New Jersey

New Jersey

New Jersey (spr. Njuh Dscherrsi, State of N., officielle Abkürzung: N. J.), einer der ursprünglichen 13 Staaten der Nordamerikanischen Union, u. zwar einer der sechs sogenannten Mittelstaaten (Middle States); grenzt im Norden u. Nordosten an den Staat New York, im Osten an den Atlantischen Ocean, im Süden an die Delaware Bai, im Westen an die Staaten Delaware u. Pennsylvanien (von beiden durch den Delaware River getrennt); Flächenraum: 6851 engl. od. 322 geogr. QM. Die Küste ist durchgängig flach, ohne tiefere Hafenbuchten u. wegen zahlreicher davor liegender Sandbänke der Schifffahrt wenig zugänglich; der südliche Theil des Staates gehört der Atlantischen Küstenebene an, der mittlere ist hügelig, der nördliche gebirgig durch die Alleghanyzweige: Schooley's Mountain u. Blue Ridge. Flüsse: der untere Lauf des Hudson River (Grenzfluß gegen Nordosten), Delaware River (Grenzfluß gegen Westen), Raritan River (bei seiner Mündung in den Atlantischen Ocean die Raritan Bai bildend, mit dem Hafen Amboy), Passaic, Hackensack, Maurice Rivers u.a. kleine Küstenflüsse; schiffbar sind nur die beiden Grenzflüsse. Das Klima ist im Osten u. Süden vollständiges Seeklima, im Innern aber schon starken Extremen unterworfen (von + 20° bis – 21° R.); in den niedrigeren Strichen der Küstenebene kommen viele bösartige Sumpf- u. Wechselfieber vor, die höher gelegenen Stellen, wie in der Nähe des Vorgebirges Sandy Hook an der Raritan Bai, sind dagegen sehr gesund u. die dortigen Seebäder viel besucht. Der Boden ist im Allgemeinen nur mittelmäßig, die Küstenebene sogar sehr mager u. theilweis ganz steril, bessere Gegenden nur im mittleren Hügel- u. im nördlichen Gebirgsland, jedoch mehr zur Viehzucht, als zum Ackerbau geeignet; größere Waldungen (namentlich von Kiefern, Fichten etc.) finden sich im Süden u. Südosten. Hauptproducte sind: Mais, Weizen, Roggen, Bataten, Kartoffeln, Hopfen, Flachs, Gemüse, Hülsenfrüchte, Obst u. etwas Tabak; die Viehzucht ist namentlich im Norden von großer Bedeutung (Rindvieh, Schafe, Schweine); der Mineralreichthum ist von Wichtigkeit u. bietet: Eisen (in großer Menge), Kupfer, Blei, Zink, Marmor, Braunkohle. Gesammtbevölkerung nach dem allgemeinen Census von 1850: 489,555 Ew. (465,513 Weiße, 23,820 freie Farbige, 222 Apprentices [d.i. Lehrlinge], wie seit der Abolitionsacte vom 18. April 1846 in N. I. die früheren Sklaven genannt werden); nach einer Specialvolkszählung von 1856–57 Gesammtbevölkerung: 569,499 Ew. (also 1768 auf 1 QM.). Die Bevölkerung ist meist anglo-amerikanischer (sehr überwiegend), britischer u. deutscher Abkunft, im Nordosten theilweis noch holländischer, im Südwesten schwedischer Abstammung. Eintheilung in 21 Grafschaften (Counties): Atlantic, Bergen, Burlington, Camden, Cape Mai, Cumberland, Essex, Gloucester, Hudson, Hunterdon, Mercer, Middlesex, Moumouth, Morris, Ocean, Passaic, Salem, Somerset, Sussex, Union u. Warren. Hauptstadt: Trenton. Die ursprüngliche Verfassung von N. I. war von 1776, die gegenwärtige vom 2. Septbr. 