Khevenhüller

Khevenhüller

Khevenhüller, ein der Katholischen Confession folgendes, altes Geschlecht, welches ursprünglich aus Franken stammt, wo es im 9. u. 10.[460] Jahrh. das Stammschloß Khevenhull zwischen Berring u. Dietfurth besaß. Der älteste Ahn des Geschlechts: 1) Ritter Hugo, st. 995 u. liegt in der vormaligen Familiengruft zu Kühnsperg, im Kloster St. Johann in Hansgis, begraben. Mit seinem Sohne 2) Richard kam die Familie um 1030 nach Kärnten; dieser erbaute dort das Schloß Aichelberg bei Villach. 3) Augustin, kaiserlicher Kämmerer u. Reichshofrath, vermählt mit Regina geb. von Weispriach u. gest. 1519, war der nächste allgemeine Stammvater aller heutigen Fürsten u. Grafen von K.; denn von seinen beiden Söhnen stammen der jetzt noch blühende reichsgräfliche u. fürstliche Stamm ab. A) Gräfliches Haus, K.-Frankenburg, so genannt von der Herrschaft Frankenburg im Lande ob der Enns in Österreich, welche Freiherr Johann 1581 vom Kaiser Rudolf II. erkaufte. Dieses Haus ist in Oberösterreich angesessen, es erhielt 1566 den Freiherrnstand, 1588 die Obererblandstallmeisterwürde in Kärnten, welche Erbwürde jetzt noch der Älteste der Familie verwaltet, u. 1593 u. 1605 den Grafenstand. Stifter: 4) Christoph, älterer Sohn des Vorigen, war in zweiter Ehe mit Anna Marie geb. Welserin von Spiegelfeld verheirathet u. st. 1557. 5) Johann VII., Sohn des Vorigen, war königl. Orator u. Botschafter in Spanien u. st. 1606 unvermählt, er bestimmte die gesammte Herrschaft Frankenburg zu einem Majorate, welches das älteste in Deutschland sein soll 6) Franz Christoph I., geb. 1589; diente dem Kaiser als Gesandter in Deutschland u. Italien, vermittelte 1620 dem Kaiser eine Subsidie von 1 Mill. Gulden u. 1646 die Aufhebung des Separatwaffenstillstands von Baiern mit Schweden, wurde Conferenz- u. Staatsminister u. st. 1650; er schr.: Annales Ferdinandei, Regensb. 1640, 9 Bde., Fol., Lpz. 1716–26, 12 Bde, Fol. 7) Ludwig Andreas, geb. 11. Nov. 1683, Enkel des Vor.; nahm kaiserliche Kriegsdienste, bildete sich im Spanischen Successionskriege unter Prinz Eugen, wurde Oberst in dessen Dragonerregiment, focht als solcher von 1716 an gegen die Türken, wurde 1723 Generalmajor, 1733 Feldmarschalllieutenant u. Commandant in Essek. 1734 focht er in Italien, wurde General der Cavallerie u. erhielt nach Königsecks Abgang dort den Oberbefehl; wurde 1737 Feldmarschall u. Gouverneur von Slavonien, befehligte unter Seckendorff die Cavallerie in Ungarn, mußte auf dessen Befehl die Belagerung von Widdin aufheben u. wurde dadurch dessen Gegner. Als dieser in Ungnade fiel, stieg daher K in Gunst. Er commandirte nun 1738 gegen die Türken, wurde nach Karls VI. Tode erster Commandant von Wien, sammelte hier ein Heer von 22,000 Mann, nahm 1742 Linz u. Passau u. eroberte fast ganz Baiern. Als später der Marschall von Broglio, mit den Baiern vereint, gegen ihn anrückte, deckte er die österreichische Grenze, vereinigte sich, als Maillebois den Franzosen zum Succurs nachgeschickt wurde, mit dem Großherzog von Toscana u. wehrte auch hier den Feind ab. 1743 drang er durch Schwaben an den Rhein vor, schlug den baierschen General Minuzzi, wurde aber am Rheinübergange gehindert, kehrte 1744 nach Wien zurück u. starb daselbst in diesem Jahr. Jetziger Chef ist: 8) Graf Hugo, Sohn des 1830 verstorbenen Grafen Anton, geb. den 5. Juni 1817, Obersterblandstallmeister in Kärnten, Magnat von Ungarn u. Landstand in Ober- u. Unterösterreich, Böhmen, Mähren, Schlesien u. Kärnten, vermählt seit 1841 mit Josephine geb. Brenner von Felfach; er hat weder Söhne noch Brüder. B) Fürstliches Haus, K.-Metsch, welchen Namen Fürst Johann Joseph (s.u. 11) von seiner Gemahlin, der Erbtochter des letzten Grafen Johann Adolf von Metsch, 1751 annahm; dieses Haus hat seine Wohnsitze in Ladendorf u. Riegersburg in Österreich u. Kammerburg in Böhmen; Gründer ist: 9) Sigmund, jüngerer Sohn von K. 3), war vermählt mit Katharina geb. von Gleinitz u. st. 1552. Einer seiner Nachkommen: 10) Sigmund Friedrich, Geheimer Rath, Staats- u. Conferenzminister, wurde 1725 in den Grafenstand erhoben u. 1737 mit Sitz u. Stimme in das schwäbische Grafencollegium aufgenommen. 11) Johann Joseph, Sohn des Vorigen, geb. 3. Juli 1703, studirte in Leyden, wurde 1725 niederösterreichischer Regimentsrath, 1728 Reichshofrath, später österreichischer Gesandter in München, Holland u. Dänemark, kehrte 1737 nach Wien zurück, ging dann in außerordentlichen Missionen nach Warschau u. Dresden, wurde 1742 Obersthofmarschall, ging 1745 als böhmischer Wahlgesandter zur Kaiserwahl nach Frankfurt u. wurde 1763 in den Reichsfürstenstand erhoben, 1765 zweiter u. 1770 erster Obersthofmeister u. zugleich Staats u. Conferenzminister; er erhielt 1775 das nach Abgang der Fürsten von Trautson erledigte Obersterblandhofmeisteramt des Erzherzogthums Österreich unter der Enns u. st. 1776. Jetziger Chef: 12) Fürst Richard, geb. 23. Mai 1813, succedirte seinen Vater 1837, ist Grand von Spanien erster Klasse, Magnat von Ungarn u. seit 1836 mit Antonie Fürstin Lichnowska vermählt.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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