- Raab
Raab, 1) Comitatdes ungarischen Verwaltungsgebietes Ödenburg; 231/2 QM., mit 84,100 Ew.; ist größtentheils eben, im Südosten von einigen Zweigen des Bakonyerwaldes durchzogen, von der Donau, Raab u. Rabnitz bewässert, hat sehr frucht. baren Boden mit Acker-, Weinbau u. Viehzucht; es wird in die Stuhlbezirke Teth, Szt. Marton u. Land- u. Stadtbezirk R. eingetheilt; 2) (ungarisch Györ), Hauptstadt hier, an der Kleinen Schütt, am Einflusse der Rabnitz u. Raab in die Kleine (Wieselburger) Donau u. an der Eisenbahn von Wien nach Komorn etc.; bis 1820 Festung, hat jetzt statt der Werke Promenaden; aus den weitläufigen Vorstädten (Wiener Vorstadt, den Meierhöfen u. der bischöflichen Insel Szigeth) führen drei Thore nach der inneren Stadt, welche Mangel an Trinkwasser hat. R. ist Sitz eines römisch-katholischen Bischofs u. Domcapitels, der Comitatsbehörde, hat Schloß (bischöfliche Residenz), 10 Kirchen, unter denen sich der katholische Dom u. die Benedictinerkirche, die Carmeliterkirche, die lutherische Kirche auf dem Glacis, die griechische in der Vorstadt bes. auszeichnen, Synagoge, Benedictiner- u. Ursulinerinnenkloster, Comitatshaus, Rathhaus, Zeughaus, Kaserne, Paläste der Grafen Esterhazy u. Zichy, Akademie mit drei Facultäten (gestiftet 1750), Archigymnasium, Unterrealschule, katholische Lehrerpräparandie, evangelisches Untergymnasium, Erziehungsinstitut für adelige Fräulein, Normalschule, Seminarium, 2 Armenhäuser, Hauptdreisigstamt, Zolllagerstätte, Tuchweberei, Seidenbau, Essigsiederei, Pferdehandel, Theater; R. ist einer der bedeutendsten Handelsplätze Ungarns; 17,000 Ew. Vergnügungsorte: 1/2 Stunde davon Szabadeghy, eine Reihe von Meierhöfen u. Weingärten, der Schaslergarten an der Raab u. der bischöfliche Garten auf der kleinen Insel Szigeth. – R. entstand aus dem römischen Municipium Arrabona in Pannonien, unweit der Stadt Celamantia; hieß im Mittelalter Rapa u. dann Jaurin. Hier 1045 Schlacht zwischen Kaiser Heinrich III., welcher den vertriebenen König Peter zurückführte, u. den Ungarn; am 25. März 1598 Überfall des von den Türken 1594 eroberten R. durch Palffy u. Schwarzenberg; 1706 Sieg der Österreicher unter Palffy über die ungarischen Insurgenten; am 14. Juni 1809 Sieg der Franzosen unter dem Vicekönig Eugen über die ungarischen Insurgenten unter den Erzherzögen Johann u. Palatin; die Festung R. capitulirte nach der Schlacht am 22. Juni u. wurde von den Franzosen geschleift. In der Revolution befestigten die Magyaren R. sehr, doch wurde die Stadt am 28. Juni 1849 von den Österreichern erstürmt; 3) rechter Nebenfluß der Donau, entspringt bei Passail in Steyermark, nimmt die Feistritz, Pinka, Güns, Rabnitz, Leitha auf u. mündet unter Raab; 4) Dorf im Innkreise (Österreich ob der Enns); Schloß, Glashütte, Mineralquelle; 200 Ew.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.