- Rosamunde
Rosamunde, deutsch Name; nach Luther so[355] v.w. Rosenmund, nach Andern Pflegerin der Unschuld. Merkwürdig sind: 1) Tochter Kunimunds, Königs der Gepiden; sie wurde von Alboin, König der Longobarden, welcher ihren Vater 566 geschlagen u. getödtet hatte, gefangen u. zur Gemahlin genommen. Als Alboin nach seinem Einfall in Italien 568 bei einem Gelag in Verona sie zwang aus dem Schädel ihres Vaters zu trinken, sann sie auf Rache u. forderte ihre Buhlen Amalchild (Helmichis) u. Peredro auf, den König zu ermorden. Der Letztere vollbrachte 574 die That, worauf R. mit den Beiden u. dem Königsschatze vor den entrüsteten Longobarden nach Ravenna zu dem Exarchen Longinus floh. Hier begehrte der Exarch ihre Hand, um ihre Schätze zu erhalten, u. sie vergiftete nun Amalchild; kaum aber fühlte dieser die Wirkung des Trankes, als er R. zwang, den Rest des Bechers zu leeren, u. Beide starben 574. 2) Tochter Walter Cliffords, geb. um die Mitte des 12 Jahrh.; durch Schönheit, Geist u. Anmuth lenkte sie die Aufmerksamkeit des Königs Heinrich II. auf sich u. wurde dessen Geliebte. Doch der König verbarg sie vor seiner Gemahlin Eleonore im Schloß Woodstock, wo sie ihm zwei Söhne, Richard Langschwert u. Gottfried, Bischof von Lincoln u. später Erzbischof von York, gebar. Als Heinrich 1173 nach der Normandie gezogen war, um einen Aufstand seiner Söhne zu bekämpfen, drang die Königin Eleonore ins Schloß Woodstock u. vergiftete R. in einem Thurm, welcher nach ihr Rosamundenthurm heißt (s.u. Woodstock). Nach Andern wurde Eleonore in das Kloster Gostow gesperrt, u. R. lebte öffentlich mehre Jahre mit Heinrich. R. wurde prächtig zu Gostow begraben, doch ließ Bischof Hugo von Lincoln 1191 nach Heinrichs II. Tode ihr Grabmal zerstören. R. hat mehren Dichtern Stoff zu Schauspielen gegeben, so Patisson, Addison, Brefaut u. Th. Körner.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.