Heinrich [1]

Heinrich [1]

Heinrich (nord. Erich, lat. Henricus, fr. Henri, engl. Henry, Harry, span. Enrique): I. Kaiser u. Könige: A) Von Deutschland. 1) H. I., der Finkler od. Vogler, Vogelsteller (nach einer Sage, daß ihn die Überbringer der Botschaft von seiner Berufung zum Deutschen König in Quedlinburg auf dem Vogelherd getroffen), Sohn Ottos des Erlauchten, Herzogs von Sachsen, geb. 876; hatte schon früh Kriege mit den Slawen geführt u. hatte dann, als er seinem Vater in dem Herzogthum folgte, wegen eines Theils seines Erbes, Kämpfe mit dem Kaiser Konrad I. (s.u. Sachsen, Gesch.), ging aber siegreich aus diesen Kämpfen hervor u. blieb seit 918 unangefochten im Besitz Sachsens, ja Konrad selbst empfahl ihn bei seinem Tode zu seinem Nachfolger im Deutschen Reiche, u. H-s Wahl erfolgte 919 von Sachsen u. Franken in Fritzlar. Nachdem er die ihm widerwärtigen deutschen Fürsten gewonnen u. Lothringen bei Deutschland erhalten hatte, zog er gegen die Magyaren, mit welchen er einen neunjährigen Waffenstillstand schloß; die Zwischenzeit benutzte er theils zur Befestigung des Landes, theils zur Organisirung einer tüchtigen Streitkraft, um die erneuten Einfälle der Magyaren dann abweisen zu können; das Heer übte er im Kriege gegen die Slawen u. Dänen, 927–29, u. als die Magyaren nach Ablauf des Waffenstillstandes Zahlung des alten Tributs begehrt, der Kaiser aber ihnen zum Schimpf einen räudigen Hund gegeben hatte, brachen sie 933 wieder in Deutschland ein, wurden jedoch von H. bei Jechaburg u. Keuschberg gänzlich geschlagen. H. gilt als der Gründer der Städte in dem nordöstlichen Deutschland; überhaupt über seine Thaten u. Verdienste um Deutschland, s.d. (Gesch.) V. Er st. 936 in Memleben. Sein ältester Sohn von Mathilde, Otto I., folgte ihm als Deutscher König. Vgl. Grundling, De Henrico aucupe, Halle 1711; Henricus auceps historia anceps, ebd. 1713; Waitz, Jahrbücher des Deutschen Reiches unter H. I., Berl. 1837. 2) H. II., der Heilige, Hüffelholz (der Hinkende), des Vor. Urenkel, Sohn des Herzogs Heinrich II. von Baiern, geb. 972, folgte seinem Vater 995 in Baiern (s.d., Gesch. III.) u. 1002 auf Otto III. als König von Deutschland. Sein Herzogthum übergab er 1004 Heinrich von Luxemburg u. zog dann nach Italien, wo er in Pavia als König der Lombarden gekrönt, aber, bei einem Aufstande durchs Fenster springend, lahm wurde; bei seinem zweiten Zuge nach Italien[182] wurde er 1014 in Rom zum Kaiser gekrönt; am meisten führte er Krieg mit den Slawen u. entriß 1018 Böhmen dem König von Polen; 1022 ging er wieder nach Italien, um dem Papst gegen die Byzantiner beizustehen; in Deutschland stillte er Unruhen, suchte Burgund für das Reich zu erhalten u. gründete das Bisthum Bamberg; s. bes. Deutschland (Gesch.) V. Er starb kinderlos 13. Juli 1024 auf der Burg Grone bei Göttingen u. wurde in Bamberg begraben; er war seit 1003 vermählt mit Kunigunde, Tochter des Grafen Sigfried von Luxemburg (st. 1038). H. hing der Geistlichkeit sehr an u. wurde deshalb heilig gesprochen; Tag: der 12. Juli. Durch die Vermählung seiner Schwester Gisela an den König Stephan brachte er die Ungarn zum Christenthum. Mit ihm endigte die Reihe der Sächsischen Kaiser, u. Konrad II. der Salier folgte ihm. 3) H. III., der Schwarze od. der Fromme, Sohn des Kaisers Konrad II. u. der Gisela, geb. 1017 zu Osterbeck in Geldern; wurde 1026 zum römischen König erwählt, 1027 Herzog in Baiern, 1028 Herzog von Schwaben u. 1038 König von Arelat u. folgte 1039 seinem Vater als König von Deutschland. Den Bestrebungen der deutschen Fürsten sich selbständig neben dem Könige u. ihre Lehen erblich zu machen, trat er energisch entgegen u. behielt die meisten großen Lehen für sich od. gab dieselben kleineren Vasallen, u. schaffte Ruhe im Lande durch den 1043 errichteten Landfrieden von Kostnitz; er machte den König von Böhmen, auch den von Ungarn, sowie die Normannen in Unteritalien zeitweilig dem Reiche lehnspflichtig, nahm dem Herzog Gottfried von Lothringen sein Land u. schlichtete den Streit um den Päpstlichen Stuhl 1046. Er gründete die Dome zu Speier, Worms u. Mainz u. errichtete mehrere Klosterschulen; seinen Bestrebungen für die Verbesserung des Kirchenwesens stellten sich die Erzbischöfe Anno u. Adalbert, sowie der Cardinal Hildebrand entgegen. Er residirte gewöhnlich in Goslar u. st. 1056 auf dem Schloß Botfeld am Harz; beigesetzt wurde er im Dome zu Speier. H. war vermählt seit 1036 mit Kunelinde, Tochter des Königs Knut des Großen von Dänemark, nach deren Tode (1038) seit 1043 mit Agnes von Poitiers, Tochter des Herzogs Wilhelm III. von Guienne; sein Sohn von der Letzteren war Heinrich IV., welcher ihm folgte. 4) H. IV., des Vor. Sohn, geb. 1050, wurde zu seines Vaters Nachfolger erwählt, 1053 in Aachen gekrönt u. folgte ihm 1056 unter der Vormundschaft seiner Mutter Agnes. Da diese aber mehreren unzufriedenen Fürsten, um dieselben ihrem Sohne günstig zu stimmen, Concessionen machte, so erregte dies den Neid der andern, u. der junge Kaiser wurde 1062 von dem Erzbischof Anno von Köln, dem Grafen Egbert von Braunschweig u. dem Baiernherzog Otto aus seiner Residenz Kaiserswerth zu Schiffe entführt; H. sprang zwar, um seinen Entführern zu entgehen, in den Rhein, wurde aber von Egbert wieder in das Schiff gebracht u. nach Köln geführt, wo er unter der Aufsicht Anno's u. des Erzbischofs Adalbert von Bremen erzogen wurde. 1065 wurde er von der Fürstenversammlung in Worms für mündig erklärt. Da ihm Adalbert allen Willen ließ, so ergab er sich ganz dessen Leitung, welcher ihm einen tödtlichen Haß gegen die Sachsen einpflanzte; aber die Fürsten nöthigten ihn 1066, Adalbert zu entfernen, u. nun stand er ganz unter Anno's Einfluß, welchem H. bes. deshalb gram war, weil er ihn zur Heirath mit Bertha von Susa genöthigt hatte. Die widerspenstigen Fürsten in Baiern, Kärnten u. Schwaben demüthigte er; um die Sachsen im Zaume zu halten, legte er in ihrem Lande Burgen an u. unterwarf sie 1075 durch den Sieg bei Hohenburg. Darauf begann sein Streit mit dem Papst Gregor VII. über das Investiturrecht; die Unzufriedenheit der Sachsen u. Thüringer mit dem Kaiser benutzte der Papst, denselben 1076 in den Bann zu thun, u. als in Folge davon die Feinde des Kaisers von ihm abfielen, so bequemte sich H. zu der Demüthigung, 25.–28. Jan. 1077 im Hofe des Schlosses zu Canossa vor dem Papst Buße zu thun. Er zog nun gegen den von seinen Feinden 1077 gewählten Gegenkönig, Rudolf von Schwaben, welchen er mit Hülfe der deutschen Städte 1080 besiegte. Inzwischen wieder in den Bann gethan, ging H. 1081 nach Italien, um den Papst Gregor zu demüthigen, was ihm aber erst 1084 glückte; worauf er gegen die neugewählten Gegenkönige, Hermann von Luremburg u. Eckbert von Meißen, bis 1089 zu kämpfen hatte. Als er 1090 abermals nach Italien zog, machte sein Sohn Konrad einen Aufstand gegen ihn, welchen er 1096 dämpfte; nun in den vollen Besitz seiner Macht gekommen, wurde er 1104 wieder in den Bann gethan, weil er sich nicht an einem Kreuzzuge betheiligen wollte, u. erlebte den Schmerz, daß sich auch sein anderer Sohn Heinrich gegen ihn empörte; H. IV. mußte entfliehen, wurde in Ingolheim abgesetzt u. starb 7. Aug. 1106 in Lüttich; über dies Alles s. ausführlich u. Deutschland (Gesch.) VI. Da er im Bann gestorben war, so wurde sein Leichnam auf päpstliches Gebot wieder ausgegraben u. blieb 5 Jahre in der Kapelle St. Afra zu Speier unbeerdigt stehen, bis 1111 die päpstliche Absolution erfolgte. H. war vermählt zuerst seit 1066 mit Bertha (s.d. 9), Tochter des Markgrafen Otto von Italien; nach deren Tode 1087 seit 1089 mit Adelheid (s.d. 2), Tochter des russischen Fürsten Usevolod, Wittwe des Markgrafen Heinrich von Brandenburg, welche Letztere er 1093 einsperren ließ. Seine Kinder von Bertha waren, außer Konrad u. Heinrich V., noch Agnes, Gemahlin des Herzogs Friedrich von Schwaben, dann des Markgrafen Leopold III. von Österreich, u. Adelheid, Gemahlin des Königs Boleslaw von Polen. Vgl. Söltl, Heinrich IV., München 1823; H. Floto, Heinrich IV. u. sein Zeitalter, Stuttg. 1855, 2 Bde. 5) H. V., geb. 1081, jüngerer Sohn des Vor. u. der Bertha, wurde 1103 zum Römischen König gewählt, folgte 1106 auf seinen Vater, gegen den er sich vorher empört hatte; da der Papst ihm die Krönung als Kaiser versagte, wenn er nicht vorher auf das Investiturrecht verzichtet hätte, so ging er 1110 nach Italien, eroberte Rom u. erzwang 1111 seine Krönung; dies nahmen die Sachsen zum Vorwand, von dem Kaiser abzufallen; 1115 am Welfesholz geschlagen, überließ er die Vertheidigung seiner Sache den ihm treuen Süddeutschen u. ging 1116 nach Italien, um die Erbschaft der Gräfin Mathilde in Besitz zu nehmen; mit seinen deutschen Gegnern machte er darauf 1119–21 Vergleiche, auch mit dem Papste Calixtus II. söhnte er sich 1122 aus. Er st. 23. Mai 1125 kinderlos u. wurde im Dome zu Speier begraben. Mit ihm endigte die Reihe der Salischen od. Fränkischen Kaiser, u. ihm folgte Lothar von [183] Sachsen, s.u. Deutschland (Gesch.) VI. H. war seit 1114 mit Mathilde, Tochter des Königs Heinrich I. von England, verheirathet. Vgl. Gervais, Geschichte Deutschlands unter H. V., Lpz. 1841 f., 2 Bde. 6) H. VI., Sohn des Kaisers Friedrich Barbarossa u. der Beatrix von Burgund, geb. 1165, gekrönt zum Römischen König 1169; verwaltete seit 1188 in Abwesenheit seines Vaters das Reich u. folgte ihm 1190; 1191 ging er nach Italien, um die Erbschaft seiner Gemahlin Constanze in Sicilien anzutreten, wurde zum Kaiser gekrönt, eroberte Apulien u. Neapel u. kehrte dann nach Deutschland zurück, wo er den alten Streit mit Heinrich dem Löwen schlichtete; dann ging er abermals nach Italien u. eroberte Sicilien, wo er den Rest des Normannenstammes ausrottete. Seine Lieblingsidee, die deutsche Königswürde in seinem Hause erblich zu machen, konnte er nicht verwirklichen; er st. 28. Sept. 1197 in Messina u. wurde daselbst begraben. Ihm folgte aus zwiespältiger Wahl Philipp von Schwaben u. Otto IV.; s.u. Deutschland (Gesch.) VIII. Er war seit 1186 mit Constanze, Tochter des Königs Roger von Sicilien, vermählt; sein Sohn war der nachmalige Kaiser Friedrich II. 7) H. Raspe, s. unten H. 193). 8) H. VII. von Luxemburg, Sohn des Grafen Heinrich IV. (od. II.) von Luxemburg u. der Beatrix von Hennegau, geb. 1262, folgte seinem Vater 1288 als Heinrich V. (III.) in Luxemburg, verband sich 1294 mit König Philipp d. Schönen von Frankreich gegen Eduard II. von England u. kam 1300 in Streit mit den Trierern wegen des Moselzolls; er wurde nach Albrechts I. Tode 1308 in Rense zum Kaiser gewählt u. 1309 in Aachen gekrönt; er belieh seinen Sohn Johann mit Böhmen u. ging dann nach Italien, wo er 1312 zum Kaiser gekrönt wurde; im Begriff, Reapel zu erobern, starb er 24. Aug. 1313 in Buonconvento, von einem Mönch durch eine Hostie vergiftet; s.u. Deutschland (Gesch.) X. Ihm folgte Ludwig der Baier auf dem deutschen Throne. Vermählt war H. seit 1292 mit Margarethe, Tochter des Herzogs Johann I. von Brabant (st. 1311 in Genua); seine Kinder waren: Johann, König von Böhmen; Beatrix, Gemahlin des Königs Karl Robert von Ungarn; u. Marie, Gemahlin des Königs Karl des Schönen von Frankreich. Vgl. Berthold, Der Römerzug Königs H. VII., Königsb. 1830 f., 2 Bde.; Dönniges, Acta Henrici VII., Berl. 1840 f., 2 Bde. B) Byzantinisch-lateinische Kaiser: 9) H. von Hennegau, geb. 1174, war Kaiser 1206–16, wo er an Gift starb, s. Byzantinisches Reich E).

C) Könige von Böhmen: 10) s. Heinrich 99). D) Könige von Castilien: 11) H. I., Sohn des Königs Alfons III., geb. 1204, folgte seinem Vater 1214 unter Vormundschaft seiner Mutter Eleonore u. st. 1217, s.u. Spanien (Gesch.). 12) H. II. de la Merced, Graf von Transtamare, geb. 1333 in Sevilla, natürlicher Sohn Alfons' XI. u. der Eleonore von Guzman; erstach seinen Bruder, Peter den Grausamen, welcher im Kampfe um die Krone von ihm gefangen worden war, 1368 eigenhändig u. regierte, sich gegen mehrere Prätendenten der Krone siegreich haltend, bis 1379, wo er starb; s. ebd. Er war vermählt mit Johanna von Pennafiel u. hatte zum Nachfolger seinen Sohn Johann I. 13) H. III., der Kränkliche, Enkel des Vorigen u. Sohn Johanns I., geb. 1379 in Burgos, folgte seinem Vater 1390 u. st. 1406; über seine Regierung s. ebd. 14) H. IV., der Ohnmächtige (Unvermögende) od. der Freigebige, Enkel des Vor. u. Sohn Johanns II., geb. 1425, folgte seinem Vater 1454 u. regierte bis 1474; über seine Regierung s. ebd. H. war ein äußerst ausschweifender Fürst; nachdem er sich von seiner ersten Gemahlin, Blanca von Navarra, getrennt hatte, heirathete er 1455 Johanna, Tochter des Königs Eduard von Portugal; er führte dieselbe dem Bertrand von Cueva selbst zu, um nur Erben zu erhalten; wirklich gebar diese eine Tochter, doch folgte ihm in Castilien seine Schwester Isabella, welche Ferdinand V. von Navarra geheirathet hatte, wodurch Castilien u. Navarra vereinigt wurden. E) Könige von Cypern: 15) H. I. von Lusignan, Sohn Hugos I., regierte 1221–53, s.u. Cypern (Gesch.). 16) H. II., Sohn Hugos III., regierte 1285–1324, s. ebd.

