Bautzen

Bautzen

Bautzen, 1) Kreisdirectionsbezirk im Königreich Sachsen, 451/2 QM., mit 294,850 Ew. (worunter 23,262 Katholiken u. 38,000 Wenden) in 13 Städten, 22 Marktflecken u. 505 Dörfern; grenzt an die preußischen Provinzen Sachsen u. Schlesien, Böhmen u. den Königlich sächsischen Kreis Dresden gebirgig südlich durch die Fortsetzung des Elbsandsteingebirges, nördlich eben u. niedrig; bewässert durch die Schwarze Elster (mit dem Schwarzwasser), Spree, Pulsnitz, Reihe; Boden gut (nördlich sandig, südlich steinicht, das Innere Weizenboten); Producte: Getreide (nicht ganz ausreichend), Flachs. Buchweizen. Holz, Hausthiere (Rindvieh, Pferde, Gänse), sehr wenig edle Mineralien; Industrie: Verfertigung von Leinwand (jährlich für 2–3 Mill. Thaler Ausfuhr, zum Theil überseeisch), Damastweberei (zu Großschönau u. Zittan), Band, Tuch u. andere Wollen- u. Holzwaaren. Eintheilung: in 2 Amtshauptmannschaften (B. u. Zittau) u. nächstdem in das Bezirksgericht B. mit den Gerichtsämtern B., Bischofswerda, Königswartha u. Schirgiswalde, in das Bezirksgericht Camenz mit den Gerichtsämtern Camenz, Königsbrück u. Pulsnitz, in das Bezirksgericht Löbau mit den Gerichtsämtern Löbau, Bernstadt, Ebersbach, Herrnbut, Neusalza u. Weißenberg, u. das Bezirksgericht Zittau mit den Gerichtsämtern Zittau, Großschönau, Ostritz u. Reichenau. Unterrichtsanstalten: in B. u. Zittau bestehen Gymnasien, in den übrigen Städten u. Dörfern ist das Volksschulwesen lehr geordnet; 2) Bezirksgericht u. Gerichtsamt (s. oben), mit 36,458 Ew. in 1 Stadt u. 135 Dörfern; 3) (Budissin, wendisch Budischyn), Hauptstadt der königl. sächsischen (früheren Markgrafschaft) Oberlausitz, die 1. der Vierstädte. an der Spree u. der Sächsisch-schlesischen Eisenbahn; Sitz der Kreisdirection, des Appellationsgerichts der 11. Amtshauptmannschaft, des Kreis- u. eines Rentamtes, bat katholisches Domstift (mit Schule u. 40 Dörfern), 2 Landschaftshäuser, Dechanei (Capitelhaus), Rathhaus, Gewandhaus, Schauspielhaus, Schloß Ortenburg, die (getrennt, halb den Lutheranern, halb den Katholiken gehörte) Petrikirche, wendisch lutherische u. wendisch katholische Kirche, 3 Hospitalkirchen, Waisen-, Arbeits- u. Krankenhäuser, Predigercollegium, Gymnasium, Schullehrerseminar, eine sehr gut eingerichtete Bürgerschule, eine Armenbürger- u. Waisenschule, Industrieschule. 2 Bibliotheken, Pulver-, Papier- (die große Fischersche u. die 3/4 Stunden von B. entfernte, auf Doberschauer Gebiet erbaute Grimmsche) u. Kattunfabriken, Strumpfwirkerei, Leder- u. Tuchbereitung, Weberei in Barchent u. Leinwand, Handel, bes. mit Leinwand; Freimaurerloge zur goldnen Mauer; ohne die Vorstadt Seidau (mit 2200 Ew.) 10,700 Ew., worunter gegen 1000 Katholiken. B. ist Geburtsort des Belletristen A. G. Meißner u. des Historikers, H. W. Böttiger. – B. soll 807 erbaut sein. Zu Heinrichs I. Zeit 931 bestand es schon, wurde aber erst unter Otto I. Stadt. Markgraf Sobieslaw I. befestigte es, u. unter Kaiser Friedrich I. kam es zu Ansehen u. wurde Hauptstadt der Provinz. Hier 1018 Friede zwischen dem Polenherzog Boleslaw u. Kaiser Heinrich II. u. 1350 zwischen Karl IV. u. Ludwig dem Brandeburger, wodurch Ludwig seinen Ansprüchen auf die Niederlausitz entsagte, ihm dagegen Brandenburg verbürgt wurde, s. Brandenburg. B. trat am 21. August 1346 zu dem Lausitzer Sechsstädtebund (s.u. Lausitz). 1401 hatte B. Fehde mit Haus von Kottwitz; 1405–10 rebellirten die Bürger gegen den Rath, deshalb ließ König Wenzel 14[441] der Schuldigen köpfen. Im Hussitenkriege litt B. viel, schlug aber 1431 einen Sturm ab. 1620 nahm es Kurfürst Johann Georg nach wöchentlicher Belagerung ein. 1633 wurde B. von Wallenstein u. 1634 von dem Kurfürsten von Sachsen erobert. 1635, im Frieden zu Prag, erhielt Sachsen die Stadt B. mit den Lausitzen als Kriegsentschädigung. Im Siebenjährigen Kriege litt B. bedeutend. Hier den 20. u. 21. Mai 1813 Schlacht zwischen der russisch-preußischen Armee unter Barclay u. den Franzosen unter Napoleon, Letztere Sieger; s.u. Russisch-Deutscher Krieg von 1812–15. Vgl. Böhland, Bautzener Chronik, Budissin 1831.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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