- Quarz
Quarz, Mineral, krystallisirt im hexagonalen System. Die Krystalle sind gewöhnlich prismatisch, seltener pyramidal, gewöhnlich ist die Pyramide mit dem Prisma combinirt. In seinen reinsten Varietäten, als Bergkrystall, zeigt der Q. die von Naumann als trapezoëdrische Tetartoëdrie bezeichnete Erscheinung, welche darin besteht, daß die meisten Formen ein großes Bestreben zeigen, nicht vollständig, sondern nur mit der Hälfte ihrer Flächen (als hemiëdrische) od. nur mit dem vierten Theil derselben (als tetartoedrische) Gestalten vorkommen; es zeigt sich nämlich die hexagonale Pyramide der ersten Art als Rhomboide, die hexagonale Pyramide der zweiten Art als trigonale Pyramide, die dihexagonale Pyramide als trigonales Trapezoëder. Die Flächen des Prismas sind in der Regel horizontal gestreift; die Pyramidenflächen, welche bald vollzählig, sämmtliche bald nur die abwechselnden Combinationsecken des Prismas ab. stumpfen u. fast nur untergeordnet erscheinen, heißen Rhombenflächen, sie sind lebhaft glänzend u. lassen manchmal eine zarte Reifung erkennen. Je nachdem am obern Theil eines Krystalls solche Rhombenflächen zur Rechten od. Linken des vorherrschenden Rhomboeders erscheinen, ist der Krystall ein rechts- od. linksdrehender. Der Q. zeigt ein auffallendes Bestreben zu Mißbildungen u. Verzerrungen in seiner Krystallisation; Zwillingskrystalle mit parallelem Achsensystem sind häufig, theils Berührungstheils Durchkreuzungszwillinge, die oft scheinbar einfache Krystalle bilden. Eine eigenthümliche Erscheinung bietet der sogenannte Kappenquarz, bei welchem ein größerer Krystall einen kleineren in der Art umschließt, daß die äußere Hülle ablösbar ist. Die Krystalle sind theils einzeln auf- u. eingewachsen, theils zu Gruppen u. Drusen vereinigt, häufig in stängeligen, auch faserigen Aggregaten; häufiger noch erscheint der Q. derb, in körnigen, dichten od. kryptokrystallinischen Aggregaten, derb, eingesprengt, lose in Geröllen, Geschieben, Körnern, sehr häufig als Sand u. Kies; in Pseudomorphosen u. als Versteinerungsmittel. Babylonquarz nennt man in England die bei Beeraistom vorkommenden Krystalle, welche aus parallelen, terrassenförmig abnehmenden Tafeln von Quarzaggregaten zusammengesetzt sind u. deren Entstehung durch abwechselnden Absatz von Flußspath u. Q. zu erklären ist. Der Q. ist spaltbar rhomboëdrisch sehr unvollkommen, Bruch muschelig, uneben od. splitterig, Härte 7; specifisches Gewicht 2,5 bis 2,8; farblos, wasserhell, auch verschieden gefärbt; glasglänzend, auf den Bruchflächen fettglänzend; durchsichtig bis undurchsichtig; zeigt doppelte Strahlenbrechung u. Circularpolarisation; besteht aus Kieselerde, häufig mit kleinen Beimischungen verschiedener Stoffe verunreinigt; für sich vor dem Löthrohr unschmelzbar, mit Soda unter Aufbrausen zu einem klaren Glase schmelzbar; ist nur in Flußsäure löslich, Kalilauge greift das Pulver nur[742] wenig an. Man unterscheidet folgende Varietäten des Q-s: a) Bergkrystall (s.d.), Q. im reinsten Zustand; b) Gemeiner Q., erscheint krystallisirt in verschiedenen Formen, bildet auch krystallinische, derbe Massen; eingesprengt; in Geschieben, Körnern u. als Sand. Der Gemeine Q. ist die am häufigsten vorkommende Varietät des Q-s u. im Mineralreich sehr verbreitet. Er erscheint selbständig als Felsart (Quarzfels), oft weit ausgedehnte Gänge bildend; ferner ist er neben Feldspath u. Glimmer Hauptbestandtheil des Granits, Gneißes, u. setzt mit Feldspath den Quarzporphyr u. mit Glimmer den Glimmerschiefer zusammen; er findet sich außerdem auf Klüften u. in Drusen in diesen Gesteinen krystallisirt; er ist häufiger Begleiter der verschiedensten Erze auf Erzgängen u. Lagern; ist ferner Bestandtheil vieler Trümmergesteine, Conglomerate, Gerölle u. Geschiebe, Hauptbestandtheil der meisten Sandsteine, in denen die Quarzkörner durch ein thoniges, kalkiges od. kieseliges Bindemittel zusammengehalten sind; endlich bildet er als Sand oft weit ausdehnte Ablagerungen in verschiedenen Formationen. Als Untervarietäten des Gemeinen Q-s gehören zu ihm noch: Milchquarz, Rosenquarz, Siderit, Prasein, Katzenauge, Avanturin, Faserquarz, s.d. a. c) Amethyst, d) Eisenkiesel, e) Hornstein, f) Kieselschiefer, g) Jaspis, h) Chalcedon, i) Feuerstein, k) Achat, s.d. a. Die verschiedenen Varietäten des Q-s finden eine sehr mannichfaltige Verwendung. Der Bergkrystall, Amethyst, Avanturin, Rosenquarz, werden als sogenannte Halbedelsteine zu Schmucksteinen u. mancherlei Zierrathen verarbeitet; ebenso der Chalcedon mit seinen zahlreichen Abänderungen u. der Achat, welche außerdem zu Mörsern, Reibschalen, Petschaften u. Gegenständen der Steinschleiferei u. Steinschneidekunst benutzt werden, u. schon im Alterthum zu Kameen u. Gemmen verarbeitet wurden. Der Gemeine Q. dient als Zuschlag zum Verschmelzen kalk- od. magnesiareicher Erze, die reinen Varietäten zur Glas-, Porzellan- u. Steingutfabrikation. Als Sandstein wird er zu Mühlsteinen, Schleifsteinen, als Baustein u. zu. vielen anderen Zwecken angewendet. Der Kieselschiefer ist ein gutes Straßenmaterial. Der Quarzsand dient zur Bereitung des Mörtels, zum Schleifen, Scheuern, als Form- u. Streusand.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.