Spindelbank

Spindelbank

Spindelbank (engl. Flyer [spr. Fleier], franz. Banc à broches, Spulenmaschine), Vorspinnmaschine, bes. für die Baumwollspinnerei. Das auf ihr erzeugte Vorgespinnst wird auf vertical stehende Spulen aufgewunden, welche auf umlaufende Spindeln aufgesteckt sind, deren jede mit einem Flügel od. Gabel versehen ist zum Einleiten des Fadens. Durch die Drehung der Spindeln erhält das Vorgespinnst eine bleibende Drehung u. wird dann aufgewunden, da die Spule sich schneller od. langsamer dreht als die Spindel; die Wirkung ist ganz dieselbe wie bei dem Trittrade (vgl. darüber Spinnrad b); die Spindeln u. Spulen sind aber viel größer als beim Trittrade u. die Spule steigt längs der Spindel auf u. nieder, damit sich das Gespinnst über ihre ganze Länge gleichmäßig vertheile. Das Zurückbleiben od. Voreilen der Spule kann hier nicht von dem losen Vorgespinnstsaden regulirt werden, sondern die Spulen erhalten eine selbständige Drehung durch die Maschine, u. zwar erzeugt man die nach dem Umfang der Spule, also nach der Menge des schon aufgewickelten Vorgespinnstes veränderliche Geschwindigkeit der Spule durch einen sehr zusammengesetzten Mechanismus, neuerdings meistens durch ein eigenthümliches Räderwerk (Differentialgetriebe, daher Differentialflyer). Das Ausziehen des Vorgespinnstfadens besorgen drei bis vier Paar Streckwalzen, welche eine bis auf das vier- bis achtfache steigende Streckung bewirken. Die Zahl der Spindeln steigt von 24 bis 120 u. noch mehr. Die S. liefert ein Vorgespinnst von beliebiger Feinheit (Nr. 1/4 bis Nr. 30) u. ein besseres als andere Vorspinnmaschinen; je seiner das von der S. gelieferte Vorgespinnst ist, desto mehr Spindeln u. desto kleinere Spulen hat sie. Auch wendet man an der S. zur Übertragung der Bewegung Zahnräder an, welche eine regelmäßigere Übertragung geben als Schnuren. Eine wichtige Verbesserung der S. folgte der Erfindung der Preßflügel an den Spindeln; an den damit versehenen Preßflyern hat der gabelförmige Flügel einen[557] kleinen seitlichen Ansatz (Presser, Preßsinger), welcher durch eine Feder da auf den Umfang der Spule eingedrückt wird, wo der Faden aufläuft; man erlangt dadurch eine größere Haltbarkeit des Vorgespinnstes u. kann zugleich mehr als das doppelte auf eine solche Spule (Preßspüle) aufwickeln, braucht also die Spulen nicht so oft zu wechseln.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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