F) Könige von England: 17) H. I., Beauclerc (d.i. der schöne Gelehrte) od. Clericus, dritter Sohn Wilhelm des Eroberers, geb. 1068, folgte 1100 seinem Bruder Wilhelm II., obgleich die Succession seinem älteren Bruder Robert, welcher damals im Gelobten Lande war, zustand; H., um sich die Gunst der Engländer zu erwerben, gab die Charta libertatum u. behauptete sich auch gegen seinen Bruder, den er in seine Gewalt brachte; mit dem Papst hatte er Streit wegen der Investitur; er st. 1135, u. ihm folgte Stephan von Blois, s.u. England (Gesch.) VIII. Er war vermählt mit Mathilde, Tochter des Königs Malcolm von Schottland (st. 1118), von welcher er eine einzige Tochter, Mathilde, hatte, vorher mit Kaiser Heinrich V., dann mit Gottfried von Plantagenet, Graf von Anjou, vermählt, welche er vergebens zur Thronerbin einsetzte. 18) H. II., Courtmantel (Kurzmantel, weil er die Mode der kurzen Mäntel nach England brachte) od. H. Fitz-Emprefs, Enkel des Vor., Sohn des Grafen Gottfried Plantagenet von Anjou u. der Mathilde, Tochter des Vor., geb. 3. März 1133 in Mans, durch seinen Vater Herr von Anjou, Touraine, Maine u. einem Theil von Berri, durch seine Mutter Herr der Normandie (welche er aber nachher abtrat), durch seine Gemahlin Eleonore Herr von Aquitanien, Guienne, Saintonge, Poitou, Auvergne, Perigord, Angoumois u. Limousin; folgte 1154 als König von England auf Stephan von Blois, der erste aus dem Hause Plantagenet. Er stellte wieder Ruhe u. Sicherheit im Reiche her; dagegen hatte er fortwährend Kämpfe mit König Ludwig VII. von Frankreich, dem er die Vasallenpflicht für seine Provinzen in Frankreich verweigerte, u. mit dem Papste wegen Erweiterung der geistlichen Gewalt, mit welchem sich sein Kanzler Th. Becket verband; er zwang 1171 die Earls von Irland zur Lehnspflicht, hatte mit seinen Söhnen Heinrich u. Richard, welche sich gegen ihn empört hatten, bis 1174 einen schweren Kampf u. mußte dazwischen gegen den König von Schottland ziehen, der einen Einfall in England gemacht hatte. Darauf begann ein langwieriger Kampf unter seinen Söhnen, in welchen er verwickelt wurde u. in welchem Frankreich wieder gegen ihn stand; aus Gram über den schimpflichen Frieden zu Azai, welchen er eingehen mußte, starb er 6. Juli 1189; s. unter England (Gesch.) IX. A). Er war seit 1152 mit Eleonore (s.d. 7) von Guienne vermählt; von dieser hatte[184] er vier Söhne: Heinrich (s. unten 200), Richard u. Johann ohne Land, welche ihm folgten, u. Gottfried, Herzog von Bretagne; seine Geliebte war Rosamunde Clifford (s.d.). 19) H. III., Enkel des Vor. u. Sohn Johanns ohne Land u. der Isabelle von Angoulême, geb. 1206 in Winchester, folgte 1216 seinem Vater unter Vormundschaft des Grafen von Pembroke, welcher die abtrünnigen Barone unterwarf u. die Franzosen aus dem Lande trieb; der schwache König stand fortwährend unter dem Einfluß seiner Räthe, weshalb die Großen des Landes ihm zürnten, namentlich als die Verwandten u. der Anhang seiner Gemahlin Eleonore aus der Provence an seinem Hofe mächtig wurden; er führte 1242 einen erfolglosen Krieg mit Frankreich u. unterlag in dem Kampfe gegen die Barone, bis ihm sein Sohn Eduard den Sieg über dieselben errang, doch mußte er endlich die Magna charta beschwören; über diese Ereignisse s.u. England (Gesch.) IX. A. H. st. 20. Novbr. 1272 in Westminster. Er war vermählt seit 1226 mit Eleonore (s.d. 8) von Provence; seine Söhne waren Eduard, sein Nachfolger, u. Edmund; von seinen Töchtern heirathete Margarethe den König Alexander III. von Schottland u. Beatrix den Herzog Johann II. von Bretagne. 20) H. IV., Bolingbroke (nach seinem Geburtsorte), Enkel Eduards III. u. Sohn Johanns von Gaunt, Herzogs von Lancaster, Anfangs Graf von Derby, dann Herzog von Hereford; kämpfte tapfer gegen die Lithauer, wurde dann in Streitigkeiten mit König Richard II. verwickelt, welcher ihn 1398 verbannte, stieß, von Frankreich unterstützt, Richard II. 1399 vom Throne u. bestieg denselben selbst als Nachkomme Heinrichs III.; die Aufstände unter Salisbury, Owen Glendower u. den Percies warf er nieder, führte glückliche Kriege gegen Schottland u. verfolgte die Wicliffiten; er st., in Trübsinn verfallen, 20. März 1413; s.u. England (Gesch.) IX. B). Er ist der Held des Shakspearschen Dramas H. IV. Vermählt war er seit 1380 mit Maria Bohun, Tochter des Grafen Hereford, u. nach deren Tode (1394) seit 1403 mit Johanne, Tochter des Königs Karl des Bösen von Navarra, Wittwe des Herzogs Johann IV. von Bretagne (st. 1437); der älteste Sohn erster Ehe, Heinrich, folgte ihm. 21) H. V., Monmouth (von seinem Geburtsort), ältester Sohn des Vor. u. der Marie von Bohun, geb. 1388, Anfangs Herzog von Monmouth, nach seines Vaters Thronbesteigung Herzog von Wades, wurde 1413 König; er führte Kriege in Frankreich, eroberte im Bunde mit Burgund die Normandie u. wurde endlich dadurch, daß er 1420 Katharine, die Tochter Karls VI. von Frankreich, heirathete, zum Regenten von Frankreich gewählt; aber er verscherzte dort die Liebe des Volks durch Härte u. Stolz u. st. 31. Aug. 1422 in Vincennes; s. England (Gesch.) IX. B) u. Frankreich (Gesch.) V. Er hinterließ einen minderjährigen Sohn, Heinrich VI. Er ist der Held des Shakespearschen Dramas H. V. Vgl. Goodwin, History of the reign of Henry V., Lond. 1704. 22) H. VI., Sohn des Vor. u. der Katharine von Frankreich, geb. 1421, folgte 1422 als neunmonatliches Kind seinem Vater unter der Vormundschaft seines Oheims, des Herzogs von Bedford; dieser focht für ihn in Frankreich gegen Karl VII. Anfangs glücklich, dann aber, als Jeanne d'Arc bei dem französischen Heere erschien, unglücklich u. verlor auch die Normandie u. Guienne; in England selbst brach der Krieg zwischen der Rothenn. Weißen Rose aus, in welchem H. mehrmals gefangen wurde; er starb 1471 im Tower od. wurde ermordet, nachdem vorher seine heldenmüthige Gemahlin, Margarethe von Anjou, Tochter des Königs René von Neapel u. Sicilien, auf gleiche Weise gestorben war, s. England (Gesch.) IX. C) u. Frankreich (Gesch.) V. Auch er ist der Held eines Shakspearschen Dramas. 23) H. VII., Graf von Richmond, stammte väterlicher Seits von dem Hause Tudor, mütterlicher Seits von Eduard III. u. durch dessen (unehelichen, doch dadurch, daß Johann von Gaunt, Herzog von Lancaster, dessen Mutter heirathete, adoptirten) Enkel von dem Grafen Somerset aus dem Hause Lancaster ab, indem seine Mutter die Enkelin dieses Grafen war; er war geb. 1456, rettete sich 1471 nach der Schlacht von Tewksbury Anfangs nach Wales, seinem Stammland, dann wollte er nach Frankreich gehen, wurde aber von dem Herzog Franz II. von Bretagne zurückgehalten, jedoch gegen die Nachstellungen Eduards IV. geschützt u., als dieser zu stark drängte, entlassen. 1483 verband sich H. mit dem Herzog von Buckingham, um Richard III. zu stürzen; er führte ein Heer aus Frankreich nach England, besiegte Richard III. 1485 bei Bosworth, welcher selbst hier blieb, u. bestieg den Thron von England. Dadurch daß er sich 1486 mit Elisabeth, ältester Tochter Eduards IV., vermählte, endete er den Krieg der Rothen u. Weißen Rose. Der Versuch Perkin Warbecks, ihm den Thron zu rauben (1497–98), mißglückte demselben H. machte sich durch die Hebung des Handels u. der Schifffahrt, sowie durch Begünstigung des Bürgerstandes, Minderung der Feudallasten u. Verbesserung der Rechtspflege um Land u. Leute wohlverdient u. hob die königliche Gewalt für sich u. seine Nachfolger. Zu ihm kam Christoph Columbus, welchen er aber mit seinem Plane, ein neues Land im Westen entdecken zu wollen, abwies; s.u. England (Gesch.) IX. C). Er st. 22 April 1509. Seine ihn überlebenden Kinder waren: Heinrich, sein Nachfolger; Margarethe, Gemahlin des Königs Jakob IV. von Schottland, welche das Anrecht an England in das Haus Stuart brachte.; u. Marie, Gemahlin des Königs Ludwigs XII. von Frankreich u. nach dessen Tode Karls Brandon, Herzogs von Suffolk, u. Großmutter der Johanne Grey. 24) H. VIII., Sohn des Vor., geb. 28. Juni 1491, bestieg als Nachfolger seines Vaters 1509 den englischen Thron u. verheirathete sich in demselben Jahre mit Katharina von Aragonien, Wittwe seines Bruders Arthur u. Tante des Kaisers Karl V. 1512 verband er sich mit dem Kaiser Maximilian I. gegen Ludwig XII. von Frankreich, siegte zwar 17. Aug. 1513 mit dem Kaiser in der sogenannten Sporenschlacht bei Guinegate, erlangte aber durch den Krieg keinen Vortheil u. schloß 1514 mit Ludwig XII. Frieden, ja sogar hernach mit dessen Nachfolger Franz I. ein Bündniß gegen Karl V. Beide Könige bewarben sich vergebens um die deutsche Kaiserkrone. Durch H-s Günstling u. Kanzler Wolsey, welchem Kaiser Karl V. die Papstwürde in Aussicht stellte, brachte es dieser dahin, H. von Frankreich abzuwenden u. mit ihm 1521 einen geheimen Vertrag zu schließen. Der Krieg gegen Frankreich begann 1522; als aber Wolsey[185] sich in seinen Aussichten auf den Päpstlichen Stuhl getäuscht sah, suchte er den König wieder zum Bunde mit Frankreich zu bewegen, welcher auch 1525 zu Stande kam. Schon in dem französischen Kriege zu Gelderpressungen gezwungen, häuften sich diese jetzt, da der Krieg 1528 mit dem Kaiser ausbrach, von Neuem, so daß in vielen Gegenden Englands das Volk rebellirte. Der Frieden von Cambray 5. Aug. 1529 endigte den Krieg. Seine, od. wahrscheinlich nur unter seinem Namen verfaßte u. gegen Luthers Buch von der babylonischen Gefangenschaft gerichtete Schrift: Adsertio septem sacramentorum adversus M. Lutherum, Lond. 1521, fand in Rom so großen Beifall, daß der Papst Leo X. den König mit dem Namen eines Defensor fidei mit dem Schwert u. der Feder schmückte. Luther schrieb gegen H. als einen Lügner u. Unbiedermann im folgenden Jahre seine Schrift: Contra Henricum Regem M. Lutherus, u. H. schwieg darauf. Aber nach einigen Jahren schrieb Luther in der Hoffnung, H. werde sich seiner Reformation anschließen, einen demüthigen Brief an den König, in welchem er sich entschuldigte u. zum Widerruf erbot. H. benutzte indessen diesen Brief zur öffentlichen Demüthigung Luthers. H., der so Anfangs der Reformation entgegengetreten war, fing an, da der Papst nicht allen seinen Wünschen willfahrtete, sich allmälig von demselben loszureißen. Die Geistlichkeit wurde 1531 zur Abgabe einer bedeutenden Geldsumme u. zu der Anerkennung gezwungen, daß der König der Protector u. das Oberhaupt der Englischen Kirche sei; 1532 hob das Parlament die Annaten auf u. schaffte 1534 die päpstliche Gewalt gänzlich ab. 1536 ließ H. auf Cranmers Rath die Bibel übersetzen u. hob die geringeren Klöster auf. Zwar that ihn 1538 Papst Paul III. in den Bann, allein diese Maßregel fruchtete nichts. Im Mai 1533 ließ sich H. von seiner Gemahlin Katharina ohne Einwilligung des Papstes scheiden, nachdem er sich bereits am 14. Novbr. 1532 mit der von ihm geliebten Anna Boleyn hatte trauen lassen. Das Gesetz des Parlamentes, nach welchem nur die Nachkommen zweiter Ehe successionsfähig waren, mußten alle Unterthanen beschwören; Thomas More u. Bischof Fisher von Rochester verweigerten diesen Eid u. wurden hingerichtet. Als aber eine andere Liebe zu Johanna Seymour in ihm auftauchte, ließ er einen Proceß gegen Anna einleiten, dessen Resultat ihre Hinrichtung 19. Mai 1536 war. Am folgenden Tage fand H-s Vermählung mit Johanna Seymour statt, welche aber schon 12. Octbr. 1537 in Folge der Geburt des Prinzen Eduard starb. Das Parlamentsgesetz über die Thronfolge wurde wieder aufgehoben u. dem König allein das Recht der freien Verfügung zugestanden. Zur Regulirung des kirchlichen Glaubens ließ H. 1536 von einer Versammlung Geistlicher des Landes sein aus katholischen u. protestantischen Sätzen gemischtes Glaubensbekenntniß, obwohl nach vielem Widerstand, sanctioniren. Den deshalb im Octbr. desselben Jahres ausgebrochenen Aufstand schlug er nieder u. zog 1538 auch die großen Klöster u. Stiftungen ein. In Folge der 1539 von H. dem Parlamente vorgelegten u. von diesem approbirten Sechs Glaubensartikel entstanden blutige Anfeindungen der Protestanten, welche später, als der Herzog von Norfolk u. Gardiner an die Spitze der Verwaltung traten, sich noch steigerten. Am 6. Jan. 1540 vermählte sich H. darauf mit der Prinzessin Anna von Kleve, u. da er diese bald überdrüssig bekam u. in Folge dessen schon im Juli desselben Jahres sich von ihr scheiden ließ, am 8. Aug. mit Katharina Howard. Wegen angeblicher Untreue ließ er dieselbe 12. Febr. 1542 hinrichten u. heirathete 12. Juli 1543 seine sechste Gemahlin, die Wittwe des Lords Latimer, Katharina Parr. Der Plan H-s, seinen Neffen, Jakob V. von Schottland, zu einer gleichen kirchlichen Reform in seinem Lande, wie in England, zu bewegen, mißlang; es brach ein Krieg aus, u. die Schotten wurden 1542 geschlagen. Auch scheiterte die beabsichtigte Vermählung seines Sohnes Eduard mit der Erbtochter Jakobs V., Maria, an dem Widerstande der katholischen Partei Schottlands. In dieser Angelegenheit von Franz I. mannigfach verspottet, verband sich H. 1543 nochmals mit dem Kaiser, drang 1544 von Calais nach Frankreich ein u. eroberte Boulogne, worauf der Kaiser den Frieden zu Crespy schloß, in welchen H. aber erst 1546 willigte. Seit Ende des Jahres 1546 von einem schleichenden Fieber ergriffen, starb H. am 28. Januar 1547; s. über seine Regierung ausführlich unter England (Gesch.) X. Ihm folgten erst Eduard VI., sein Sohn von der Johanna Seymour, dann seine Töchter Maria, von Katharina, u. Elisabeth, von Anna Boleyn geboren. Vgl. Turner, History of H. VIII., Lond. 1826, 2 Bde., u. Aufl. 1828; Thomson, Memoirs of the court of H. VIII., ebd. 1826, 2 Bde. (deutsch von Becker, Lpz. 1827); Tytler, Life of King H. VIII., Edinb. 1836; Audin, Histoire de H. VIII. et du schisme d'Angleterre, Par. 1847, 2 Bde.

