Adalbert

Adalbert

Adalbert, deutscher Name, d.i. der Edelgeborene. I. Fürsten. A) Grafen u. Herzöge von Elsaß: 1) A. I., 684 erster Graf von Nieder-Elsaß, wurde 690 Herzog u. st. 722, s. Elsaß. 2) A. II., bis 898 Graf von Nieder-Elsaß, s. ebd. 3) A. II., Sohn des Grafen Werinher v. Habsburg, folgte 1111 seinem Bruder Otto II. als Graf von Ober-Elsaß, st. 1141; seine Gemahlin hieß Judinta. B) König von Italien: 4) A., Sohn Berengars, folgte 950 mit seinem Vater als König von Italien, floh 961 vor Kaiser Otto I. u. kam nach 3jährigen Irrfahrten zu Meere nach Autun, wo er starb. C) Markgraf v. Ivrea: 5) A, Schwiegersohn Berengars I., durch dessen Tochter Gisela Vater des Königs von Italien, Berengar II. D) Herzöge von Lucca u. Toscana: 6) A. I., Sohn des Grafen Bonifacius v. Lucca, regierte 847–890, s. Toscana (Gesch.); war in 2. Ehe vermählt mit Rothilde von Spoleto. 7) A. II., der Reiche, des Vorigen Sohn, 890 bis 917, s. ebd.; vermählt mit Bertha, Tochter des Königs Lothar von Lothringen. 8) A. III., 1002 bis 1014, s. ebd. E) Markgrafen vom Nordgau u. OFranken: 9) A. I. v. Babenberg, Sohn des Grafen Heinrich von OFranken, 905 wegen[108] eines Aufstandes enthauptet. 10) A. II., Sohn des Vorigen, nach seines Vaters Tode flüchtig, fiel 933 in der Schlacht von Merseburg gegen die Hunnen, s. Babenberg; er war der Vater Leopolds, des Stifters der Babenbergschen Markgrafen von Österreich.

II. Prinzen: A) Prinz von Preußen: 11) Heinrich Wilhelm A., Sohn des Prinzen Wilhelm von Preußen, geb. d. 29. Octbr. 1811, unternahm schon 1825 eine Reise nach den Niederlanden u. 1831 eine größere nach England; 1833 ward er Major beim 2. Regiment der Fußgarde. Kurz vor seiner Reise nach Rußland trat er als Major zum 4. Garde-Landwehr-Regiment u. 1835 zur Garde-Artillerie-Brigade; 1837 bereiste er den Orient, u. ward im Mai 1839 Oberst u. 1841 Generalmajor. Auf seiner Seereise, 1842 unternommen, besuchte er von Genua aus Gibraltar u. mehrere Küstenplätze Spaniens, segelte hierauf nach Brasilien, drang in das Innere dieses Reiches u. kam im Sommer 1843 nach Europa zurück; 1844 avancirte er zum ersten Generalinspector der Artillerie u. 1846 zum Generallieutenant. In Folge seiner Denkschrift über die Bildung einer deutschen Flotte (1848) ward er Mitglied des Reichsmarineausschusses; bald nach Auflösung desselben ward er zum ersten Cur tor der vereinigten Artillerie- u. Ingenieurschule zu Berlin u. am 9. März 1849 zum Chef der preuß. Marine ernannt, worauf er eine abermalige Reise nach England unternahm u. die vorzüglichsten Häfen u. Werften dieses Reichs besuchte. Im April 1854 ward er zum Admiral mit dem Range eines Generals der Infanterie erhoben, u. seinen Bemühungen ist vornehmlich die Gründung eines preuß. Kriegshafens im Jahdebusen (s.d.) 1855 zuzuschreiben. 1856 war er Generalcommandeur der preußischen Seeexpedition nach der afrikanischen Küste gegen die Riffpiraten, wo er auf der Dampfcorvette Danzig befehligte u. am 7. August bei Melilla (s.d.) bet einer Recognoscirung verwundet ward. Er ist seit 27. April 1850 mit Therese Elsler, zur Frau v. Barnim ernannt, vermählt. B) Prinz von Baiern: 12) A. Wilhelm Georg Ludwig, präsumtiver Thronfolger von Griechenland, jüngster Sohn des Königs Ludwig von Baiern, geb. den 19. Juli 1828, seit 1847 Oberst u. Inhaber des Kürassierregiments Nr. 2, bereiste 1848 England, Spanien u. Portugal, ward im April 1851 zum präsumtiven Thronfolger von Griechenland bestimmt u. vermählte sich am 25. August 1856 zu Madrid mit der Infantin Amalie, geb. den 12. Octbr. 1834, Tochter des Infanten Franz de Paula.

