- Batterie
Batterie, 1) eine Anzahl Geschütze, bestimmt, gemeinschaftlich gegen den Feind zu wirken; 2) Abtheilungen (auch Brigaden), in welche die Feldartillerie[399] der meisten Armeen im Kriege getheilt ist. A) Man unterscheidet, je nachdem die B-en durch Fuß- od. reitende Artillerie bedient werden, Fuß-, reitende, fahrende, halbberittene, Gebirgs- u. Raketen-B.; nach den Geschützen: Kanonen- B. u. Haubitzen-B.; nach ihrem Caliber: 6-, 8-, 12 pfündige, auch schwere u. leichte B.; nach ihrer Eintheilung bei den Armmecorps Divisions-B., die den Divisionen zugetheilt sind u. sie bei allen Bewegungen begleiten; Reserve-B., welche bei der Reserveartillerie vereint sind. Eine Positions-B. ist eine schwere B., die mehr zur Vertheidigung wichtiger Punkte, als zu schnellen Bewegungen bestimmt ist. Meist zählen die Feld-B-n 6 Kanonen, 2 Haubitzen od. 8 Granatkanonen; Positions-B-n 6 bis 8 12pfündige u. 2–4 Haubitzen. Unter 6 Geschützen sind die B-en zu schwach od. verlieren an innerer Stärke, über 10 und sie zu stark u. troßreich. Die russischen sind die stärksten (zu 12 Geschützen). B) Bestand: a) eine B. Fußartillerie besteht in der Regel aus 86spännigen Geschützen, 104spännigen Munitionswagen, 1–4spännigen Feldschmiede, 14spännigen Reservewagen, 14spännigen Batteriewagen, 5 Offizieren, 15 Unteroffizieren, 1 Arzt, 1 Veterinär, 1 Hufschmied, 4 Signalgebern, 127 Artilleristen, incl. der Fahrsoldaten, 5 Offizierdienern, 10 Reitpferden, 110 Zugpferden, incl. 10 Reservepferden; b) eine B. reitender Artillerie aus 8 Geschützen, 10 Munitionswagen, 1 Feldschmiede, 1 Batteriewagen, 2 Reservewagen, sämmtlich 6spännig, 5 Offizieren, 20 Unteroffizieren, 1 Arzt, 1 Veterinär, 1 Hufschmied, 6 Trompetern, 153 Artilleristen, incl. der, Fahrsoldaten, 5 Offizierdienern, 146 Zugpferden, incl. 14 Reservepferden, 125 Reitpferden; c) eine B. fahrender Artillerie: 8 Geschütze, auf jeder Protze 2 Mann, 10 Munitionswagen, auf jedem Sitze für 5 Mann, 2 Wurstwagen, auf jedem Sitze für 12 Mann, 1 Feldschmiede, 1 Batteriewagen u. ein Reservewagen, auf jedem Sitze für 4 Mann, alle Fuhrwerke 6spännig, 5 Offiziere, 15 Unteroffiziere, 1 Arzt, 1 Veterinär, 1 Hufschmied, 4 Signalgeber, 148 Artilleristen, incl. der Fahrsoldaten, 5 Offizierdiener, 12 Reitpferde, 152 Zugpferde, incl. 14 Reservepferde; d) eine B. halbberittener Artillerie: 8 Geschütze, auf jedem Platz für 5 Mann, u. zwar 2 auf der Protze, 3 auf den Handzugpferden, 10 Munitionswagen, 1 Feldschmiede, 1 Batteriewagen, 1 Reservewagen, alle Fuhrwerke 6spännig, 5 Offiziere, 15 Unteroffiziere, 1 Arzt, 1 Veterinär, 1 Hufschmied, 4 Signalgeber, 160 Artilleristen, incl. der Fahrsoldaten, 5 Offizierdiener, 70 Reitpferde, 188 Zugpferde, incl. 12 Reservepferde. Wenn diese Zahlen auch nur Durchschnittszahlen sind, so geben sie doch immer einen Anhaltepunkt für die Vergleichung der verschiedenen Combinationen der Artillerie. Die beiden Gegensätze Fußartillerie u. reitende Artillerie charakterisiren sich am schärfsten; die letztere zählt pr. B. 150 Pferde mehr. Vergleicht man reitende B-n mit fahrenden od. halbberittenen B-n, so wird allerdings der Aufwand an Pferden bei letzteren geringer, aber der Bedarf an Raum, die Abhängigkeit der einzelnen Theile der Combination in sich, vom Terrain u. von den Wechselfällen des Gefechtes größer sein, ohne die Bewegungsgeschwindigkeit der ersteren in allen Fällen erreichen zu können. Ein Ersatz für einzelne Zwecke