeit; er schr.: 'Εκφρασις τοῦ δακτυλικοῦ μέτρου, herausgegeben von Morell, Par. 1614; auch in Schneiders Eclogae phys. 40) N. von der Flüe (N. Erenmita), s. Flüe. 411 N. von Cuß (N. Cusanus), s. Cusa. 42) N. von Wiasenic, s.u. Nikolaiten 3).
Pierer's Lexicon. 1857–1865.