1844. An der Spitze steht ein auf drei Jahre vom Volk gewählter Gouverneur (1860–63 Charles S. Olden); er muß 30 Jahre alt, seit 20 Jahren Bürger der Vereinigten Staaten u. seit 7 Jahren Bewohner von N. I. sein; er hat ein beschränktes Veto u. das Recht des Aufschubs der Strafe bis auf 90 Tage, begnadigen kann er nur mit Zustimmung des Kanzlers u. einer Majorität der Richter des Appellationsgerichts; er ist zugleich Oberbefehlshaber der Miliz, kann für die nächstfolgende Wahlperiode nicht wieder gewählt werden u. darf während der letzten Woche seiner Amtsthätigkeit keine Beamten mehr ernennen. Dem Gouverneur zur Seite stehen ein Staatssecretär u. ein Schatzmeister; Ersterer wird vom Gouverneur mit Zustimmung des Senats auf 5 Jahre ernannt, Letzterer jährlich von den versammelten Mitgliedern beider Häuser der Legislatur erwählt. Die Gesetzgebende Gewalt ruht in den Händen eines Senats (21 Mitglieder je 1 auf jede County) u. eines Repräsentantenhauses (General Assembly, 60 Mitglieder); die Senatoren werden vom Volk auf drei Jahre gewählt u. scheiden jedes Jahr zum dritten Theile aus; sie müssen 30 Jahre alt u. Bürger der Vereinigten Staaten sein, seit 4 Jahren im Staate u. seit einem Jahre in der County gewohnt haben; die Repräsentanten müssen 21 Jahre alt, seit zwei Jahren Bürger von N. I. u. seit einem Jahre Einwohner der County sein. Das Wahlrecht hat jeder 21 Jahre alte männliche Bürger der Vereinigten Staaten, welcher seit einem Jahre im Staate u. seit fünf Monaten in der County wohnt; ausgeschlossen sind Arme (vom Staat Unterstützte od. von Taxen Befreite), Blödsinnige, richterlich verurtheilte Verbrecher, denen das Recht der Zeugenschaft abgesprochen worden ist, u. Farbige. Die Legislatur tritt jedes Jahr im Januar in Trenton zusammen. N. I. sendet zum Congreß nach Washington 2 Senatoren, 5 Mitglieder ins Repräsentantenhaus u. hat 7 Stimmen bei der Wahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten. Für Rechtspflege besteht ein Appellationsgericht (Court of Errors and Apeals, aus dem Kanzler, den Richtern des Obergerichts u. 6 anderen vom Gouverneur mit Zustimmung des Senats ernannten Richtern bestehend), ein Kanzleigericht (Court of Chancery, aus dem vom Gouverneur auf 7 Jahre ernannten Kanzler u. einem Secretär bestehend), ein Obergericht (Supreme Court, 1 Chief Justice, 5 Associate Justices), 7 Districtsgerichte (von den Mitgliedern des Obergerichts dreimal jährlich in jedem District [je 3 Counties] gehalten) u. eine entsprechende Anzahl Friedensgerichte. Die Richter der höheren Gerichte werden von der Legislatur, die Friedensrichter auf 5 Jahre vom Volk in den Towns gewählt. Die Finanzen des Staates sind in sehr gutem Zustande; die gesammte Staatsschuld betrug 1859: 95,000 Dollars. Budget von 1858–59: Staatseinnahmen: 212,400 Dollars (hauptsächlich Transitozölle für die auf Eisenbahnen u. Kanälen durch das Staatsgebiet beförderten Güter); Überschuß von vorigem Jahre: 3058 Dollars; insgesammt: 215,458 Dollars; Staatsausgaben: 202,412 Doll.; Schulfond: 437,754 Doll. N. I. besaß im Jahre 185946 Banken mit über 7 Millionen Dollars Capital, über 4 Mill. Doll.[857] Notenumlauf u. über 4 Mill. Dollars Depositen. Wappen: drei Pflüge über einander in Silber; rechts hält Ceres mit dem Füllhorn, links die Freiheit mit einem Stabe, worauf die Freiheitsmütze ist, das Schild; darauf ein Pferdekopf. Miliz: über 42,000 Mann. Religion: Methodisten, Presbyterianer u. Baptisten bilden die Mehrzahl. 