G) Könige von Frankreich: 25) H. I., jüngster Sohn Roberts u. Constanzens, geb. 1005, vorher Herzog von Burgund (s.d., Gesch. II), folgte seinem Vater 1031 auf dem französischen Throne; er unterwarf die rebellischen Grafen von Chartres u. machte einen unglücklichen Zug gegen den Herzog Wilhelm von Normandie; unter ihm wurde der Gottesfriede eingeführt; s. Frankreich (Gesch.) IV. H. st. 1060 in Vitri; seine Verlobte, Mathilde, Tochter des Kaisers Konrad des Saliers, starb 1034 (1044); er vermählte sich nun 1051 mit Anna, Tochter des Großfürsten Jaroslaw von Rußland, welche ihm zwei Söhne gebar: Philipp, welcher ihm folgte, u. Hugo, Graf von Vermandois. 26) H. II., Sohn Franz' I. u. der Claudia, geb. 1519 in St. Germain en Laye, folgte 1547 seinem Vater; er stand unter dem Einfluß der Guisen, namentlich des Connetable Montmorency, u. seiner Mätresse, der Diana von Poitiers (s.d.); erwarb 1550 von England Boulogne, verfolgte in Frankreich die Hugenotten, unterstützte dagegen die Protestanten in Deutschland; führte 1552–1559 auch einen unglücklichen Krieg gegen Neapel, s. Frankreich (Gesch.) VI. H. starb 10. Juli 1559 an den Folgen einer Augenwunde, welche er in einem Turnier zur Vermählungsfeier seiner Tochter Elisabeth erhielt, als er mit Montgomeri, dem Hauptmann der schottischen Garden, eine Lanze brach u. ein Splitter in sein linkes Auge sprang. Er war seit 1533 vermählt mit Katharine von Medicis; seine Kinder waren: Franz II., Karl IX., Heinrich III., welche ihm nach einander folgten; Franz, Herzog von Alençon; Elisabeth, Gemahlin des Königs Philipp II. von Spanien; Claudia,[186] Gemahlin des Herzogs Karl II. von Lothringen; Margarethe, Gemahlin Heinrichs IV. 27) H. III., von Valois, als Prinz Herzog von Anjou, dritter Sohn des Vor. u. Katharinens, geb. 19. Sept. 1551; er erhielt, 18 Jahre alt, das Commando gegen die Hugenotten u. siegte 1569 bei Jarnac u. Moncontour. Durch Intriguen u. Bestechungen seiner Mutter auf den polnischen Thron erhoben, reiste er 1573 nach Polen, kehrte aber 1574 nach Frankreich zurück, um auf die Nachricht von dem Tode seines Bruders, Karls IX., die Krone von Frankreich in Besitz zu nehmen. Sich selbst überließ er den Ausschweifungen, die Regierung aber seiner Mutter Katharine; in dem Hugenottenkriege ließ er bald die Guisen gewähren, bald begünstigte er die Hugenotten, bis er aus Furcht vor der Übermacht der Guisen Heinrich Guise u. den Cardinal von Lothringen (s.u. Guise 8) u. 10) ermorden ließ u. sich an Heinrich von Navarra anschloß. Als Beide Paris belagerten, wurde H. III. 2. Aug. 1589 bei St. Cloud von dem Dominicaner Jacques Clement (s.d.) ermordet; s. Frankreich (Gesch.) VI. Er war der letzte König von Frankreich aus dem Hause Valois. Er war verlobt mit einer Prinzessin von Condé, u. als diese starb, vermählte er sich 1575 mit Louise de Vaudemont aus dem Hause Lothringen, von welcher er keine Kinder hinterließ. 28) H. IV., der Große, der Gute, od. H. von Béarn (H. der Bearner), Sohn Antons von Bourbon (früher Herzogs von Vendôme, später Königs von Navarra) u. der Johanna von Albret, geb. 4. Dec. 1553 zu Pau in Béarn; von seiner Mutter sehr hart erzogen, übte sich der junge H. nur in den Waffen. König Philipp II. von Spanien wollte, um dem Hause Navarra die Thronfolge in Frankreich nach Heinrichs III. Tode zu entreißen, den Knaben H. nebst seiner Mutter nach Spanien entführen; aber der Anschlag wurde zuvor entdeckt. Kaum 14 Jahre alt, wurde H. unter Coligny u. Condé an die Spitze des Heeres der Hugenotten gestellt (s. Hugenotten). 7. Juni 1572 starb seine Mutter, u. er wurde als Heinrich III. nun König von Navarra; kurze Zeit darauf vermählte er sich mit Margarethe von Valois in Paris, u. diese Vermählung am 24. Aug. ist die berüchtigte Pariser Bluthochzeit; er selbst wurde in Paris zurückgehalten, entwich jedoch 1576 u. stellte sich wieder an die Spitze der Hugenotten. Nach dem Tode Heinrichs III. von Frankreich folgte er als Heinrich IV. auf den französischen Thron; doch hatte er als Protestant eine große Partei im Lande gegen sich, u. erst als er 25. Juli 1593 zur Katholischen Kirche getreten war, huldigte ihm das Land, u. er zog 1594 in Paris ein; doch gab er zu Gunsten seiner alten Glaubensgenossen das Edict von Nantes; in diesem Jahre endigte er auch den seit 1595 entbrannten Krieg mit Spanien durch den Frieden von Vervins. Mit Sully wirkte er nun für das Wohl Frankreichs, die Schulden wurden fast getilgt, rückständige Steuern erlassen u. sein humaner Grundsatz gegen seine Unterthanen war, daß jeder Bauer am Sonntag sein Huhn im Topf haben sollte. Ihm wird auch die Idee einer großen europäischen Staatenrepublik zugeschrieben. Er wurde am 14. Mai 1610 in Paris von Ravaillac ermordet, s.u. Frankreich (Gesch.) VII. A). Nach der Scheidung von seiner Gemahlin Margarethe, Tochter Heinrichs II., 1599, war er seit 1600 mit Maria von Medici, Tochter des Herzogs Franz von Florenz, vermählt; von seinen Kindern aus zweiter Ehe folgte ihm Ludwig XIII.; Gaston wurde Herzog von Orleans; Elisabeth war vermählt an König Philipp IV. von Spanien; Christine an Herzog Victor Amadeus von Savoyen u. Henriette an König Karl I. von England. Er gilt für den galantesten u. ritterlichsten König, war tapfer, rasch in seinen Entschlüssen, großherzig, mild, den Damen u. der Liebe sehr ergeben, leichtsinnig u. von den Franzosen sehr verehrt. Die bekanntesten seiner zahlreichen Mätressen, von denen er acht Kinder hinterließ, sind Gabrielle d'Estrées, die Essarts, Guercheville, Guiche, Henriette d'Entraigues Marquise von Verneuil, Epernon (s.d. a.). Ihm wurden zu Nerac a. d. Baise, auf dem Pont neuf in Paris, 1842 zu Pau u. 1857 zu La Flèche Denkmäler errichtet. Vgl. Péréfixe, Histoire de H. IV., n. A. Par. 1822; Capefigue, Hist. de la réforme, de la ligue et de règne de H. IV., ebd. 1834, 2 Bde.; Berger de Xivrey, Recueil des lettres missives de Henry IV., ebd. 1850, 5 Bde. Das Privatleben H-s schildert der Roman Argenis von John Barcley (s.d. 3). 29) H. V., s. Heinrich 208).

H) König von Jerusalem: 30) H. von Champagne, Sohn des Grafen Heinrich I. von Champagne, folgte 1180 (1181) seinem Vater, überließ aber 1183 seinem Bruder die Champagne, machte den dritten Kreuzzug mit, wo er sich bes. vor St. Jean d'Acre auszeichnete; durch Verheirathung mit Isabelle, der Wittwe Konrads von Tyrus, wurde er 1192 König von Jerusalem u. st. 1197, s. Jerusalem. I) Könige von Navarra: 31) H. I., der Fette, Sohn des Grafen Theobald IV. von Champagne, folgte 1270 seinem Bruder Theobald II. in Navarra u. st., in seinem Fette erstickend, 1274 in Pampeluna, s. Spanien (Gesch.). Vermählt war er seit 1269 mit Blanca, Tochter des Grafen Robert von Artois; sein Sohn war vorher gestorben, daher folgte ihm seine Tochter Johanna. 32) H. II. von Albret, Sohn Johanns von Albret u. Katharinens von Foix, geb. 1503, folgte seinem Vater Johann 1516 in Navarra, Anfangs nur in einem kleinen Theile, 1531 im ganzen Reiche. 1525 bei Pavia gefangen, entkam er mittelst einer ihm zugesteckten Strickleiter u. st. 1555 zu Hagerman in Béarn; s.u. Navarra. Er war seit 1526 mit Margarethe, der Wittwe des Herzogs Karl von Alençon u. Schwester des Königs Franz I. von Frankreich (st. 1549), verheirathet; durch seine Tochter Johanne war er Großvater H-s IV. von Frankreich. 33) H. III., so v.w. Heinrich 28). K) König von Polen: 34) H., so v.w. Heinrich 27). L) Grafen u. Könige von Portugal: 35) H. I. von Burgund, Enkel des Herzogs Robert des Alten von Burgund u. Sohn des Grafen Heinrich, geb. um 1060, welchem König Alfons VI. von Castilien u. Leon den, von den Mauren eroberten Theil von Portugal als Grafschaft 1109 übergab, als H. dessen natürliche Tochter Therese 1095 geheirathet hatte, s. Portugal (Gesch.). H. st. 1112 bei der Belagerung von Astorga. Er wurde der Stammvater der Könige von Portugal, u. ihm folgte sein Sohn Alfons I. 36) H. II., der Cardinal, dritter Sohn Emanuels u. der Marie von Castilien, geb. 1512, wurde 1532 Erzbischof von Braga, 1542 Cardinal, folgte seinem Vetter Sebastian 1578 als[187] König von Portugal u. regierte bis 1580, wo er starb, s. ebd. Ihm folgte sein Neffe Anton. M) Könige von Sicilien: 37) H. I., so v.w. Heinrich 6). 38) H. II., Sohn des Kaisers Friedrich II, erhielt von seinem Vater das Herzogthum Schwaben, wurde, als derselbe 1211 von Sicilien nach Deutschland ging, zum König von Sicilien u. 1220 zum Deutschen König gewählt u. in Aachen gekrönt u. ihm die Regierung des Reichs in Abwesenheit des Vaters unter Vormundschaft Engelberts, Grafen von Isenburg, u. nach dessen Tode, Ludwigs, Herzogs von Baiern, übergeben. Vom Papst Gregor IX. 1234 gegen seinen Vater aufgewiegelt, verband er sich mit einigen deutschen Fürsten u. den Städten der Lombardei gegen denselben, Friedrich begnadigte ihn zwar 1235, als H. aber nicht Ruhe hielt, ließ er ihn auf einem Reichstag zu Worms verurtheilen u. gefangen nehmen. H. st. 1240 nach fünfjähriger Haft in Apulien, s. Deutschland (Gesch.) VII. Er hinterließ zwei Söhne, Friedrich u. Heinrich, welche später Manfred, Friedrichs II. unehelicher Sohn, vergiftete.

II. Andere regierende souveräne Fürsten. A) Fürsten u. Herzöge von Anhalt. 39) H. I., Sohn Bernhards, Herzogs zu Sachsen, u. der Judith, Prinzessin von Dänemark, geb. um 1170; nahm 1211, nach dem Tode seines Vaters, zuerst den Titel eines geborenen Fürsten von Anhalt an u. st. 1251 (1264, 1267), s.u. Anhalt (Gesch.) II. 40) H. II., der Jüngere od. der Fette, geb. um 1215, ältester Sohn des Vor.; begann die Ascherslebener Linie u. st. 1267, s. ebd. 41) H. III., Sohn des Vor., regierte nach seines Vaters Tode Anfangs mit seinem Bruder Otto gemeinschaftlich, wurde dann Geistlicher, 1283 Domherr, trat 1301 die Regierung Anhalts an seinen Bruder ab, wurde 1304 Erzbischof von Magdeburg (s.d.) u. st. 1307. 42) H. IV., von der älteren Bernburgischen Linie, Sohn Bernhards III.; succedirte seinem Bruder Bernhard IV. 1354 u. st. 1377, s. Anhalt (Gesch.) II. 43) H., zweiter Sohn des Fürsten Friedrich Erdmann von Anhalt-Pleß u. der Prinzessin Luise von Stolberg-Wernigerode, geb. 30. Juli 1778, folgte seinem Bruder Ferdinand 1818 in Pleß u. 1830 als Herzog von Anhalt-Köthen u. st. 23. Nov. 1847, s. Anhalt (Gesch) III. D); er war vermählt seit 1819 in kinderloser Ehe mit Auguste, Tochter des Fürsten Heinrich XLIV, von Reuß zu Köstritz. B) Grafen u. Markgrafen von Baden. a) Grafen von Baden-Hochberg. 44) H. I., Sohn Hermanns IV. von Baden-Hochberg, erhielt in der Theilung mit seinem Bruder 1190 Hochberg, u. st. 1231, s. Baden (Gesch.) III. B). Er war vermählt mit Agnes (aus dem Hause Habsburg). 45) H. II., Enkel, nach Andern Sohn des Vor. u. 1231 Nachfolger unter der Vormundschaft seiner Mutter; er überließ 1290 seinen Söhnen Heinrich u. Rudolf die Regierung, trat in den Johanniterorden u. starb um 1297; seine Gemahlin war Anna von Alzena. 46) H. III., Sohn des Vor., folgte ihm 1290 mit seinem Bruder Rudolf u. erhielt 1300 in der Theilung mit demselben Hochberg, wurde Stifter der Linie Hochberg-Hochberg u. st. 1330; er war vermählt mit Agnes von Hohenberg. 47) H. IV., Sohn u. Nachfolger des Vor., regierte 1330–69; er war vermählt mit Anna von Usemberg; über sie s. Baden (Gesch.) III. B). b) Markgraf von Baden-Hochberg-Sausenberg. 48) H., Enkel von H. 45) u. ältester Sohn u. Nachfolger Rudolfs I., regierte seit 1314 mit seinen zwei Brüdern Rudolf II. u. Otto gemeinschaftlich u. st. 1326 ohne Kinder; über ihn s. ebd. C) Herzöge in Baiern. 49) H. mit dem goldenen Pfluge, s.u. Guelfen. 50) H. I., jüngster Sohn des Königs H. I. u. Mathildens von Ringelheim, erhielt 940 von seinem Bruder Otto I. das Herzogthum Baiern, auch 952 die Marken Verona u. Aquileja u. st. 955. Seine Gemahlin war Judith, eine Tochter des Herzogs Arnulf von Baiern; s.u. Baiern (Gesch.) III. 51) H. II., der Zänker, Sohn des Vor., geb. 951; folgte seinem Vater 955 unter der abwechselnden Vormundschaft seiner Mutter, Großmutter u. Tante. Er strebte nach der deutschen Kaiserkrone, wurde aber 976 vom Kaiser Otto II. gefangen u. seines Herzogthums entsetzt; 984 befreit, nahm er den Kaisertitel wieder an, aber begnügte sich endlich mit Baiern; er st. 995; s.u. Baiern (Gesch.) III. 52) H. (III.) der Jüngere od. Hezilo; nach H-s II. erster Vertreibung von Kaiser Otto II. zum Herzog von Baiern ernannt, wurde er nach dessen Befreiung u. Wiedereinsetzung in Baiern bald wieder verdrängt u. mußte 985 auf Baiern verzichten; s. Baiern (Gesch.) III. Er wurde nun Markgraf von Cham u. später von Schweinfurt. 54) H. IV. (III.), Sohn H-s II., s. Heinrich 2). 53) H. V. (IV.), Graf von Luxemburg, Bruder der Königin Kunigunde; erhielt von seinem Schwager, Kaiser Heinrich II., 1004 Baiern u. st. 1025, s. Baiern (Gesch.) III. 55) H. VI (V.), s. Heinrich 3). 56) H. VII. (VIII.), der Jüngere von Luxemburg, Bruderssohn des Vor.; erhielt Baiern 1040 vom Kaiser H. III. u. st. 1049, s. ebd. 57) H. VIII., der Welfe, od. nach seiner dunkeln Gesichtsfarbe der Schwarze; folgte seinem Vater Guelf II. 1120 u. st. 1126 als Mönch. Seine Gemahlin Wulfild war die Erbtochter des Herzogs Magnus von Sachsen, doch konnte erst sein Sohn H. der Stolze die sächsische Erbschaft erlangen. Über ihn s. Baiern (Gesch.) IV. 58) H. X. der Stolze, Sohn des Vorigen u. der Wulfild; folgte seinem Vater 1126, heirathete 1127 Gertrud, Tochter des Kaisers Lothar II.; er nahm 1136 das Herzogthum Sachsen, die Billungschen u. Nordheimschen Güter durch seine Gemahlin u. das schon 1133 empfangene Toscana 1137 auf seinem Zuge unter dem Kaiser nach Italien in Besitz u. wurde zum Markgrafen von Toscana ernannt; als Besitzer zweier Herzogthümer schien er dem Reichstag zu mächtig u. da er bewaffnet zur Reichsversammlung nach Augsburg kam, wurde er von derselben geächtet u. st. 1139, ohne wieder in Besitz seiner Länder zu kommen, in Quedlinburg, s. ebd. u. Deutschland (Gesch.) VIII. 59) H. der Löwe, Herzog zu Baiern u. Sachsen, s. Heinrich 157). 60) H., Sohn des Pfalzgrafen Otto des Erlauchten; wurde 1253 von den österreichischen Ständen zum Herzog verlangt, rief hierauf König Bela IV. von Ungarn, mit dessen Tochter Elisabeth er vermählt war, gegen Ottokar von Böhmen, der sich Österreichs bemächtigt hatte, zu Hülfe, erlangte jedoch nur den Strich bis an die Enns. Nach seines Vaters Tode theilte er mit seinem älteren Bruder Ludwig u. erhielt Niederbaiern, jener Oberbaiern, die Kur blieb beiden gemeinschaftlich; über seine Regierung s. Baiern (Gesch.) VI. B); er st. 1290. Er war das zweite Mal mit Elisabeth von Polen[188] vermählt. 61) H. der Ältere, Enkel des Vor., Sohn des Herzogs Stephan II. u. der Judith von Schweidnitz; trat, 8 Jahre alt, nach seines Vaters Tode 1311 unter Vormundschaft die Regierung über Niederbaien an, theilte 1331 mit seinem Bruder Otto u. dem Folgenden u. st. 1340; s. Baiern (Gesch.) VI. B). H. war vermählt mit einer Tochter des Königs Johann von Böhmen. 62) H. der Jüngere, Sohn des Herzogs Otto; folgte 13 Tage alt seinem Vater 1312, erhielt 1331 in der Theilung mit dem Vorigen Dingolfingen, Landau etc. u. st. 1338 kinderlos, s. ebd. 63) H. der Reiche, Sohn des Herzogs Friedrich, geb. 1386; folgte seinem Vater 1393 unter Vormundschaft seiner Mutter in Baiern-Landshut u. kämpfte 1410–12 in Diensten des Deutschen Ordens; über seine ökonomische Regierung u. tapferen Kriege s.u. Baiern VII. B) b) bb); er st. 1450. D) Herzog von Böhmen. 64) H. Brzetislaw, war erst Bischof von Prag u. 1193–97 Herzog von Böhmen, s.d. (Gesch.) IV. E) Herzöge von Brabant. 65) H. I., der Ältere, Sohn Gottfrieds III., folgte 1185 seinem Vater u. regierte bis 1236, s. Brabant (Gesch.). 66) H. II., der Großmüthige, des Vor. ältester Sohn u. Nachfolger, regierte 1236–1247, s. ebd. 67) H. III., der Friedfertige, des Vor. ältester Sohn, regierte von 1247 bis um 1267, s. ebd.