III. Heilige u. Bischöfe: 13) A., Bischof in Gallien, so v.w. Aldebert. 14) A., der Apostel der Slaven, erst Benedictinermönch im Kloster St. Maximin zu Trier, dann von Kaiser Otto I. 961 nach Rußland zur Großfürstin Olga geschickt, um die Russen im Christenthume zu unterrichten; er mußte dort (960 od. 962) fliehen; zurückgekehrt wurde er 966 Abt zu Weißenburg im Elsaß u. 968 Erzbischof zu Magdeburg, ward zugleich Erzbischof der slavischen Nationen u. stiftete die Bisthümer Zeitz, Meißen, Merseburg, Brandenburg u. Posen; er st. 981. 15) St. A., der Apostel der Preußen, Sohn des Grafen Slawnik, eines Neffen des Kaisers Heinrich I. von mütterlicher Seite, geb. um 955 auf der Burg Lubik bei Prag in Böhmen u. eigentlich Woitech geheißen, studirte in Magdeburg 971–981 unter dem Vorigen, dessen Namen A. er bei der Firmelung bekam, u. unter Otherich Theologie u. Philosophie, wurde 982 zum Bischof von Prag gewählt u. 983 vom Kaiser Otto II. in Verona investirt, predigte das Christenthum nicht nur in Böhmen, sondern auch in der Slowakei, Krakau u. Ungarn, wo er des Königs Geisa Sohn, Stephan, taufte. Wegen der sittlichen Rohheit der Böhmen verließ er nach 6 Jahren sein Amt u. machte eine Reise nach Rom, wo er 989 ankam u. 990 in ein Kloster trat; 993 vom Herzog Boleslav zurückgerufen, kehrte er in sein Bisthum Prag zurück; indeß schon 995 verließ er, da er die Verhältnisse in Böhmen nicht geändert fand, Prag wieder u. kehrte, nachdem er unterwegs den König Stephan den Heiligen getauft hatte, nach Rom zurück, wo er in Verbindung mit Kaiser Otto III. trat, mit dem er 995 nach Deutschland ging, dann, nachdem er die heiligen Orte in Fleury, Paris u. Tours besucht u. die wilden Böhmen seine Rückkehr nach Prag abgelehnt hatten, ging er nach Polen u. im März 997 mit Gaudentius u. Benedictus zu den Preußen, um diesen das Evangelium zu predigen, wurde aber hier von einem heidnischen Priester, weil er heilige Orte betreten hatte, wahrscheinlich beim jetzigen Fischhausen, am 25. April 997 mit Speerstichen ermordet. Herzog Boleslav erhielt seinen Leichnam u. setzte ihn in der Kirche zu Kiesen bei, aber 1039 führte Bretislaw I. von Böhmen den Leichnam nach Prag über. Tag: 1. Juni. 16) A., Sohn eines sächsischen Pfalzgrafen, 1043 Erzbischof von Bremen u. Hamburg, war 1046 bei der Wahl des Papstes Clemens II. in Rom zugegegen; 1049 Legat Leos IX. bei den nordischen Reichen, verschaffte er sich dort viel Ansehen. Er war Minister des minderjährigen Königs Heinrich IV., u. nachdem er denselben 1065 zu Worms hatte wehrhaft machen lassen, regierte er in dessen Namen so unumschränkt u. stolz, daß ihn Heinrich 1066 auf Anlaß der Erzbischöfe von Köln u. Mainz entfernen mußte. 1069 stand er jedoch, u. zwar vorsichtiger, wieder auf dem alten Platze, st. aber schon 1072 zu Goslar. Lebensbeschreibung von Grünhagen, Lpz. 1854. 17) A. I., Graf von Saarbrücken, nach Andern geb. Herzog von Lothringen, Kanzler Heinrichs V., 1109–1137 Erzbischof von Mainz, s.d. (Gesch.). 18) A. II., Graf von Saarbrücken, Schwestersohn u. Nachfolger des Vorigen als Erzbischof, st. 1141, s. ebd. 19) St. A., Graf von Lambach, 1045–1085 Bischof von Würzburg, s.d. (Bisth.).

IV. Andere Personen: 20) A. vom Thale, pseudonym für Karl v. Decker.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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