Chronik

Chronik

Chronik (v. gr.), Buch, welches die Begebenheiten der allgemeinen Geschichte (Welt-Ch.) od. einzelner Völker u. Stämme, od. einzelner Städte, sogar Dörfer (Orts-Ch.), meist von Erschaffung der Welt, nach der Folge der Jahre od. anderen Zeitabschnitten einfach u. trocken erzählt. Der Chronikenschreiber (Chronist) unterscheidet sich vom Geschichtsschreiber wesentlich dadurch, daß er den inneren Zusammenhang der Ereignisse als Ursache u. Folge unbeachtet läßt, auch zwischen Wesentlichem u. Unwesentlichem in den Begebenheiten des Tages nicht unterscheidet, während der Geschichtsschreiber die Thatsachen nach einem System ordnet u. die Einzelnheiten unter allgemeinen Gesichtspunkten zusammenfaßt. Daher ist die Ch. die Vorläuferin der Geschichtsschreibung, welche letztere erst dann an die Stelle der ersteren tritt, wenn eine Nation zu einer höheren Culturstufe gelangt ist. Die Hauptverfasser von Ch-en (Chronikenschreiber, Chronisten, Chronographen) waren Geistliche, bes. im Mittelalter Mönche, unter ihnen bes. die Benedictiner. Berühmte Chronisten sind: Regino, Otto von Freisingen, Luitprand, Gregor von Tours, Paulus Diaconus, Beda, Hermannus Contractus (Chronicon de VI mundi aetatibus bis 1054), Lambert von Aschaffenburg (Ch. historicum apud Germanos bis 1077), Sigbert, Mönch in Gemblours (379–1112), fortgesetzt (bis 1136) von Anselm, Gottfried von Viterbo (Pantheon bis 1186), Martin Strepus (Ch. de summis pontificibus et imperatoribus bis 1277), Wilhelm von Nangis (von Anfang bis 1300), Spangenberg u. A. Von vielen kennt man den Namen des Verfassers gar nicht u. nennt sie nach dem Ort, wo, od. nach dem Gelehrten, von dem sie aufgefunden wurden, auch oft nach dem Ort, wo sie herausgekommen sind, so: Chronicon Alexandrinum (Ch. paschale, auch Fastisiculi, weil es in Sicilien gefunden ist), von einem od. mehreren Verfassern wohl unter[121] Kaiser Heraklius geschrieben, erzählt die Ereignisse vom Anbeginn der Welt bis 1042 (herausgegeben von Rader, Münch. 1624, u. in den Sammlungen der Byzantiner); Ch. Colmariense bis 1302; Ch. Gottvicense, im Kloster Göttweig geschrieben; Ch. Montis Casini von Ambr. Calmadel bis 1439; Ch. Montis sereni (Ch. Lauterbergense), bis 1225, n. A. von G. Köhler, 1856; Ch. Norimbergense von Hartm. Schedel bis 1492; Ch. Usbergense, angeblich vom Abt von Lichtenau bis 1229 u. m. a. Ch-en über die Geschichte einzelner Völker sind z.B. Ch. magnum Belgicum bis 1474; Ch. Livonicum magnum bis 1226 für Livland; Ch. Prussiae für Preußen von Peter de Duisburg bis 1326; Ch. Saxonicum für England bis 1154. Diese Ch-en sind zum Theil einzeln herausgegeben, zum Theil aber in Sammelschriften von Urstis, Fischer, Mencke, Pistor, Meibom, Eccard, Leibnitz, Muratori u. A. enthalten.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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