Weißenburg

Weißenburg

Weißenburg, 1) Verwaltungsdistrict im baierischen Kreise Mittelfranken, 8,39 QM. mit 28,300 Ew.; 2) Landgericht darin; hier Spuren des Kanals Karls d. Gr. zur Verbindung des Rheins u. der Donau; 3) (W. am Sande od. W. im Nordgau), Stadt hier, an der Schwäbischen Rezat, mit Mauern u. Thürmen umgeben; Bezirksamt, Landgericht, Post, drei Kirchen, Hospital, Lateinische Schule, Mineralquelle (Wildbad), Gold- u. Silberwaaren-, Draht-, Nadel- u. Lederfabriken, Handel; 5140 Ew. W. war früher Reichsstadt; Wappen: eine silberne Burg mit zwei gezinnten Thürmen, schwarzen Mauerstrichen u. schwarzem Thore, darüber ein Schild mit dem Reichsadler, in Roth; kam 1802 an Baiern, 1803 an Ansbach u. 1806 wie der an Baiern. In der Nähe viele Spuren von ehemaligem Aufenthalt der Römer; 1/2 Stunde von W. auf steilem Berge die strategisch wichtige Bergfeste Wülzburg mit fünf Bastionen u. großem Schlosse (j. Kaserne), dient als Militärstrafort. Vgl. Voltz, Chronik der Stadt W., Weißenb. 1835. 4) (Kronweißenburg, franz. Wissembourg), Arrondissement im französischen Departement Niederrhein, hat 17 QM., 84,000 Ew., 6 Cantons. 5) (Kronweißenburg, W. im Wasgau, W. am Rhein, franz. Wissembourg), Hauptstadt darin, an der Lauter; Anschlußpunkt der Strasburg-Weißenburger Bahn an die Pfälzische Maximiliansbahn (Neustadt-Weißenburg), zwei Kirchen (eine Simultankirche), Strumpfwebereien, Woll- u.[66] Baumwollspinnereien, Strohhutfabrik, Bierbrauereien, Kesselschmiede, Pottaschesiederei, Bier, Handel u. Weinbau (s. Elsasser Weine) etc.; 6500 Ew. W. kommt als Wizzenburg schon unter den Merovingern vor u. gehörte zum Spiragan: 1247 wurde es eine freie Reichsstadt im Elsaß u. Sitz einer im 7. Jahrh. unter Dagobert II. gestifteten, nachher reichsfreien u. 1524 aufgehobenen Abtei. In der Nähe die Weißenburger Linien, eine Kette zusammenhängender Verschanzungen, welche von W. längs des rechten Ufers der Lauter bis Lauterburg an den Rhein sich ziehen u. bestimmt sind das Elsaß gegen einen Angriff von Norden her zu decken. Sie laufen zickzackförmig nach den Bedingungen des Terrains fort, werden von Strecke zu Strecke durch Redouten flankirt u. bestehen aus Brustwehr u. Graben. Sie wurden 1705 von Villars angelegt (s. Spanischer Erbfolgekrieg S. 434), galten für sehr fest, wurden aber am 13. October 1793 von den Österreichern unter Wurmser durch einen Rheinübergang bei Pittersdorf umgangen u. erobert, s. Französischer Revolutionskrieg S. 638. Jetzt sind sie größtentheils verfallen. 6) (Oberweißenburg, Weißenburger Gespanschaft, Alba, Felsö Fejer Varmegye), Comitat in Siebenbürgen, umfaßt 13 größere u. kleinere gesondert liegende Stücke, 27,5 QM., bergig, Fluß Alt, bringt Getreide, Wein, Holz, viel Wild. Die Einwohner sind größtentheils Wlachen, außerdem Ungarn, Sachsen, Szeckler; 7) (Unterweißenburg), Comitat ebendaselbst; 8) (Gyula Fejervar, Belgrad, Karlsburg), Stadt u. Festung darin, s. Karlsburg 2); 9) so v.w. Belgrad 3); 10) Comitat u. Stadt, so v.w. Stuhlweißenburg; 11) Dorf im Amte Niedersimmenthal des Schweizercantons Bern, an der Simmen in einer Bergschlucht. Dabei die Trümmer der Burgen Weißenburg u. Weißenau, so wie das Weißenburger Bad (Buntschibad), ein farb- u. geruchloses alkalisches Wasser von 22° R., welches seit 1604 bekannt ist, mit Badehäusern, gegen Hämorrhoidal- u. Menstruationsbeschwerden empfohlen.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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