Valois [1]

Valois [1]

Valois (spr. Waloa), eine ehemalige Grafschaft u. später Herzogthum in Frankreich, mit dem Hauptorte Crespy, weshalb sie bisweilen Grafschaft Crespy genannt wurde, bildete früher einen Theil der Provinz Isle de France, umfaßt jetzt zum größten Theil das Departement Oise, zum geringeren gehört sie zu Aisne. Seit dem 10. Jahrh. gab es Grafen [349] von V., doch wurden durch Heirath die Grafen von Vermandois Besitzer der Grafschaft. Durch die Heirath der letzten Erbtochter von Vermandois kamen beide an Hugo, Sohn des Königs Heinrich I. von Frankreich, u. als dessen Nachkommin, Elisabeth, vermählte Gräfin von Elsaß u. Flandern, starb, zog der König Philipp August um 1210 beide Grafschaften ein. Erst Philipp III. gab die Grafschaft V. 1285 seinem Sohne Karl, Bruder Philipps des Schönen, u. dieser wird als Stifter der Linie V. betrachtet. Dessen Sohn folgte 1328 als Philipp VI. dem König Karl IV. auf dem französischen Thron, machte das Salische Gesetz gegen Isabella, Schwester Karls IV. u. an König Eduard II. von England vermählt, geltend u. behauptete die Krone. Obgleich er ein Sprößling der Capetinger, nur aus jüngerer Linie, war, so beginnen die Geschichtschreiber doch mit diesem die Könige aus dem Hause V. (s. Frankreich, Gesch. V. u. VI.). Zu dem älteren Hause V. gehörte Philipp VI., Johann II., Karl V., Karl VI., Karl VII., Ludwig XI. u. Karl VIII.; das jüngere Haus V. stammt von Karl von Orleans, jüngerem Bruder Karls VI., ab u. kam mit dessen Enkel Ludwig XII. auf den Thron; ihm folgte aus demselben Hause Franz I., Heinrich II., Franz II., Karl IX. u. Heinrich III., nach dessen Ermordung das Haus Bourbon (s.d.) mit Heinrich IV. auf den Thron kam (s. Frankreich, Gesch. VII.). Merkwürdig sind aus dem Hause V., welche nicht auf den Thron kamen: 1) Karl, Graf von Valois, Alençon u. Perche, zweiter Sohn des Königs Philipp III., u. Stammvater des Hauses V.; erhielt bei des Vaters Tode die genannten Grafschaften, nahm 1283 den Titel eines Königs von Aragon an (ohne zum Besitz dieses Reichs zu gelangen), zu welchem Bonifacius VIII. den Titel eines Vicarius des Stuhls Petri fügte, u. zog einige Mal nach Italien, wo er den Namen Defensor ecclesiae erhielt. In den Kriegen Karls IV. von Frankreich mit England unterwarf er der Krone alles Land zwischen der Dordogne u. Garonne u. st. 1325 zu Nogent. Vermählt war er mit Margarethe von Sicilien, Philipp VI. (Valois) war beider Sohn. 2) Sohn Philipps III., Bruder Philipps IV.; ihm überließ sein Neffe Ludwig X. fast ganz die Regierung; er prätendirte als Erbe Peters von Courtenay den Titel als Kaiser von Constantinopel. 3) Karl von V., natürlicher Sohn Karls IX.; er ließ sich in eine Verschwörung mit der Marquise Verneuil, seiner Halbschwester u. Heinrichs IV. Maitresse, gegen Heinrich IV. ein; dieser begnadigte beide u. ließ nur einen Mitverschwornen, Biron, hinrichten. Diana von Poitiers setzte V. zum Erben ein u. vermählte ihn mit der Nichte ihres zweiten Gemahls, Charlotte von Montmorency. 4) Margarethe von V., s. Margarethe.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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