wird durch Anwendung der leicht beweglichen c) Raketen-B-en geboten, deren Vorzüge sich bes. sichtbar im durchschnittenen, von vielerlei Bewegungshindernissen zerrissenen Terrain darstellen. Eine Raketen-B. besteht gewöhnlich aus 12 Raketengestellen, 12 Munitions- u. Transportwagen, jeder mit Sitzplätzen für 6 Mann versehen, 1 Feldschmiede, 1 Batteriewagen, 1 Reservewagen, 7 Offizieren, 2.4 Unteroffizieren, 1 Arzt, 1 Veterinär, 1 Hufschmied, 7 Signalgebern, 60 Artilleristen, incl. der Fahrsoldaten, 7 Offizierdienern, 15 Reitpferden, 96 Zugpferden, incl. 8 Reservepferden. f) Die Gebirgs-B-en führen in der Regel 3 Kanonen, 3- u. 4pfünder, u. 1 Haubitze, 44- bis 51/2 zöllig. Eine B. Gebirgs-Artillerie: 4 Geschütze, 8 Maulthiere od. Packpferde, 32 Munitionskästen, 16 Maulthiere od. Packpferde, 1 Feldschmiede, 4 Vorrathskästen u. 4 Batteriekästen, je 2 Maulthiere od. Packpferde, 38 Maulthiere od. Packpferde, incl. 5 Reservepackpferden, 3 Offiziere, 8 Unteroffiziere, 1 Arzt, 1 Veterinär, 1 Hufschmied, 3 Signalgeber, 24 Artilleristen, 35 Knechte, 3 Offizierdiener. C) Bedienung. Meist wird eine B. von einer Compagnie Artillerie bedient, die auf dem Marsche, im Quartiere, im Lagern. im Gefechte die Geschütze stets bei sich behält, u. deren Chef auch die Aufsicht über die Bespannung, über die das Geschütz fahrenden Leute, kurz über alles zur B. Gehörige hat. Die Bedienungsmannschaft von den Geschützen zu trennen, bes. marschiren u. im Quartier liegen zu lassen, wie bei den Franzosen geschah, ist unzweckmäßig u. thut bes. der Manövrirfähigkeit der Artillerie Eintrag. Als taktischer Körper werden die B-en (bei der preußischen Armee) in halbe (zu 4 Geschützen) u. in Züge (zu 2 Geschützen) getheilt; jeder Zug soll 1 Offizier, die ganze B. aber 1 Hauptmann (bei den Russen 1 Stabsoffizier) zum Führer haben. D) Die Bewegungen der B-n geschehen sowohl mit ausgeprotztem Geschütz, als auch auf geringe Entfernungen abgeprotzt mittelst des Schlepptaues. Das Geschütz auf kurze Strecken nur durch Mannschaften bewegen zu lassen, ist nicht mehr üblich. Diese Bewegungen können vorwärts, rückwärts u. nach der Flanke, mit ganzer Front od. in Colonne geschehen. Sie hängen von der Anzahl Geschütze, welche eine B. bilden, dem Terrain u. den Bewegungen der übrigen Truppen ab, müssen aber stets so einfach als möglich sein. Ein Hauptgrundsatz ist: außerhalb des wirksamen feindlichen Feuers aufzumarschiren, sobald es nicht andere Gefechtszwecke nöthig machen. Dann stürzt sich die Artillerie (vor Allem reitende B-n) in gestrecktem Galopp vor, selbst bis durch die feindlichen Plänker hindurch, den zu beschießenden Massen bis auf 2–300 Schritt sich nahend, u. überschüttet sie mit Kartätschen, um durch imposantes Auftreten u. Wirken den Gegner zu erschüttern. Vgl. Aufstellung, Aufmarsch, Avanciren, Retiriren, Flankenmarsch, Colonne. 3) Der Platz, wo mehrere Geschütze, um gegen den Feind zu feuern, aufgefahren sind, u. diese selbst; so eine mit Geschütz besetzte Höhe; auch wohl, bes. sonst, ein viel Geschütz habendes Festungswerk. 