- Tarok
Tarok (Großtarok), Spiel, welches mit einer Karte von 78 Blättern unter drei Personen gespielt wird. Außerden 52 Blättern der Französischen Karte besteht die Tarokkarte noch aus 4 Kawalls (Buben zu Pferde), XXI Taroks (auf denen die Nummern I bis XXI angegeben u. verschiedene Gegenstände abgebildet sind), u. dem Sküs (welcher durch einen Harlekin bezeichnet ist). Die mit I u. XXI bezeichneten T-s sind Matadore; der erstere wird Pagat genannt. Der Kartengeber setzt Stamm u. gibt, wenn abgehoben ist, den Mitspielern u. sich die Karten zu fünf in fünf Würfen, nimmt die übrigbleibenden drei ebenfalls in sein Spiel u. legt dafür drei Karten weg (scatirt, legt in den Scat), welche jedoch kein König, kein Matadorn. kein T. sein[257] dürfen, den Pagat ausgenommen, der weggelegt werden kann, wenn der Geber weniger als vier T-s hat. Vor dem Ausspielen sagt der Erste, dann der Zweite u. zuletzt der Geber die Honneurs an. Diese Honneurs bestehen: a) in 10 T-s, zu welchen auch der Scüs gerechnet wird, wofür 10 Marken gezahlt werden; jeder T. über die Zahl 10 wird mit 5 Marken bezahlt; b) in Matadors. Der Pagat, der Scüs u. der Einundzwanziger bilden zusammen die drei Matadors u. gewinnen 10 Marken; jeder auf den Einundzwanziger in ununterbrochener Reihe folgende T. wird dann zu den Matadors gezählt u. mit 5 Marken bezahlt. Meist gelten nur die Matadors vom Einundzwanziger abwärts (Matadors von oben), bisweilen werden jedoch auch die vom Pagat aufwärts (Matadors von unten) honorirt; c) in den 4 Königen – 10 Marken; d) in den ganzen Kavallerien, d.h. in König, Dame, Kawall u. Buben von Einer Farbe – 10 Marken; e) in den halben (scüsirten) Kavalierien, welche aus drei Bildern von Einer Farbe u. dem Scüs bestehen – 5 Marken. Wenn die Honneurs angesagt u. bezahlt sind, spielt die Vorhand aus; derjenige, welcher den Stich bekommt, spielt von Neuem aus, u. das Spiel wird auf diese Weise bis zu den letzten Karten fortgesetzt, wobei die T-s u. die Farben bekannt werden müssen; in Ermangelung der letztern muß ein T. darauf gegeben werden. Wer während des Spiels einen König, welchen er in seinem Spiele hatte, desgleichen den Pagat mit einem Stiche hereinzieht, bekommt dafür von den zwei Mitspielenden 5 Marken, muß dagegen eben so viel bezahlen, wenn er sie verliert. Wer einen König od. den Pagat ultimo macht, d.h. ihn mit dem letzten Stiche hereinzieht, bekommt 10 Marken u. zieht die durch die Stämme erwachsene Anzahl Marken, muß aber eben so viel bezahlen, wenn er ihn in dem letzten Stiche verliert. Der Scüs hat für sich keine Geltung; er kann sowohl ausgespielt, als bei jedem Stiche, anstatt eines jeden Blattes, darauf gegeben werden, was sich scüsiren genannt wird. Wenn er ausgespielt wird, so ist die Karte des nach dem Ausspielenden Folgenden die geltende. In beiden Fällen legt ihn der, welcher ihn im Spiele hatte, zu seinen Stichen u. gibt dem, welcher den Stich macht, eine leere Karte dafür. Wenn der den Scüs Habende sich nicht vor den fünf letzten Stichen scüsirt, so wird der Scüs die Beute desjenigen, welcher den Stich bekommt. Wenn alle Stiche gemacht sind, zählt Jeder die in den seinigen befindlichen Augen. Der Pagat, der Scüs, der Einundzwanziger u. die Könige zählen jeder 5, die Damen 4, die Kawalls 3 u. die Buben 2 Augen. Beim Zählen wird jedes Mal ein ganzer, aus drei Blättern bestehender Stich genommen, u. es werden gewöhnlich einer zählenden Karte zwei leere beigegeben. Wenn sich zwei od. drei Zähler in einem Stiche befinden, so wird von dem zweiten u. dritten ein Auge abgerechnet. Drei leere Blätter zählen eins. Da die Gesammtzahl der Augen 75 beträgt, so muß jeder der Spielenden 25 Augen in seinen Stichen haben, u. er gewinnt od. verliert eben so viel Marken, als er deren mehr od. weniger hat. Wenn ein Spieler gar keinen Stich bekommt (sich stichfrei spielt), so erhält er von jedem Mitspieler 25 Marken. In jeder der vier Farben (Coeur, Caro, Pik u. Treff) ist der König die vornehmste Karte, nach ihm folgen die Dame, der Kawall, der Bube u. die leeren Karten nach ihrem Nennwerth. Das As wird zu den leeren Karten gezählt. In den schwarzen Farben überstechen die höhern leeren Karten die niedern, in den rothen die niedern die höhern.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.