- Oppeln
Oppeln, 1) unmittelbares Fürstenthum Ober-Schlesiens, zwischen den Fürstenthümern Breslau, Brieg, Neiße, Jägerndorf, Troppau u. Ratibor u. dem Königreiche Polen; 137 QM., 300,000 Ew., meist Katholiken. Die früheren acht Kreise Falkenberg, Großstrehlitz, Kosel, Lublinitz, Neustadt, Oppeln, Rosenberg u. Tost sind mit weniger Veränderung geblieben. – Die Geschichte s.u. Schlesien (Gesch.). 2) Regierungsbezirk der preußischen Provinz Schlesien, gebildet aus fast ganz Ober-Schlesien (den Fürstenthümern Oppeln u. Ratibor, den preußischen Antheilen an den Fürstenthümern Neiße, Troppau u. Jägerndorf, den Standesherrschaften Pleß u. Beuthen, den Minderherrschaften Loslau u. Preußisch-Oderberg) u. dem Kreis Kreuzburg von dem niederschlesischen Fürstenthume Brieg; grenzt an Polen, Krakau, Galizien, Österreichisch-Schlesien u. die Regierungsbezirke Breslau u. Posen; Berge: Ausläufer der Karpathen, des Glatzer u. Mährischen Gebirgs; isolirt erhebt sich in der Ebene der Annaberg. Flüsse: die Oder (mit der Olsa, Ruda, Birawka, Koldnitz u. Malapane, u. links Oppa, Zinna, Stradune u. Hotzenplotz), die Schlesische Neiße, Stober, Prosna u. Weichsel mit der Bezemsa. Der Boden ist auf der linken Oderseite fruchtbarer, als auf der rechten, wo viele Sandflächen u. große Waldungen sind; 243,06 QM. mit (1849) 965,912 Ew., meist katholisch, nur 60,000 Evangelische u. 11,000 Juden; die Bauern reden einen polnischen Dialekt (Wasserpolnisch); Beschäftigung: Bau von Getreide, Flachs, Kartoffeln, Holz; man gewinnt Blei, Galmei, Zink, Steinkohlen; Industrie: Eisenproduction, Pott- u. Waidaschsiedereien, Glashütten, Fayencefabriken, Kalkbrennerei, Wollen-, Baumwollen- u. Flachsspinnerei, Papiermühlen. Eintheilung in 16 Kreise: Beuthen, Falkenberg, Grof ftrehiltz, Grottkau, Kosel, Kreuzburg, Leobschüt Lublinitz, Neiße, Neustadt, Oppeln, Pleß, Ra tibor, Ribnik, Rosenberg u. Tost. Vgl. Statistischtopographische Übersicht des Königl. Preußischen Regierungsbezirks O., Oppeln 1819. 3) Kreis, 35,93 QM. mit 83,073 Ew.; 4) Hauptstadt des Regierungsbezirks u. Kreisstadt, Sitz der Regierung, am rechten Oderufer u. an der Oberschlesischen Eisenbahn mit Abzweigung nach Tarnowitz etc.; königliches Schloß auf einer Oderinsel, sonst stark befestigt, jetzt mit Parkanlagen, Domkirche, Regierungsgebäude, vormaliges Dominicanerkloster, Gymnasium, Hebammenschule, Bienengesellschaft, Gerbereien, Töpfereien, Branntweinbrennereien, Leinweberei, Handel mit Eisenwaaren, Getreide-, Woll- u. Viehmärkte; Freimaurerloge: Psyche; 8000 Ew.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.