Rothenburg

Rothenburg

Rothenburg, 1) Kreis des Regierungsbezirks Liegnitz (preußische Provinz Schlesien); 211 QM., 47,000 Ew.; ebener, waldreicher Boden, Viehzucht, Ackerbau u. Gewerbe; 2) Kreisstadt darin, an der Neiße; Schloß, Hospital, Leinweberei; 1500 Ew.; 3) Stadt im Kreise Grünberg des preußischen Regierungsbezirks Liegnitz, unweit der Oder; Tuchmacherei, Maschinenwollspinnerei, Weinbau; 800 Ew.; 4) Dorf u. königliche Domäne im Saalkreise des Regierungsbezirks Merseburg (preußische Provinz Sachsen), an der Saale; Kupferschmelzhütte, Salpeterhütte, Eisengießerei, Schiffbau, Steinbrüche u. 1100 Ew.; 5) (polnisch Rostarzewo), Stadt im Kreise Bomst des preußischen Regierungsbezirks u. der Provinz Posen; 800 Ew.; 6) (Rotenburg), Ruinen eines Bergschlosses im Amte Frankenhausen des Fürstenthums Schwarzburg-Rudolstadt, 1420 Fuß hoch auf der westlichen Spitze des Kyffhäusers, von welchem die Grafen von R. den Namen führten; hier wurde auch der Püstrich (s.d.) gefunden; vgl. Hesse, Geschichte des Schlosses R., Naumb. 1823; 7) Landgericht im baierischen Kreise Mittelfranken, an Württemberg grenzend; 4,25 QM. (ohne die Stadt R.) 10,000 Ew.; 8) (R. an der Tauber), Hauptstadt darin u. unmittelbare Stadt; Rathhaus, 8 katholische (darunter die 1373–76 im Gothischen Style erbaute Hauptkirche zu St. Jakob) u. 2 protestantische Kirchen, Stadtbibliothek, Lateinische Schule, Landwirthschaft- u. Gewerbschule, Hospital, Viehzucht, Weinbau, Wollen- u. Baumwollenwebereien, Färbereien, Papier-, Pulver- u. Gypsmühlen, Bierbrauereien; 5500 Ew.; dabei ein Wildbad. – R., welches seine erste Grundlage durch eine im 5. Jahrh. vom fränkischen Herzog Pharamund gegen Schwaben angelegte Grenzveste erhalten haben soll, erscheint bereits 942 als Stadt u. früher schon als Sitz der Grafen von R. (Rotenburger) bis zu ihrem Aussterben 1108. Kaiser Heinrich V. schenkte hierauf R. nebst Franken seinem Neffen Konrad III. von Schwaben, dessen Sohn Friedrich sich Herzog von R. nannte. Nach dessen Tode 1168 schenkte Kaiser Friedrich I. Frauken dem Bischof von Würzburg, R. aber machte er[393] 1172 zur freien Reichsstadt u. ordnete ihr die Burggrafen von Nürnberg zu. 1352 wurde R. von ihnen befreit, 1406 aber von dem Burggrafen Friedrich VI., weil sie eine Landwehr errichtete, belagert u. 1408 in die Reichsacht erklärt; 1552 wurde sie von dem Markgrafen Albrecht u. im Dreißigjährigen Krieg bald von den Schweden, bald den Kaiserlichen, zuletzt 1645 von den Franzosen erobert, 1688 vergebens von den Franzosen belagert u. 1703 von den Reichstruppen unter Janus belagert u. genommen (s. Spanischer Erbfolgekrieg); 1803 kam sie an Baiern; sie hatte als freie Reichsstadt ein Gebiet von 61/2 QM. u. 18,000 Ew. Vgl. von Winterbach, Geschichte der Reichsstadt R., Heilbr. 1798, 2. A. Rothenb. 1826; Bensen, Historische Untersuchung über die ehemalige Reichsstadt R., Nürnb. 1837; Derselbe, Alterthümer, Inschriften u. Volkssagen der Stadt R., Ansbach 1841; Derselbe, Beschreibung u. Geschichte der Stadt R., Erlangen 1856. 9) Oberamt u. Stadt in Württemberg, s.u. Rottenburg; 10) Kreis in der kurhessischen Provinz Niederhessen; 34,000 Ew.; 11) zwei Ämter darin, mit 9000 u. 7500 Ew.; 12) Kreisstadt darin u. Hauptort der Ämter, an der Fulda u. an der Friedrichs-Wilhelm Nordbahn (Kassel. Gerstungen); Residenzschloß des ehemaligen Landgrafen von Hessen-Rothenburg, Stift (gegründet 1352) zur Verbesserung geistlicher Stellen, Woll- u. Leinenweberei, Gerberei; 3700 Ew. Über die hier nach dieser Stadt benannten Nebenlinien der Landgrafen von Hessen s.u. Hessen-Rheinfels; 13) Amt im Herzogthum Verden der hannöverschen Landdrostei Stade; 14,000 Ew.; 11) Marktflecken darin, an der Wümme; Amtssitz; 1600 Ew.; 5. Nov. 1859 große Feuersbrunst; 15) Flecken im Amte Hochdorf des Schweizercantons Luzern, am Rothbach u. an der Eisenbahn von Aarburg nach Luzern: Trümmer des 1385 von den Luzernern zerstörten Schlosses, Handel mit Wein; 1350 Ew.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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