Pipin

Pipin

Pipin, I. Könige von Aquitanien: 1) P. I., zweiter Sohn des Kaisers Ludwig des Frommen u. der Ermengard; wurde 814 von seinem Vater nach Aquitanien geschickt u. in der Theilung von 817 darin bestätigt; er regierte bis 838 (s. Aquitanien) u. war vermählt seit 822 mit Ingeltrud, Tochter des Grafen Theobert von Madrie. 2) P. II., ältester Sohn des Vorigen, gerieth nach dem Tode seines Vaters mit Karl dem Kahlen über die Regierung Aquitaniens in Streit; oft anerkannt u. wieder abgesetzt flüchtete er 864 zu den Normannen, wurde aber 865 gefangen u. nach Senlis in Hast gebracht, in welcher er starb. II. Fränkische Majoresdomus: 3) P. von Landen, stammte aus dem Hasbengau (im Lüttichschen), wo sein Vater Karlmann große Güter besaß; er war unter Chlothar II., Dagobert I. u. Sigbert III. Majordomus u. st. 639, s. Franken (Gesch.) II. B). Arnulfs Sohne, Ansegisil, gab P. seine Tochter Begga, u. aus dieser Ehe stammt das Karolingische Königshaus. 4) P. von Heristall, od. P. der Jüngere, Enkel des Vor., Sohn Ansegisils u. der Begga, weigerte sich 678 nach dem Tode Dagoberts II. den König Theoderich III. von Neustrien anzuerkennen, wurde aber 682 von dem Hausmaier Giselmar bei Namur geschlagen, jedoch nach dem Siege über Berchar 687 bei Testri von Theoderich als Hausmaier über Austrasien, Neustrien u. Burgund unter dem Titel Herzog der Franken anerkannt, regierte auch unter Theoderichs Nachfolgern Chlodwig, Childebert III. u. Dagobert III. u. st. Ende 714. Seine Gemahlin war Piectrude, sein berühmtester Sohn Karl Martell. III. König der Franken: 5) P. der Kurze (P. der Kleine), Enkel des Vor., zweiter Sohn Karl Martells, wurde 741 in der Theilung mit seinem Bruder Karlmann Herzog von Neustrien nebst Burgund, unterdrückte den Aufstand Hunolds von Aquitanien u. besiegte 743 die Baiern am Lech; als Karlmann 747 ins Kloster ging, wurde P. Herzog von ganz Franken, jetzt aber erhob sich sein Bruder Grifo, welcher bei der Ländertheilung ganz übergangen worden war, u. rief die Hülfe der Sachsen, Baiern u. Alemannen nach einander an; doch P. verständigte sich mit diesen Fürsten u. verzieh dem Grifo, worauf er 752, nachdem König Childerich abgesetzt u. ins Kloster geschickt worden war, auf dem Reichstage zu Soissons zum König gewählt wurde; auch der Papst Zacharias hatte sich dafür erklärt, daß derjenige auch König heiße, welcher die Regierung führe. Dem Papst Stephan II., welcher ihn 753 salbte, half er gegen die Longobarden (s.d.) u. entriß denselben 754 das Exarchat, welches er dem Päpstlichen Stuhle schenkte (Pipinsche Schenkung, s. u. Kirchenstaat), wofür er das Patriciat über die Stadt Rom erhielt. Er führte noch Kriege mit den Arabern u. Sachsen u. st. 24. Sept. 768 in Paris, s. u. Franken. Er war vermählt mit Bertha (Bertrade), Tochter des Grafen Caribert von Laon (st. 783), welche ihm seine Nachfolger Karl den Großen u. Karlmann gebar Vgl. Ölsner, De Pipino rege Francorum quaestiones, Bresl. 1853. IV. König von Italien: 6) P., zweiter Sohn Karls des Großen u. der Hildegard, geb. um 777, hieß früher Karlmann, erhielt den Namen P., als er zu Rom 781 vom Papst Hadrian getauft u. zum Könige von Italien gekrönt wurde. Im Kriege gegen den Herzog Thassilo von Baiern 787 drang P. mit seinen italienischen Truppen in Tyrol ein u. zog 791 gegen die Avaren u. gegen Benevent. Auf seinem zweiten Zuge gegen die Avaren 796 eroberte er deren Lager u. brachte die Schätze ihres Königs nach Aachen zu seinem Vater. Mit Baiern u. Longobarden verheerte er 797 das Land der Slawen, zog 799 mit seinem Vater gegen die Sachsen u. erhielt bei der Ländertheilung zu Thionville 806 Baiern u. Italien u. st. 810, s. Italien (Gesch.) III. V. Prinzen: 7) P. mit dem Höcker, Karls des Großen natürlicher Sohn von Himiltrude, ließ sich von den Franken, welche über die Grausamkeiten der Fastrade, der Gemahlin Karls des Großen, aufgebracht waren, zur Theilnahme an der Verschwörung gegen Karl u. seine ehelichen Söhne gewinnen, indem sie ihm das Reich versprachen. Als Karl im Kriege gegen die Avaren in Baiern überwinterte, sollte die Verschwörung ausbrechen, allein der Longobarde Fardulf verrieth sie; auf einer Versammlung in Regensburg wurden die Verschwornen zum Tode verurtheilt, P. aber in das Kloster Prüm geschickt, wo er 811 starb. 8) P., ältester Sohn des Königs Bernhard von Italien, gelangte bei Entsetzung seines Vaters durch Ludwig den Frommen nicht zur Nachfolge, sondern sein Vetter Lothar. Bei des Letzteren Kriege gegen seinen Vater, den Kaiser Ludwig den Frommen, 843, hing P. dem Kaiser an u. rettete die in Italien gefangen gehaltene Kaiserin Judith nach Aachen. Nach Ludwigs Tode hielt es P. mit dessen jüngstem Sohne, Karl dem Kahlen, bis Lothar 840 bis an die Seine vordrang. 9) P., des Vorigen zweiter Sohn; begleitete 877 den Kaiser Karl den Kahlen nach Italien u. half 892 mit seinem Bruder Heribert Karl den Einfältigen in Rheims auf den Thron von Frankreich heben.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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