- Enns
Enns, 1) Fluß in Österreich; entspringt im Pongauthale im Kreise Salzburg, südlich von Radstadt auf den Tauren, geht nach Steyermark u. ins Erzherzogthum Österreich, fließt schnell, ist von Gröbming (in Steyermark) an schiffbar, nimmt außer anderen Flüssen rechts die Salza, links die Steyerauf, wird bis 200 Fuß breit u. fällt bei der Stadt Enns in die Donau; ihr Lauf beträgt an 40 Meilen. Nach ihr sind 2 Theile des Erzherzogthums Österreich benannt, die seit 18492 besondere Kronländer bilden: a) Österreich unter der E. (Nieder-, Unter-Österreich), hat 3611/2 QM. mit 1,714,600 Ew., grenzt an Böhmen, Mähren, Ungarn, Steyermark u. liegt zu beiden Seiten der Donau. In den südlichen Theil reichen die Norischen Alpen herein durch die Wildalpen, bilden den Semmering, enden im O. mit dem 5332 Fuß hohen Wechselberg u. erreichen ihre größte Höhe in dem Scheibwald von 6100 Fuß Höhe; davon nördlich zieht eine zweite Kette der Norischen Alpen, die in dem 5809 Fuß hohen Großen Ötscher am höchsten ist u. mehrere Zweige bis zur Donau sendet; wovon der nordöstliche das Cetische (Kahlen-, Wienerwald-) Gebirge ist u. mit den (Kahlenberge an der Donau endet); dieses bildet gegen die Schwarza hin den höchsten Berg des Landes, den dreigipslichen Schneeberg von 6290 Fuß; gegen die ungarische Grenze erhebt sich das Leithagebirge. In den nördlichen Theil sendetder Böhmerwald viele niedrige Bergzüge, darunter das Manhartsgebirge mit dem großen Manhartsberge, 1689 Fuß. Hier ist das Kamp-, Krems- u. Thayathal, im südlichen Theile das Ips-, Lilienfelder- (Trafen-) Thal, Erlafthal, das Schwarzathal u.a. Der Hauptstrom ist die Donau, die rechts die (Enns.) Ips, Erlaf, Bilach, Traisen (Trafen), Wien, Schwechat, Piesting u. Leitha, links aber die Krems, Kamp u. March aufnimmt, deren Nebenfluß Thaya den nördlichen Theil durchfließt. Von den Ebenen ist die größte östlich an den Alpen, die Fläche von Wien, dann jenseit der Donau das. Marchfeld. Seen: der Erlaser u. Lunzersee; unter den Mineralquellen sind die von Baden berühmt. Der fruchtbarste Theil des Landes liegt an der Donau, dann der nordöstliche Theil, südlich sind nur die Thäler so fruchtbar, daß sie sich zu einträglichem Landbau eignen; das Klima ist gemäßigt u. gesund, aber grossem Wechsel ausgesetzt; Ackerbau u. Viehzucht nicht ausreichend, stärker ist der Obst- u. Gemüse-, am stärksten der Weinbau; an Mineralien werden Essen, Graphit, Steinkohlen, Alaun gewonnen u. aus Steinen u. Erden großer Gewinn gezogen; überhaupt gehört das Land zu den gewerbthätigsten des ganzen Staates. Die Bewohner sind meist Deutsche, nur gegen Ungarn hin Slawen u. Katholiken. Das Land hat Landstände, 23 Höchstbesteuerte, 25 aus den Städten, 20 aus den übrigen [769] Gemeinden, die sich alljährlich im November, gewöhnlich in Wien auf 6 Wochen versammeln u. auf 4 Jahre gewählt sind, u. ist eingetheilt in die Stadt Wien u. die 4 Viertel ob u. unter dem Manhartsberge (s.d.), ob u. unter dem Wienerwalde (s.d.). n) Österreich ob der E. (Ober-Österreich), westlich an jenem; grenzt an Böhmen, Baiern, Salzburg, Steyermark u. hat 217,95 QM. mit 755,250 Ew.; ist