Sophie

Sophie

Sophie, weiblicher Name, bedeutet Weisheit. Merkwürdig sind: I. Heilige: 1) Sta. S., Römerin, wurde um 120 n. Chr. mit ihren Töchtern, Fides, Spes u. Charitas, welche noch Kinder von 9–12 Jahren waren, vor den Präfecten Antiochos geführt u. gemartert; nachdem ihre Töchter umgekommen waren, wurde sie selbst freigelassen, starb aber drei Tage darauf den Märtyrertod; ihr Tag 30. September (od. 1. August). 2) Mehre andere Märtyrerinnen u. Heilige. II. Kaiserinnen. A) Byzantinische: 3) S., Nichte der Kaiserin Theodora, zweite Gemahlin des Kaisers Justinus II., dessen Schwachheit sie zur Befriedigung ihrer Eitelkeit u. Rachgier benutzte. Nach dem Tode ihres Gemahls, 578, von welchem sie nur eine Tochter hatte, verhalf sie dem Tiberius auf den Thron, in der Hoffnung, derselbe werde sie heirathen, u. stiftete, als sie sich getäuscht sah, eine Verschwörung gegen ihn an. Allein diese wurde entdeckt, u. S. mußte unter strenger Aufsicht ihr Leben in dem Palast zubringen, welchen ihr schon Justinus in Constantinopel. erbaut hatte. Sie st. unter der Regierung des Mauritius. B) Russische: 4) S., Tochter des Thomas Paläologos u. Enkelin des griechischen Kaisers Emanuel, lebte längere Zeit in Rom, wo sie katholisch wurde, u. ward 1483 mit dem Czar Iwan III. Wasiljewitsch vermählt. Sie nahm in Rußland die griechische Religion wieder an u. war ihrem Gemahl eine treue Rathgeberin, s. Russisches Reich S. 522. 5) S. Alexejewna, geb. 1657, Tochter des Czar Alexis Michailowitsch aus erster Ehe, mit Maria Milolawska, daher Halbschwester Peters d. Gr. u. wirkliche Schwester des Czaren. Iwan; sie zeigte früher für Letzteren immer viel Neigung u. war Gegnerin Peters. Als nach dem Tode ihres Vaters, 1682, Peter Kaiser werden sollte, widersetzten sich S. u. ihr Günstling Fürst Galyczin u. erregten den Strelitzenaufruhr, in dessen Folge Peter fliehen mußte; dann brachte sie es dahin, daß Iwan u. Peter gemeinschaftlich regierten, während sie das Regiment führte (s.u. Rußland S. 526). Als Peter 1687 selbständiger an der Regierung theilnahm, wollte sie abermals die Strelitzen wider ihn aufwiegeln, aber die Verschwörung wurde entdeckt, die Theilnehmer hart gestraft, Fürst Galyczin verbannt u. sie selbst in ein Kloster in Moskau gesperrt, wo sie 3. (15.) Juni 1704 starb. III. Königinnen u. andere Fürstinnen. C) Herzogin von Brabant: 6) S., Tochter des Landgrafen Ludwig IV. von Thüringen u. der Sta. Elisabeth; sie wurde 1227 an Herzog Heinrich II. von Brabant vermählt u. gebar ihm Heinrich das Kind; über ihren Streit mit Heinrich dem Erlauchten über die Thüringischen Allode u. Hessen, in welchem ihr Hessen verblieb, s.u. Hessen S. 308 u. Thüringen (Gesch.). D) Kurfürstin von Brandenburg: 7) S., Tochter des Herzogs Friedrich II. von Liegnitz u. Brieg; wurde 1545 mit dem Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg vermählt u. st. 1546 im Wochenbett. E) Königin von Dänemark: 8) S., Tochter Boleslaws IX. von Pommern, seit 1518 zweite Gemahlin des Königs Friedrich I. von Dänemark, wurde 1533 Wittwe u. st. 1568. F) Königin von Großbritannien: 9) S. Charlotte, Tochter des Herzogs Karl von Mecklenburg-Strelitz, geb. 19. Mai 1744, vermählt 1761 mit König Georg III. von Großbritannien u. st. 17. Novbr. 1818; sie war von großem Einfluß auf ihren Gemahl. G) Kurfürstin von Hannover: 10) S., Tochter des Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz u. der Elisabeth von England, geb. 1630; vermählt 1658 mit Kurfürst Ernst August von Hannover u. wurde 1698 Wittwe; sie war 1701 als einziger bei der protestantischen Confession verbliebener Sprößling Jakobs I. vom Parlament zur Erbin des britischen Throns erklärt, starb aber noch, bevor sie zum Besitz desselben gelangte, 1714 in Herrenhausen bei Hannover, u. statt ihrer bestieg ihr Sohn Georg I. den Thron. Sie war eine wissenschaftlich gebildete Frau u. Beschützerin Leibnitz's. 11) S. Dorothea (bekannt unter dem Namen Prinzessin von Ahlden), einzige Tochter des letzten Herzogs Wilhelm von Celle, geb. 15. Septbr. 