- Laudon
Laudon (spr. Laud'n), ein altes schottisches Geschlecht, welches in einer Linie ungefähr seit dem 15 Jahrh. in Livland ansässig war, 1759 in den österreich, Freiherrnstand erhoben wurde u. gegenwärtig noch in Niederösterreich begütert ist. Berühmt daraus ist: 1) Freiherr Gideon Ernst, Sohn des russischen Oberstlieutenants Otto Gerhard von L. u. der Sophia v. Bornemann aus dem Geschlechte Treppenhof, geb. den 10. Oct. 1716 zu Trotzen in Livland, trat 1731 als Cadet in russische Dienste, wohnte 1733 der Belagerung von Danzig bei, ging mit dem russischen Hülfscorps an den Rhein u. wurde dann im Türkenkriege Lieutenant. Nach dem Frieden von 1739 als Hauptmanu verabschiedet, beabsichtigte er in österreichische Dienste zu treten; nach Berlin gekommen, überredeten ihn Freunde, preußische Dienste zu suchen. Friedrich II. ließ ihn lange nicht vor, u. L. war genöthigt, sein Brod mit Abschreiben zu verdienen. Dem König mißfiel, als er ihn endlich empfing, sein Gesicht u. röthliches Haar, u. er wies ihn zurück. L. ging darauf nach Wien u. erhielt 1742 eine Anstellung als Hauptmann bei Trenks Panduren, machte den Krieg in Baiern u. am Rhein mit, wurde bei Elsaßzabern gefangen, focht, ausgewechselt, bei Hohenfriedberg u. Soor, mußte aber,[156] durch Trenks Chikanen gezwungen, den Abschied nehmen, klagte Trenk an u. brachte es dahin, daß dieser auf die Feste Spielhergkam. L. lebte nun sehr dürftig, wurde endlich Major im Liccanerregimente u. trat zur Katholischen Kirche über. Im Feldzuge von 1756 wurde er Oberstlieutenant bei denleichten, der Reichsarmee zu Hülfe geschickten Truppen. Wieder von da zur Hauptarmee versetzt, zeichnete er sich bei Tetschen, Hirschfeld, Kollin u. bei Prag, hier namemiich durch geschickte Ausfälle, aus u. wurde Generalmajor. Die Preußen singen das Patent auf u. sandten es ihm mit einem schmeichelhaften Glückwünschungsschreiben Friedrichs II. zu. 1758 half er Olmütz entsetzen u. wurde dafür Feldmarschalllieutenant, kämpfte gegen Fouqué bei Brannau, machte einen Streifzug nach dem Brandenburgischen, hatte Antheil an den Siegen bei Hochkirch u. Kunersdorf u. führte einen trefflichen Rückmarsch durch Polen aus, s. Siebenjähriger Krieg. 1759 wurde er Freiherr, dann Feldzeugmeister u. erhielt ein Corps von 30,000 Mann. 1760 schlug er Fouqué bei Landshut, erstürmte Glatz, nahm Breslau u. deckte Dauns Rückzug; 1761 commandirte er das österreichische Hülfscorps bei der russischen Armee, nahm Schweidnitz durch Coup de main, wofür ihn der Hofkriegsrath in Wien zur Rechenschaft ziehen wollte u. nur höhere Personen, welche ihn begünstigten, erhielten ihn auf seinem Posten. 1773 bereiste er mit Joseph II. Galizien u. Lodomirien, wurde 1778 Feldmarschall u. erhielt gegen Friedrich II. den Oberbefehl einer Armee. Im Türkenkriege half er Dubicza, Belgrad u. Semendria erobern; er erhielt dafür den Theresienorden mit Brillanten, welchen der Monarch sonst allein als Großmeister tragen durfte, u. den Titel als Generalissimus. Als er darauf bei drohendem Kriege eine Armee in Mähren gegen Preußen führen sollte, st. er im Hauptquartier zu Neutzschein den 14. Juli 1790. Er war vermählt mit Maria von Hagen, starb aber kinderlos. Vgl. I. Pezzel, Lebensgeschichte des Feldmarschalls L., Wien 1790. 2) Freiherr Joseph Ludwig Alexander, Neffe u. Erbe des Vorigen, war österreichischer Generalfeldmarschalllieutenant, mit Gräfin Amalie v. Fünfkirchen vermählt u. st. 1822. Jetztiger Chef ist: 3) Freiherr Olivier, Sohn des Vorigen, geb. 1795, ist seit 1833 Witwer von Victorine geb. Gräfin von Troyer; sein Sohn Ernst ist geb. 1832.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.