Blum

Blum

Blum, 1) Karl Ludwig, geb. um 1786 in Berlin; er betrat 1805 zum ersten Mal die Bühne bei einer ambulanten Gesellschaft am Rhein u. kam dann nach Königsberg; 1817 machte er Reisen nach Frankreich u. Italien, wurde 1822 Opernregisseur des Hoftheaters zu Berlin u. st. hier 2. Juli 1844. Er verpflanzte das Vaudeville nach Deutschland; von ihm sind z.B.: Der Schiffscapitän, Bär u. Bassa u.a.; er schr.: Friedrich August in Madrid (Schausp.); die Lustspiele: Der Fächer (1832); Das laute Geheimniß, Der Ball zu Ellerbrunn (1839); Die Herrin von der Else; Ich bleibe ledig (1840); außerdem bearbeitete er mehrere italienische, französische u. englische Stücke für die deutsche Bühne, gesammelt in: Lustspiele für deutsche Bühnen, Berl. 1824; Vaudevilles, ebd. 1824 f. 2 Bde.; Neue Bühnenspiele, Berl. 1828; Neue Theaterspiele, ebd. 1830; Jucunda, dramatisches Taschenbuch für 1836; Theater, 1839–41, 2 Bde., Theater-Almanach für 1840 etc. Er schr. auch Heinrichs Dichten u. Trachten (Gedichte), 1819, u. Griechenlands Klagen, 1822, u. componirte auch Mehreres. 2) Heinrich, (zur Unterscheidung von seinem älteren Bruder auch Blume genannt), geb. 1790 in Berlin; begann seine Laufbahn als Schauspieler zuerst auf dem Privattheater Urania in Berlin, debutirte 1808 auf dem Hoftheater als Bariton- u. Baßsänger, gastirte auf deutschen Bühnen u. seit 1824 in Petersburg u. London; später, als er seine Stimme verlor, ging er zum Schauspiel über, wurde Regisseur des Berliner Hoftheaters, trat 1850 von der Bühne ab u. st. 1856. 3) Robert, geb. 1807 in Köln, diente hier Anfangs als Meßknabe, wurde nachher Goldschmied, dann Gürtler u. kam zuletzt in eine Laternenfabrik, dessen Besitzer er auf seinen Reisen begleitete u. mit dem er nach Berlin übersiedelte. 1830 kehrte er nach Köln zurück, wurde hier erst Theaterdiener, u. ging 1831 mit Ringelhardt als Theatersecretär u. Hülfskassirer nach Leipzig. 1840 wurde er Mitstifter des Schillervereins; ebenso hatte er Theil an der Leitung des Literatenvereins (s. b.). Der Politik hatte er sich schon 1830 in Köln zugewendet; in Leipzig gab ihm die Opposition des Landtags 1837 Gelegenheit, bes. in der Staatsbürgerzeitung, in deren Sinne zu sprechen. Im Febr. 1845 wurde er Mitbegründer der Deutschkatholischen Gemeinde in Leipzig u. Gemeindevorstand. Bei den Au[904] gustereignissen 1843 in Leipzig wirkte er für Erhaltung der Ruhe. 18.17 gab er seine Stelle am Theater auf u. begründete eine Buchhandlung. 1848 nach den Februarereignissen spielte er eine große Rolle als das Haupt der Demokraten u. gründete den Redeübungsverein u. den Vaterlandsverein; dann ging er nach Frankfurt, wo er Vicepräsident im Vorparlament, dann Mitglied des Fünfzigerausschusses u. von Leipzig zum Mitglied des Parlaments gewählt wurde; er stand hier an der Spitze der Linken. Als der Aufstand im Octbr. 1848 in Wien ausbrach, brachte er mit Fröbel u. zwei Andern eine Beifallsadresse der Nationalversammlung dahin, trat selbst in die akademische Legion u. wurde Hauptmann. Nach der Übergabe Wiens zog er sich am 29. October von seinem Posten zurück, wurde aber am 4. Nov. in seinem Gasthofe gefangen, am 8. Novbr. vor ein Kriegsgericht gestellt u. am 9. Novbr. auf der Brigittenau erschossen. Diese Hinrichtung, als an einem Parlamentsglied vollzogen, brachte bei seiner Partei große Aufregung hervor, u. sein Todestag wurde von derselben 1840 u. 1850 in mehreren Städten durch Trauerfeiern begangen. Er schr. u.a. das Schauspiel; Die Befreiung von Candia, Lpz. 1835; Der Weihnachtsbaum, 1847 etc.; gab mit Herloßsohn u. Marggraff das Tbeaterlexikon, Altenb. 1838 ff., 7 Bde.; mit Steger das politische Taschenbuch Vorwärts (1843–47, 5 Bde.) u. das Staatslexikon für das deutsche Volk, 1847, heraus. 4) Peter Joseph, geb. 1810 zu Geisenheim im Rheingau, widmete sich den theologischen Studien, bekleidete mehrere geistliche Würden nach einander, wurde Pfarrer u. Dekan zu Niederbrechen im nassauischen Amte Limburg u. 1847 Bischof der Diöcese Limburg.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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