- Wesley
Wesley (spr. Uësli), 1) Samuel, stammte aus einer nonconformistischen Predigerfamilie u. wurde auch in den kirchlichen Grundsätzen seiner Vorfahren erzogen, trat aber zur Hochkirche über u. wurde 1693 Pfarrer zu Epworth in Lincolnshire, wo er 1735 starb; er war ein fruchtbarer Dichter, u. namentlich machte seine Messiade seiner Zeit Aufsehen. 2) John, zweiter Sohn des Vor., geb. 17. Juni (a. St.) 1703 in Epworth, studirte seit 1720 in Oxford, erhielt 1725 die Diakonenweihe u. wurde 1726 Fellow in Lincoln College u. im Herbst desselben Jahres Lector des Griechischen. 1729 gründete er mit seinem Bruder Charles (geb. 18. Dec. 1708) u. seinen Freunden Morgan u. Linkman einen Verein zu regelmäßig ascetischem Leben, womit sie Besuche bei Gefangenen, Kranken u. Armen, sowie Unterricht verwahrloster Kinder verbanden. Dieser Verein erweiterte sich bald, u. die Mitglieder erhielten wegen ihres regulirten Lebens den Namen Methodisten (s.d.). 1735 gingen die Brüder nach der neuen Colonie in Georgia in Nordamerika, John als Missionar unter den Indianern, Charles als Prediger in der Colonie; da indeß die Indianerhäuptlinge in Krieg mit einander waren. so blieb John als Prediger in Savannah u. gründete dort eine Methodistengemeinde. Seine Strenge zog ihm einen Proceß zu, weshalb er im Anfang des Jahres 1738 nach England zurückkehrte, wohin ihm sein Bruder Charles schon das Jahr vorher vorangegangen war. Er gründete im Mai 1738 eine Gemeinde in Fetterlane zu London nach Herrnhutschen Grundsätzen u. besuchte in diesem Jahre auch selbst Herrnhut, wo ihm aber noch nicht genug auf Fasten u. andere fromme Übungen gehalten zu werden schien. Er predigte nach seiner Rückkehr nach England den strengsten Methodismus, weshalb ihm die Kirchen der Staatskirche verschlossen wurden, u. als ihm auch das Predigen im Freien verboten wurde, so gründete er am 12. Mai die methodistische Kapelle in Bristol, setzte seine Feldpredigten fort u. stiftete neue Gesellschaften. 1739 verband sich auch Whitefield mit ihm. Aber wegen antinomistischer u. quietistischer Irrthümer, welche durch die Herrnhuter in die Gemeinde gekommen waren, trennte er sich 1740 von den Herrnhutern in Fetterlane u. gründete am 23. Juli die United Society in der Foundry. 1741 trennte sich W. auch von Whitefield, welcher der streng calvinischen Prädestinationslehre anhing, welche W. verwarf, u. verbreitete nun seinen Methodismus (Wesleyanismus) in Cornwall, Schottland, Irland, stiftete 1748 ein Seminar in Kingswood als Bildungsanstalt für methodistische Prediger u. verfaßte 28. Febr. 1784 die Deed of declaration (Erklärungsurkunde), die Constitution des Wesleyanschen Methodismus. Da W. u. seine Gemeinde dadurch in eine starke Spannung mit der Hochkirche kamen u. sich auch nicht als Dissenters erklären wollten, zog sich Charles W. von der Gemeinde zurück (u. st. 29. März 1788); John aber fuhr fort als Reiseprediger zu wirken u. st. 2. März 1791. Seine Works sind Bristol 1771–74, 32 Bde. u.ö. herausgekommen, sie enthalten namentlich Predigten, sein Tagebuch (von 1735–1790), Broschüren dogmatischen u. polemischen, praktischen u. erbaulichen Inhalts; ferner bearbeitete er viele fremde Schriften für die Volkslectüre, gab die Christliche Bibliothek, 50 Bde, u. das Arminianische Magazin, so wie mit seinem Bruder Charles verschiedene Sammlungen Gedichte u. religiöse Lieder heraus. Vgl. Hampson, Leben John W-s, deutsch von Niemeyer, Halle 1793; H. Moore, The life of J. W., Lond. 1824, 2 Bde.; Southey, The life of J. W., ebd. 1820 (deutsch von Krummacher, Hamb. 1828); R. Watson, Observations on Southeys life of W., Lond. 4. A. 1833; von Eckenstein u. Bonnet, Das Leben J. W-s, Frankf. 1839; Is. Taylor, W. and Methodism, 1851.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.