- Isabella [1]
Isabella (span.), so v.w. Elisabeth; 1) St. J., geb. 1271, Tochter Peters III. von Aragonien; wurde 1281 mit Dionysius I. von Portugal vermählt u. st. in dem, von ihr erbauten St. Clarenkloster zu Coimbra 1336. Sie wurde 1506 beatisirt u. 1625 canonisirt; ihr Tag: 8. Juli. Der Stoff zu Schillers Gang nach dem Eisenhammer ist aus ihrem Leben genommen. 2) J. (Isabeau) von Baiern, Tochter des Herzogs Stephan II. von Baiern, geb. 1371; wurde 1385 mit Karl VI. von Frankreich vermählt; sie war eine stolze, herrschsüchtige u. ausschweifende Frau, in die damaligen Intriguen der Parteien Orleans u. Burgund verwickelt; wegen ihrer Liebschaften mit Mehrern, bes. mit Bois-Bourbon, zu Tours gefangen gesetzt, entkam sie mit List der Hast, nahm mit den Burgundern Paris u. wüthete gegen die Armagnacs; sie bewog die Engländer zu einer Landung in Frankreich, vermittelte ein Bündniß zwischen ihnen u. Burgund, vermählte ihre Tochter Katharina dem König Heinrich V. von England u. bewog ihren wahnsinnigen Gemahl Karl VI., den Dauphin, ihren Sohn, sur des Thrones unfähig u. ihren Schwiegersohn Heinrich V. zum Nachfolger zu ernennen. Nach des Königs Tode (1422) überließ sie sich allen Ausschweifungen, wurde dadurch den Engländern verächtlich, mußte noch Karls VII. Fortschritte in Frankreich u. die Versöhnung mit Burgund erleben u. st. in Paris 1435, s. Frankreich (Gesch.) V. 3) J., Tochter Ferdinands des Katholischen u. Isabellens von Castilien, geb. 1470; ward 1490 mit Alfons, König von Portugal, vermählt; kehrte nach dessen Tode 1495 nach Castilien zurück; 1497 wieder vermählt mit König Sebastian von Portugal, erhielt sie 1498 durch den Tod ihres Bruders Johann die nächste Anwartschaft auf den spanischen Thron, doch starb sie 1498 in den Wochen. 4) J., Tochter Johanns II. von Castilien, geb. 23. April 1451; vermählt 1469 mit Ferdinand V. von Aragonien; wollte die ihr von den Ständen gebotene Krone, so lange ihr Bruder Heinrich (IV.) der Unvermögende noch lebte, nicht annehmen u. brachte nach dessen Tode 1474, mit Ausschließung ihrer älteren Schwester Johanna, Königin von Portugal, ihrem Gemahl die beiden [74] Castilien zu. Beide nahmen nach der Vereinigung der Reiche Aragon u. Castilien den Namen König u. Königin von Spanien an, obwohl J. fortfuhr, die Regierungsgeschäfte in Castilien allein zu verwalten. J. regierte mit Scharfsinn, Heldenmuth u. Umsicht; sie vertrieb die Mauren aus Granada u. Spanien, schaffte das Faustrecht in Spanien ab, führte dagegen die Inquisition ein u. unterstützte Christoph Columbus zur Entdeckung Amerikas, s. Spanien (Gesch.); sie st. 26. Nov. 1504, verlangte aber, höchst eifersüchtig, von ihrem Gemahl den Schwur, nicht wieder zu heirathen. Ihre einzige Tochter Johanna vermählte sich mit dem Erzherzog Philipp von Österreich u. wurde Mutter Karls V. u. Ferdinands I. Vgl. Prescott, Geschichte Ferdinands u. J-s, deutsch Lpz. 1843. 5) J., Tochter des Königs Heinrich II. von Frankreich u. der Katharina von Medicis, geb. 1545 in Fontainebleau: Anfangs war sie Eduard VI. von England bestimmt, dann ließ Don Carlos, Kronprinz von Spanien, um sie werben, allein da sein Vater, König Philipp II., eben Wittwer wurde, so nahm er sie für sich selbst u. vermählte sich 1559 mit ihr. Es geht die Sage, daß sie noch mit Carlos ein heimliches Einverständniß unterhalten habe, daß dies von Philipp II. durch einen aufgefangenen Brief entdeckt worden sei u. die nachmalige (auch ungewisse) Hinrichtung des Infanten Carlos veranlaßt habe (diese Geschichte gab Schiller den Stoff zum Don Carlos); sie starb im Wochenbette 1568. 6) J. Clara Eugenie, Tochter des Königs Philipp II. von Spanien u. der Elisabeth von England, wurde 1599 mit dem Erzherzog Albrecht von Österreich vermählt, welchem sie den Rest der Niederlande zubrachte. Man erzählte von ihr, daß sie, als ihr Gemahl 1601 Ostende belagerte, gelobt habe, ihr Hemde nicht eher auszuziehen, als bis sie diesen Platz genommen habe; nach der Farbe dieses Hemdes, das sie drei Jahre lang getragen habe, soll die Isabellfarbe den Namen bekommen haben. 7) J., Tochter des Königs Heinrich IV. von Frankreich u. der Maria von Medicis, geb. 1602, vermählt 1621 an den nachmaligen König von Spanien, Philipp IV.; st. 1644. 8) Elisabeth Farnese, einzige Tochter des Herzogs Eduard II. von Parma u. Piacenza, geb. 1692, nach dem Tode Mariens von Savoyen, seiner ersten Gemahlin, 1714 von Philipp V. von Spanien geheirathet; sie führte fast allein die Regierung an der Stelle ihres blödsinnigen Gemahls. Ihre Hauptabsicht war, mit Hülfe des Cardinals Alberoni eine Secundogenitur für ihren Sohn Karl zu gründen; indessen fiel der Cardinal Alberoni, u. der König dankte zu Gunsten seines Sohnes Ludwig I. ab, als dieser aber 1724 starb, ergriff Philipp V. die Regierung von Neuem. I. herrschte bis zu des Königs Tode 1746 u. st. 1766, s. Spanien (Gesch.). 9) Marie J., Tochter Johanns VI., geb. 19. Mai 1797, wurde 1816 an den König Ferdinand VII. von Spanien vermählt u. st. 26. Dec. 1818. 10) Marie J. II., Königin von Spanien, Tochter des Königs Ferdinand VII. u. Marien Christinens, geb. 10. Oct. 1830, folgte 29. Sept. 1833 ihrem Vater unter Vormundschaft ihrer Mutter u. 1840 unter Esparteros u. Arguellas u. 1843 unter Castaños Regentschaft, wurde aber schon den 8. Aug. 1843 für mündig u. den 8. Nov. 1843 für majorenn erklärt u. trat 10. November die Regierung selbständig an, s. Spanien (Gesch.). Sie ist seit 1846 vermählt mit ihrem Cousin, Franz d'Assis, dem ältesten Sohne des Infanten Franz de Paula. Am 10. Oct. 1850 wurde ihr in Madrid eine Statue errichtet; am 2. Dec. 1852 wurde auf ihrem Kirchgange von dem Priester Martin Merino ein Attentat auf sie gemacht, dem sie aber glücklich entging.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.