F) Herzöge von Braunschweig. a) Von der Grubenhagenschen Linie. 68) H. I., der Wunderliche (Henricus Morosus), ältester Sohn des Herzogs Albrecht des Großen; erhielt 1286 in der Theilung mit seinen Brüdern das Land über dem Wald u. st. 1322, s.u. Braunschweig (Gesch.) II. A). Er war vermählt mit Agnes von Thüringen. 69) H. II., von Griechenland, ältester Sohn des Vor., bekam 1322 in der Theilung das Eichsfeld, reiste 1327 über Griechenland nach Jerusalem, heirathete Maria, die Tochter des Königs von Cypern, u. st. 1332, s. ebd. 70) H. III., ältester Sohn Herzogs Erich zu Salz der Helden, folgte diesem 1423 mit seinen Brüdern unter Vormundschaft seines Vetters Otto u. st. um 1463, s. ebd. 71) H. IV., Sohn des Vor., regierte von 1486–1525, wo er starb, s. ebd. b) Von der mittleren Linie. 72) H., Sohn Magnus' II., regierte von 1388 mit seinen Brüdern gemeinschaftlich bis 1409, dann über Lüneburg allein, wo er st., s. ebd. 73) H. der Friedfertige, jüngerer Sohn des Vor., war erst von 1416 bis 1428 Herzog von Lüneburg, dann bis 1432 von Kalenberg. dann bis 1473 von Wolfenbüttel, wo er starb, s. ebd. III. A). c) Von der Wolfenbüttler Linie. 74) H. der Ältere, der >Quade od. Böhme, Wilhelms des Jüngeren Sohn, Stifter der Linie, geb. 1463, regierte von 1492 bis zu seinem Tode 1514, s. ebd. 75) H. der Jüngere, Sohn des Vor., geb. 10. Nov. 1489, folgte seinem Vater 1514 allein, mit Ausschluß seiner Brüder; erwarb durch die Gunst des Kaisers Karl V. fast das ganze Bisthum Hildesheim u. schloß sich aus Dankbarkeit dem Kaiser gegen den Schmalkaldischen Bund an, er wurde bei dem Kloster Höckelem gefangen, aber in Folge des Sieges bei Mühlberg befreit; bei Sievershausen verlor er zwei Söhne; er wurde später den Protestanten günstiger gesinnt u. st. 11. Juni 1568, s. ebd. Er war vermählt mit Maria von Württemberg u. dann mit Sophie von Polen; von seinen Kindern überlebte ihn blos sein Sohn Julius, welcher ihm folgte. 76) H. Julius, Enkel des Vor., Sohn des Herzogs Julius, geb. 1564, wurde 1566 Bischof von Halberstadt u. 1581 Bischof in Minden, resignirt 1585, folgte 1589 als Herzog von Braunschweig u. st. 1613; er wareifriger Freund der Reformation, s. ebd. III. B). d) Aus der Lüneburgschen Linie. 77) H. der Mittlere, Sohn Otto's des Großmüthigen, geb. 1468, regierte von 1478 bis 1520, wo er die Regierung seinen Söhnen abtrat, u. st. 1532, s. ebd. e) Aus der Linie Dannenberg. 78) H., Sohn Ernsts des Bekenners, Stifter des jetzigen herzoglich braunschweigischen Hauses, regierte von 1568–98, s. ebd. G) Herzog von Burgund. 79) H. der Große, Sohn Hugos des Großen u. Hedwigs, Tochter des Kaisers Heinrich I., regierte 963–1002, s. Burgund (Gesch.) II. H) Grafen von Champagne. 80) H. I., Sohn Thibauts II., regierte 1152–1181, s. Champagne (Gesch.). 81) H. II., der Jüngere, so v.w. Heinrich 30). 82) H. III., Sohn Thibauts IV., regierte 1270–1274, s. Champagne. I) Grafen u. Landgrafen von Elsaß. 83) H., um 1084 Graf von Oberelsaß. 84) H. I., Sohn Hugos, 1049–65 Graf von Niederelsaß. 85) H. II., Sohn Sigberts, Landgraf 1228–1238, s. ebd. 86) H. Sigbert, Sohn des Vor., regierte 1238–1278, s. ebd. K) Graf von Geldern. 87) H., Sohn von Gerhard, regierte 1141–77. L) Graf von Groitzsch. 88) H., zweiter Sohn Wiprechts des Älteren, verband sich 1113 mit den mißvergnügten Sachsen gegen Kaiser H. V., der seinen Vater gefangen hielt, wurde geächtet u. mußte 3 Jahre verborgen leben. Er erhielt 1124 die Mark Lausitz von seinem Vater, wurde aber von Albrecht dem Bären vertrieben, nach dem Tode seines Bruders Wiprecht folgte er in dem ganzen Erbe der Grafen von Groitzsch u. erhielt auch 1131 die Lausitz wieder; er st. 1136, u. mit ihm erlosch das gräfliche Haus von Groitzsch, s.d.

M) Landgrafen von Hessen. 89) H. I., das Kind, Sohn H-s II. von Brabant u. Sophiens von Hessen, geb. 1244; erbte durch seine Mutter von seinem Großvater Ludwig dem Heiligen, nach dem Ausgange des Thüringschen Erbfolgestreites, Hessen, bestehend in der Grafschaft Gudensberg u. der Landgrafschaft an der Werra, u. nahm seine Residenz in Kassel; er regierte, Anfangs unter Vormundschaft seiner Mutter, mit Kraft u. Einsicht u. erweiterte die Macht seines Hauses; er st. 21. Dec. 1308 u. war vermählt erst mit Adelheid, Tochter des Herzogs Otto von Braunschweig, dann mit Mathilde, Tochter des Grafen Dietrich VI. von Tleve; von seinen Kindern aus erster Ehe folgte ihm Otto. 90) H. II., der Eiserne, Enkel des Vor., Sohn Ottos I. u. der Adelheid von Ravensberg, folgte seinem Vater 1328 u. st. 1376, angeblich 104 Jahre alt; seine Söhne von Elisabeth, Tochter des Landgrafen Friedrich von Thüringen, waren vor ihm gestorben, daher folgte ihm sein Neffe Hermann I. 91) H. III., zweiter Sohn Ludwigs I., geb. 1440, folgte 1458 mit seinem Bruder Ludwig II., theilte dann mit demselben u. erhielt die Länder an der Lahn, erwarb noch Katzenelnbogen u. Dietz; er residirte in Marburg u. st. 1483, s. Hessen (Gesch.). Er war vermählt mit Anna von Katzenelnbogen u. hatte seinen Sohn Wilhelm zum Nachfolger. N) Grafen von Holstein. 92) H. I, jüngster Sohn des[189] Grafen Gerhard I., folgte seinem Vater in Holstein u. Stormarien, führte einen langen glücklichen Krieg gegen die Dithmarsen u. st. 1310, s.u. Holstein (Gesch.); er war vermählt mit einer Tochter des Grafen Florenz von Bronchorst; sein Nachfolger war sein Sohn Gerhard II. 93) H. II., der Eiserne, Enkel des Vor. u. Sohn Gerhards II., folgte seinem Vater 1340 u. lebte, weil er den Adel in Jütland unterstützte, in stetem Kriege mit dem König Waldemar von Dänemark; nach der Absetzung des Königs Magnus, 1363, boten ihm die Schweden die Krone an, die er aber ausschlug; 1375 nahm er Schleswig in Besitz u. st. 1381; er hatte zur Gemahlin Anna, Tochter des Herzogs Heinrich von Mecklenburg; von seinen Söhnen folgte ihm Gerhard III. 94) H. III., Enkel des Vor. u. Sohn Gerhards III., geb. 1397, folgte seinem Vater 1404 in Schleswig u. Holstein, unter Vormundschaft seiner Mutter Katharina von Braunschweig u. seines Oheims, des Bischofs Heinrich von Osnabrück, welche mit Dänemark um den Besitz von Schleswig Krieg führten, dessen Ausgang H. nicht erlebte; er st. 1421 kinderlos, daher folgte ihm sein Bruder Adolf VII. O) Herzöge von Kärnten. 95) H. I., der Kleine (H. minor), Sohn des Grafen Berthold von Scheuren, erhielt vom Kaiser Otto II. 976 das Herzogthum Kärnten, dazu noch die Markgrafschaft Istrien u. Friaul; da er sich jedoch mit dem rebellischen Herzog Hezilon von Baiern verband, nahm ihm der Kaiser 978 diese Lehen wieder, machte ihn aber 982 zum Herzog von Baiern; 984 verlor er auch Baiern wieder, Otto III. aber setzte ihn wieder in Kärnten ein; er st. 996; s. Kärnten (Gesch.) 96) H. II., Sohn Marquards von Eppenstein, folgte seinem Bruder Leutold als Herzog von Kärnten 1090–1127, s. ebd.; er hinterließ eine Tochter Hedwig, welche den Grafen Engelbert von Lavent, Markgrafen von Kärnten, heirathete. 97) H. III., Enkel des Vor. u. Sohn Engelbrechts, folgte 1127 seinem Großvater, starb aber schon 1130 ohne Kinder, daher folgte ihm sein Bruder Engelbrecht. 98) H. IV., Großneffe des Vor. u. Sohn Ulrichs I., folgte seinem Vater um 1144; er zog 1158 mit Kaiser Friedrich I. nach Italien u. ertrank 1161, auf einer Gesandtschaftsreise für den Kaiser an den byzantinischen Hof begriffen; ihm folgte sein Bruder Hermann. 99) H., Sohn Meinhards, folgte 1295 seinem Vater mit seinen Brüdern Ludwig u. Otto in Kärnten u. Tyrol u. erhielt nach deren Tode 1305 u. 1306 Kärnten allein. Er war seit 1306 vermählt mit Anna, ältester Tochter des Königs Wenzel IV. von Böhmen, u. war deshalb auch von 1307–10 König von Böhmen, s. Böhmen (Gesch.) V. Durch Kaiser Heinrich VII. vertrieben, kehrte er nach Kärnten zurück u. st. 1335; seine Erbtochter aus zweiter Ehe mit Adelheid von Braunschweig-Grubenhagen war Margarethe Maultasch, s. Kärnten (Gesch.). P) Grafen u. Herzöge von Limburg. 100) H. I., Sohn Walerams des Alten, Graf seit 1081, war 1102–7 auch Herzog von Niederlothringen u. st. 1118, s. Limburg (Gesch.); sein Sohn Waleram II. folgte ihm. 101) H. II., Enkel des Vor. u. Sohn Walerams II., folgte seinem Vater 1139 Anfangs als Graf, wurde dann nach der Eroberung eines Theils der Ardennen Herzog u. st. 1170, s. ebd. 102) H. III., Sohn des Vor., folgte seinem Vater 1170 im Herzogthum Lüneburg u. der Grafschaft Arlon u. st. nach langer u. glorreicher Regierung 1221, s.u. Limburg; sein Sohn Waleram III. folgte ihm. 103) H. IV., Enkel des Vor. u. Sohn Walerams III., folgte 1226 seinem Vater, machte 1227–30 einen Kreuzzug mit u. st. um 1246; sein u. der Kunigarde von Berg älterer Sohn Adolf folgte ihm in Berg, der jüngere Waleram IV. in Limburg. Q) Herzöge von Lothringen. 104) H. I., Sohn des Herzogs Gislebert, wurde, nachdem die Lothringer den ihnen vom Kaiser gesetzten Heinrich, den Bruder des Kaisers, mit seiner Haltung unzufrieden, vertrieben hatten, 940 der Nachfolger seines Vaters, starb aber schon 944 in unmündigem Alter. 105) H. II., der Gute, Sohn Karls II. u. der Claudia, Tochter des Königs H. II. von Frankreich, geb. 1563, Anfangs Herzog von Bar, folgte 1608 seinem Vater u. st. 1624; er war vermählt seit 1599 mit Katharina von Bourbon (st. 1604) u. 1606 mit Margarethe von Gonzaga, Tochter des Herzogs Vincenz I. von Mantua; da er von beiden keine Söhne hatte, so folgte ihm sein Bruder Franz II. R) Grafen von Luxemburg. 106) H. I., Sohn Konrads I., folgte seinem Vater 1086 u. st. 1096, gefolgt von seinem Bruder Wilhelm. 107) H. II., der Blinde, von mütterlicher Seite Enkel Konrads I. u. Neffe des Vor., Sohn des Grafen Gottfried von Namur u. der Ermesinde, Tochter des Grafen Konrad I. von Luxemburg, folgte 1136 seinem Cousin Konrad II. in Luxemburg u. 1139 auch seinem Vater Gottfried in Namur; er st. 1196; s.u. Luxemburg; von seinen beiden Gemahlinnen, Laurentia, Tochter des Grafen Dietrich von Elsaß, u. Agnes, Tochter des Grafen H. von Geldern, hatte er keine Söhne, von Letzter nur eine Tochter, Ermesinde, welche mit dem Grafen Thibaut von Bar vermählt war u. in Luxemburg folgte; während Namur an Philipp I., Sohn des Grafen Balduin V. von Hennegau, kam. 108) H. III., der Große, Enkel des Vor. u. Sohn von Ermesinde u. deren zweitem Gemahl, dem Markgrafen Waleram von Arlon, folgte 1226 in Luxemburg u. Arlon, erhielt in Folge einer Revolution gegen Maria von Brienne, 1257, auch Namur, welches er aber 1265 wieder an Guido von Dampierre gab; in einem Krieg mit dem Grafen von Bar wurde er 1266 gefangen u. erst 1268 freigegeben, worauf er 1271 einen Kreuzzug mitmachte u. 1274 starb. 109) H. IV., Sohn des Vor. u. der Margarethe von Bar, machte mit seinem Vater den Krieg gegen Bar mit u. theilte dessen Gefangenschaft; er folgte demselben 1275 u. fiel im Krieg gegen Brabant 5. Juni 1288 bei Wöringen. 110) H. V., so v.w. Heinrich 8).