vorherrschend Gebirgsland, indem im S. die Norischen Alpen in vielen Zügen das ganze Land durchziehen, worunter das Höllengebirge, das Traungebirge mit dem Dach- od. Thorstein, der Große Piel von 7700 Fuß u. viele Spitzen mit ewigem Schnee u. Eisfeldern; im N. dringt der Böhmerwald vor bis zur Donau u. breitet sich dann in kleineren Gebirgsmassen nach O. aus; wird bewässert durch die Donau, Enns, Inn, Salza, Traun u.a., ferner durch mehrere Seen (Traun-, Hallstädtersee); von Böhmen her mündet der Schwarzenbergische Kanal in die Große Mühl, wodurch Moldau u. Donau verbunden werden. Der Boden ist in den höheren Gegenden steinig, aber durch gute Bearbeitung fruchtbar gemacht; die Berge sind oben meist kahl, in der Mitte bedeckt von Waldung, die von Wiesen u. Weiden unterbrochen, bis in die Thäler herabreicht. Das Klima ist gemäßigt, der höheren Lage wegen aber kälter, als in Nieder-Österreich. Die Landwirthschaft ist noch blühender als dort, der Garten- u. Obstbau gepflegt; von großer Bedeutung ist die Forstcultur; das Mineralreich liefert etwas Gold u. Silber, Kupfer, Eisen, Vitriol, Schwefel, Kochsalz, Steinkohlen u. viele Steine. Die Bewohner fabriciren Eisenwaaren, irdenes Geschirr, Woll- u. Baumwollenzeuge u. treiben Handel mit den Natur- u. Kunstproducten. Die Bewohner sind größtentheils katholisch u. Deutsche; nur in einigen Gemeinden leben noch Slawen, die aber auch deutsche Sitte u. Sprache angenommen haben. Der Landtag versammelt sich gewöhnlich zu Linz u. besteht aus 15 Abgeordneten der Höchstbesteuerten, 17 der Städte u. 16 der Landgemeinden. Das Kronland ist eingetheilt in den Mühl-, Inn-, Traun- u. Hausruckkreis; der früher dazu gehörige Salzburger (Salzacher) Kreis bildet jetzt ebenfalls ein besonderes Kronland. Wappen für beide Landestheile: ein silberner Querbalken in rothem Felde. 2) Stadt an der Mündung der E. in die Donau im österreichischen Traunkreise; hat ein altes fürstliches Schloß, Ennseck, von Georg Giengar, im 16. Jahrh. erbaut, Rathhaus, Fabrikation von Eisen- u. Stahlwaaren, Baumwollenzeugen; in der Nähe werden römische Alterthümer gefunden; 3500 Ew. – Früher stand hier ein römisches Castell; zu Ende des 9. Jahrh. wurde E. erbaut, es hieß Anfangs Ennsburg. E. wurde vom Kaiser Ludwig dem Kloster St. Florian geschenkt; von demselben kam es an Passau, doch gab es Kaiser Konrad II. dem Markgrafen Otto I. in Lehn; später kam es an die Herren von Spillberg, u. nachdem die Ennser 1275 sich dem Kaiser Rudolf I. ergeben hatte, kaufte es der Kaiser dem letzten Spillberg ab u. schenkte dem Propst des Klosters St. Fabian, der jetzt E. reclamirte, als Entschädigung das Schloß Spillberg. Hier 9. Octbr. 1336 Friede zwischen Kaiser Ludwig IV. u. den Herzögen von Österreich einestheils, u. dem Böhmenkönig Johann u. Margarethe von Kärnten anderntheils, wonach das Herzogthum Kärnten bei dem Hause Österreich blieb u. Margarethe Maultasch nur Tyrol u. eine Strecke Landes bis zur Drau erhielt; vgl. Kärnten (Gesch.) Am 5. Nov. 1805 hier Gefecht zwischen Franzosen u. Österreichern; 3) so v.w. Enz; 4) so v.w. Ain.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.