- Kriegsschiffe
Kriegsschiffe, alle zum Kriege ausgerüsteten u. für diesen Zweck bes. gebauten großen Fahrzeuge, welche bei den Seemächten nach ihrer Größe u. der Zahl des Geschützes, das sie führen, von welchen beiden auch ihre individuelle Bauart abhängt, unterschieden werden. Man rechnet zu den K-n drei Gattungen: a) Corvetten, welche nur eine offene Batterie auf dem Oberdeck haben; b) Fregatten, welche außerdem noch eine bedeckte Batterie, also zwei Geschützetagen haben; c) Linienschiffe, welche außer der offenen Batterie auf dem Oberdeck noch zwei od. drei bedeckte Batterien haben. Linienschiffe mit zwei bedeckten Batterien heißen Zweidecker, mit drei bedeckten Batterien, also vier Geschützetagen, Dreidecker. Beim Dreidecker heißen die Etagen von unten nach oben Unter-, Mittel- u. Oberkanonendeck u. Oberdeck, beim Zweidecker fällt das Mittelkanonendeck weg, bei der Fregatte gibt es das Kanonen- u. Oberdeck. Dreidecker haben 100 u. mehr Geschütze, Zweidecker 72–100, Fregatten 30–60, Corvetten 12 bis 30; je nach der Zahl u. Schwere der Geschütze, welche die K. führen, erhalten sie ihren Rang. Bei den Engländern sind beispielsweise die Schiffe ersten, zweiten u. dritten Ranges Linienschiffe (Charter) von je 110–131, 80–100 u. 70–80 Geschützen, die Schiffe vierten u. fünften Ranges sind Fregatten von je 50–60 od. 30–50 Geschützen, alle kleineren Schiffe nehmen den sechsten Rang ein, wie Kutter (Corvetten), Sloops, Briggs, Jachten etc. Bei den Franzosen sind die K. in ähnlicher Weise nach der Geschützzahl in verschiedene Rangklassen, jeder Rang aber wieder in zwei Ordnungen getheilt; den ersten Rang bilden die Schiffe von 110–130 u. von 90–110 Geschützen, den zweiten Rang die Schiffe von 75–90 u. von 60 bis 75 Geschützen, den dritten Rang von 52–60 u. von 48–52 Geschützen, dann kommen die Fregatten, schwere von 34–46, mittlere von 30–34, leichte von 26–30 Kanonen u. endlich die kleineren Fahrzeuge. Die K. sind entweder Segel- od. Dampf- od. gemischte Schiffe, je nach dem Bewegungssystem; die gemischten Schiffe sind solche, welche mit vollständigem Segelwerk u. zugleich mit einer Dampfmaschine versehen sind. Seit Anwendung der Schraube anstatt der Schaufelräder sind fast alle K. gemischte Schiffe. Ein Linienschiff hat bei einem Tiefgang von 25–26 Fuß eine Breite von 50–66 Fuß u. davon die fünf- bis sechsfache Länge. Über das Wasser erhebt sich das Schiff meist ebensoviel, als sein Tiefgang beträgt. Die kleineren Fahrzeuge führen außer den genannten noch die Namen: Galeeren, Prahmen, Bombardiere, Schaluppen, Felucken, Brigantinen, Kanonenboote, Mörserboote, Kanonenjollen u.a. In Schweden gibt es noch die eigenthümlichen Scheeren (s.d.), sehr flach gehende Fahrzeuge Durch die Anwendung des Dampfes u. bes. der Archimedischen Schraube für die K. hat das gesammte Wesen derselben eine vollständige Umgestaltung erfahren, u. erfährt sie noch fortwährend durch neue Veränderungen, wie sie z.B. in den Schwimmenden Batterien (s.d.), in dem vollständigen Eisenbeschlag der Schiffe (um sie gegen die feindlichen Geschosse unempfindlich zu machen) u. endlich in den sogen. Widderschiffen (großen, mit starkem Eisenbeschlag gepanzerten u. mit ungewöhnlich starken Dampfmaschinen versehenen Schiffen, welche mit ihrem spitzen Kiel durch die Kraft, die ihnen ihre Schnelligkeit u. ihre Last verleiht, die feindlichen Schiffe in den Grund bohren sollen), zu Tage treten. Über die K. der Alten s.u. Schiff.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.