- Metz [1]
Metz, 1) Arrondissement im französischen Departement Mosel; hat 30,2 QM., 148,000 Ew.; 2) Hauptstadt desselben u. des Departements, an dem Einfluß der Seille in die hier schiffbare Mosel u. an der Eisenbahn von Nancy nach Saarbrück, welche sich hier nach Luxemburg abzweigt; Festung ersten Ranges. Die Festungswerke sind sehr irregulär. Seit der Belagerung von 1552 hat sie 11 Bastionen, u. eine Citadelle mit 4 Bastionen auf der Südseite der Stadt; sie wurde 1553 begonnen u. von Chevalier de Ville erbaut. Die Feldseite der Citadelle ist noch durch ein großes Hornwerk, von Vauban gebaut, gedeckt. Außerdem ist die Stadt durch das befestigte Lager Guise, durch das Fort Bellecroix auf der Ostseite u. durch mehre Hornwerke geschützt. M. hat die Departementsbehörden, Bischof, Gerichtshof, Handelsgericht; 16 Kirchen (darunter die gothische Kathedrale, begonnen 1014, vollendet 1546), Universitätsakademie, Jesuitencollegium, Synagoge, drei Hospitäler, Lyceum, Artillerie- u. Ingenieurschule, Stadthaus, Markthalle, Kasernen, Zeughaus, Magazine, öffentliche Bibliothek, Ackerbaugesellschaft, neues Schauspielhaus, Intendanturpalast, Fabriken in Molton, Flanell, Plüsch, Hüten, Leder, Segeltuch, Leinwand, künstlichen Blumen, Nadeln, Waffen etc., Handel mit Producten, Messe; 64,700 Ew. In der Umgegend von M. zieht man viel Obst (vorzüglich Mirabellen) u. Obstbäumchen. Eine Stunde von der Stadt ist eine altrömische Wasserleitung (Pont du Diable). Die Umgegend heißt Le Pais Messin. M. ist Geburtsort von Ancillon, Custine u. Marschall Fabert, welchem Letztern hier 1842 eine Broncestatue errichtet wurde.
M. hieß im Alterthume Divodurum u. war eine Stadt der Mediomatriker, daher auch Mediomatrici, im Mittelalter Mettis; es wurde im 5. Jahrh. von Attila zerstört; kam dann in die Gewalt der Franken u. wurde unter diesen die Hauptstadt des Königreichs Austrasien. In der Theilung der Länder Lothars des Jüngern kam M. nebst Austrasien an Ludwig den Deutschen u. durch ihn an das Deutsche Reich. Die Grafen von M. hatten nur die kaiserlichen Rechte über die Stadt zu üben; der erste bekannte erbliche Graf von M. war Hermann, der letzte derselben, Albert, hinterließ als einzige Erbin eine Tochter, Katharina, die sich mit Thibald I., Herzog von Lothringen, vermählte, welcher 1219 ohne Kinder starb. Neben den Grafen bestanden Bischöfe, mit denen die Bürger über die Wahl der Schöppenmeister, welche das Stadtregiment führten, öfters Händel hatten; 25. Dec. 1356 wurde hier auf dem Reichshofe die Goldene Bulle publicirt. 1444 wurde M. von den Franzosen belagert; 1552 nahm König Heinrich II. von Frankreich Besitz von M. u. übergab die Vertheidigung desselben dem Herzog Franz von Lothringen u. Guise, der eine Belagerung von Seiten Karls V. glücklich aushielt. König Heinrich II. von Frankreich schloß im Frieden zu Château Campresis 1559 die Bischöfe u. die Capitel von M., Toul u. Verdun als Bundesgenossen, obgleich sie nicht seine Unterthanen waren, in den Frieden mit ein, u. Kaiser Ferdinand I. forderte 1560 diese Bisthümer vergeblich zurück, im Gegentheil schloß Heinrich IV. dieselben ebenfalls als vom Deutschen Reiche getrennt wieder mit in den Frieden von Vervins ein, u. um die Bürger in Zaum zu halten, wurde 1566 die Citadelle gebaut. Dieser Zustand blieb bis 1633, wo Ludwig XIII. ein Parlament in M. einsetzte u. anfing, sich als unbeschränkten Souverain von M. zu betrachten, da die seitherigen Könige von Frankreich sich mit der bloßen Schutzherrlichkeit begnügt hatten. Die kaiserlichen Commissarien führten umsonst Beschwerden deshalb, u. im Westfälischen Frieden 1648 erhielt Frankreich die volle Souverainetät über die drei Städte. 1814 beobachtete erst das erste, dann das zweite Corps, dann die russischen Generallieutenants Larasdin u. Jussefowitsch, endlich die hessische Brigade Müller M. Vgl. Davilly, Antiquités Mediomatriciennes, Metz 1823.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.