Stuhlweißenburg

Stuhlweißenburg

Stuhlweißenburg, 1) (jetzt blos Weißenburg genannt), Comitat im ungarischen Kreise jenseits der Donau, zwischen den Comitaten Gran, Pesth-Pilis, Pesth-Solt, Tolna u. Veszprim; 74, 71 QM. mit (1857) 181,415 Ew.; es ist im Süden mein eben, im Norden von der Verteser[6] Bergreihe u. einem Theile des Bakonyerwaldes durchzogen, wird bewässert von der Donau, dem Sarviz, dem Velenczer See, dem Satzteich (Sosto) bei der Stadt S. u. dem Palatinalkanal; hat fruchtbaren Boden u. bringt Vieh, Wild, Weizen, Mais, viele u. gute Weine, Obst, Tabak, Marmor u. Bausteine. Von den Einw. sind der Nationalität nach 131,500 Magyaren, 24.500 Deutsche, 4300 Slovaken etc., der Religion nach 108,500 römische Katholiken, 52,300 Reformirte, 4800 Lutheraner, 6000 Juden etc.; sie wohnen in 1 Stadt. 16 Marktflecken, 119 Dörfern u. Pußten. Das Comitat zerfällt in den Stadtbezirk S. u. die Stuhlbezirke Landbezirk S., Moor, Bicske u. Sarbogard; 2) (Szekes-Fehervar, slaw. Bialigrad, lat. Alba regia), Hauptstadt u. königliche Freistadt darin, in der Nähe der Sümpfe Sar-Ret, zu deren Ableitung viele Kanäle gezogen sind, Knotenpunkt der Eisenbahnen von Ofen, Komorn (Raab, Wien) u. Pragerhof (Triest), Sitz der Comitats-, Stuhlbezirks- u. städtischen Behörden, des Comitatsbauamts, Steuer- u. Postamts, eines Beschäl- u. Remontirungsdepartements, eines 1773 von Maria Theresia gestifteten katholischen Bisthums mit Kathedralcapitel u. Consistorium u. bischöflichem Residenzschlosse, eines Erzdekanats u. griechisch nichtunirten Protobresbyteriats, bat Comitats- u. Stadthaus, unter den Kirchen die Kathedrale, als Krönungsort die Marienkirche, Franciscanerkirche, Cistercienser- u. Franciscanerkloster (1747 u, 1280 gegründet), Congregation der Schwestern der christlichen Liebe, bischöfliches Seminar, theologische Diöcesanlehranstalt, Obergymnasium, Gewerbeschule, Sparkasse, Krankenhaus, Armenanstalt, Theater, Kaserne, Fabriken in Tuch, Flanell, Messern, Pelzwaaren, Brauerei, Handel mit Wolle, Getreide, Wein, Öl, Vieh; 18,400 Ew. Die benachbarten Sümpfe liefern natürliche Soda, viel Federwild, Fische, Krebse u. Schildkröten. – S. soll das zur Römerzeit bekannte Corsium od. Herculea (ad Herculem), nach And. Floriana, nach And. Cimbriana fein; gewiß war es römischer Stationsort, wie die vielen ausgegrabenen Münzen, Ziegel etc. beweisen. Arpad lagerte hier. Stephan der Heilige erhob S. zur Krönungsstadt (1027–1527, zuletzt Ferdinand I.); sie war unter einigen Königen bis Bela IV. Hauptstadt von Ungarn, u. hier wurde einige Zeit die Reichskrone verwahrt, ehe sie nach Presburg gebracht wurde. In dem dortigen Mausoleum sind Stephan I., Koloman, Bela II., Stephan III. u. IV., Bela III.. Ladislaw III., Karl I., Ludwig I., Albert, Matthias Corvinus, Wladislaw II., Ludwig II., Johannes Zapoyla beigesetzt. 1490 eroberte Maximilian I. die Stadt, verlor sie aber wieder. 1545 wurde S. von den Türken erobert, 1593 von den Kaiserlichen vergebens belagert (s. Ungarn) u. erst 1611 unter General Roßwurm u. Mercoeur wieder genommen. Schon 1602 eroberten die Türken S. wieder, mußten es aber 1688 für immer wieder räumen. 5. Septbr. 1843 große Feuersbrunst. S. wurde am 22. Septbr. 1848 von den Truppen Jellachichs besetzt.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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