- Graphīt
Graphīt (Reißblei, Graphitglimmer, Plumbago), eine durch ihre Verwendung zu Bleistiften bekannte Substanz, welche sowohl in der Natur vorkommt, als auch kunstlich erzeugt werden kann. a) Natürlicher G. erscheint in dünnen tafelartigen Krystallen des monoklinoedrischen Systems, meist in derben, feinschuppigen od. erdigen Massen, eingesprengt od. angeflogen, die Krystalle sind einzeln aufgewachsen od. zu Drusen gruppirt. Er ist eisenschwarz bis bleigrau, metallglänzend, undurchsichtig, fettig anzufühlen, in dünnen Blättchen biegsam, mild, seine Härte ist kaum über 1, sein spec. Gew. 1,8–2,4, er färbt ab. Besteht aus Kohlenstoff, der nur mit etwas Eisen gemengt (nicht mit ihm chemisch verbunden ist, wie man sonst glaubte, daß der G. Kohlenstoffeisen sei) u. durch Kieselsäure, Thonerde, Kalk u. andere Substanzen verunreinigt ist; er verbrennt sehr schwer u. läßt sich auf nassem Wege nur sehr schwierig zu Kohlensäure oxydiren. Die nach dem Verbrennen des Kohlenstoffs zurückbleibende Asche beträgt zuweilen 40 Procent u. mehr; die besten Sorten enthalten etwa 1/3 –1/2 Procent Aschenbestandtheile. Er findet sich in Lagern u. Nestern im Granit, Diorit, Gneuß. Glimmerschiefer, Thonschiefer u. Porphyr u. vertritt in diesen Gesteinen zuweilen den Glimmer; Fundorte: in Passau Baiern, Ohorn in der Lausitz, Neustadt in Sachsen, Leoben in Steyermark, in Salzburg, Tyrol, bei Rübeland un Harz, Pignerol in Piemont, Chamouny in Savoyen, in Norwegen, Finnland, Grönland, ausgezeichnet in England, besonders zu Borrowdale in Cumberland, Cumnock in Ayrshire, ferner auf Island, in New Jersey, New York; in Giebichenstein bei Halle findet er sich im Sandstein. b) Künstlicher G. entsteht bei der Erstarrung eines mit Kohlenstoff übersättigten Roheisens, bildet zuweilen schöne Krystalle u. ist gewöhnlich reiner u. härter als der natürliche. Außer zu Bleistiften, wozu der von Borrowdale in England (Cornwall-G.) der beste ist, benutzt man den G. zur Herstellung feuerfester Tiegel (Graphittiegel, Passauer, Ipser od. Reißbleitiegel) für den Gebrauch in chemischen Laboratorien, in Münzen, sowie zum Schmelzen von Gold, Silber, Messing, Kupfer, Eisen etc. Ferner dient der G. zum Anstreichen von eisernen u. thönernen Öfen u. anderen Geräthen, zum Einschmieren von Maschinentheilen etc. In der Medicin wendet man ihn gegen Flechten u. andere chronische Hautausschläge äußerlich od. innerlich an, in letzterem Falle als Pulver od. in Pillenform od. mit Schwefel als Aethiops graphiticus. Aus dem Cornwall-Graphit können ohne Weiteres die Bleistifte herausgeschnitten werden, dies sind die besten; in anderen Fabriken, wo man unreineren G. verarbeitet, wird derselbe gepulvert, geschlämmt, mit Thon vermischt u. gebrannt u. dann in die Hülsen eingeleimt. In neuester Zeit stellt man die feinsten Bleistifte auf die Weise her, daß man den G. pulvert, mit Vitriolöl[550] erhitzt u. auswäscht; er wird dann trocken erhitzt, wobei er sich stark aufbläht u. ein seines Pulver bildet, woraus dann die Bleistifte gefertigt werden.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.