Eichsfeld

Eichsfeld

Eichsfeld, eine 34 QM. umfassende Hochebene, nordwestlich vom Thüringer Wald, die zwischen diesem u. dem Harz die Gebiete der Elbe u. Weser scheidet, u. deren Grenzpunkte etwa mit den Städten Witzenhausen u. Manfried an der Werra, Sondershausen, Duderstadt u. Heiligenstadt zusammenfallen. Es hat keine bedeutenden Gipfelerhebungen, ist aber von tiefen Thälern durchschnitten u. steht in nordwestlicher Richtung durch einzelne Hügelketten mit den östlichen Wesergebirgen in Verbindung, während südöstlich in das innere Thüringen niedrige Hügelgruppen auslaufen. Flüsse: die Unstrut mit Helbe u. Wipper geht zur Saale, die Leine mit der Ruhme zur Weser. Die vorherrschenden Gebirgsarten des E. sind bunter Sandstein u. Muschelkalk, der Boden ist kümmerlich u. mager, das Klima rauh u. die Bewohner sehr dürftig, was doch weniger von dem hannöverischen Antheil, dem Unter-Eichsfeld (den Ämtern Duderstadt u. Gieboldehausen) gilt, da dort Getreide, Flachs u. Tabak selbst zur Ausfuhr kommt, als von dem preußischen Antheil, dem Ober-Eichsfeld (fast 2/3 des Ganzen in den Kreisen Worbis u. Heiligenstadt), obwohl auch hier durch die Fürsorge der Regierung die Bodencultur mehr u. mehr gehoben wird; außer den genannten Producten liefern die Bewohner an Industriegegenständen Wollenzeuge, Leinewand, Garn u. Zwirn. Das E. bildete ehemals einen eigenen Gau des Herzogthums Sachsen mit der Hauptstadt Mühlhausen. – Die ältesten bekannten Einwohner des E-s waren Thüringer u. Sachsen, seit dem 7. Jahrh. auch Slawen. Unter den Karolingern waren im E. Grafen bestellt, später hatten Grafen von Katlenburg, von Nordheim u. Reichensee, so wie der Bischof von Hildesheim, die Abtei Quedlinburg u. der Erzbischof von Mainz große Besitzungen daselbst. Im 12. Jahrh. waren die Grafen von Tame Besitzer des eigentlichen E., das sich von Mühlhausen bis über Heiligenstadt erstreckt; doch gehörte Letzteres mit anderen Ortschaften zu Mainz. 1236 trat die Äbtissin von Quedlinburg ihren Theil des E., von welchem Duderstadt die Hauptstadt war, den Landgrafen von Thüringen ab, als 1247 der letzte Landgraf von Thüringen, aus dem alten Mannsstamm, starb, so fiel Duderstadt an Braunschweig. 1292 kaufte der Erzbischof Gerhard II. von Mainz einen Theil des E. von dem Grafen von Gleichen, u. auch im 14. Jahrh. fuhren die Erzbischöfe fort, ihre Besitzungen im E. auszubreiten, kauften das Schloß Stein, die Mark Duderstadt u. einen Theil von Worbis, so daß 1380 der größte Theil des E. dem Erzstifte Mainz gehörte. 1465 ernannte der Erzbischof Adolf II. den Grafen Heinrich von Schwarzburg zum Oberamtmann des E., welcher 14 Jahre lang das Land mit schweren Lasten bedrückte, bis er seines Amtes entsetzt u. mit Gewalt der Waffen aus dem Lande gejagt wurde. Im Dreißigjährigen Kriege durchzogen der Herzog Christian von Braunschweig, die Dänen, Hessen, Kaiserlichen u. Schweden das E. u. verwüsteten es nach einander. Nach dem Westfälischen Frieden blieb es bei Mainz. Während des Revolutionskrieges kam der letzte Kurfürst von Mainz, Karl Joseph von Erthal, 1792 u. 1796 nach Heiligenstadt u. 1800 nach Erfurt, u. nach seinem 1802 erfolgten Tode besetzte Preußen in Folge des Lüneviller Friedens das E.; 1807 kam es durch den Tilsiter Frieden an das Königreich Westfalen u. zwar zum Departement des Harzes. 1813 nahm es Preußen wieder in Besitz, trat aber 1815 Duderstadt, Gieboldehausen u. Lindau an Hannover ab, welches dieselben mit dem Fürstenthum Grubenhagen vereinigte, Der preußisch gebliebene Theil des E-s gehört zum Regierungsbezirk Erfurt u. ist unter die 3 Kreise Heiligenstadt, Worbis u. Mühlhausen vertheilt. Vgl. Wolf, Politische Geschichte des E, Gött. 1792 f., 2 Bde., u. dessen Eichsfeldia docta, ebd. 1797.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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