- Sprengen
Sprengen, 1) etwas nach einer krummen od. gebrochenen Linie arbeiten od. errichten; namentlich 2) einen Bogen sprengen, ihn bauen, vgl. Sprengwerk; 3) ein krummes Stück Holz in der Richtung der krummen Linie auseinander sägen; 4) eine leicht theilbare, bes. eine flüssige Substanz so werfen daß sie sich dabei in kleine Theile theilt u. ausstreut; [599] 5) auf diese Art etwas anfeuchten od. färben; 6) sehr heftig laufen od. laufen machen; 7) ein Wild aus seinem Lager austreiben od. von dem Rudel abbringen; 8) mit Heftigkeit reißen od. brechen machen, bes. durch eine von innen herauswirkende Kraft, z.B. eine Brücke sprengen, indem man einen Bogen durch eine angelegte, Mine zerstört; 9) bes. mit Gewalt öffnen; 10) (Bergb.), so v.w. Schießen 4); 11) das Absprengen von. Theilen runder Glasgefäße; mit dem Schneidediamanten, od. besser durch momentanes Erhitzen der zu trennenden Stellen. Man wendet hierzu verschiedene Mittel an: a) das Sprengeisen (Sprengring); dieses ist ein Eisenstab, dessen beide Enden zu Ringen gebogen sind. Man wählt einen solchen, welcher gerade auf die abzusprengende Stelle z.B. des Kolbenhalses paßt, macht ihn glühend, schiebt ihn auf, nimmt ihn nach etwa 1/2 Minute wieder ab u. berührt die erhitzte Stelle mit einem Wassertropfen od. nassem Holze, worauf das Glas mit Heftigkeit zerspringt; b) die Sprengkohle (s.d.), das sicherste Mittel für nicht zu dickes Glas. Man macht mit einer scharfkantigen Feile einen tiefen Schnitt an einer passenden Stelle des Glases u. berührt diesen mit der an ihrer Spitze glühenden Sprengkohle, wodurch sehr bald ein kleiner Sprung entsteht, welchen man durch langsames Fortführen der Sprengkohle auf dem Glase in der beabsichtigten Richtung nach jedem Punkte leiten kann. Die Richtung des Sprunges zeichnet man sich vor, oft mit dem Diamant; c) man kann auch die abzusprengende Stelle mit einem dicken mit Terpentinöl getränkten Baumwollfaden od. mit einem Schwefelfaden umwickeln, diesen anzünden u. dann, wenn der Sprung nicht von selbst erfolgt, kaltes Wasser aufgießen. Bei sehrdicken Glasstäben (Träger für Elektrisirmaschinen) macht man an der betreffenden Stelle mit einer Feile eine tiefe Furche, legt einen mit Terpentinöl befeuchteten Schwefelfaden hinein, entzündet denselben, dreht den horizontal gehaltenen Glasstab fortwährend um u. gießt sofort nach dem Abbrennen kalte Kochsalzlösung darüber; d) man umbindet die abzusprengende Stelle auf beiden Seiten mit Papier, schlingt in dem gelassenen Zwischenraum einen Bindfaden um das entblößte Glas, zieht denselben im angespannten Zustande so lange hin u. her, bis er durch die starke Reibung erhitzt wird, raucht u. abreißt, u. bewirkt das Abspringen des Glases durch Auftropfen von kaltem Wasser. 12) Einen Schädel sprengen, zu anatomischem Behuf, ihn mit Erbsen füllen u. diese benetzen, durch das Anquellen sprengen sie den Schädel ganz nach der Richtung der Nähte; 13) beim Billardspiel seinen eigenen od. einen andern Ball so heftig gegen die Bande spielen, daß der über dieselbe hinwegspringt, vgl. Billard IV. A); 14) S. einer Festung, s.u. Schleifen 15); 15) die Bank sprengen, die Kasse des Bankhalters im Hazardspiele ganz gewinnen.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.