S) Herzöge von Mecklenburg. 111) H. Burewin I., Sohn des Herzogs Pribislaw von Mecklenburg, stritt sich nach dem Tode seines Vaters 1178 mit seinem Vetter Niklas, Sohn Wratislaws, um Mecklenburg; beide wurden von dem Fürsten von Rügen u. dem Herzog von Pommern 1182 gefangen; nach ihrer Befreiung theilten sie 1183 u. H. erhielt Ilow, vereinigte aber das Ganze wieder, nachdem Niklas 1201 gegen die Holsteiner gefallen war; er selbst st. 1228; er war zwei Mal vermählt, erst mit Mathilde, Tochter des Herzogs H. von Sachsen, dann mit Adelheid, Tochter des Königs Lesko des Weißen von Polen; seine Söhne aus erster Ehe, H. u. Niklas, folgten ihm 112) H. Burewin II., älterer Sohn des Vor.[190] erhielt 1219 einen Theil der väterlichen Besitzungen mit Rostock u. erbte nach seines Bruders Niklas Tode auch dessen Portion; er selbst st. 1236; von seiner Gemahlin Sophie, Tochter des Königs Karl VII. von Schweden (st. 1252), hinterließ er viel Kinder, von denen ihm Johann der Theolog folgte, welcher die Linie Mecklenburg stiftete; hier folgte ihm 113) H. III. (I.), der Jerusalemer, 1264, er trat seinem Bruder Johann Gadebusch ab u. pilgerte 1270 (1272) nach Jerusalem, wo er gesaugen u. erst nach Damask, dann nach Kairo gebracht wurde, wo er 1296 freigelassen ward; er kehrte 1298 nach Mecklenburg zurück; während seiner Abwesenheit waren zwei Betrüger aufgetreten, welche sich für H. ausgaben, aber entlarvt u. hingerichtet wurden; er st. 1302; er war vermählt mit Anastasia, Tochter des Herzogs Barnim I. von Pommern. 114) H. IV. (II.), der Löwe od. der Kahle, Sohn des Vor., hatte schon 1283 seit dem Verschwinden seines Vaters die Regierung angetreten u. trat ihm dieselbe bei seiner Rückkehr wieder ab; 1302 folgte er ihm nun, erwarb Stargard u. Rostock u. st. 31. Jan. 1329; vermählt war er erst mit Beatrix, Tochter des Markgrafen Albrecht von Brandenburg (st. 1310), seit 1317 mit Anna von Sachsen (st. 1325) u. seit 1325 mit Agnes, Gräfin von Lindau u. Ruppin; seine Söhne aus zweiter Ehe, Albert u. Johann, folgten ihm. 115) H. V. (III.), der Fette, Sohn des Herzogs Johann III. u. der Katharina von Sachsen-Lauenburg, geb. 1418, folgte 1423 mit seinem Bruder Johann seinem Vater unter der Vormundschaft ihrer Mutter bis 1436; H. hatte Krieg mit mehreren pommerschen Fürsten, vertrieb See- u. andere Räuber, welche in sein Land gekommen waren, erwarb 1471 Stargard u. st. 19. März 1477; er war ausgezeichnet durch treffliche Eigenschaften des Geistes u. Herzens, aber durch seinen großen Aufwand auf Turniere u. Tafelfreuden wurde er genöthigt, mehrere Domänen zu veräußern; seine u. seiner Gemahlin Dorothea drei Söhne, Albert IV., Magnus u. Balthasar, folgten ihm. 116) H. VI. (IV.), der Friedfertige, Enkel des Vor. u. Sohn von Magnus u. Sophie, Tochter des Herzogs Erich II. von Pommern, geb. 1479, folgte mit seinen Brüdern Erich u. Albert dem Schönen ihrem Vater 1503 u. besaßen Mecklenburg gemeinschaftlich, welches H. u. Albrecht nach dem Tode Balthasars 1507 u. Erichs 1508 allein erhielten; sie regierten erst gemeinschaftlich, theilten aber 1523; diese Theilung hatte einen langen Streit zur Folge, welcher erst durch das Interim von Wismar 1534 geschlichtet wurde, wornach die Regierung ungetheilt bleiben u. nur die Revenüen getheilt werden sollten; H. nahm seine Residenz in Schwerin, Albert in Güstrow; H. trat der Reformation bei u. st. 6. Febr. 1552; er war vermählt mit Ursula, Tochter des Kurfürsten Joh. Cicero von Brandenburg (st. 1511); dann mit Helene, Tochter des Pfalzgrafen Philipp (st. 1521), u. zuletzt mit Ursula, Tochter des Herzogs Magnus von Sachsen-Lauenburg (st. 1569); aus erster Ehe stammte Magnus, Bischof von Schwerin, aus zweiter Ehe sein Nachfolger Philipp.

T) Markgrafen von Meißen. 117) H. von Eilenburg, der Ältere (gewöhnlich Markgraf von Eilenburg), erhielt nach dem Tode seines Vaters, des Markgrafen Dedi von der Lausitz, die Lausitz nicht u. wurde, 6 Jahre alt, von seiner Mutter Adela dem Kaiser H. IV. als Geißel gegeben, entfloh aber 1076 auf der Jagd aus dem Gewahrsam. Kaiser Heinrich IV. gab ihm 1089 die Ostmark, später auch die Mark Meißen; H. st. 1103, s.u. Meißen (Gesch.). 118) H. der Jüngere, Sohn des Vor., von Gertrud 1103 nach des Vaters Tode geboren, weshalb seine Echtheit bezweifelt wurde; noch 1122 nannte ihn Konrad von Wettin (später sein Nachfolger) den Sohn eines Kochs; H. bekriegte diesen dafür u. nahm ihn gefangen; er st. 1127, s. ebd. 119) H. der Erlauchte, Sohn Dietrichs des Bedrängten, geb. 1218, stand nach seines Vaters Tode, 1221, unter Vormundschaft seines Oheims, des Landgrafen Ludwigs des Frommen von Thüringen, u. nach dessen Tode, 1227, unter der seiner Mutter Jutta, wurde aber bald für volljährig erklärt u. vermählte sich 1234 mit Constantia, Tochter des Herzogs Leopold von Österreich; 1242 wurde er mit Thüringen u. der Pfalz Sachsen belehnt, mußte sich aber gegen die Ansprüche der näheren Erbin Sophie, der Gemahlin Heinrichs II. von Brabant, u. gegen den Prätendenten, Grafen Sigfrid von Anhalt, mit den Waffen seine Huldigung erkämpfen, welche ihm 1249 die Thüringschen Stände leisteten. Auch die Herrschaft über Hessen übernahm er 1250 im Namen des unmündigen Sohnes der Sophie, Heinrichs des Kindes, mußte sie aber nach der Schlacht bei Wettin 1263 an Heinrich abtreten. Die Ansprüche, welche H. nach dem Aussterben des Hauses Babenberg (1246) durch seine Gemahlin Constantia erhalten hatte, ließ er, durch die thüringschen Successionsangelegenheiten zu sehr in Anspruch genommen, undurchgesetzt u. erhielt nur eine unbedeutende Entschädigung. Von seinen beiden Söhnen, Albrecht dem Unartigen u. Dietrich, gab er dem ersteren Thüringen, die Pfalz Sachsen u. das Pleißenland, dem jüngeren die Mark Landsberg, er selbst behielt nur Meißen u. die Niederlausitz für sich. Als aber zwischen Albrecht u. seinen Söhnen, Friedrich dem Gebissenen u. Diezmann, Streit ausbrach, wurden auch die übrigen Familienglieder mit hineinverwickelt u. H-s Regierung dadurch sehr getrübt. Nach dem Tode seiner ersten Gemahlin vermählte er sich mit Agnes von Böhmen, u. als diese 1268 gestorben war, mit Elisabeth von Maltitz, mit der er einen Sohn, Friedrich den Kleinen, zeugte. Er st. 1288. Vgl. Tittmann, Geschichte H-s des Erlauchten, Dresd. u. Lpz. 1845 f., 2 Bde. U) Grafen von Namur, s. oben R) Grafen von Luxemburg. V) Grafen u. Fürsten von Nassau. a) Ältere Grafen. 120) H. I., Sohn von Arnold, Graf von Laurenburg, um 1150, führte mit seinem Bruder u. Vetter zuerst den Namen Graf von Nassau, s. Nassau (Gesch.). 121) H. II., Walerams I. Sohn, regierte mit seinem Bruder Rupert III. erst gemeinschaftlich, dann allein bis 1250. b) Von der Oranischen Linie: aa) von der Nassau-Beilsteinschen Linie. 122) H. I., st. 1380. 123) H. II., st. 1412. 124) H. III., st. 1477. 125) H. IV., st. 1499, s.d. a. u. Nassau (Gesch.). bb) Von der Dillenburger Linie. 126) H., Sohn von Johann von Nassau, erheirathete mit Claudia von Chalons die Erbansprüche an das Fürstenthum Oranien u. st. 1538. 127) H., Enkel. von Ludwig Heinrich, st. 1701. cc) Von der Linie Diez. 128) H. Friedrich, Prinz von Oranien, Sohn Wilhelms I. u. Luisens, der Tochter[191] des Admirals von Coligny, geb. 1584 in Delft, folgte seinem Bruder Moritz 1625 als Erbstatthalter von den Vereinigten Provinzen u. st. 1647, s. Niederlande (Gesch.). 129) H. Kasimir I., Sohn von Ernst Kasimir, war Statthalterin Gröningen u. Friesland u. st. 1640. 130) H. Kasimir II., Sohn Wilhelm Frisos, war Generalcapitän von Friesland u. Gröningen u. st. 1696, s. ebd. W) Markgrafen von Nordsachsen (Altmark). 131) H. I., Sohn Udos, folgte seinem Vater 1082 u. st. 1087 ohne Erben, s.u. Nordmark. 132) H. II., Sohn von Luitger (Udo III.), folgte seinem Vater, erst unter Vormundschaft seines Oheims Rudolf 1106, seit 1114 selbständig u. st. 1128, s. ebd. X) Herzöge der Normandie sind die Könige Heinrich I. u. II. von England, s. oben Heinrich 17) u. 18) u. unter Normandie. Y) Markgrafen u. Herzöge von Österreich. 133) H. I., Sohn Leopolds des Erlauchten, Markgraf von 994–1018, s. Österreich (Gesch.). 134) H. II. Jasomirgott, war erst 1140 Pfalzgraf bei Rhein, folgte dann 1141 als Markgraf in Österreich u. wurde 1142 vom Kaiser Konrad zum Herzog von Baiern ernannt, aber da Baiern wieder an Heinrich den Löwen gegeben wurde, wurde Österreich für ihn zu einem Herzogthum erhoben; er st. 1177, s. ebd. Er war erst vermählt mit Gertrud, Wittwe H-s des Stolzen (st. 1143) u. dann mit Theodora, Nichte des byzantinischen Kaisers Emanuel, 135) H., Sohn des Vor., 1177–1223 Herzog von Österreich-Mödling. 136) H. der Jüngere, einziger Sohn u. Nachfolger des Vor., 1223, starb bald darauf. 137) H. der Grausame, Sohn Leopolds des Ehrenreichen; st. 1227; über diese s.u. Österreich (Gesch.). Z) Herzog von Ostfranken. 138) H., Bruder des Herzogs Poppo von Thüringen, seit 882 Markgraf u. Herzog der Ostfranken, schlug die Normannen, blieb aber 886 bei Recognoscirung ihres Lagers bei Paris, s. Franken.

Aa) Hochmeister in Preußen. 139) H. Walpot von Baßenheim, erster Ordensmeister, 1190–1200, s. Deutscher Orden. 140) H. von Hohenlohe, 1244–50, s. ebd. 141) H. Dusener von Arffberg, 1345–1351, s. Preußen (Gesch.). 142) H. I. von Reuß-Plauen, 1410–13, s. ebd. 143) H. II. von Reuß-Plauen, 1469–1470, s. ebd. 144) H. von Richtenberg, 1470–1477. 145) H. von Bobenhausen, 1572–1595, s. Deutscher Orden. Bb) Grafen u. Fürsten von Reuß. Das Haus Reuß führt seit Heinrich dem Reichen, Voigt von Weida (1145–1193), also noch vor Annahme des Namens Reuß, den Namen H. in allen seinen Gliedern. Anfangs unterschieden sie sich immer durch Beisätze, wie H. der Ältere, Mittlere, Jüngere, der Böhme, der Lange etc. Seit dem 15. Jahrh. kamen unter den Reußen u. seit dem 16. Jahrh. bei der Linie Reuß-Plauen die Unterscheidung durch beigesetzte Ziffern auf; s.u. Reuß (Gesch.); die jetzigen Regenten des Hauses Reuß sind: a) Ältere Linie (Haus Greiz): 146) H. XX., Sohn des 1817 verstorbenen Fürsten H. XIII., geb. 29. Juni 1794 u. folgte 31. Oct. 1836 seinem Bruder H. XIX.; war vermählt in erster Ehe seit 1834 mit Sophie Marie Therese geb. Prinzessin von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (st. 1838) u. in zweiter Ehe seit 1830 mit Karoline, Tochter des verstorbenen Landgrafen Gustav von Hessen-Homburg; der Erbprinz aus zweiter Ehe, H. XXII, ist geb. 1846. b) Jüngere Linie (Haus Schleiz); 147) H. LXVII., Sohn des 1818 verstorbenen Fürsten H. XLII., geb. 20. Oct. 1789, folgte 19. Juni 1854 in den seit 1848 wieder vereinigten Fürstenthümern Schleiz, Lobenstein u. Ebersdorf seinem Bruder H. LXII.; er ist vermählt seit 1820 mit Adelheid, Tochter des verstorbenen H. LI. von Reuß-Ebersdorf; der Erbprinz H. XIV., geb. 28. Mai 1832, ist seit 1858 mit Agnes, Tochter des Herzogs Eugen von Württemberg, vermählt. c) Nebenlinie Schleiz-Köstritz: 148) Fürst H. LXIX., Sohn des 1825 verstorbenen Grafen H. XLVIII., geb. 19. Mai 1792, folgte seinem Oheim, dem am 16. Sept. 1856 als österreichischer General verstorbenen Fürsten H. LXIV., u. ist seit 1834 vermählt mit Mathilde, Tochter des britischen Generallieutenants John Lock. Cc) Pfalzgrafen bei Rhein. 149) H. I., der Rasende od. der Mönch, Sohn von Ezelin, 1045–1061, s. Pfalz (Gesch.). 150) H. (II.) von Lac, Sohn des Vor., 1085–1095, s. ebd. 151) H. II (III.), 1095–1099, s. ebd. 152) H. III. (IV.), Jasomirgott, so v.w. Heinrich 134). 153) H. der Schöne od. Lange, Sohn Heinrichs des Löwen u. Mathildens von England, wurde 1190 von seinem Vater, dem römischen König Heinrich VI., als Geißel überliefert, entfloh aber aus dem Lager von Neapel, vermählte sich mit Agnes, Erbtochter des Pfalzgrafen Konrad, Bruders des Kaisers Friedrichs I., u. behauptete sich trotz des Widerstandes des römischen Königs u. Kaisers, Friedrichs II., doch in der Pfalz. Sein Bruder Otto IV. wurde später Kaiser u. durch diesen wurde er Reichsverweser an der Mosel, so wie später Reichsverweser in Sachsen. Über ihn s.u. Pfalz (Gesch.) u. Braunschweig (Gesch.) I. Er st. 1227, seine beiden Töchter, Agnes u. Irmentrud, theilten sein Erbe am Rhein, während ihr Neffe, Otto das Kind, sich in dem sächsischen Allod behauptete. Dd) Herr vom Pleißnerland: 154) H. von Altenburg, ältester Sohn Albrechts des Unartigen, Markgrafen von Meißen, u. Margarethens, erhielt um 1274 die Verwaltung des Pleißner Landes, doch wurde er nachmals von seinem Vater vertrieben (daher sein Beiname H. ohne Land) u. st. 1282; er war vermählt mit Hedwig von Schlesien.