4) Bei Belagerungen ein zum Schutz von Geschützen erbautes Werk, Eine solche besteht meist aus einer geraden, gegen die Schüsse der angegriffenen Festung sichernden Erdbrustwehr von etwa 17 Fuß Dicke u. mindestens 8 Fuß Höhe; die Geschütze stehen meist 18 Fuß aus einander; die Scharten sind nach außen 9 Fuß, nach innen 20 Zoll weit. Ist Eile nöthig, od. gibt[400] der Boden keine Erde her, so verwendet man auch Faschinen, Schanzkörbe, Woll- u. Sandsäcke zu derselben, nicht aber Holz u. Stein, da die, durch Kugeln abgesprengten Splitter die Artilleristen verletzen würden. Nur wenn man feindliches Flankenfeuer zu fürchten hat, sichert man sich durch eine angehängte Flanke. Die B-en werden nur mit schwerem Geschütz, schweren 12pfündern, 16pfündern, 18pfündern, 24pfündern, 10–20pfündigen Haubitzen u. Mörsern (Batteriegeschütz) besetzt. Die B-en feuern fast ohne Ausnahme durch Schießscharten, die gleich bei dem Bau der B. offen gelassen od. nur leicht geblendet werden. Man unterscheidet: A) der Bauart nach: a) horizontale B-en, liegen auf der Erdfläche, haben einen Graben vor sich, um Erde zur Aufführung der Brustwehr zu bekommen; b) versenkte B-en; der innere Raum ist 3 Fuß vertieft; sie machen weit weniger Arbeit, sind aber einige Fuß niedriger, als die a) u. dominiren daher weniger; c) erhöhte B-en, um 4–8 u. mehr Fuß über die Erdfläche erhaben, sie haben daher einen besonderen Wallgang zur Aufstellung des Geschützes hinter ihrer Brustwehr; waren sonst sehr gewöhnlich u. durch eigene Gerüste od. Cavaliere bis 40 Fuß erhöht, jetzt außer Gebrauch; d) schwimmende B-en, auf Flößen, überbrückten Fahrzeugen od. bes. dazu eingerichteten Schiffen, welche früher mit doppeltem Bord, in der neuesten Zeit von Eisen u. mit gußeisernem, bombenfestem Verdeck gebaut worden sind, s. unter Kanonenboot; e) bedeckte B-en, aa) geblendete B-en, mit Balkenholz u. 5 Fuß Erde bedeckte Geschützstände, um die darin stehenden Kanonen od. Haubitzen gegen die feindlichen Bomben zu sichern. Man. gibt ihnen auf jedes Geschütz 12–16 Fuß Breite u. 24 Fuß Länge u. läßt die Deckbalken auf wenigstens 12 Zoll starken Unterzügen. ruhen. Die Scharten werden mit Rasen u. Erde zugesetzt, um ihr Dasein dem Feinde bis zum Augenblicke ihres Gebrauches zu verbergen, weil die mit Holz ausgesetzten Scharten dem geraden Feuer auf sie gerichteter schwerer Kanonen nicht widerstehen würden; bb) B-en, deren Geschütz durch eine Decke von Balken u. Erde gegen das Wurffeuer gesichert ist; cc) B-en für Wurfgeschütz, wo vorn eine deckende Wand von Erde aufgeworfen ist, dann ein schmaler, eben nur den, aus den B-en zu werfenden Bomben Bahn gewährender Raum, u. hinter diesem ein mit, auf eingerammten Pfählen ruhenden Balken gedeckter, 4 Fuß hoch mit Erde überschütteter, hinten durch eine Balkenwand gesicherter Platz folgt, unter welchem die bedienende Mannschaft gegen das feindliche Wurfgeschütz sicher ist; f) Scharten-B-en, die fast immer nur durch Schießscharten feuern; g) Bank-B-en, die über Bank feuern (selten angewendet, s. Bank). B) Nach ihrer Richtung gegen den Feind: a) gerade (directe) B-en, stehen mit ihrer Richtungslinie auf der feindlichen Stellung senkrecht; b) schräge B-en (Batteries en écharpe), ihre Richtungslinie bildet keine rechten Winkel mit der Aufstellung des Feindes: c) Bricoll-B., eine schräge B., die unter einem sehr flachen Winkel gegen eine Futtermauer schießt, damit die Kugel dort abpralle u. einen anderen, sonst nicht zu erreichenden Punkt treffe; d) bestreichende(enfilirende) B-en, die den Feind in der verlängerten Richtung seiner Frontlinie beschießen; e) Rücken-B-en, die ein feindliches Werk in den Rücken nehmen. C) In Absicht ihrer Wirkung gegen eine belagerte Festung: a) Ricochet-B-en, die Ricochetschüsse thun; b) Demontir-B-en, beschießen die Brustweyren in