Haubitze

Haubitze

Haubitze, Kammergeschütz, welches in der Construction u. im Gebrauch zwischen Mörser u. Kanone steht; wird theils nach dem Steingewicht der daraus zu werfenden Granate (z.B.7–10pfündige H.), theils nach dem Durchmesser der Bohrung nach Zollen benannt (z.B. 5zöllige H.). Je nach der Länge des Rohres hat man die H-n in lange u. kurze getheilt. Die H-n bei den Russen (Einhörner, wahrscheinlich weil sie sonst nur einen Henkel zum Heben hatten) sind 9–10 Kaliber lang (also länger als andere H-n, daher ihre Würfe auch richtiger sind), u. ihre Kammern sind konisch. Es gibt 3-, 10-, 20- u. 400pfündige Einhörner, nach[90] Eisengewicht berechnet; am gewöhnlichsten sind aber die 6-, 12- u. 24pfündigen H-n. Das Rohr erhielt bisher nach Maßgabe des Kalibers 5–7 Durchmesser der Granatenlänge, in neuerer Zeit hat man aber, nach Angabe des Generals Miller in England, 8 Granaten lange u. in Frankreich 12 Granaten lange Haubitzröhre (Obusses allongés, Bombenkanonen) eingeführt. Die äußeren Theile der Röhre sind von denen der Kanonenröhre nicht wesentlich unterschieden; die Seele dagegen besteht, wie beim Mörser, aus Kammer, Lager u. Flug; die Kammer hat man bald cylindrisch, bald konisch gestaltet; auch hat man lange H-n ganz ohne Kammer angewendet. Die Laffeten sind denen der Kanonen gleich, nur werden die Wände kürzer u. stärker gemacht. Als Feldgeschütz werden nur 7–10pfündige, als Festungs- u. Belagerungsgeschütz dagegen bis 25pfündige H-n geführt. Sie machen bei einem Belagerungspark gewöhnlich 1/5 u. bei der Feldartillerie 1/4 der ganzen Geschützzahl aus; man theilt bei letzter meist jeder Kanonenbatterie zwei Stück davon zu, doch werden die H-n auch in besondere Haubitzenbatterien zusammengestellt. Über das Werfen mit Haubitzen s.u. Schießen. Aus H-n werden meist Granaten, auch Kartätschen, zuweilen auch Brand- u. Leuchtkugeln, theils geschossen, theils geworfen. Mit H-n steckt man Gebäude in Brand u. erhellt in der Nacht vermittelst Leuchtkugeln die Gegend; sie eignen sich ferner vorzüglich zum Bewerfen von Dörfern u. Verschanzungen u. zum Gebrauch im durchschnittenen Terrain, wo hinter einer kleinen Anhöhe verborgene Truppen zu beschießen sind. Das Kartätschenfeuer der H-n ist nur auf kurze Weiten von Wirkung, dagegen eignen sie sich bes. zum Werfen der Shrapnels. Beim Angriff der Festungen werden sie bes. zu den Ricochetbatterien verwendet. Die Ladungen der H-n sind im Allgemeinen bedeutend schwächer als die der Kanonen. Neuerdings haben sich zwischen die H-n u. Kanonen eine Menge von Mittelgeschützen eingeschlichen, so daß man kaum noch sagen kann, bei welcher Rohrlänge die H. aufhöre u. die Kanone beginne, daß man sogar auch die Kammer nicht mehr als charakteristisches Attribut der H. bezeichnen kann. Alle diese Mittelgeschütze führen den Namen Granat- od. Bombenkanonen, jener für kleinere, dieser für größere Kaliber. Zu diesen Mittelgeschützen sind schon die früheren russischen Einhörner, die bis 1810 gebräuchlichen Granatstücke der Sachsen, die seit dem Amerikanischen Freiheitskriege in England angewendeten Carronaden, u. die von Napoleon III. in Frankreich eingeführten Granatkanonen, welche in Sachsen Nachahmung gefunden haben, zu zählen.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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