Ee) Herzöge von Sachsen. a) Welfen: 155) H. I., so v.w. Heinrich 57). 156) H. der Stolze, so v.w. Heinrich 58). 157) H. der Löwe, Sohn Heinrichs des Stolzen, geb. 1129 wahrscheinlich zu Ravensberg in Schwaben, folgte seinem Vater 1139 unter der Regentschaft seiner Mutter Gertrud, Tochter des deutschen Kaisers Lothar II., u. seiner Großmutter Richenza; 1146 trat er die Regierung selbst an; zog 1147 gegen die heidnischen Obotriten u. Wenden, überschritt die Elbe u. drang bis Demmin u. Dobin vor, erlangte aber von den Feinden nichts als die Zusage der Annahme des Christenthums. H. hatte indessen die Gelegenheit benutzt, diese Länder kennen zu lernen; er verpflanzte Ansiedler an die Grenzen, schob diese immer weiter u. brachte so unter die heidnische Bevölkerung Cultur u. das Christenthum. Als in demselben Jahre der Kaiser Konrad III. H-s Forderung, das seinem Vater entrissene Herzogthum Baiern ihm zurückzugeben, nicht willfahrtete, verband sich H. mit seinem Oheim Welf von Altdorf, wurde aber durch Konrad an einem Einfall in [192] Baiern verhindert; indessen erhielt er 1154, als sein Vetter Friedrich I. Kaiser geworden war, Baiern zurück. Seine Lande erstreckten sich seitdem von der Ost- u. Nordsee bis zum Adriatischen Meer. Die Städte München, Lübeck, Braunschweig u. Hamburg verdanken ihm theils ihre Entstehung, theils ihre spätere Blüthe. Er übertrug dem Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach die Regierung über Baiern u. wendete seine ganze Sorgfalt auf das Herzogthum Sachsen; die Bischöfe mußten sich von ihm mit Ring u. Stab belehnen lassen, durch welche Maßregel er sich aber viele Feinde zuzog. Als H. 1159 mit dem Kaiser in Italien war, erhielt er die Nachricht von einer Empörung des Fürsten der Obotriten, Niklas; er kehrte eilig zurück, unterwarf die Empörer u. legte zur Sicherung des Landes Schwerin an (1160). Allein schon 1163 erregten Niklas' Söhne, Werlislaw u. Pribislaw, einen neuen Aufstand; mit den Dänen verbündet, eroberte H. 1164 Demmin, rückte vor Stolpe u. zwang Pribislaw zur Unterwerfung. H-s Abwesenheit benutzten seine Feinde in Deutschland, unter denen Hartwig, Erzbischof von Bremen, der einflußreichste war, u. schlossen 1166 in Merseburg einen Bund gegen ihn, welchem die Bischöfe von Magdeburg, Halberstadt u. Hildesheim, sowie die Markgrafen von Thüringen u. Brandenburg bald beitraten. H. kehrte indeß schnell zurück, eroberte Bremen u. Oldenburg u. unterwarf sich seine Gegner. Von keiner Gemahlin Clementia, Tochter des Herzogs Konrad von Zähringen, mit der er seit 1148 vermählt war, trennte er sich um diese Zeit u. verehelichte sich mit Mathilde, der Tochter Heinrichs II. von England, mit welcher er drei Söhne, Heinrich, Otto u. Wilhelm, zeugte. Während seiner Pilgerreise nach Jerusalem, im Jahr 1172, erhoben sich die Feinde wieder, u. selbst der Kaiser, welcher sich durch das Gerücht von H-s Tode täuschen ließ, bemächtigte sich der festen Plätze Sachsens. H. kehrte 1173 aus Palästina zurück, folgte 1174 dem Kaiser nach Italien, wendete sich aber bei der Belagerung von Alessandria von ihm ab u. verweigerte 1176 ihm entschieden Hülfe gegen die Lombarden. Der Kaiser, von Letzteren bei Legnano geschlagen, warf von da einen Haß auf H., lud ihn zur Verantwortung auf mehrere Reichstage u. erklärte ihn, als er auf keinem derselben erschien, auf dem Fürstentage in Würzburg 1180 in die Acht u. aller seiner Lehen verlustig. Seine Länder wurden getheilt, Baiern erhielt Otto von Wittelsbach, Sachsen Bernhard von Askanien, Engern u. Westfalen aber der Erzbischof von Köln. H. versuchte zwar mit Heeresmacht seine Länder zu halten, aber er mußte vor dem Kaiser aus Sachsen weichen u. floh zu seinem Schwiegervater nach England. Durch einen Fußfall, den er 1182 in Erfurt vor dem Kaiser that, erlangte er die Zusicherung des Besitzes seiner Erblande Braunschweig u. Lüneburg, mußte aber als Gebannter nochmals Deutschland auf drei Jahre verlassen u. wendete sich wieder nach England; 1184 kehrte er zurück u. lebte in Braunschweig. Als der Kaiser nach Palästina zog, verlangte er von Heinrich, ihn entweder zu begleiten od. nochmals auf drei Jahre außer Landes zu gehen; H. begab sich deshalb 1188 wieder nach England. Als aber 1189, nach dem Tode seiner Gemahlin, dem gegebenen Versprechen zuwider, seine Erblande angetastet wurden, brach er von England auf, sammelte seine treuen Vasallen von Wölpe, Schwerin u. Ratzeburg wieder um sich schlug die Dänen u. Dithmarschen, eroberte Hamburg, Plön, Itzehoe u. Bardowiek; Lübeck u. Lüneburg unterwarfen sich; aber in der Schlacht bei Segeburg wurde er von Adolf von Dassel geschlagen. Der Reichsverweser König Heinrich u. die Bischöfe von Hildesheim u. Halberstadt belagerten darauf Braunschweig, u. es kam endlich 1190 ein Vergleich zu Staude. H. st. 6. Aug. 1195 in Braunschweig u. ward in dem dortigen Dome begraben. Seine Söhne waren Heinrich der Schöne (s. oben 153) u. Kaiser Otto IV. Vgl. Schmidt, Henrici Leonis iter Hierosolym., Helmst. 1711; Patje, Recherches historiques sur les causes de la grandeur et des revers de Henri le Lion, Hannov. 1786; Böttiger, H. der Löwe, Herzog zu Sachsen u. Baiern, ebd. 1819. b) Aus dem Hause Askanien: 158) H., erster Sohn Herzogs Bernhard, folgte diesem 1211 in den askanischen Erblanden u. starb bald darauf. c) Aus dem Hause Wettin: 159) H. der Fromme, zweiter Sohn Herzog Albrechts des Beherzten, geb. 1473 in Freiberg; wurde Vicestatthalter in Friesland, wo er hart bedrängt, aber von seinem Vater befreit wurde, nach des Vaters Tode Erbstatthalter von Friesland u. erhielt 1515, als Österreich dieses einlöste, Freiberg u. Wolkenstein, nahm 1526 Luthers Lehre an u. folgte 1539 seinem Bruder Georg; er st. 1541; seine Söhne Moritz u. August folgten ihm, s. Sachsen (Gesch). 160) H., Sohn Augusts von Sachsen-Weißenfels, folgte diesem 1689 in Barby, stiftete die Linie Sachseni Barby u. st. gegen Ende des 17. Jahrh., s. ebd. 161) H., Sohn von Christian I., Herzog von Sachsen-Merseburg, folgte seinem Neffen u. st., der Letzte seiner Linie, 1783, s. ebd. 162) H., Sohn Ernsts des Frommen von Gotha, bekam 1680, im Theilungsrecesse mit seinen Brüdern, Römhild, wurde kaiserlicher Feldzeugmeister u. st. 1710, s. ebd.

Ff) Herzöge von Schlesien. a) Von Niederschlesien: 163) H. I., der Bärtige, zweiter Sohn Boleslaws I., geb. 1168, folgte 1201 seinem Vater, als er nach Lesko's Tode Polen an sich nehmen wollte, wurde er von Konrad gefangen; freigelassen eroberte er 1235 wieder Stücke von Polen, mußte dieselben aber 1237 herausgeben u. st. 1238; er war vermählt mit Hedwig, Tochter des Grafen Berthold III. von Meran. 164) H. II., der Fromme, ältester Sohn des Vor., geb. 1191, regierte 1238–1241 über Niederschlesien u. Polen u. blieb in der Schlacht bei Wahlstadt gegen die Mongolen, s. ebd. b) Aus der älteren Linie Breslau: 165) H. III., zweiter Sohn des Vor., geb. 1221, erhielt erst in der Theilung mit seinem Bruder Boleslaw Liegnitz, vertauschte dasselbe aber nachher gegen Breslau mit Münsterberg; er zog viel Deutsche nach Schlesien u. befestigte Breslau; er st. 1266 u. war vermählt erst mit Judith, Tochter des Herzogs Konrad von Masovien (st. 1247), dann mit Agnes, Tochter des Kurfürsten Albrecht von Sachsen; aus erster Ehe war sein Nachfolger: 166) H. IV., der Gute, der Gerechte, Sohn des Vor., folgte seinem Vater 1266 unter Vormundschaft seines Oheims, des Erzbischofs Wladislaw von Salzburg; ihm verdankte Breslau viele Privilegien; als der Herzog Lasko der Schwarze von Polen 1289 starb, kam er mit dem Herzog von Masovien in Krieg über den Besitz Polens, st. aber 1290 vor Austrag der Sache; da er keine Nachkommen[193] hatte, so kam Breslau an H. V., s.u. Schlesien (er gilt auch für den Minnesänger H. von Breslau, s.d. 258). c) Aus der älteren Linie Liegnitz: 167) H. V., der Fette, ältester Sohn des Herzogs Boleslaw II. in Liegnitz, geb. 1248, folgte 1278 seinem Vater in Liegnitz u. erhielt 1290, nach dem Tode H-s IV., auch Breslau, welches eigentlich Herzog Konrad von Glogau erhalten sollte; darüber kam er mit Konrad in Streit u. mußte demselben einen Theil von Breslau abtreten; er st. 1296; seine Söhne von Elisabeth, Tochter des Herzogs Boleslaw von Kalisch, waren Boleslaw, Heinrich u. Wladislaw, s. ebd. d) Von der jüngeren Linie Breslau: 168) H. VI., zweiter Sohn des Vor., geb. 1294, bei dem Tode seines Vaters unmündig, stand er bis 1311 unter Vormundschaft, erhielt dann in der Theilung Breslau u. st. 1335, der letzte männliche Sproß aus dem Piastischen Stamm in Breslau; seine Gemahlin war Anna, Tochter des Kaisers Albrecht I. u. Wittwe des Markgrafen Hermann von Brandenburg. e) Von der älteren Linie Glogau: 169) H. VII. od. in der Reihe der Niederschlesischen Herzöge H. III., der Treue, dritter Sohn Herzog Konrads II. u. der Salome von Polen, folgte seinem Vater 1298 in Glogau u. wurde 1306 auch zum Nachfolger im Königreich Polen gewählt, starb aber 1309, ohne den polnischen Thron bestiegen zu haben; sein u. seiner ersten Gemahlin Mathilde von Braunschweig Sohn, Heinrich, folgte ihm. f) Von Glogau-Sagan: 170) H. VIII. od. IV., der Glückliche, ältester Sohn des Vor., folgte 1309 seinem Vater in Sagan u. einem Theil von Glogau, welches er nach dem kinderlosen Tode seines Bruders Premislaw ganz erhielt; von dem König Johann von Böhmen aus seinem Lande vertrieben, st. er 1334; seine Gemahlin war Mathilde, Tochter des Markgrafen Hermann von Brandenburg, sein Nachfolger sein Sohn Heinrich. 171) H. IX. od. V., der Eiserne, Sohn des Vor., folgte 1334 seinem Vater in einem Theil von Glogau u. in Sagan, über die Wiedererwerbung des anderen Theiles von Glogau kam er mit dem König Johann von Böhmen in Krieg u. wurde im Frieden von 1344 Vasall von Böhmen; 1355 begleitete er den Kaiser Karl IV. nach Rom u. st. 1369; seine Gemahlin war Anna von Masovien; seine drei Söhne, sämmtlich H. genannt, folgten ihm. Zunächst: 172) H. X., der Ältere, ältester Sohn des Vor., erhielt Sagan u. st. 1387 ohne Nachkommen. 173) H. XI., Bruder des Vor., erhielt in der Theilung die Hälfte von Glogau u. st. 1398 ohne Nachkommen. 174) H. XII., der Sperling, Bruder des Vor., erhielt 1369 in der Theilung Freistadt u. Sprottau, vereinigte aber nach dem Tode seiner Brüder wieder Sagau u. Glogau in seiner Hand; er st. 1397 an den Folgen einer Wunde, welche er in einem Turnier in Liegnitz erhalten hatte. 175) H. XIII., dritter Sohn des Vorigen, folgte seinem Vater in Glogau; mit einer Sendung vom Kaiser Sigismund nach Dänemark betraut, um dort den Frieden zwischen dem König u. den Herzögen von Holstein zu vermitteln, starb er dort 1423. 176) H. XIV., Bruder des Vorigen u. 1423 dessen Nachfolger in Glogau, st. 1467; er war vermählt mit Anna, Tochter des Herzogs Konrad von Öls. 177) H. XV., zweiter Sohn des Vorigen, folgte seinem Vater 1467 in Glogau, er war ein tapferer, aber unglücklicher Krieger u. st. 1476; seine Gemahlin war Barba, Tochter des Markgrafen Albrecht III. von Brandenburg, welcher, da er keine Kinder hatte, das Herzogthum Glogau blieb. g) Von der Linie zu Jauer: 178) H. I., zweiter Sohn des Herzogs Bolko I. von Schweidnitz, Markgraf der Oberlausitz, vertauschte 1337 Görlitz, Lauban, Zittan u. Soran gegen das Herzogthum Glogan u. st. 1346 ohne Erben, s. ebd. 179) H. II., zweiter Sohn des Herzogs Bernhard von Schweidnitz, wurde 1326 mit seinem Bruder Bolko II. Herzog von Schweidnitz, Fürstenberg u. Jauer u. st. 1345; seine Gemahlin war Elisabeth u. seine Tochter Anna wurde von Bolko II. adoptirt u. heirathete 1352 den Kaiser Karl IV., wodurch Schlesien an Böhmen kam. h) Von der Linie Liegnitz u. Brieg, aus der Nachkommenschaft H-s V.: 180) H. VII., Sohn des Herzogs Ludwig I., folgte seinem Vater 1396 in Brieg u. st. 1400. 181) H. VIII., zweiter Sohn des Vorigen, folgte 1400 seinem Vater in der Herrschaft Lüben u. st. 1421; er war vermählt mit Anna, Tochter des Herzogs Primislaw von Teschen u. Glogau. 182) H. IX., Sohn Friedrichs III., geb. 1539, folgte 1559 seinem Vater als Herzog von Liegnitz unter der Vormundschaft Georgs II. von Brieg; da er sein Land verließ, um auswärts zu leben, so übergab der Kaiser 1581 die Regierung H-s Bruder, Friedrich IV., zur Verwaltung, ihn selbst nahm er in Prag gefangen u. brachte ihn dann nach Breslau; von hier entkam H. 1585, begab sich nach Polen u. st. 1588 in Krakau. I) Von der Linie Münsterberg: 183) H. I., zweiter Sohn des Königs Georg von Böhmen, geb. 1448; wurde 1463 vom Kaiser Friedrich III. zum Herzog von Münsterberg ernannt, erklärte sich bei der böhmischen Königswahl für den polnischen Prinzen Wladislaw, erhielt dafür 1492, nach Aussterben der Piastischen Linie, das Fürstenthum Öls u. st. 1498., 184) H. II., Sohn Karls I., 1536–48, s. ebd. 185) H. III., Sohn des Vorigen, 1548–87, s. ebd. k) Von der Linie Bernstadt: 186) H. Wenzeslaw, Sohn Karls II., Neffe des Vorigen, geb. 1592, Oberhauptmann in Schlesien, st. 1639 ohne Söhne. Gg) Herzog von Schleswig: 187) H., so v.w. Heinrich 93). Hh) Grafen von Schwarzburg. In Schwarzburg war früher, wie in Reuß, der Vorname H. sehr häufig, bis später, seit Mitte des vorigen Jahrh., der Name Günther gewöhnlich wurde; über die H. von Schwarzburg s. Schwarzburg (Gesch.). Ii) Markgraf zu Schweinfurt: 188) H., so v.w. Heinrich 52). 189) H. von Vohburg, trug viel dazu bei, 1002 Heinrich II. die deutsche Krone zu verschaffen, sollte dafür das Herzogthum Baiern erhalten u. erhob sich, als er dies nicht bekam, 1003 mit Boleslaw dem Kühnen von Polen, mußte aber, besiegt, zu Boleslaw fliehen, unterwarf sich jedoch 1004 u. erhielt seine Besitzungen wieder; H. starb 1017.

Kk) Landgrafen von Thüringen: 190) H. Raspe I., angeblich Sohn Ludwigs des Bärtigen. 191) H. Raspe II., zweiter Sohn Ludwigs des Springers; bekriegte 1114–15 den seinen Vater gefangen haltenden Kaiser Heinrich V. u. wurde 1130 ermordet. 192) H. Raspe III., Landgraf Ludwigs erster Sohn; erlangte 1148 Besitzungen in Hessen u. erhielt deshalb den Titel Graf von Hessen. 193) H. Raspe IV., Hermanns[194] erster Sohn; verdrängte nach dem Tode seines Bruders Ludwigs des Frommen die Wittwe desselben (die Heilige Elisabeth) u. deren Kinder von der Herrschaft u. übernahm die Vormundschaft für seine Neffen Hermann II., erhielt von diesem bei seiner Mündigwerdung Thüringen u. Hessen überlassen (1239), erlangte nach dessen Tode (1242) ganz Thüringen, die Pfalz, Sachsen u. Hessen, unterstützte die Böhmen gegen die Mongolen, wurde 1242 Reichsverweser für Konrad (Sohn Kaiser Friedrichs II.), trat als Gegenkaiser gegen denselben auf, schlug ihn 1246 u. starb 1247 auf der Wartburg, s. Thüringen; mit ihm erlosch sein Mannsstamm. Ll) Graf von Tyrol: 194) H., Sohn Meinhards II., 1315–35, s.u. Tyrol (Gesch.). Mm) Grafen von Waldeck: 195) H. I., Sohn Hermanns, erster bekannter Graf von Waldeck, im 11. u. 12. Jahrh., s.u. Waldeck (Gesch.). 196) H. II., Sohn Ottos I., 1305–34, s. ebd. 197) H. III. der Eiserne, Sohn Ottos II., 1367–93, s. ebd. 198) H. IV., Sohn des Vorigen, 1293–1438, s. ebd. Nn) Graf von Württemberg-Mümpelgard: 199) H., jüngster Sohn Ulrichs von Württemberg-Stuttgart, geb. 1448; besaß Mümpelgard u. die andern elsaßischen Besitzungen Württembergs; er wurde 1476 von Karl dem Kühnen von Burgund auf des Kaisers Betrieb gefangen, u. dieser drohte ihm, um das Schloß Mümpelgard zur Übergabe zu bringen, mit dem Tode, ließ ihn sogar dem Schlosse gegenüber niederknien, als solle er geköpft werden, der tapfere Commandant ergab sich aber dennoch nicht; H. wurde wegen der ausgestandenen Todesfurcht blödsinnig, trat in den geistlichen Stand u. resignirte auf Mümpelgard; nachher verließ er den geistlichen Stand wieder u. heirathete u. st. 1519 in Aurach.