gerader Richtung von vorn, um sie abzukämmen, die Schießscharten zu zerstören u. die feindlichen Lafetten zu zertrümmern; c) Contre-B-en, gegen die Flanken der Bollwerke gerichtet, um die darauf stehenden Geschütze unbrauchbar zu machen, damit sie nicht gegen den Übergang über den Graben gebraucht werden können; d) Brech-B-en, bestimmt die Futtermauer des Walles zum Sturm zu zerstören. D) Nach den Geschützen, die sie enthalten: a) Kanonen-B-en, b) Haubitz-B-en, c) Mortier-B-en; letztere beide nennt man auch Wurf- od. Kessel-B-en. – Der Batterienbau, bei Belagerung einer Festung, geschieht am besten durch Artilleristen, weil diese schon aus eigenem Interesse den Bau fördern u. solid, meist des Nachts, um durch das feindliche Feuer weniger zu leiden, aufführen. Er macht einen eigenen Zweig der praktischen Artilleriewissenschaft aus u. wird schon im Frieden fleißig geübt. Er hat die meiste Ähnlichkeit mit dem gewöhnlichen Schanzbau; jedoch kommt viel auf richtige u. genaue Richtung der Schießscharten u. auf festen Bau dieser an, da spätere Ausbesserungen, wegen des feindlichen Feuers, sehr gefährlich sind. Oft werden B-en, bes. wenn kein Boden, welcher Erde hergibt, vorhanden ist, z.B. bei tiefem Sumpf, Fels u. dgl., ganz aus Sandsäcken od. ganz aus Faschinen, wo die Batteriefaschinen (Batterienbürste) länger als die anderen (10–18 Fuß lang, 10–12 Zoll dick) sind, seltener aus Schanzkörben gebaut od. damit bekleidet. Die Brustwehren werden nach Umständen 17–18 Fuß dick, 6–8 Fuß hoch gemacht u. oben, über die ganze Rückenwand, Blendfaschinen gelegt; an der innern Seite jeder B. werden Bankets, um die Wirkung der Schüsse beobachten zu können, angelegt. Vgl. Schießscharte, Blendung, Faschine, Schanzkorb, Sandsack. Um den Geschützen den gehörigen Stand zu geben, werden Bettungen von Holz, seltener von Steinen gelegt, nämlich Batterierippen (Batteriebalken), 6–8 Zoll starke Balken, der Länge nach in die Erde gelegt, auf welche dann der Breite nach 1 Fuß breite, 2–3 Zoll dicke Bohlen (Batteriedielen) mit 10 Zoll langen Batterienägeln, besser aber mit Holzschrauben, welche beim Schwinden der Dielen angezogen werden, darauf befestigt. Vorn u. senkrecht auf die Richtungslinie des Geschützes wird ein Stoßbalken gelegt, um die Beschädigung der Brustwehr durch die Räder zu vermeiden. Sie hinten breiter als vorn zu machen, ist nicht mehr üblich. Die Länge der B-en richtet sich nach der Länge der Geschütze u. deren Rücklauf; meist beträgt sie 16 Fuß, die Breite 6 Fuß. Vgl. Rahmenlaffeten u. Nothbettungen. Ähnliche, jedoch stärkere Bettungen haben auch die Mörser-B-en. Von den Küstenbatterien, s.d. Artikel; 5) (Seew.), auf Kriegsschiffen, Geschütze, welche auf einem u. demselben Verdecke zu beiden Seiten des Schiffes stehen; die auf einer Seite befindlichen heißen daher eine halbe B. Die erste B. heißt die unterste, aus welcher bei starkem Winde. u. hohler See, wo die Wellen in das Schiff schlagen, nicht allezeit gefeuert werden kann; die zweite ist die oberste eines Zweideckers, od. die mittlere eines [401] Dreideckers die dritte dessen oberste; 6) an den alten Gewehrschlössern die verstählte Fläche des Pfannendeckels, an welche der Stein anschlägt, um Feuerfunken zu erzeugen, welche das Pulver auf der Pfanne entzünden; 7) so v.w. Elektrische Batterie; 8) Galvanische B., so v.w. Voltaische Säule; 9) (Techn.), so v.w. Schüsser.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.