1850 hatte N. J. 807 Kirchen; davon gehörten 312 den Methodisten, 146 den Presbyterianern, 107 den Baptisten, 66 den Niederländischen Reformirten, 52 den Quäkern, 51 den Episcopalen, 21 den Römischen Katholiken; die übrigen vertheilten sich auf die Christians, Congregationalisten, die Freie Kirche (Free Church), Mormonen, Unitarier, Unirte Kirche (Union Church), Universalisten u.a. weniger bedealende Secten. N. I. besitzt verhältnißmäßig viele u. bedeutende höhere Unterrichtsanstalten: das New Jersey College od. Nassau Hall zu Princeton (1738 gegründet, damit verbunden eine Rechtsschule, welche viele der größten nordamerikanischen Juristen gebildet hat, ein Theologisches Seminar der Niederländischen Reformirten Kirche u. eine reiche Bibliothek), Rutger's College (früher Queen's College) zu New Brunswick (1770 gegründet, damit ein Theologisches Seminar der Presbyterianer verbunden), Burlington College zu Burlington (1846 von den Episcopalen gegründet); von Mittelschulen (Academies, Grammar Schools etc.) gab es 1850 gegen 80 u. über 1800 Volks- od. Districtsschulen, in denen über 88,000 Kinder unterrichtet wurden; die Staats-Normalschule ist in Trenton (1855 gegründet). N. I. besaß 185077 öffentliche Bibliotheken, 45 Schul- u. Sonntagsbibliotheken mit 4 Collegebibliotheken. Wohlthätigkeitsanstalten: das State Lunatic Asylum (Irrenhaus) zu Trenton; ein Staatsarmen- u. Arbeitshaus wurde in Kingston zubauen angefangen, ist aber in neuester Zeit aufgegeben worden; das Staatsgefängniß ist unweit Trenton. Hauptbeschäftigung ist Landwirthschaft, davon namentlich Viehzucht, auch Obst- u. Gemüsebau. Von den 5,324,800 Acres, welche der ganze Staat umfaßt, waren 1850 erst 1,767,991 Acres her Landwirthschaft gewidmet. Die Industrie ist von großer Wichtigkeit u. wird von Jahr zu Jahr bedeutender; nach dem Census von 1850 besaß der Staat 4374 Fabriken u. industrielle Etablissements, worunter 41 Wollenmanufacturen, 21 Baumwollenmanufacturen, außerdem noch in Leder, Holz, Eisen u.a. Metallen; von Bedeutung ist ferner der Bergbau u. die Küstenschifffahrt; Seeschifffahrt u. directer Handel sind jedoch wegen Mangel an guten Häfen u. wegen der erdrückenden Concurrenz der nahegelegenen beiden großen Handelsplätze New Yorku. Philadelphia von geringer Wichtigkeit (im Jahre 1858 Einfuhr: 6000 Dollars; Ausfuhr: 14,000 Dollars an Werth), wogegen der Transithandel (durch die Lage zwischen New York u. Philadelphia begünstigt u. von einem trefflich organisirten Eisenbahn- u. Kanalsystem unterstützt) von großer Bedeutung ist. Das Eisenbahnsystem von N. I. verbindet die großen Eisenbahnnetze Neuenglands u. des südlichen Theils des Staates New York mit dem von Pennsylvanien. Die Gesammtlänge der einzelnen Eisenbahnen betrug 1859 an 102 geogr. Meilen, wovon 20 Meilen auf die Camden-Amboy Bahn, 13 Meilen auf die Camden-Atlantic Bahn, 14 Meilen auf die Belvidere-Delaware Bahn (von Trenton nach Belvidere), 14 Meilen auf die New Jersey Centralbahn (von Elizabethport nach Easton), 11 Meilen auf die Morris-Essex Bahn, 8 Meilen auf die New Jersey Bahn (von Jersey City nach New Brunswick) u. 22 auf verschiedene kleinere u. Zweigbahnen kommen. An Kanälen besitzt N. J. 33 Meilen, wovon 22 Meilen auf den Morris Kanal (von Jersey City nach Easton), 10 Meilen auf den Delaware-Raritan Kanal (von New Brunswick nach Bordentown) u. ungefähr 1 Meile auf den Salem Kanal kommen.