III. Prinzen. A) Von England: 200) H., König Heinrichs II. zweiter Sohn, geb. 1155; wurde nach dem frühen Tode seines ältesten Bruders Wilhelm auf Verlangen seines Vaters 1182 gekrönt. Da indeß der König ihm keinen Antheil an der wirklichen Regierung gab, so ergriff H. die Waffen u. unterstützt von seiner Mutter u. seinen Brüdern Richard u. Gottfried, bedrängte er seinen Vater, dieser warb jedoch ein Heer in Brabant u. zwang ihn zum Frieden; H. st. 1183. 201) H. Friedrich, Jakobs I. ältester Sohn, geb. 1594 in Schottland u. von seinem Vater, als dieser den englischen Thron bestieg, mit nach England genommen, aber erst 1610 zum Prinzen von Wales ernannt; er st. 1612, nach Einigen an, vom Grafen von Somersett ihm beigebrachten Gift. B) Von Frankreich: 202) H. von Bourbon I., s. Condé 2). 203) H. von Bourbon II., s. Condé 3). 204) H. Julius, so v.w. Condé 5). 205) H. von Burgund, Sohn Roberts I. von Burgund u. Enkel Roberts von Frankreich; st. 1060. Er war von Sibylla, Tochter des Grafen Rainald I. von Burgund, Vater der Herzöge von Burgund, Hugo I. u. Eudo I., Heinrichs, des Stammvaters der Könige von Portugal, u. noch von zwei Söhnen, so wie von drei Töchtern. 206) H. I. von Lothringen, s. Guise 8). 207) H. II. von Lothringen, s. Guise 14). 208) H. Karl Ferdinand Maria Dieudonné von Artois-Bourbon, Herzog von Bordeaux, Graf von Chambord, Sohn des 1820 ermordeten Herzogs von Berry, geb. am 29. Sept. 1820 in Paris. Kurz nach seiner Geburt trat eine Commission zusammen, welche durch Subscriptionen ein Capital zusammenbrachten, wofür sie dem Prinzen die Besitzung Chambord als Nationalgeschenk kaufte. Am 2. August 1830 unterzeichnete Karl X. u. der Herzog von Angoulème die Verzichtleistung auf den französischen Thron zu Gunsten H-s, u. nachdem sein Vetter Ludwig Philipp den Thron Frankreichs bestiegen hatte, flüchtete H. mit Karl X. nach England, wo sie später zu Holyrood bei Edinburg ihren Aufenthalt nahmen, u. siedelte 1832 nach Prag u. 1836 nach Görz über. Seine Erzieher waren unter Oberaufsicht des Herzogs von Blacas u. des Baron Damas, bes. Marquis Amand d'Hautpoul u. der General Latour-Maubourg. An politischer Bedeutung gewann H. 1832 durch die Erklärung Karls X., worin dieser seine Entsagung vom 2. Aug. 1830 zurücknahm u. sein Recht auf den französischen Thron aufs Neue geltend machte. Durch diese Erklärung entstand unter den Legitimisten Frankreichs Zwiespalt, u. es bildeten sich drei Parteien: Karlisten, welche Karls X. Thronrechte anerkannten; Anhänger Ludwigs XIX., welche den Herzog von Angoulème als Dauphin od. rechtmäßigen König anerkannt wissen wollten, u. Henriquinquisten, größtentheils junge Adlige der Legitimität, welche nur H. als Heinrich V. als legitimem Thronerben Frankreichs huldigten. Nach dem Tode des Herzogs von Blacas (16. Nov. 1839) wurde der Herzog von Levis Vertrauter u. Rathgeber H-s. Mit demselben bereiste H. 1839–40 Italien; von Venedig ging er nach Kirchberg am Wald, was er von Karl X. geerbt hatte, zurück u. brach hier am 28. Juli 1841 bei einem Spazierritt den Schenkelknochen, wovon er einen hinkenden Gang behielt. 1842 u. 43 besuchte er Deutschland u. England. In London empfing er von den Legitimisten, welche größtentheils von Frankreich nach England gekommen waren, einen Besuch u. kehrte im Jan. 1844 nach Görz zurück. Nach dem Tode des Herzogs von Angoulème (3. Juni 1844) legte H. gegen die Dynastie Ludwig Philipps, als herrschende in Frankreich, Verwahrung ein u. bemerkte zugleich, daß er den Titel eines Grafen von Chambord führen werde. 1846 vermählte er sich mit der Prinzessin Therese von Modena, worauf er mit seiner Gemahlin in Frohsdorf seinen Aufenthalt nahm. Nach dem Sturz Ludwig Philipps durch die Februarrevolution 1848 appellirte Genoude u. Larochejaquelein am 24. Februar in der Deputirtenkammer für H. V. an das Volk, u. selbst nach der Proclamation der Republik u. der Wahl Ludwig Napoleons zum Präsidenten legten die Legitimisten große Thätigkeit an den Tag, um H-s Anwartschaft auf den Thron Frankreichs zur Geltung zu bringen, s. Frankreich (Gesch.). Im Sommer 1849 ging H. nach Ems, wo eine Fusion der Legitimisten mit den Orleanisten zur Sprache kam, um vorläufig die Principien der damaligen französischen Regierungsform zu bekämpfen. Im Aug. 1850 wurde ein zweiter Legitimistencongreß in Wiesbaden veranstaltet, welchen H. wieder selbst besuchte. Darauf nahm er seinen wesentlichen Aufenthalt in Venedig, von wo aus er 1852 gegen die Errichtung des französischen Kaiserthums protestirte, verließ Venedig jedoch bei Ausbruch des Italienischen Krieges (Frühjahr 1859) u. ging zunächst über Dresden nach den Niederlanden, wo er sich auf dem königlichen Landgute Brombeck bei [195] Arnheim niederließ. H. ist vielleicht einer der reichsten Prinzen der Gegenwart; er erhielt durch den Tod Karls X. ein jährliches Einkommen von 400,000 Fr., durch Erbschaft von dem Herzog von Blacas 2 Mill. Fr.; 1850 von Marquis von Talarn (st. 1850) ebenfalls 2 Mill. Fr.; von der Herzogin von Angoulème (st. 1851) 2 Mill. Fr., u. die Mitgift seiner Gemahlin beträgt ebenfalls mehr als 2 Mill. Fr.; außerdem ist er Eigenthümer von Chambord u. Besitzer großer Waldungen bei St. Dizier u. Hièvres. 209) H. Eugen Philipp Ludwig, Herzog von Aumale, s. Aumale 5). C) Prinz von den Niederlanden: 210) H. Wilhelm Friedrich, Bruder des jetzigen Königs Wilhelm III., Sohn des Königs Wilhelm II., geb. den 13. Juni 1820, ist Contreadmiral bei der Niederländischen Flotte u. seit Febr. 1850 Statthalter des Großherzogthums Luxemburg. D) Prinz von der Pfalz: 211) H. Friedrich, Sohn des Kurfürsten Friedrich V. u. Elisabeths von England, geb. 1614; wurde, als sein Vater 1619 die böhmische Krone annahm, zu seinem Nachfolger in der Pfalz ernannt; er floh 1620 nach der Schlacht auf dem Weißen Berge mit seinen Eltern u. ertrank 1629 im Harlemer Meere. E) Von Portugal: 212) H. der Seefahrer, vierter Sohn König Johanns I., geb. 1394; war 1415 mit vor Ceuta u. setzte von Sagres in Algarbien aus, wo er seit dem Tode seines Vaters seinen Sitz hatte, den Krieg gegen die Mauren fort. Er errichtete in Sagres eine Sternwarte u. ließ den jungen Edelleuten Unterricht in der Astronomie u. Schifffahrt geben; sandte auch Schiffe längs den Küsten der Berberei aus, welche unter Gonzalez Jarco u. Tristan Vaz die Insel Puerto Santo u. 1418 Madera entdeckten. Hierauf umsegelte ein anderes unter Gilianez das Vorgebirge Non u. kam 1434 über das Cap Bojador 30 Meilen weit hinaus. 1440 gelangte Antonio Gonzalez u. Nuño Tristan bis zum Weißen Vorgebirge, Letzter umschiffte 1446 das Grüne Vorgebirge u. 1448 entdeckte Gonzalez Vallo die Azorischen Inseln. Die Entdeckungen wurden dem Prinzen von dem Regenten Don Pedro, seinem Bruder, bestätigt, s.u. Afrika (Geschichtliche Geogr.). Es bildeten sich nun Gesellschaften, welche die Entdeckungen unter H-s Leitung benutzten, u. noch mehrere Entdeckungen, z.B. die der Küste von Sierra Leona, wurden gemacht; H. st. 1463. Vgl. Wappäus, Über die Entdeckungen der Portugiesen unter Heinrich dem Seefahrer, Gött. 1842. F) Prinz von Preußen: 213) Friedrich H. Ludwig, dritter Sohn Friedrich Wilhelms I., Bruder Friedrichs II., geb. 18. Jan. 1726 in Berlin; er wurde gleich seinem Bruder streng u. hart erzogen, doch minderte dies auch bei ihm nicht den Aufschwung des Talents. Den ersten Feldzug machte H. 1742 als Oberst der Armee mit, er wohnte auch der Schlacht bei Czaslau bei. 1744 war er im Gefolge des Königs, vertheidigte Tabor gegen die Angriffe Nadastys u. that sich 1745 bei Hohenfriedberg hervor. 1752 vermählte er sich mit der Prinzessin Wilhelmine von Hessen-Kassel u. erhielt vom König das Schloß Rheinsberg u. einen neugebauten Palast in Berlin. Dort u. in Potsdam trieb er mit Eifer das Studium des Kriegs u. führte u.a. mit seinem zweiten Bruder August Wilhelm einen fingirten Krieg in Briefen, indem dieser das eine, jener das andere Heer zu commandiren annahm u. Beide sich ihre gegenseitigen Bewegungen mittheilten. Im Anfang des Siebenjährigen Kriegs befehligte er eine Brigade unter dem König, trug damit zum Siege von Prag bei u. zog sich nach der Schlacht von Kollin glücklich zurück. Bei Roßbach, wo er mit einem Infanteriecorps mit dem Siege entschied, wurde er verwundet. Als der König 1757 nach Schlesien ging, befehligte H. das kleine Corps, welches in Sachsen zurückblieb. Mit diesem, das 1758 auf 25,000 Mann gebracht wurde, deckte er die Südgrenzen des preußischen Staats u. entwickelte nun eins der eminentesten strategischen Talente, indem er sich gegen eine zwei bis dreimal überlegene Macht hielt. Nie wurde er geschlagen u. nie beging er einen militärischen Fehler. Dennoch wurde er durch das harte Benehmen Friedrichs II. gegen ihren Bruder August Wilhelm u. durch mehrere Äußerungen über ihn so zur Unzufriedenheit mit dem König gereizt, daß er sich 1760 einige Monate unter dem Vorwande einer Krankheit nach Glogau zurückzog u. das Commando ganz abgeben wollte; nur mit Mühe versöhnte ihn Friedrich. 1762 gewann er noch die Schlacht von Freiberg, auf welche der Frieden folgte. H. ging nun wieder nach Rheinsberg, wo er den Wissenschaften u. Künsten lebte, bes. liebte er das französische Theater. Die polnische Reichsversammlung beschloß, ihm 1764 die polnische Krone anzubieten, allein er vernahm diesen Plan mit Gleichgültigkeit, u. sein Bruder ging nicht darauf ein. Mißhelligkeiten mit seiner Gemahlin, welche von Rheinsberg entfernt wurde, störten seine Ruhe. 1770 besuchte er die Kaiserin Katharine in Petersburg; hier kam die erste Theilung Polens zur Sprache, u. H. schloß die Präliminarien dieses Vertrags zur Zufriedenheit des Königs ab. Im Baierschen Erbfolgekrieg 1778 befehligte H. ein Heer Preußen u. Sachsen, welches von Dresden aus in Böhmen einfiel, gegen Laudon. Mangel an Lebensmitteln zwang ihn zum Rückzug u. bald erfolgte der Friede. 1784 ging er nach Paris, um daselbst wegen eines Bündnisses gegen die Vergrößerungspläne Österreichs zu unterhandeln; die Unentschlossenheit des französischen Cabinets vereitelte dasselbe. Unter Friedrich Wilhelm II. lebte H. gänzlich von den Geschäften entfernt u. st. 3. Aug. 1802 in Rheinsberg; vgl. Vie privée, politique et milit. du Prince Henri de Prusse, Par. 1809. G) Von Spanien: 214) Infant H. Maria Ferdinand, Herzog von Sevilla, zweiter Sohn des Infanten Franz de Paula u. Bruder des Gemahls der Königin von Spanien, geb. 17. April 1823, spanischer Schiffscapitän u. Brigadier, vermählt 1847 in Rom mit Donna Elena de Castillaz y Shelly Fernandes de Cordova; da er diese Heirath ohne Wissen u. Willen der Königin abgeschlossen hatte, so wurde er am 13. Mai 1848 aller seiner Würden für verlustig erklärt u. lebte seitdem in Frankreich; durch Decret vom 13. Mai 1854 wurde er wieder in seine Würden eingesetzt, aber im Aug. dieses Jahres nach Valencia verwiesen.

IV. Geistliche Fürsten: A) Erzbischofe u. Kurfürsten: a) Von Köln 215) H. I. von Mollinart, war erst Propst in Bonn, wurde 1225 zum Erzbischof gewählt, bestrafte grausam die Mörder seines Vorgängers Engelbrecht, wodurch er sich viele Feinde machte, gerieth mit dem Herzog von Limburg in Krieg u. st. 1238; s. Köln (Gesch.). 216) H. II., Graf von Virneburg,[196] war erst Dompropst von Köln, wurde 1304 Erzbischof u. st. 1331, s. ebd. b) Von Mainz: 217) H. I., war erst Dompropst in Mainz u. wurde 1142 zum Erzbischof erwählt; als Kaiser Konrad III. 1147 den Kreuzzug machte, übergab er dem Erzbischof H. die Aufsicht über seinen Sohn Heinrich; wegen seiner Strenge gegen die Geistlichen wurde er von diesen gehaßt, der Versäumniß seines Amtes angeklagt u. vom Papst 1153 abgesetzt; er begab sich nach Eimbeck u. st. wenige Monate darauf, s. Mainz (Gesch.). 218) H. II., Bäckerssohn aus Isny in Schwaben; Barfüßermönch, dann Beichtvater Rudolfs von Habsburg, welchen er mit zum kaiserlichen Thron verhalf, u. der ihn als Gesandten zum Könige Ottokar von Böhmen schickte; er wurde 1274 Bischof von Basel, ging 1286 im Auftrag des Kaisers nach Italien, um die dem Reiche unterworfenen Städte gegen bedeutende Summen gänzlich von dem Reiche loszusprechen, u. wurde 1286 Erzbischof; er starb 1288, s. ebd. 219) H. III., Graf von Virneburg, wurde 1328 zum Erzbischof gewählt, aber erst 1337 vom Capitel anerkannt; er war ein Gegner des Papstes Clemens VI., der ihn excommunicirte u. 1346 absetzte; aber H. verwaltete seinen Posten bis an seinen Tod 1353, s. ebd. c) Von Trier: 220) H. I., Vetter des Kaisers Otto I. u. Bruder des Bischofs Popo von Würzburg, wurde 956 zum Erzbischof gewählt, ging mit dem Kaiser nach Rom u. st. auf dem Rückweg 964 in Parma an der Pest, s. Trier (Gesch.). 221) H. II., Freiherr von Vinstringen, früher Domdechant in Metz, wurde 1261 Erzbischof, aber der Verschwendung des Kirchengutes angeklagt, wurde er abgesetzt u. lebte lange in Rom; er st. 1286; s.u. Trier. B) Andere Erzbischöfe u. Bischöfe: a) Fürstbischof von Fulda: 222) H. von Bibra, geb. 1711, war Bischof 1759–1788, s. Fulda (Gesch.). b) Bischof von Hildesheim: 223) H. (Hezilo), Verwandter des Markgrafen Ekbert zu Sachsen, Bischof 1054–1079, s.u. Hildesheim. c) Bischöfe von Lüttich: 224) H. I., der Friedfertige, 1075–91. 225) H. II. von Leyen, 1145–64. 226) H. III., Graf von Geldern, 1247–74, s.u. Lüttich. d) Erzbischöfe von Magdeburg: 227) H., Graf von Aslo, vorher Canonicus zu Hildesheim u. Paderborn, wurde 1084 vom Kaiser Hermann von Luxemburg zum Bischof von Paderborn gewählt, aber vom Kaiser Heinrich IV. vertrieben; 1102 wurde er Erzbischof von Magdeburg u. st. 1107; s.u. Magdeburg (Gesch.). 228) H., Graf von Anhalt-Aschersleben, Sohn des Grafen Heinrich II., regierte erst mit seinem Bruder Otto seine Erblande, trat dann in den geistlichen Stand, wurde Canonicus in Magdeburg u. 1305 zum Erzbischof gewählt; er st. 1307; s.u. Magdeburg. e) Bischöfe von Paderborn: 229) H. I., so v.w. H, 227). 230) H. II., Graf von Werl, der vom Kaiser Heinrich IV. gegen den Vorigen gewählte Bischof, kam erst 1102 zur Anerkennung u. st. 1127; s. Paderborn. 231) H. III, Graf Spiegel von Desenberg, war erst Balduins Coadjutor, dann 1360 dessen Nachfolger auf dem bischöflichen Stuhl, er war ein kriegerischer Mann u. überließ die Führung der geistlichen Geschäfte einem Weihbischof; er st. 1380. 232) H. IV., Herzog von Sachsen-Lauenburg, wurde 1566 Erzbischof von Bremen u. 1577 auch zum Bischof von Paderborn gewählt, erhielt aber, als Anhänger der Reformation die päpstliche Bestätigung nicht; er st. 1585 u. war auch Administrator des Bisthums Osnabrück. f) Bischof von Utrecht: 233) H., Graf von Vianden, wurde 1050 zum Bischof gewählt an die Stelle des abgesetzten Goswin d' Amstel u. mußte sich mit Gewalt der Waffen gegen die Sippschaft Goswins halten; er legte den Grund zur neuen Kathedrale in Utrecht u. st. 1267. 234) H. von Baiern, Sohn des Kurfürsten Philipp von der Pfalz, er wurde 1524 Bischof, kam mit den Utrechtern u. dem Clerus wegen der Besteuerung in Conflict, welche den Herzog von Geldern zu Hülfe riefen; 1528 wurde das Bisthum mit der Grafschaft von Holland verbunden, u. H. kehrte nach Deutschland zurück, wo er Bischof von Worms wurde u. 1552 starb. g) Bischöfe von Würzburg: 235) H. I. (Hezelin), Graf von Rotenburg, war Bischof von 995–1018. 236) H. II., Graf von Berg, 1159–1165. 237) H. III. von Biebelried, war erst Propst in Bamberg u. 1190–1197 Bischof von Würzburg. 238) H. IV., genannt Meister H. od. Heinrich Käse u. Brod, wegen seiner Frugalität, war erst Domherr in Würzburg u. dann 1202–1207 Bischof.

