- Matthias [1]
Matthias (gr., so v.w. Matthäus). I. Biblische Personen: 1) Jüdischer Hoherpriester zur Zeit des Herodes. Der König hatte einen goldenen Adler über ein Tempelthor setzen lassen, diesen riß ein anderer M. u. Judas herab. Der erzürnte Herodes setzte ersteren M. ab, gab seinem eignen Schwager Joazar dessen Stelle u. ließ die Thäter u. ihre Genossen verbrennen. 2) Jünger Jesu, mit Barsabas als Apostel an Judas Ischarioths Stelle vorgeschlagen u. durch das Loos gewählt. Nach der Tradition predigte er das Evangelium zuerst in Judäa u. Kappadokien, dann in Äthiopien, u. soll in Jerusalem als Märtyrer am Kreuz gestorben sein; sein Leichnam wurde von Jerusalem durch die Kaiserin Helena nach Rom gebracht. Unter seinem Namen hat man ein apokryphisches Evangelium. Tag (Matthiastag) der 24. Febr.
II. Fürsten. A) Griechischer Kaiser: 3) M. [11] Kantakuzenos, Sohn des griechischen Kaisers Johannes Kantakuzenos; strebte 1341 nach der Regierung u. bemächtigte sich Adrianopels, doch brachte ihn seine Mutter Irene zur Ruhe. Sein Vater setzte ihn zum Nebenkaiser ein, aber 1355 mußte er resigniren u. ging in ein Kloster. B) Deutscher Kaiser: 4) M., Sohn des Kaisers Maximilian II. u. der Maria von Spanien, Enkel Karls V., geb. 24. Februar 1557 in Wien; war von 1577–80, wider Willen seines Bruders Rudolf II. Statthalter in den Niederlanden (s.d. [Gesch.]) u. wurde von Rudolf II. 1581 nach Linz verwiesen, 1595 zum Statthalter in Österreich eingesetzt, wo er unter dem Einfluß der Jesuiten sehr hart gegen die Protestanten verfuhr; er beendigte einen Aufstand der Ungarn unter Bocskai durch den Frieden zu Wien 23. Juni 1606, nöthigte dann seinen Bruder zur Abtretung Mährens, Österreichs u. Ungarns, 1611 auch Böhmens, Schlesiens u. der Lausitz an ihn u. wurde nach Rudolfs Tode am 24. Juni 1612 zum deutschen Kaiser gewählt. Seine Regierung war keine glückliche; die Religionsparteien in Deutschland wurden immer heftiger gegen einander u. die Böhmen machten sogar einen Aufstand, vor dessen Ende M. 20. März 1619 starb. Vermählt war er seit 1611 mit Anna von Österreich (st. 1619), s.u. Österreich (Gesch.), Böhmen (Gesch.) VI. u. Deutschland (Gesch.) XI. B). C) König von Ungarn: 5) M. I. Hunyades od. M. Corvinus der Große, König von Ungarn, Sohn des Johann Hunyades, geb. 1443, kam nach dem Tode seines Vaters in die Hände des Königs Wladislaw von Böhmen, welcher ihm nach dem Leben trachtete; zum Glück starb aber Wladislaw 1457 plötzlich, u. M. wurde durch die Unterstützung Georg Podiebrads, Statthalters in Böhmen, im Jan. 1458 zum König von Ungarn erwählt; er vertrieb die Türken aus Ungarn, eroberte 1468–78 Schlesien, Mähren u. die Lausitz, besiegte dann die Polen u. bemächtigte sich eines Theils von Österreich; er machte manche gute Einrichtungen in dem Lande u. st. 1490, s.u. Ungarn (Gesch.); vermählt war er seit 1462 mit Katharine, Tochter Georg Podiebrads (st. 1464), u. 1476 mit Beatrix, Tochter des Königs Ferdinand I. von Neapel; von keiner hatte er Kinder; sein natürlicher Sohn Johannes Corvinus kam nicht zur Nachfolge. D) Herzöge von Lothringen: 6) M. I., Sohn des Herzogs Simon I., wurde 1139 Herzog von Lothringen u. st. 1176; er war vermählt mit Bertha, Schwester Friedrichs Barbarossa (st. 1195). 7) M. II., Sohn Friedrichs II., folgte 1220 u. st. 1251; war vermählt 1225 mit Katharine, Tochter des Herzogs Waleran III. v. Limburg (st. 1255).
III. Erzbischof von Mainz: 8) M., Graf von Bucheck, 1321–28, s. Mainz (Gesch. d. Erzb.).
IV. Andere Personen: 9) Der Lange M., Krämer in Halberstadt, wo er 1420 den Aufstand gegen den Bischof leitete u. 1423 enthauptet wurde, s. Halberstadt (Bisth.).
Pierer's Lexicon. 1857–1865.