- Vichy [1]
Vichy (spr. Wischi), Stadt im Arrondissement Palisse des französischen Departements Allier, am rechten Ufer des Allier, eine Meile südlich von St. Germain, einem Knotenpunkt der Paris-Lyoner Eisenbahn, in einem milden, gesunden Thale, am Fuße des vulkanischen Auvergnegebirges; eines der besuchtesten u. vornehmsten Modebäder Frankreichs, zerfällt in die alte finstere Stadt, das eigentliche V. u. das durch prachtvolle Parkanlagen u. Promenaden davon getrennte Quartier neuf od. V. les Bains. Von den sieben Hauptquellen haben La Grande Grille (Gitterquelle) 31,35° R., Le Petit Puits Carré 31,41° R., Le Grand Puits Carré 35,91° R. Temperatur u. sind von großen, mit aller Eleganz ausgestatteten Etablissements umgeben; die vier anderen haben 15° bis 28° R. Von ihnen ist die Fontaine des Célestins od. du Rocher (15,8° R.) die entfernteste, aber deshalb von den Brunnentrinkern am meisten besuchte. Das Wasser enthält Chlornatrium, doppelt kohlensaures Natron u. kohlensaure Magnesia, wird zum Baden, Trinken u. Douchen benutzt, u. gegen erhöhte Venosität, Hämorrhoidalleiden, Verdauungsbeschwerden, Rheumatismen, Katarrhe, Blasenleiden, Skropheln, Bleichsucht, Milzleiden etc. empfohlen. Die Bäder waren schon im Alterthum unter dem Namen Aquae calidae bekannt u. lagen im Gebiet der Arverner im Aquitanischen Gallien; es sind noch Überreste von altrömischen marmornen Badebecken vorhanden u. auch noch in neuerer Zeit römische Münzen gefunden worden. Der große Ruf der Bäder stammt jedoch erst aus dem 19. Jahrh. u. das bereits 1784 von den Tanten Ludwig's XVI. begonnene Etablissement thermal wurde erst 1829 vollendet. Die Stadt hat Leinenindustrie u. 1800 Ew. Vgl. Longchamps, Analyse des eaux minérales de V., Par. 1825; Beaulieu, Notice sur la ville et les antiquités de V., ebd. 1847.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.