- Härte
Härte, 1) die Eigenschaft eines Körpers, dass er seinen Zusammenhang auch bei einer stark von außen, durch Stoß od. Druck, einwirkenden Gewalt behauptet. Sie ist relativ, weil erfahrungsmäßig jeder Zusammenhang durch Stärke der mechanischen Einwirkung zu lösen ist. Man bezeichnet harte Körper gewöhnlich nach Übereinstimmung mit andern bekannten, so z.B. als steinhart, od. nach dem Widerstand, den sie leisten, so: daß sie von einem Messer nicht geritzt werden, od. so: daß sie am Stahle Funken geben. Die nämlichen Körper gehen oft unter verschiedenen Bedingungen vielfältig in den Zustand größerer H. über. Bei organischen u. einigen unorganischen Substanzen geschieht dies meistens durch größere Näherung der Elemente u. Entfernung der sie trennenden Flüssigkeiten; so erhärtet der Pflanzensaft zur harten Holzfaser, Firniß, thierischer Leim etc. gehen durch Austrocknung in den Zustand bedeutender H. über; ein ähnliches Verhalten zeigt sich bei der Bildung der Knochen, Nägel, Zähne etc. Ebenso wird der weiche Thon durch Austrocknen u. Brennen zu hartem Porzellan, so werden mehrere Metalle durch Hämmern, Walzen u. dgl. härter, wie z.B. Silber, Messing, Kupfer, Eisen, gehen aber durch Glühen u. langsames Erkalten wieder in den Zustand größerer Weichheit über. Die H. der Körper wird aber auch bedingt durch ihre Verbindung mit andern Körpern, ohne daß man dafür eine allgemeine Regel aufstellen könnte. Bei den Verbindungen des Goldes mit Silber u. Kupfer, des Zinnes mit Blei ist die H. der neuen Verbindung das arithmetische Mittel aus der H. der verbundnen Substanzen; hingegen gibt das mäßig harte Kupfer mit dem härtern Zink verbunden, das sehr weiche Messing, u. mit dem weichen Zinn vereinigt, nach dem Verhältniß der Mischung, z.B. 5 zu 1, das harte Glockengut, u. 2 zu 1, das noch ungleich härtere Spiegelmetall. Das Eisen wird durch einen Zusatz von Kohlenstoff zum harten Stahl. Über die eigentliche Ursache dieser, bei den verschiedenen Körpern so ungleichen Beschaffenheit der H. hat man noch keine vollkommen genügende Erklärung. 2) (Min.), die Kraft der Mineralien, den Eindrücken von außen mehr od. weniger zu widerstehen. Darnach hat man zerreibliche Mineralien, wenn ein leichter Druck des Fingers ihre Gestalt ändert, z.B. Porzellanerde; sehr weiche Mineralien, wenn man mit dem Fingernagel Eindrücke darauf machen kann, z.B. Kreide; weiche Mineralien, wenn man sie noch mit dem Messer zerreiben kann, obschon der Nagel keine Spur hinterläßt, z.B. Serpentin; halbharte, wenn sie nur wenig mit dem Messer sich schaben lassen, aber auch noch keine Funken geben, z.B. Halbopal; harte, wenn sie sich nicht schaben lassen, aber Funken geben; diese sind durch die Feile zu prüfen; sehr hart sind sie, wenn die Feile sie gar nicht angreift. Um die H. der Mineralien zu bestimmen, bedient man sich[64] nach Mohs einer Härtescala, d.h. einer Reihenfolge von Mineralien, von denen immer das nächste härter ist als das vorhergehende, u. welche als feste Vergleichungspunkte für alle Härtebestimmungen dienen; nach dieser Scala besitzt den Härtegrad 1 der Talk, 2 = Steinsalz, 3 = Kalkspath, 4 = Flußspath, 5 = Apatit, 6 = Feldspath, 7 = Quarz, 8 = Topas, 9 = Korund, 10 = Diamant. Ob ein Mineral härter sei als ein anderes, erkennt man daran, daß das letztere durch das erstere geritzt wird. Bei der Bestimmung des Härtegrades irgend eines Minerals versucht man nun, welches von den Gliedern der Scala durch eine scharfe Kante des Minerals noch geritzt wird, u. durch welches Glied der Scala das Mineral selbst geritzt wird, z.B. der Analcim ritzt Apatit u. wird von Feldspath geritzt, also liegt seine Härte zwischen der des Apatits u. des Feldspaths, man sagt, seine Härte sei = 5 bis 6. Ritzt ein Mineral ein Glied der Scala u. wird von dem nächst höheren Grade nicht geritzt, so hat es die H. des letzteren, z.B. Boracit ritzt den Feldspath u. wird durch Quarz nicht geritzt, also ist seine Härte = 7.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.