- Bonn [1]
Bonn, 1) Kreis im Regierungsbezirk Köln der preußischen Rheinprovinz, sonst zum Erzstift Köln gehörig; hat fast 5 QM. u. 56,000 Ew.; meist am linken Rheinufer; 2) Hauptstadt darin am Rhein u. der Köln-Koblenzer Eisenbahn; der Verkehr über den Rhein wird durch eine fliegende Brücke vermittelt; 5 Kirchen, darunter das Münster, mit eherner Bildsäule der St. Helena als Mitstifterin, eins der prächtigsten Werke romanischen Baustyls, stammt zum Theil aus dem 11., zum Theil aus dem 12. u. 13. Jahrh., hat einen Haupt- u. vier Eckthürme. B. hatte schon seit 1777 eine Akademie, die, 1786 zur Universität umgewandelt, unter der französischen Herrschaft zu Grunde ging; am 18. October 1818 wurde vom König Friedrich Wilhelm III. die preußische Rheinuniversität (mit 5 Facultäten, darunter einer protestantischen u. katholischen theologischen) daselbst gestiftet; das ehemalige kurfürstlich-kölnische Schloß wurde als eins der großartigsten Universitätsgebäude in Deutschland dazu eingerichtet u. ausgebaut. In demselben befinden sich außer den Hörsälen u. der mit Fresken (von Götzenberger, P. H. Hermann u. E. Förster) geschmückten Aula viele Sammlungen; eine Bibliothek mit 150,000 Bänden, eine Archäologische Sammlung, eine Sammlung von Gypsabgüssen u. antiken Bildwerken, ein Physikalisches Cabinet etc. Eine sehr reiche Naturaliensammlung befindet sich in dem Stunde entfernten, durch schöne Alleen mit B. verbundenen Poppelsdorfer Schlosse, welches 1848 zu einer landwirthschaftlichen Lehranstalt (zur Universität gehörig) eingerichtet u. mit einem Botanischen Garten umgeben ist. An der Poppelsdorfer Allee liegt die Sternwarte u. in dem sich hinter dem Universitätsgebäude ausbreitenden Hofgarten die Klinik. Die Hochschule wird jährlich von 900–1000. Studenten besucht u. hat gegen 100 Lehrer. B. ist Sitz der Kreisbehörden u. eines Oberbergamtes, der Niederrheinischen Gesellschaft für Natur- u. Heilkunde, hat ein Museum rheinischer u. westfälischer Alterthumer, Landwirthschaftlichen Verein, Verein der Alterthumsfreunde, Männergesangverein etc., 1 Gymnasium, mehrere Elementarschulen. Auf dem Münsterplatze befindet sich das eherne Denkmal des hier geborenen Beethoven, auf dem Friedhofe der Stadt Niebuhrs Denkmal. Die Stadt hat 18,000 Ew. außer der Garnison. Ihre Gewerbthätigkeit beschränkt sich auf Baumwollenspinnerei, Steingut, Vitriol-, Seifen- u. Tabaksfabrikation, Porzellanmalerei u. Schifffahrt; in der Umgebung der Stadt Baumzucht, Wein- u. Bergbau (Braunkohlen). Die Stadt hat sich in den letzten Jahren namentlich nach der Südseite ausgedehnt, wo die Koblenzer S. raße, mit prächtigen Hotels besetzt, den elegantesten Stadttheil bildet. Die reizende Lage der Stadt mit de: prachtvollen Aussicht auf das Siebengebirge (vom alten Zoll aus) u. das rege literarische Leben hat viele reiche Privatleute vermocht, sich hier niederzulassen; von Fremden haben sich hier vorzugsweise Engländer angesiedelt, sowie auch mehrere englische Erziehungsinstitute entstanden sind. – B., bei den Römern Bonna, wird erst seit 69 n. Chr. als fester Ort im Lande der Ubier (Germania secunda) genant u. war ein Stützpunkt der Römer gegen die Bataver u. daher stets Standquartier einer römischen Legion; Drusus schlug bei B. eine Brücke über ten Rhein. Um B. soll St. Maternus das Christenthum im 1. Jahrh. gepredigt u. eingeführt haben. Im 4. Jahrh. wurde es bei der Wahl des Gegenkaisers Silvanus zerstört, jedoch von Julian wieder erbaut u. befestigt. Später litt es durch die Hunnen, Franken, Sachsen u. Normänner sehr; 926 u. 936 schoß Heinrich I. mit Karl dem Einfältigen u. Rudolf hier einen Vertrag, wodurch Lothringen wiedr an Deutschland kam; 942 war hier eine große Smode; 1240 erhielt es Stadtmauern, die später Festungswerke wurden; seit 1273 war es Residenz des Kurfürsten von Köln bis 1794. B. litt viel im Truchseßschen Krieg im 16. Jahrh.; 1587 wurde es von Martin Schenk, dem niederländischen Parteigänger, besetzt, 1588 von den Spaniern wiedergenommen u. dem Kurfürsten Ernst von Baiern übergeben; 1673 hielten sich die Franzosen gegen die Holländer, Spanier u. Österreicher in B., das damals starke Festung war; 1689 nahm es der Große Kurfürst mit den Brandenburgern nach einem Bombardement u. 1703 die Holländer unter Coehorn; bis 1715 blieben die Holländer hier, worauf es die Kölner wieder besetzten. 1717 wurden die Festungswerke zum Theil geschleift u. dagegen das kurfürstliche Schloß erbaut. B. wurde 1802 durch den Luneviller Frieden französisch, 1814 kam es wieder unter deutsche Herrschaft, u. zwar durch den Wieder Congreß an Preußen. 3) Dorf im Schweizercanton Freiburg, 2 Stunden von der Stadt Freiburg an der Saane, mit einem Schwefelquell u. Badeinrichtungen.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.