- Bodin [2]
Bodin (spr. Bodeng), 1) (Bodinus), Jean, geb. 1530 in Angers, studirte in Toulouse die Rechte, befaßte sich außerdem mit der Philologie u. Geschichte u. ging dann nach Paris, wo er 1561 als Advocat fungirte. Seinen Ruf begründete er mit einem gegen einen gewissen Malestroit gerichteten Schriftchen, über die Wechselbeziehung zwischen dem Geldwerthe u. der Lebensmitteltheuerung u. seine überraschenden, für damalige Zeit bedeutungsvollen Ideen über Staats- u. Finanzwirthschaft bewirkten 1568 seine Wahl in die Ständeversammlung. 1571 trat er als Rath in die Dienste des Herzogs von Alençon, dann zog ihn Heinrich III. an seinen Hof u. ernannte ihn zum Procurator in Laon. In demselben Jahre gab er sein Werk (La republique) über den Staat, die erste wissenschaftliche Begründung einer Staatslehre, heraus. In der Adreßberathung der Stände zu Blois sprach er mit Entschiedenheit für Freiheit des Glaubens u. zog sich dadurch viel Feinde zu. Als der König, der mehr u. mehr zur gewaltsamen Unterdrückung der Protestanten gedrängt wurde, einen Theil der Domänen veräußern wollte, war es B., welcher den dritten Stand vermochte, das königliche Gesuch abzuschlagen, weil die Domänen Volkseigenthum seien. Er fiel in Folge dessen in Ungnade u. bereiste nun mit dem Herzog von Anjou England u. die Niederlande. Als der Herzog 1583 starb, kehrte B. nach Laon zurück, wo er in die Stelle seines verstorbenen Schwiegervaters als Generalprocurator eintrat. Er schloß sich hier, vielleicht aus Erbitterung gegen Heinrich III., der Ligue an. Als Heinrich IV. sich der protestantischen Sache annahm, ging er zur Partei desselben über u. starb 1596 an der Pest. Von seinen Schriften sind zu erwähnen: Methodus ad facilem historiae cognitionem, Par. 1566; Réponse aux paradoxes de Malestroit, Par. 1386; Démomanie, Par. 1579, lat. Basel 1581; Universa naturae theatrum, Lyon 1396, franz. Lyon 1597; La republique, Par. 1571, Fol., lat. Par. 1583, Fol. (das erste Werk, worin die Staatskunst wissenschaftlich behandelt ist); übersetzte Oppians Cynegetica, Paris 1555. Seine deistische Schrift: Colloquium heptaplomeres de abditis rerum sublimium arcanis 1539, ist noch nicht vollständig gedruckt; vgl. Guhrauer, Das Heptaplomeres B-s, Berl. 1841; Colombel, Jean B., Nantes 1845; Baudrillart, Bodin et son temps, Par. 1835. 2) Jean Franç., geb. 1766, ging während der Revolution vom Baufach zur Staatscarriere über, wurde 1792 Administrator im District St. Florent u. 1793 Zahlmeister der Westarmee. Er verblieb auch während der Kaiserzeit im Finanzdepartement des Staates u. war während der ersten Restauration Generaleinnehmer zu Saumur. Zum Deputirten gewählt (1820–22) stand er auf Seiten der Opposition u. st. 1829 in Launay. Er schr.: Recherches historiques sur Saumur, Par. 1812–15, 2 Bände; Recherches historiques sur l'Anjou, Paris 1821–22, 2 Bände. 3) Felix, Sohn des Vorigen, geb. 1795 zu Saumur, redigirte während der Restauration den Mercure du 19. siècle, saß 1830 u. 1834 in der Deputirtenkammer, war Mitarbeiter mehrerer freisinniger Zeitschriften u. st. 1837. Erschr.: Resumé de l'histoire de France, Par. 1821, mehrfach übersetzt (deutsch von Hermann, Dresden 1827), u. oft gedruckt; Resumé de l'histoire d'Angleterre, Par. 1824, ebenfalls in mehrere Sprachen übersetzt; Etudes sur les assemblées répresentatives, Par. 1823, u. einen Roman Eveline, Par. 1824.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.