Theobald [1]

Theobald [1]

Theobald (Thiebald, Thibaut), altdeutscher Name, d.i. der Volksbeherrscher. Merkwürdig sind I. Fürsten: A) Könige von Navarra: 1) Th. I. Postumus, Sohn Theobalds III., Grafen von Champagne, u. der Dona Blanca von Navarra, geb. nach seines Vaters Tode, wurde am Hofe Philipp Augusts u. unter der Vormundschaft seiner Mutter erzogen, folgte 1221 als Th. IV. in der Grafschaft Champagne (s.d. S. 854), begleitete Ludwig VIII. auf seinem Zuge gegen die Albigenser u. verließ dann heimlich den französischen Hof. Als Ludwig VIII. bald nachher starb, wurde Th. beschuldigt ihm Gift beigebracht zu haben. 1234 wurde Th. durch den Tod Sanchos VI., seines Oheims, welcher ihn 1224 adoptirt hatte, König von Navarra; 1239–41 nahm er an einem Kreuzzuge nach Palästina Theil u. st. 1253; s.u. Spanien S. 365. Vermählt mit Margarethe von Bourbon, Gedichte von ihm haben sich erhalten. 2) Th. II., des Vorigen älterer Sohn u. 1253 Nachfolger in Navarra u. Champagne unter Vormundschaft seiner Mutter Margarethe, begleitete seinen Schwiegervater, König Ludwig IX. von Frankreich, nach Tunis u. starb auf dem Rückwege zu Trapani in Sicilien 1270, s.u. Spanien S. 365. Er war vermählt mit Isabella, Tochter des Königs Ludwig IX.; da er keine Kinder hatte, so folgte ihm sein Bruder Heir. rich. B) Herzog von Baiern: 3) Th., jüngster Sohn des Herzogs Theodo II. von Baiern, erhielt, als dieser 702 sein Land unter seine drei Söhne theilte, einen Theil Ostbaierns u. zur Residenz Passau u. st. 712, s. Baiern S. 188. Vermählt mit Pilitrud, Tochter des fränkischen Major Domus Pipin von Herstall u. der Piectrude; seine Tochter war Suanehild, zweite Gemahlin Karl Martells. C) Grafen von Blois: 4) Th. I. der Alte od.. der Betrüger, war der erste Graf von Blois u. Chartres, dessen Güter sich bis in die Champagne ausdehnten; er st. um 980, fast 100 Jahre alt. 5) Th. II., Enkel des Vorigen u. Sohn Eudo's I., folgte diesem 995 in Blois u. Chartres u. st. 1004. 6) Th. III., zweiter Sohn des Grafen Eudes II., folgte diesem 1037 in Blois, Tour u. Chartres u. bemächtigte sich 1048 nach dem Tode seines Bruders Stephan II. auch der Champagne, wo er als Th. I. regierte, u. st. 1089. 7) Th. IV. der Große, Enkel des Vorigen u. Sohn des Grafen Stephan, folgte 1102 seinem Vater in Blois, Chartres u. Brie u. erhielt 1125 von seinem Oheim Hugo auch die Champagne, wo er als Th. II. erscheint; er st. 1152; vermählt war er mit Mathilde, Tochter des Herzogs Engelbert II. von Kärnten; s.u. Champagne S. 853 f. 8) Th. V. der Gütige, jüngerer Sohn des Vorigen, folgte seinem Vater 1152 in Blois u. Chartres u. st. 1191 vor Akko in Syrien. 9) Th. VI., Enkel des Vorigen u. Sohn Ludwigs, folgte 1205 minderjährig seinem Vater u. st. 1218 ohne Erben, worauf Blois u. Chartres an seine Tanten Margarethe u. Elisabeth kamen. D) Grafen von Champagne: 10) Th. I., so v.w. Th. 6); 11) Th II., so v.w. Th. 7). 12) Th. III., Sohn Heinrichs I., geb. 1177, folgte 1197 seinem Bruder Heinrich II., welcher auf dem Kreuzzuge gestorben war, in Folge eines Vertrags u. st. 1201. 13) Th IV. Postumus od. der Große, so v.w. Th. 1). 14) Th. V., so v.w. Th. 2). E) Herzöge von Lothringen: 15) Th. I., Sohn u. 1213 Nachfolger Friedrichs II.; st. 1220, s. Lothringen S. 530. Vermählt mit Getrude, Erbtochter des Grafen Albrecht von Dachsburg. 16) Th. II., Sohn Friedrichs III., focht als Prinz mit Kaiser Albrecht I. gegen Adolf von Nassau in der Schlacht von Speier u. mit König Philipp August von Frankreich in der von Courtray gegen die Flanderer, wurde hier gefangen, von seinem Vater aber losgekauft u. folgte diesem 1304 in Lothringen bis 1312, wo er starb, s., ebd. Vermählt 1281 mit Elisabeth von Rumigni. II. Geistliche: 17) Th., Erzbischof von Canterbury, führte zuerst den Titel eines geborenen Legaten,[475] vermittelte die Streitigkeiten zwischen der Königin Mathilde u. Stephan von Blois, gerieth aber bald, da er den Sohn Stephans, Eustach, nicht als Nachfolger anerkennen wollte, mit Stephan wieder in Streit. Während Heinrichs II. Regierung lebte er ruhig u. st. 1100. 18) St. Th., angeblich Abkömmling der Grafen von Champagne, war im 11. Jahrh. Prediger u. Eremit u. st. unter Kaiser Heinrich IV.; sein Tag: 1. Juli.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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