1666; ward 1682 mit dem Erbprinzen Georg von Hannover (welcher später als Georg I. König von England wurde) vermählt, aber durch die Maitresse ihres[299] Schwiegervaters, die Gräfin von Platen, mit der Familie ihres Gemahls entzweit. Die Gräfin Platen liebte den Grafen Königsmark, sächsischen General u. Bruder der bekannten Gräfin Aurora von Königsmark, dieser aber die Prinzessin. Es heißt, daß die Gräfin Platen dem Grafen Königsmark ein Billet in die Hand gespielt habe, welches ihn auf den Abend des 1. Juli 1694 zu einem Rendezvous mit der Kurprinzessin einlud. Er stellte sich ein, die Prinzessin empfing ihn aber mit Erstaunen, da sie von seinem Besuche nichts wußte; auf dem Rückwege trat ihm aber der Kurfürst in den Weg u. ließ ihn durch Gardisten tödten u. den Leichnam unter dem Getäfel des Vorzimmers verbergen. Obgleich bei der darüber geführten Untersuchung S-n keine Schuld beigemessen werden konnte (die Gräfin von Platen hatte jenes Billet gefälscht), so ließ sich der Kurprinz doch noch in diesem Jahre von ihr scheiden u. verbannte sie nach dem Schloß Ahlden, wo sie unter Bewachung ihr Leben hinbrachte u. 13. Nov. 1726 starb. Sie war die Mutter des Königs Georg II. u. durch ihre Tochter S. Dorothea Großmutter Friedrichs d. Gr. Ihr Tagebuch u. ihre Briefe sind von englischen Gelehrten herausgegeben worden als Memoirs of S. Dorothea, Lond. 1845 (deutsch Stuttg. 1847); Die Herzogin von Ahlden, Lpz. 1851. Ihr angebliches Verhältniß zum Grafen Königsmark ist das Sujet zu Palmblads Roman Aurora von Königsmark u. ihre Verwandten. Sie selbst hat eine Kurze Erzählung ihrer Schicksale u. Gefangenschaft, Hamb. 1840, aufgesetzt. Vgl. auch Fredegunde od. Denkwürdigkeiten zur geheimen Geschichte des hannoverschen Hofes, Berl. 1825 H) Herzogin zu Mecklenburg: 12) S. von Lübz, Tochter des Herzogs Adolf IX. von Holstein u. der Christine von Hessen, geb. 1569, wurde 1588 mit dem unglücklichen Herzog Johann X. (VII.) von Mecklenburg vermählt; nachdem sie 1592 Wittwe geworden war, lebte sie mit ihren Kindern Adolf Friedrich, Johann Albrecht u. Anna S. in gedrückten Verhältnissen, u. nachdem ihre Söhne zur Regierung gekommen waren, mit denselben in Unfrieden, harrte aber in dem Dreißigjährigen Krieg, Wallenstein gegenüber, standhaft aus u. bereitete die Rückkehr ihrer vertriebenen Söhne vor; st. 1634. Sie war eine vortreffliche Hauswirthin. I) Landgräfin von Hessen: s. Sophie 6). K) Königin der Niederlande: 13) S., Tochter des Königs Wilhelm I. von Württemberg, geb. 17. Juni 1818, seit 1839 mit König Wilhelm III. von der Niederlande vermählt; s. Niederlande (Geneal.). L) Königin von Polen: 14) S., Tochter des Herzogs Andreas Iwanowitsch von Kiew, hieß eigentlich Sonka; ward wegen ihrer Schönheit vom König Wladislaw von Polen zur Gemahlin begehrt, trat 1424 zur katholischen Religion über u. wurde zu Krakau gekrönt. Da sie binnen wenig Jahren hinter einander Mutter von drei Prinzen wurde u. ihr alter Gemahl Verdacht gegen sie wegen sträflichen Umgangs schöpfte, so bewies sie ihre Unschuld durch die Feuerprobe. M) Königinnen von Preußen: 15) S. Charlotte, Tochter des Kurfürsten Ernst August von Braunschweig-Lüneburg, geb. 20. Oct. 1668, seit 1684 zweite Gemahlin des Königs Friedrich I. von Preußen u. st. 1. Febr. 1705. Sie liebte die Wissenschaften u. begünstigte die Gelehrten, u. auf ihren Rath gründete ihr Gemahl die Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Nach ihr wurde Charlottenburg genannt. 16) S. Louise, Tochter des Herzogs Friedrich von Mecklenburg-Grabow, geb. 6. Mai 1685, wurde nach der Vor. 1708 die dritte Gemahlin des Königs Friedrich I. von Preußen u. st. 29. Juli 1735. 17) S. Dorothee, Tochter des Königs Georg I. von Großbritannien, geb. 16. März 1687, wurde 1706 mit dem damaligen Kronprinzen, nachmaligem König Friedrich Wilhelm I. von Preußen, vermählt; sie war eine sehr schöne u. geistreiche Frau u. eine treffliche Mutter, von ihrem Sohne Friedrich dem Gr. sehr geliebt u. gepriesen. Sie st. 28. Juni 1757. N) Großherzogin von Sachsen-Weimar: 18) S., Tochter des verstorbenen Königs Wilhelm II. von der Niederlande, geb. 8. April 1824 u. vermählt seit 1842 mit Großherzog Karl Alexander von Weimar, s. Sachsen (Geneal.) S. 726. O) Erzherzogin von Österreich: 19) S., Tochter des verstorbenen Königs Maximilian I. Joseph von Baiern u. Zwillingsschwester der Königin Marie von Sachsen, geb. den 27. Jan. 1805, vermählt 1824 mit dem Erzherzog Franz Karl von Österreich, mit welchem sie bei der Kinderlosigkeit ihres Schwagers, des Kaisers Ferdinand, nach dessen Ableben den österreichischen Kaiserthron bestiegen hätte; in Folge der Resignation ihres Gemahls, nach der Thronentsagung des Kaisers Ferdinand am 2. December 1848, wurde der älteste von ihren vier Söhnen, Franz Joseph, Kaiser von Österreich (s.d. S. 455).


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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