New Jersey wurde 1609 zuerst von dem Engländer Hudson gesehen, doch nicht besucht; 1623 von Holländern unter Cornelius May, welche zuerst in der Nähe von Cape May landeten u. dann verschiedene Punkte der Küste in den heutigen Grafschaften Bergen u. Hudson als ihr Eigenthum bezeichneten; Lord Delaware fand u. benannte die Bai u. den Fluß Delaware, u. die Südvirginische Gesellschaft bekam das nördlich von dieser Bai liegende Land verliehen. Doch nahmen es die Holländer in Besitz, nannten es Neu-Niederland u. errichteten einige Colonien darauf (Fort Nassau 1626, jetzt Gloucester); 1627 cultivirten die Schweden einen Theil im Südwesten des Landes u. kauften den Indianern einen Strich zu beiden Seiten des Delaware River (Neu-Schweden) ab, welchem sie den Namen Helsingborg gaben u. worauf sie das Fort Elfsborg errichteten. Bei dem 1654 zwischen Schweden u. den Niederlanden ausgebrochenen Kriege kam N. I. an die Niederlande, 1664 ebenfalls durch den Krieg zugleich mit New York an die Briten, welche es N. I. od. Nova Caesarea nannten. König Karl II. verlieh es seinem Bruder, dem Herzog von York, welcher es noch in demselben Jahre an Lord Berkeley u. Sir George Carteret übertrug; 1665 wurde Carteret Gouverneur dieser neuen Provinz; 1672 eroberten die Holländer dieselbe, gaben sie aber 1676 wieder an England zurück, worauf sie in zwei Theile, East Jersey u. West Jersey, getheilt wurde, welches erstere wieder unter die Verwaltung von Carteret u. letzteres an die Erben des Lord Berkeley zurückgegeben wurde. Da in beiden Theilen wegen großer Unsicherheit über den Besitztitel die Ernennung der Gouverneure zu Conflicten führte, so wurde die Colonie, nachdem sie 1688 mit New York vereinigt worden war, 1702 der Krone England wieder angetragen, von der Königin Anna angenommen, als N. I. abermals zu einer Provinz mit eigner Verfassung vereinigt u. als solche von königlichen Gouverneuren bis zur Revolution 1776 regiert. Im Juli 1776 gab sich N. I. eine eigene Verfassung. Am Revolutionskriege betheiligte sich N. I. sehr lebhaft; am 26. Decbr. 1776 nahm Washington bei Trenton 900 Hessen gefangen u. erfocht am 3. Jan. 1777 den Sieg von Princeton; 1776–77 überwinterte die amerikanische Revolutionsarmee bei Morristown. N. I. war einer der drei Staaten, welche 1787 in der dazu berufenen Convention die Constitution der Vereinigten Staaten einstimmig annahmen. Im September 1844 erfuhr die Verfassung von 1776 mehrfache Abänderungen. Vgl. S. Smith, Hist. of the Colony of Nova Caesarea or N. J. to 1721, Phil. 1765; Thom. F. Gordon, The hist. of N. J., Trent. 1834; I. W. Barber, Historical collections of the State of N. J., New York 1844; I. S. Neulford, Hist. of N. J., Camden 1848; W. A. Whitehead, East Jersey under the proprietary Governments, New York 1846.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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