V. Geistliche: 239) H., Engländer, im 12. Jahrh. Bischof von Upsala, Gründer von Åbo, vermochte König Erich den Heiligen von Schweden, das Christenthum anzunehmen, u. war eifrig bemüht, die unterjochten Finnländer zu bekehren, wurde aber von ihnen erschlagen u. später als Apostel der Finnländer verehrt. 240) H. von Lausanne, Mönch aus dem Cluniacenserorden in der ersten Hälfte des 12. Jahrh., verließ 1116 das Kloster u. zog von Lausanne aus besonders im südlichen Frankreich umher, predigte gegen das Ceremonienwesen der Kirche seiner Zeit, forderte Entäußerung der Güter u. Reichthümer des Clerus, verwarf die Verdienstlichkeit der äußeren Werke, leugnete die Lehre, daß Christi Leib u. Blut im Abendmahle geopfert würde, bekämpfte die Unsittlichkeit des Clerus, fand viele Anhänger (Henricianer) u. besonders in Maus ein reiches Feld seiner Wirksamkeit. Er schloß sich später an Peter von Bruys an u. lehrte, als dieser 1124 verbrannt war, in Poitiers u. Bordeaux. Der Erzbischof von Arelate ließ ihn als Ketzer verhaften, u. H. wurde 1134 auf dem Concil in Pisa zum Gefängniß verurtheilt. Als er aber wieder freigelassen von Neuem seine Thätigkeit in Languedoc begann, nahm ihn der Cardinal Albericus, Bischof von Ostia, im Auftrage des Papstes Eugen III. gefangen, u. übergab ihn dem Bischofe von Toulouse zur Bestrafung. H. st. indeß bald darauf 1148. 241) H. von Hutingdon, Canonicus von Lincoln, in der Mitte des 12. Jahrh., später Archidiakonus der Diöcese von Hutingdon u. schr. u.a.: Historia Anglorum (von der Landung Cäsars bis zum Jahr 1154), herausgegeben in Henry Savile Rerum anglicarum scriptores post Bedam praecipui, Lond. 1596. 242) H. Stero, Caplan des Abts Hermann in dem Kloster Altaich; setzte dessen Annalen bis 1300 fort (in Frehers Scriptores rer. germ. T. 1.) u. schr. Biographien von den Kaisern Rudolf, Adolf u. Albrecht u.a.m. 243) H. von Livland, zu Anfang des 13 Jahrh., begleitete den Erzbischof Philipp[197] von Ratzeburg nach Livland; erster Geschichtsschreiber von Livland; er schr.: Annalen von 1184–1225, herausgegeben von J. Dan. Gruber, Frankf. 1740 Fol. 244) H. von Gent (eigentlich H. Göthals), geb. 1222 in Muda bei Gent, war ein Schüler Alberts des Großen, wurde Professor der Theologie u. Philosophie an der Sorbonne in Paris u. bekämpfte in seinen Vorlesungen den Determinismus des Joh. Duns Scotus; später wurde er Archidiakonus in Tournay u. st. daselbst 1293; er schr.: Summa theologiae; Quodlibeta theologica; Vita S. Eleutheri; De viris illustribus s. de scriptoribus ecclesiasticis. 245) H. Stein von Viburg, Propst von Öttingen u. Kanzler des Herzogs Heinrich von Niederbaiern; schr.: Chronicon Bavariae, von 1273–1313; steht bei Öfeln, 1. Th. S. 685 ff. 246) H. von Langenstein, geb. in Langenstein bei Kirchhain in Oberhessen, studirte in Paris, wurde daselbst 1363 Lehrer der Philosophie, 1375 Licentiat der Theologie u. später Vicekanzler der Universität; 1390 berief ihn Herzog Albrecht III. an die Universität Wien als Lehrer der Theologie u. der Mathematik; er wurde dort 1393 Rector u. st. 1397; er schr.: Consilium pacis de unione ac reformatione ecclesiae in concilio universali quaerenda, 1381; Summa de republica; Secreta sacerdotum quae in missa teneri debent u.a. 247) H. von Gorcum, geb. zu Gorcum in Holland zu Anfang des 15. Jahrh., zeichnete sich als Philosoph u. Theolog aus u. st. als Vicekanzler der Akademie in Köln; er schr.: Tractatus de superstitiosis quibusdam casibus seu caeremoniis ecclesiasticis; De celebritate festorum; Conclusiones et concordantiae bibliorum; Contra Hussitas; auch Commentare zu Aristoteles, Thomas Aquinas u. Petrus Lombardus.

VI. Dichter: 248) Henricus Septimellensis (Arrighetto), lateinischer Dichter zu Ende des 12. Jahrh., geb. auf dem Schlosse Settimello im Florentinischen, Geistlicher, mußte seine Pfründe wegen eines Processes mit dem Bischof von Florenz aufgeben, wodurch er in die tiefste Armuth gerieth; er schr.: Liber elegiarum (de diversitate fortunae et philosophiae consolatione), o. O, u. J. (Utrecht) 1473, Fol. u.ö., mit italienischer Übersetzung aus dem 14. Jahrh. von M. Manni herausgegeben, Flor. 1730. 249) H., ein österreichischer Dichter des 12. Jahrh., verfaßte noch vor 1163 eine größere didaktische Dichtung: Von des Todes Erinnerung (Von des todes gehügede), welchem als selbständige Einleitung ein Sittengedicht, Vom gemeinen Leben, vorausgeschickt ist. In beiden Dichtungen (herausgegeben im 2. Bd. von Maßmanns Deutschen Dichtungen des 12. Jahrh.) zeigt H., obgleich ein Laie, große Bibelkenntniß. 250) H. der Glichesaere, ein adeliger Herr aus dem Elsaß, dichtete um 1170 einen Reinhart Fuchs nach einem französischen Vorbilde, welcher jedoch nur etwa zum dritten Theil in dem alten, vielleicht auch schon hier u. da von dem ursprünglichen abweichenden Texte aufgefunden ist, wogegen sich eine Umarbeitung aus dem 13. Jahrh. fast vollständig erhalten hat. Die Fragmente des alten Textes hat Grimm (Sendschreiben an Karl Lachmann, Über Reinhart Fuchs, Lpz. 1840), die Überarbeitung aber in seiner Ausgabe des Reinhard Fuchs (Berl. 1834) herausgegeben, nachdem dieselbe schon früher im Koloczaer Codex (herausgegeben von Schottky, Pesth 1817) erschienen war. 251) H. von Rucke, einer der angesehensten Minnesänger des 12. Jahrh., zeichnete sich aber auch in der Form des Leichs aus, u. sein gleich nach der Nachricht vom Tode Friedrichs I. (1190) gedichteter Leich gehört zu den ältesten bekannten Dichtungen dieser Gattung. Sämmtliche Dichtungen, die von ihm übrig sind, stehen in von der Hagen Minnesängern. 252) H. von Veldeke, ein Westfale u. wahrscheinlich adeligen Standes, lebte am Hofe zu Kleve, wo er bereits vor 1180 den größeren Theil seiner Eneit niedergeschrieben hatte, bei welchem ihm (nicht die Äneis Virgils, sondern) ein französisches Gedicht zum Vorbild diente. Bei Gelegenheit der Vermählung einer Gräfin von Kleve mit dem Landgrafen von Thüringen wurde ihm das Buch durch den Grafen von Schwarzburg entwendet u. nach Thüringen gesandt, wo es H., als er selbst der Gräfin an den Hof zu Eisenach folgte, wieder vorfand u. auch noch vor 1190 vollendete. Die Eneit hat sich jedoch nicht in der ursprünglichen Form, sondern in einigen mehr od. minder abweichenden Bearbeitungen erhalten, in denen namentlich auch die niederrheinischen Sprachformen vielfach in hochdeutsche umgesetzt worden sind; herausgegeben von Müller im 1. Bd. von dessen Sammlung deutscher Gedichte (Berl. 1782) u. von Ettmüller (Lpz. 1852); eine kritische Ausgabe ist von O. Schade zu erwarten. Sonst sind von H. noch einige Minnelieder übrig, seine Bearbeitung der Legende vom Heiligen Gervasius aber ist verloren gegangen. Fälschlich wird H. als Verfasser des Gedichtes vom Herzog Ernst genannt. H. galt schon bei den Dichtern des 13. Jahrh. für den Begründer der Mittelhochdeutschen höfischen Dichtkunst; durch ihn erhielten Form u. Inhalt des Liedes wie des erzählenden Gedichts eine tiefergreifende Umgestaltung, indem er den reinen Reim u. die französische Kunstform des Liedes einführte u. die Minne (s.d.) zu einem Hauptmotiv der ritterlichen Kunstdichtung erhob. 253) H. von Leinaue, ein höfischer Dichter, welcher von Rudolf von Ems genannt wird, aber von dem nichts erhalten ist. 254) H. von Ofterdingen, ein deutscher Dichter der im 12. u. zu Anfang des 13. Jahrh. gelebt haben soll, aber sehr zweifelhaft ist; er soll seine Jugend bei dem Herzog Leopold VII. von Österreich verlebt haben u. auf Reisen durch Deutschland, wo er mehrere Höfe besuchte, auch zu dem Landgrafen Hermann von Thüringen auf die Wartburg gekommen sein; nach Andern war er Bürger in Eisenach; er nahm Theil an dem Sängerkriege auf der Wartburg, wo er über Wolfram von Eschenbach siegte; in dem erneuten Kampfe unterlag er u. sollte nach den Kampfbestimmungen gehängt werden, rettete sich aber unter den Mantel der Landgräfin u. wurde durch Klingsor freigesprochen, s.u. Sängerkrieg auf der Wartburg. Daß ein H. von Ofterdingen den Laurin, wie am Ende desselben erzählt wird, gedichtet haben soll, entbehrt aller Begründung; Novalis (Hardenberg) machte ihn zum Helden seines Romans, H. von Ofterdingen. 255) H. von Morungen, ein Niederdeutscher aus der Nähe von Göttingen, welcher nicht vor 1220 gestorben zu sein scheint u. zu den besten Lyrikern seiner Zeit zählte; Lieder von ihm in von der Hagens Minnesängern. [198] 256) H. der Schreiber od. der Tugendhafte Schreiber, ein Minnesänger, welcher am Hofe des Landgrafen Hermann I. von Thüringen lebte u. am Sängerkriege auf der Wartburg Theil gehabt haben soll. Es ist nicht zu entscheiden ob der Minnesänger H., dessen Lieder bei von der Hagen (Bd. 2) abgedruckt sind, identisch ist mit einem H. der Schreiber (Henricus Scriptor), welcher 1204–28 Kanzler des Bischofs von Magdeburg war. 257) H. vom Türlein, vermuthlich aus Steier, dichtete um 1220 nach einem französischen Werke des Chretien de Troyes eine größere erzählende Dichtung, die Krone, welche noch nicht vollständig gedruckt ist. 258) H. von Breslau, ein Minnesänger, welcher wahrscheinlich identisch mit dem Herzog Heinrich IV. von Breslau (s. oben H. 166) ist u. von welchem einige Lieder übrig sind, im 4. Bd. von von der Hagens Minnesänger. 259) H. von Krolewiz, aus dem Meißnerland, von dem noch eine Umschreibung des Vaterunsers (gedichtet 1252–55) übrig ist. 260) H. von Sax, ein Minnesänger aus dem adeligen Hause Hohen-Sax in Rhätien, welcher um 1250 bis 1260 dichtete. 261) H. von Freiberg (im Sächsischen Erzgebirge), ein Dichter, welcher gegen Ende des 13. u. zu Anfang des 14. Jahrh. lebte u. den Tristan des Gottfried von Straßburg fortsetzte; seine Dichtung ist gedruckt im 2. Bd. von Müllers Sammlung u. in von der Hagens Ausgabe von Gottfrieds Werken (Bresl. 1823). 262) H. von Meißen, genannt Frauenlob (entweder wegen seines berühmten Lobgesangs auf die Heilige Jungfrau, od. weil er in seinen Gedichten den Frauen besonderes Lob spendete, od. auch weil er in seinem Streitlied gegen Schmidt Regenbogen dem Worte Frau den Vorzug vor dem Worte Weib gab), ein deutscher Meistersänger, geb. um 1260, übte seine Kunst an verschiedenen Fürstenhöfen des südlichen wie des nördlichen Deutschland aus u. ließ sich um 1311 in Mainz nieder, wo er zwar nicht die erste Meistersängerschule stiftete, aber doch einen Verein von Sängern unter bestimmten Formen begründet zu haben scheint; er starb 1318 in Mainz, wo ihm statt des 1744 zerbrochenen alten Grabsteins in der Domkirche 1842 ein neues Denkmal (von Schwanthaler) gesetzt wurde. Seine Gedichte, welche zwar poetisches Gemüth u. Gedankenreichthum, aber dunkeln u. gezwungenen Ausdruck zeigen u. an störender Häufung von Gelehrsamkeit leiden, wurden herausgegeben von Ettmüller (Quedlinb. 1843); zu ihnen gehören jedenfalls auch die Gedichte, welche in der Manesse'scheu Handschrift dem Jungen Missenäre zugeschrieben werden, im Gegensatz zu denen, welche ein älterer Minnesänger, H. von Meißen, der zwischen 1260–80 blühte, zum Verfasser haben. 263) H. von der Neuenstadt, ein Wiener Arzt, welcher sich nach seinem Geburtsort nannte u. im 13. u. 14. Jahrh. lebte; er dichtete Gottes Zukunft (ein zwischen Erzählung u. Lehrgedicht inne stehendes Werk, bei welchem ihm der Anticlaudianus des Alanus ab Insulis aus dem 12. Jahrh. vorlag) u. die Sage von Apollonius von Tyrland od. Tyrus (ebenfalls nach einem lateinischen Buche); aus beiden Dichtungen sind bis jetzt nur einzelne Stellen gedruckt. 264) H. von München, ein Dichter des 14. Jahrh., welcher eine Fortsetzung zur Weltchronik des Rudolf von Ems verfaßte; vgl. Vilmar, Die zwei Recensionen u. die Handschriftenfamilien der Weltchronik des Rudolf von Ems, Marb. 1839. 265) H. von Müglein, aus Mügeln im Meißnischen, lebte zur Zeit Kaiser Karls IV. u. scheint in näherer Beziehung zu Herzog Rudolf IV. von Österreich gestanden zu haben; er hatte. eine gelehrte Bildung genossen, wie seine deutsche Übersetzung des Valerius Maximus von 1369 bekundet; er wird zu den Stiftern des Meistergesanges gezählt u. von den spätern Meistern sehr hoch gehalten; sein Buch der Maide, eine allegorisch-didaktische Dichtung, ist wie seine andern Dichtungen noch ungedruckt. 266) H. von Laufenberg, war Priester in Freiburg im Breisgau, trat 1445 in das Johanniterkloster in Strasburg u. war 1415–58 literarisch thätig; er dichtete zwei symbolisirend-ästhetische Werke, den Spiegel des menschlichen Heils (nach dem Speculum humanae salvationis) u. das Buch der Figuren (ebenfalls nach einem lateinischen Original); beide Werke wurden noch im 15. Jahrh. mehrmals gedruckt; auch hat man von ihm noch eine Anzahl geistlicher Lieder, sowie Umdichtungen weltlicher Lieder in geistliche; vgl. P. Wackernagel, Das deutsche Kirchenlied, Stuttg. 1841.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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