- Repnin
Repnin, 1) Nicolai Wasiliewitsch, Fürst, geb. 23. März 1734, Sohn des Fürsten R., welcher unter Peter d. Gr. ein Armeecorps gegen Karl XII. befehligte, u. Neffe des Grafen Panin; diente im Siebenjährigen Kriege, brachte eine Zeit lang in Paris zu u. wurde dann von Peter III. als Gesandter nach Berlin, aber von Katharina II., deren Günstling er kurze Zeit gewesen war, zur Begünstigung der Wahl Stanislaw Poniatowskis nach Warschau gesendet u. nach Kayserlings Tode Gesandter daselbst; er intriguirte zum Vortheil seines Hofes, begünstigte die Dissidenten u. veranlaßte den Einmarsch von 40,000 Russen, von denen er 6000 bis in die Gegend von Warschau zog u. vorzüglich auf die Güter der Patrioten u. auf die Krondomänen legte. Im Kampfe mit der Conföderation befehligte er ein Armeecorps unter Romanzow. Er nahm 1770 an dem Kriege gegen die Türkei Theil u. unterzeichnete den Frieden von Kutschuk-Kainardschi vom 22. Juli 1774 u. wurde 1775 Gesandter in Constantinopel; 1778 kam er als Gesandter u. Befehlshaber des russischen Corps, mit welchem Katharina zu Gunsten Friedrichs II. wegen des Baierischen Erbfolgekriegs intervenirte, nach Breslau u. unterzeichnete 1779 den Frieden zu Teschen. Im Kriege Rußlands gegen die Pforte 1789 übernahm er nach der Abdankung Romanzows das Commando der Ukrainearmee, schlug die Türken am Saltscha u. 1791 jenseit der Donau u. unterzeichnete 1791 zu Galacz die Präliminarien zu dem Frieden von Jassy. Von Potemkin verdrängt, begab er sich nach Moskau, wo er mehre Mißvergnügte unter dem Namen der Martinisten um sich versammelte, die Kaiserin zerstreute aber den Club u. versetzte R. als Generalgouverneur nach Livland, bei der letzten Theilung Polens aber nach Lithauen; hier commandirte er auch Anfangs die Armee, bis Suwarow den Oberbefehl erhielt, u. kündigte dann Stanislaw August die Thronentsetzung an. Paul I. ernannte ihn 1796 zum Feldmarschall; 1798 ging er als außerordentlicher Gesandter nach Berlin, um Preußen zum Beitritt zur beabsichtigten zweiten Coalition gegen Frankreich zu bewegen, allein vergeblich, u. ward bei seiner Rückkehr nach Moskau verwiesen; er st. als Kriegsgeneralgouverneur der Ostseeprovinzen 24. Mai 1801 in Riga. 2) Fürst Nikolai, ein geborner Wolkonski, Enkel u. Adoptivsohn des Vor., geb. um 1780, von Jugend an in Kriegsdiensten; folgte seinem Großvater als Husarenoffizier nach Berlin, bewohnte nach dessen Tode Moskau, Petersburg u. seine Güter, focht im Schwedischen Kriege in Finnland, commandirte bei Austerlitz ein Garderegiment, wurde gefangen (vom General Rapp selbst) u. kehrte nach dem Frieden von Tilsit nach Rußland zurück. 1809 war er Generalmajor u. Gesandter am westfälischen Hofen. 1810 am spanischen, doch machte er in Paris Halt, da Napoleon seiner Weiterreise Schwierigkeiten in den Weg legte; er kehrte 1811 nach Rußland heim, führte 1812 u. 1813 als Generallieutenant die Cavallerie unter Witgenstein an der Düna u. wurde 1813–14 Generalgouverneur von Sachsen, bis ihn Ende 1814 das preußische Generalgouvernement ersetzte u. er nach Rußland zurückging. Er wohnte hierauf dem Wiener Congreß bei, zog 1815 mit in Paris ein, wurde 1816 Gouverneur von Pultawa u. st. im Febr. 1845.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.